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ich drehe meine vorerst letzte runde durch kikuchis japanische diskografie (blöderweise fehlen mir vor allem watanabes PAYSAGES und das erste album des kikuchi-hino-quintets, um mein bild wirklich abzurunden).
dieses von redbeans oben empfohlene album ist wirklich sehr schön und seine beschreibung trifft es ziemlich genau. ich höre ein bisschen mehr miles-2nd-quintet als coltrane, vor allem durch viele corea/hancock-referenzen in kikuchis sehr entspanntem, befreitem spiel. sehr schön ist der wechsel der beiden kikuchi-brüder zwsichen e-piano und akustischem klavier, wenn der eine spielt, schweigt der andere (und dadurch gibt es eine nicht unbeträchtliche schankung zwischen den kanälen). mine ist in der tat sehr in seinem element und auch der wechsel zwischen eher warmen und kälteren sounds (der bassist wechselt innerhalb eines stücks auch mal von e- zu a-bass) ist sehr interessant.
die ist auch aus 1970, aber mit einer völlig anderen band, deren musiker sonst nirgends in der kikuchi-diskografie auftauchen – keine ahnung, wie es zu dieser session kam (später wurde das ganze nochmal mit anderem cover unter kikuchis leaderschaft neu aufgelegt). die besetzung ist trompete (tetsuo fushimi), tenor sax (akio nishimura – ziemlich toll), alto sax (hideyuki kikuchi…?), klavier, bass (hironori takiya) und drums (takahiro suzuki). und das schräge daran ist: die sind alle super. interessanterweise fängt das album mit coreas „matrix“ an und geht dann über „little abi“ in „on green dolphin street“ über, dann kommt ein watanabe-stück (mit straightem groove, auf dem kikuchi cembalo spielt) und schließlich der „orfeu negro“ – also eigentlich ein quintessenz-programm des frühen kikuchi.
das bleibt alles recht brav, hat aber feuer und ist in sich völlig stimmig. die rhythm section ist ziemlich wach und durchaus aggressiv, es gibt irgendwie keinen eindruck von japanischem jazz-imitat, sondern wirkt, als sei das ein band, die schon 10 jahre zusammen sachen entwickelt. merkwürdig.
ein soundtrack zu einem 1972er spielfilm, eingespielt von kikuchis fusion-sextett (heißt: der bruder spielt orgel, mine sopransax). laut dieser beschreibung handelt es sich bei dem film um einen auto-thriller (die detroit-konkurrenz war ja damals von japan schon halb überrollt) mit hypnotischer tonebene:
Hairpin Circus is sparse on plot and dialogue, but heavy on car action. Lengthy car races and chases make up the bulk of the film’s 84-minute running time, while a Masaaki Kikuchi jazz score vies for aural dominance with an unrelenting chorus of revving engines.
soundtrackspezifisch gruppiert sich die musik um ein thema (das zawinuleske „circus“), verwertet anderes material der band, hat aber auch ein paar schrägheiten (das tolle kurze „for travellers“, das eine kurze improvisation der band auf halber geschwindigkeit abspult). letztlich nicht wirklich neues im rahmen des ziemlich gut dokumentierten outputs der band. den film würde ich trotzdem gerne mal sehen.
eine synthese anderer art, live, von 1973. das (rein akustische) sextet, das hier aus nur einem drummer besteht, dafür aber mit zweitem saxofonisten/flötisten (hideo miyata) aufwartet, fängt mit einem epischen coltrane-modal-stück an, geht dann über in eine reie rubato-version des titelstücks aus SILVER WORLD (das ja „auf japanisch“ „gin-kai“ heißt), um auf der zweiten seite mit großartigem high energy weiterzumachen (super solo von murakami auf einem ostinato von kikuchi). dann kommt eine ballade im stil von „little abi“, schließlich noch der „green dance“, dessen vamp immer wieder durch postbop-erweiterungen aus dem ruder läuf. END FOR THE BEGINNING kann man wörtlich nehmen – von hier geht es zurück in die USA, um das mitgebrachte fusion-know-how zur quelle zurückzutragen. unter anderem.
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