Masabumi Kikuchi

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  • #9693499  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    das Album mit Henderson Kikuchi Hino lief hier die Tage auch noch ein paar Mal und ist dabei endlich auf den ursprünglich erhofften Level gewachsen, vor allem die Ballade hinten… wobei es schon leicht irritiert, dass Henderson auf so vielen Alben, auch Sideman-Alben, der Star ist – und hier irgendwie nicht so richtig… dass Kosuke Mine der Wechsel von Sopran nach Alt gut steht, find ich auch – er ist zwar nicht auf der Lower Eastside großgeworden… aber keiner hat Jackie McLeans Intonationstricks so verinnerlicht und auf die Spitze getrieben wie er. Auf dem Sopran ist mir das zum Teil etwas heftig… auf neueren Fotos sieht man Mine ja auch gerne mal mit einem Tenor – scheint mir keine schlechte Idee… seine frühen Alben (eines mit Masabumi Kikuchi) sind auch so ein Projekt…

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    #9693501  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

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    ein Schritt weiter, hier läuft jetzt „First“ von Kosuke Mine… irritierenderweise fast zeitgleich mit seinem anderen Debüt „Mine“ 1970 auf den Markt gebracht (beide mit grandiosen Covers, übrigens), „Second Album“ von 1973 ist das dritte Album… Mine hat hier den besten japanischen Pianisten an seiner Seite (Masabumi Kikuchi) und dazu das Rhythmusteam, das gerade mit Thelonious Monk in Japan war (Larry Ridley und Larry McBrowne). Aus verschiedenen Gründen ist heute nun wirklich nicht mein Tag, weswegen ich auch im dritten Durchgang nicht so viel mitnehme, wie ich gerne würde, aber… was stark auffällt, ist, dass Mine hier tatsächlich, die führende Stimme ist, das mag daran liegen, dass Altsaxophon ihm eher liegt als das Sopran, das er auf Kikuchis Fusion Alben spielen musste… mag auch daran liegen, dass Hard Bop letztlich eher seine Welt ist als Fusion – das Album ist deutlich konservativer als die zeitgleichen Alben unter Kikuchis Namen…

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    #9693503  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,716

    redbeansandrice

    bei mir lief die auch zuletzt mehrfach. ich muss gestehen, dass ich bei redbeans‘ jackie-mclean-vergleich oben fast vom stuhl gefallen wäre, aber ich kann das mehr und mehr nachvollziehen. mit der einschränkung, dass bei mine all das fehlt, was ich an mclean liebe: die so absichtsvolle verfehlten geraden töne, die energie, der wechsel zwischen fluss und pause (von allem hat mine was in seinem repertoire, aber es ist doch nachdenklicher, farbloser auch, weniger existentiell). was auch stimmt, ist, dass er sich nur zwischen hardbop und karrieremitte-coltrane wohlzufühlen scheint – bezeichnenderweise spielt er ja auf der freien ballade auf dem henderson-album gar kein solo (oder es ist rausgeschnitten, es klingt aber nicht so).

    mit der monk-rhythmusmaschine und dem „besten japanischen pianisten“ (wirklich? ich glaube, zu dem zeitpunkt wäre das dann doch eher satoh für mich) ist das hier aber eine wirklich tighte band, und wie schon über „so what“ beim henderson-konzert hat mine auf dem alt auch wirklich frische ideen zu sowas wie „straight no chaser“. aber bei mir ist es eher die freude über einen stimmigen gesamtsound, die dieses album bietet, weniger einzelne momente, wo ich wirklich zwingend hinhören muss (auch nicht bei kikuchi)

    ein etwas anderes kaliber ist das hier von 1974:

    dieses coltrane-quartett (haha) besteht neben mine und kikuchi aus tsutomu okada (b) und motohiko hino (dm) – und mine wechselt hier schon komplett auf tenor. auch hier hat er eine stimme, die zwar dramaturgisch richtung coltrane und von der intonation her richtung henderson geht, aber das stimmt auch nur so zu einem sechstel. seine kompositionen sind dicht und kompliziert, dann läuft aber alles über tyner-gedenk-kraftakkorde ziemlich modal weiter und hine steigert sich zu schönen kreischigen höhepunkten. bei kikuchi passt das alles wohl gerade, denn das ist ja die zeit, wo er viel mit elvin jones spielt (den hino wirklich verblüffend gut hinbekommt).
    was dieses album aber auch bietet, ist die wohl schönste der vielen version von „little abi“, nur mine und kikuchi im duo, was vor allem den pianisten sehr zu befreien scheint. man hört hier wirklich der genese eines sehr persönlichen stils zu, von dem über diese ganze – in sich völlig stimmige – japanische diskografie von kikuchi immer wieder nur etwas aufscheint.

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    #9693505  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

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    Ok, Out of Chaos muss dann auch mal demnächst sein… ein Stückchen weiter bin ich, hier kamen die Tage Eastward, Poesy und Re-Configuration an… Poesy läuft grad zum zweiten Mal, ein bißchen vertrackt und dadurch nicht so leicht zu hören, aber es gefällt. Eastward ist für mich vielleicht die erste ansatzweise Enttäuschung – zumindest find ich es fällt ziemlich klar gegen die anderen Kikuchi/Peacock Alben ab, und ist ein bißchen zu sehr generisches Klaviertrio in der Tyner Tradition…

    in diesem Zusammenhang ist Re-Configuration interessan. Es ist fast zeitgleich entstanden wie Eastward (Anfang 1970), offenbar Kikuchis erstes echtes Leaderalbum. Die Band mit Mine, den zwei Keyboardern und den zwei Schlagzeugern ist hier schon versammelt, aber der Bezugspunkt ist noch viel klarer Coltrane als Miles Davis… in den nächsten Monaten, bei Poo-Sun und In Concert, sollte sich das dann ja ändern… die Orgel ist noch nicht da, Mine spielt noch ausschliesslich Altsaxophon und steht auch noch sehr viel mehr im Vordergrund als später im Jahr, wo er mit wechselndem Erfolg dezentes Sopransax über verzahnte Keyboardflächen (oder so) legen sollte… hier spielt er noch die progressiven Hardbopsoli, die er für meine Begriffe sehr gut kann. die Musik ist auch noch deutlich „freier“ als (vor allem) auf Poo-Sun… muss noch einsickern, aber es jedenfalls noch einmal eine echte Bereicherung über In Concert und Poo-Sun hinaus…

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    #9693507  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    (Nur ein Zwischenruf: bin kurz davor, mir auch mal endlich was von den greifbaren Kikuchi-Reissues zu ordern … diese Mine-Alben gibt es aber nur auf Blogs oder im Stream?)

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #9693509  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    First gibt es in der Tat nicht richtig, von Out of Chaos gibt es CDs, allerdings zB nicht bei CDJapan (könnt sein, dass amazon.de einen Rest hat…?)… ein paar andere Mine Alben (ohne Kikuchi aber auch aus der Zeit) sind leicht erhältlich… der Name wird übrigens wechselnd Kosuke Mine oder Kohsuke Mine geschrieben…

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    #9693511  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    danke – die beiden Schreibweisen hatte ich schon mitgekriegt aber noch nicht so richtig gesucht …

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    #9693513  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

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    redbeansandriceOk, Out of Chaos muss dann auch mal demnächst sein… ein Stückchen weiter bin ich, hier kamen die Tage Eastward, Poesy und Re-Configuration an… Poesy läuft grad zum zweiten Mal, ein bißchen vertrackt und dadurch nicht so leicht zu hören, aber es gefällt. Eastward ist für mich vielleicht die erste ansatzweise Enttäuschung – zumindest find ich es fällt ziemlich klar gegen die anderen Kikuchi/Peacock Alben ab, und ist ein bißchen zu sehr generisches Klaviertrio in der Tyner Tradition…

    ich höre da ja eher evans – aber wie gesagt, für mich bleibt unter den frühen alben mit peacock nur POESY eine enttäuschung, EASTWARD finde ich ganz toll & immer toller. RE-CONFIGURATION habe ich auch schon gehört, gefällt mir auch ganz gut, aber da muss ich noch mal ran.

    bei mir läuft immer wieder das hier – einzelnes darau (vor allem „my funny valentine“) ist wirklich unfassbar toll:

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    #9693515  | PERMALINK

    soulpope
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    vorgartenich höre da ja eher evans – aber wie gesagt, für mich bleibt unter den frühen alben mit peacock nur POESY eine enttäuschung, EASTWARD finde ich ganz toll & immer toller. RE-CONFIGURATION habe ich auch schon gehört, gefällt mir auch ganz gut, aber da muss ich noch mal ran.

    bei mir läuft immer wieder das hier – einzelnes darau (vor allem „my funny valentine“) ist wirklich unfassbar toll:

    a scheene Gschicht ….

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      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #9693517  | PERMALINK

    vorgarten

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    ich drehe meine vorerst letzte runde durch kikuchis japanische diskografie (blöderweise fehlen mir vor allem watanabes PAYSAGES und das erste album des kikuchi-hino-quintets, um mein bild wirklich abzurunden).

    dieses von redbeans oben empfohlene album ist wirklich sehr schön und seine beschreibung trifft es ziemlich genau. ich höre ein bisschen mehr miles-2nd-quintet als coltrane, vor allem durch viele corea/hancock-referenzen in kikuchis sehr entspanntem, befreitem spiel. sehr schön ist der wechsel der beiden kikuchi-brüder zwsichen e-piano und akustischem klavier, wenn der eine spielt, schweigt der andere (und dadurch gibt es eine nicht unbeträchtliche schankung zwischen den kanälen). mine ist in der tat sehr in seinem element und auch der wechsel zwischen eher warmen und kälteren sounds (der bassist wechselt innerhalb eines stücks auch mal von e- zu a-bass) ist sehr interessant.

    die ist auch aus 1970, aber mit einer völlig anderen band, deren musiker sonst nirgends in der kikuchi-diskografie auftauchen – keine ahnung, wie es zu dieser session kam (später wurde das ganze nochmal mit anderem cover unter kikuchis leaderschaft neu aufgelegt). die besetzung ist trompete (tetsuo fushimi), tenor sax (akio nishimura – ziemlich toll), alto sax (hideyuki kikuchi…?), klavier, bass (hironori takiya) und drums (takahiro suzuki). und das schräge daran ist: die sind alle super. interessanterweise fängt das album mit coreas „matrix“ an und geht dann über „little abi“ in „on green dolphin street“ über, dann kommt ein watanabe-stück (mit straightem groove, auf dem kikuchi cembalo spielt) und schließlich der „orfeu negro“ – also eigentlich ein quintessenz-programm des frühen kikuchi.

    das bleibt alles recht brav, hat aber feuer und ist in sich völlig stimmig. die rhythm section ist ziemlich wach und durchaus aggressiv, es gibt irgendwie keinen eindruck von japanischem jazz-imitat, sondern wirkt, als sei das ein band, die schon 10 jahre zusammen sachen entwickelt. merkwürdig.

    ein soundtrack zu einem 1972er spielfilm, eingespielt von kikuchis fusion-sextett (heißt: der bruder spielt orgel, mine sopransax). laut dieser beschreibung handelt es sich bei dem film um einen auto-thriller (die detroit-konkurrenz war ja damals von japan schon halb überrollt) mit hypnotischer tonebene:

    Hairpin Circus is sparse on plot and dialogue, but heavy on car action. Lengthy car races and chases make up the bulk of the film’s 84-minute running time, while a Masaaki Kikuchi jazz score vies for aural dominance with an unrelenting chorus of revving engines.

    soundtrackspezifisch gruppiert sich die musik um ein thema (das zawinuleske „circus“), verwertet anderes material der band, hat aber auch ein paar schrägheiten (das tolle kurze „for travellers“, das eine kurze improvisation der band auf halber geschwindigkeit abspult). letztlich nicht wirklich neues im rahmen des ziemlich gut dokumentierten outputs der band. den film würde ich trotzdem gerne mal sehen.

    eine synthese anderer art, live, von 1973. das (rein akustische) sextet, das hier aus nur einem drummer besteht, dafür aber mit zweitem saxofonisten/flötisten (hideo miyata) aufwartet, fängt mit einem epischen coltrane-modal-stück an, geht dann über in eine reie rubato-version des titelstücks aus SILVER WORLD (das ja „auf japanisch“ „gin-kai“ heißt), um auf der zweiten seite mit großartigem high energy weiterzumachen (super solo von murakami auf einem ostinato von kikuchi). dann kommt eine ballade im stil von „little abi“, schließlich noch der „green dance“, dessen vamp immer wieder durch postbop-erweiterungen aus dem ruder läuf. END FOR THE BEGINNING kann man wörtlich nehmen – von hier geht es zurück in die USA, um das mitgebrachte fusion-know-how zur quelle zurückzutragen. unter anderem.

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    #9693519  | PERMALINK

    soulpope
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    War jetzt zu träge um zu überprüfen ob ihr dieses Album hier schon „in der Arbeit“ hattet, aber Ende Februar 2016 erscheint in Japan eine Reissue von „Concerto“ Togashi+Kikuchi Duo – eine Aufnahme aus 1991 – auf Crown Records Japan (Do-Cd) ….

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      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #9693521  | PERMALINK

    vorgarten

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    vielen dank für den hinweis – diese aufnahme war tatsächlich bisher nirgends zu finden. und auf die duo-version von „misterioso“ freue ich mich sehr.

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    #9693523  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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    vorgartenvielen dank für den hinweis – diese aufnahme war tatsächlich bisher nirgends zu finden. und auf die duo-version von „misterioso“ freue ich mich sehr.

    Gern geschehen ….

    --

      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #9693525  | PERMALINK

    vorgarten

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    sprung in die 80er. kikuchi hat das hexengebräu der miles-davis-bands 1969/70 in ein hochtechnifiziertes tokyoter studio verlängert. liebman, grossman, airto, sogar sam morrison sind dabei. polyrhythmen, viele gitarren. aber eben auch neue synthesizer-sounds und eine kristalline kälte in der atmosphäre. alles wirkt wie ein früher bill-laswell-remix.

    angeblich hat kikuchi ein bild von miles an die studiowand getackert und wollte eine seance abhalten. die große farbigkeit der klänge hat er vielleicht von gil evans gelernt. aber es gab 1980 eben auch schon farbdrucker.

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    #9693527  | PERMALINK

    vorgarten

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    hier das vorgänger-miles-album von 1978, als kikuchi auch direktkontakt hatte und kein foto aufhängen musste. neben liebman und grossman sind hier auch al foster, mtume und reggie lucas dabei, der milesrock schimmert erst nach einigen minuten japanischer folklore hindurch, dann aber so richtig. viel wärmer, manchmal fast ein bisschen frech abgekupfert (oder „weitergetragen“), die mimikry von terumasa hino ist schwer zu ertragen (obwohl virtuos realisiert). ein abwechslungsreiches album, weniger exzessiv, dafür bis ins letzte durchkonzeptioniert. man hört den hausaufgaben beim gemachtwerden zu.

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