Lightning Seeds – Four Winds

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  • #7125181  | PERMALINK

    themagneticfield

    Registriert seit: 25.04.2003

    Beiträge: 34,031

    Warum hast du denn kein gutes Lightning Seeds Album aufgelegt und geschwelgt?

    --

    "Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!
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    #7125183  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,074

    Dennis BlandfordWarum sollte diese Art von Musik heute überhaupt nicht mehr funktionieren?

    Weil „Cool Britannia“ inzwischen „Bankrupt Britannia“ ist. Das Land steckt in einer so tiefen Krise, dass der „winter of discontent“ im Vergleich relativ banal erscheint. Neben der Wirtschaft, deren Boom mehr als anderswo auf Sand gebaut war, befindet sich auch das politische System in einer tiefen, vielleicht sogar existentiellen Krise. Mit der Abwahl von Labour bei den nächsten Unterhauswahlen werden die modernisierten Tories die Regierung übernehmen und eine konservative Periode der britischen Geschichte einleiten, deren genaue Gestalt sich momentan kaum absehen lässt.

    Passenderweise befindet sich die britische Popmusik gleichsam in einer künstlerischen und finanziellen Krise. Nachdem das UK bis vor wenigen Monaten als die Insel der Glückseligen gelten konnte, sind inzwischen dort auch neue Zeiten angebrochen, die dazu führen werden, dass die gesamte Musikwirtschaft sich neu ordnen wird.

    Künstlerisch kommt aus dem UK im Augenblick hauptsächlich rückwärtsgewandter Folk-Pop, den ich als Zeichen der Selbstsuche und Selbstbesinnung interpretiere sowie die letzten Ausläufer des Britpops der 1990er, die freilich nichts weiter als eine künstlerische Bankrotterklärung der dortigen Popmusik darstellen. Es zeigt sich, dass die großen Künstler der 1990er (Ausnahme: Portishead), aber auch die hoffnungsvollen Talente aus der 1. Hälfte der Noughties zum gegenwärtigen Stand des Landes nichts wesentliches mehr zu sagen haben (und damit meine ich nicht explizit politische Musik – „Morning Glory“ war auch nicht politisch und dennoch Aussdruck des damaligen Lebengefühls).

    Die allgemeine Sprachlosigkeit ist irgendwie verständlich, aber doch bedauerlich. Woher neue Impulse kommen werden, um die britische Musikszene wieder zu beleben und aus den Sackgassen der Gegenwart herauszuführen, ist meiner Ansicht nach vollkommen unklar.

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #7125185  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Dennis BlandfordHatte zufällig diese Tage Jollification aufgelegt u. seelig in den Nineties geschwooft. Warum sollte diese Art von Musik heute überhaupt nicht mehr funktionieren?

    Die Frage hast du doch schon selbst beantwortet. Ein 90er-Album aufzulegen, um in den 90ern zu schwoofen ist ne tolle Sache. Ein 2009er Album aufzulegen um in den 90ern zu schwoofen ist Schwachsinn. Nun mag es für den senilen Neil Young Fan ein Zeichen von Qualität sein, wenn der Mann wie immer klingt – ich hoffe immer, dass Musiker sich entwickeln (von mir aus auch manchmal rückwärts und sicher nicht immer zum Guten, Hauptsache es tut sich was).

    In diesem Album gibts pro Song so viele Plattitüden, daraus würde Dieter Bohlen zwei ganze Alben machen – und das spricht jetzt nicht für Brodie. Der Mann hat hier leider nix zu sagen, garnix. Das verpackt er mit Standard-90er Reminiszenzen aus dem eigenen Kleisterfundus und lässt dazu wohl die Coral-Musiker coutnryeske Klänge produzieren – doch leider hat eine Pedal Steel (oder was das auch immer ist) bislang fast jeden Pop-Song ruiniert. Als Ergebnis haben wir dann irgendwas, was sich wie das neue Shania Twain Album im 90er-London-Look anhört…

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    #7125187  | PERMALINK

    dennis-blandford
    Jaggerized

    Registriert seit: 12.07.2006

    Beiträge: 12,381

    TheMagneticFieldWarum hast du denn kein gutes Lightning Seeds Album aufgelegt und geschwelgt?

    Es war Zufall, magnetic. Ich hatte festgestellt, dass ich außer den beiden Riesenhits von der Platte nichts mehr im Gedächtnis behalten hatte. Außerdem fand ich die Riesenerdbeere ziemlich yummy!

    nail75Weil „Cool Britannia“ inzwischen „Bankrupt Britannia“ ist. Das Land steckt in einer so tiefen Krise, dass der „winter of discontent“ im Vergleich relativ banal erscheint. Neben der Wirtschaft, deren Boom mehr als anderswo auf Sand gebaut war, befindet sich auch das politische System in einer tiefen, vielleicht sogar existentiellen Krise. Mit der Abwahl von Labour bei den nächsten Unterhauswahlen werden die modernisierten Tories die Regierung übernehmen und eine konservative Periode der britischen Geschichte einleiten, deren genaue Gestalt sich momentan kaum absehen lässt.

    Passenderweise befindet sich die britische Popmusik gleichsam in einer künstlerischen und finanziellen Krise. Nachdem das UK bis vor wenigen Monaten als die Insel der Glückseligen gelten konnte, sind inzwischen dort auch neue Zeiten angebrochen, die dazu führen werden, dass die gesamte Musikwirtschaft sich neu ordnen wird.

    Künstlerisch kommt aus dem UK im Augenblick hauptsächlich rückwärtsgewandter Folk-Pop, den ich als Zeichen der Selbstsuche und Selbstbesinnung interpretiere sowie die letzten Ausläufer des Britpops der 1990er, die freilich nichts weiter als eine künstlerische Bankrotterklärung der dortigen Popmusik darstellen. Es zeigt sich, dass die großen Künstler der 1990er (Ausnahme: Portishead), aber auch die hoffnungsvollen Talente aus der 1. Hälfte der Noughties zum gegenwärtigen Stand des Landes nichts wesentliches mehr zu sagen haben (und damit meine ich nicht explizit politische Musik – „Morning Glory“ war auch nicht politisch und dennoch Aussdruck des damaligen Lebengefühls).

    Die allgemeine Sprachlosigkeit ist irgendwie verständlich, aber doch bedauerlich. Woher neue Impulse kommen werden, um die britische Musikszene wieder zu beleben und aus den Sackgassen der Gegenwart herauszuführen, ist meiner Ansicht nach vollkommen unklar.

    Nun lesen sich deine kultur- u. sozialkritischen Zeilen gewiss wie en Status Quo zu Großbritannien in einer aktuellen FAZ Ausgabe, bei welcher der Redakteur mal so richtig aufzeigt wo BG momentan steht.
    Wenn ich dich recht verstehe (auch in anderen Beiträgen) muss man sich als Künstler ständig neu erfinden um evident zu sein.
    Stil als Konstante scheint bei dir ein no-go! Also müsstest du die aktuelle U2 Single hassen, da sie schamlos ihre eigene Frühphase zitieren. Allerdings habe ich deine Maxime diesbezüglich nicht zu kritisieren. Jedoch solltest du andere, die im Vorfeld in defence of Ian Broudie schreiben nicht gleich mit der Riesenkeule (England ist am Ende) drohen. Populärmusik ist u. bleibt für mich ein alltäglicher Begleiter, den ich mal oberflächlich, mal tief u. mal abseitig genießen will. Broudie stand für mich den Neunzigern für Zuckerwattepop (der song „Sugar coated iceberg“ auf der Höhe des Erfolgs 1996 drückt das sehr schön aus) mit Chorknabenstimme; in wohl dosierten Dosen genossen, eine feine Sache. Ich erinnere mich an eine Sendung von Jamie Oliver, in den späten Neunzigern, als er mit einen paar kids einen Tag am Pier von Brighton verbringt, es ist gerade Jahrmarkt, die Kinder freuen sich u. im Hintergrund läuft „Life of Riley“. Das ist positiv u. den Moment genießend. Ich bin Nostalgiker in solchen Sachen.
    The Coral trafen mit dem letzten Album genau meinen Nerv. Mag sein, dass diese definitiv anachronistisch verläuft, ich hatte jedoch die Gelegenheit derweil in die Platte komplett reinzuhören u. muss sagen, dass die Rooots (& Echoes) von The Coral ganz famos mit dem Popmacher Broudie funktionieren.
    Mehr will ich dazu gar nicht feststellen.

    @ John Biel: deine Meinung ist natürlich zu akzeptieren. So schlecht wie du die gesamte Platte darstellst kam sie bei meinem Kurzeindruck in keiner Weise rüber. The Coral sind hier mächtig präsent u. fast klingt es hier u. da nach dem legitimen Nachfolger von „Roots & Echoes“. Mir gefällt so etwas.

    --

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    #7125189  | PERMALINK

    themagneticfield

    Registriert seit: 25.04.2003

    Beiträge: 34,031

    OT

    The Lighning Seeds sind für mich auch ein perfektes Beispiel für meine persönliche Veränderung in Bezug auf Musik und Erwartungshaltung, bezogen auf die Prä-Internet-Ära und heute. Zum Debut-Album „Cloudcucooland“ gab es damals einen euphorischen Bericht/ein euphorisches Interview in der Tempo. Gott was waren wir verrückt darauf diese perfekte Popmusik endlich zu hören. Diese Vorfreude in diesem Maße gibt es – zumindest bei mir – heute nicht mehr. Diese euphorischen Berichte übrigens auch seltenst.

    Keine Angst, mir was gerade nur mal nach „Früher war alles besser“,;-)

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    #7125191  | PERMALINK

    dennis-blandford
    Jaggerized

    Registriert seit: 12.07.2006

    Beiträge: 12,381

    TheMagneticFieldOT

    The Lighning Seeds sind für mich auch ein perfektes Beispiel für meine persönliche Veränderung in Bezug auf Musik und Erwartungshaltung, bezogen auf die Prä-Internet-Ära und heute. Zum Debut-Album „Cloudcucooland“ gab es damals einen euphorischen Bericht/ein euphorisches Interview in der Tempo. Gott was waren wir verrückt darauf diese perfekte Popmusik endlich zu hören. Diese Vorfreude in diesem Maße gibt es – zumindest bei mir – heute nicht mehr. Diese euphorischen Berichte übrigens auch seltenst.

    Keine Angst, mir was gerade nur mal nach „Früher war alles besser“,;-)

    Kann ich voll nachvollziehen u. unterschreibe falls du eine Petition für „Ich war mal auf der Suche nach dem perfekten Popsong – das Internet hat mein Leben ruiniert“ ins Leben rufen solltest. ;-)

    --

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    #7125193  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Dennis BlandfordThe Coral sind hier mächtig präsent u. fast klingt es hier u. da nach dem legitimen Nachfolger von „Roots & Echoes“. Mir gefällt so etwas.

    ich fand Roots&Echoes unglaublich scheisse, die konnt ich gar nicht so schnell verkaufen, wie ich sie loswerden wollte…

    --

    #7125195  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    John Billich fand Roots&Echoes unglaublich scheisse, die konnt ich gar nicht so schnell verkaufen, wie ich sie loswerden wollte…

    Das spricht für die Lightning Seeds, was ich bislang gehört habe, gefällt mir sehr gut.

    --

    #7125197  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,074

    @Dennis: Ich habe über Deine Zeilen nachgedacht. Künstler müssen sich vielleicht nicht unbedingt neu erfinden, um relevant zu bleiben, aber sie sollten auch nicht ein einmal gefundenes Muster bis ans Ende aller Tage fortführen. Damit meine ich aber nicht, dass ein Künstler seinen Stil so verändern sollte, dass er nicht mehr als Person erkenntlich ist. Das ist aber eine schwierige Frage und ich habe noch keine ganz schlüssige Antwort vorzuweisen.

    Mir ging es auch gar nicht um die Lightning Seeds oder um Deine Präferenzen für diese oder jene Musik, sondern um Deine Frage, warum diese Musik heute nicht mehr funktionieren sollte. Und die Antwort darauf ist, dass sich die kulturellen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen geändert haben. Wieso ziehen sich Leute nicht mehr an wie in den 1950ern? Oder 1975? Viele Moden kehren zwar in regelmäßigen Abständen in veränderter Form wieder und vielleicht wird es auch mal irgendwann eine Zeit geben, in der man versucht Musik wie 1995 zu machen.

    Aber im Moment ist ein solcher Versuch zum Scheitern verurteilt und zwar, weil das UK keine Aufbruchsstimmung, sondern eine tiefe, existentielle Krise durchlebt. Andere Musik ist gefragt, welche das genau ist, kann ich nicht einmal mit Sicherheit sagen, aber sie klingt garantiert nicht wie Oasis 1995 oder wie die Lightning Seeds zur Zeit ihrer größten Erfolge.

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #7125199  | PERMALINK

    melodynelson
    L'Homme à tête de chou

    Registriert seit: 01.03.2004

    Beiträge: 6,004

    songbirdDas spricht für die Lightning Seeds, was ich bislang gehört habe, gefällt mir sehr gut.

    Dito. Die Sixties-Pastiche Ghosts finde ich z.B. äußerst gelungen.

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    #7125201  | PERMALINK

    dennis-blandford
    Jaggerized

    Registriert seit: 12.07.2006

    Beiträge: 12,381

    Die ganze Platte ist sehr gut. The Coral bestimmen den Klang.

    --

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    #7125203  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Großartige Platte, 35 Minuten purer Sixties-Pop. „Ghosts“ ist einer der UK-Hits des Jahres – allein die Beach Boys Vocals!

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    #7125205  | PERMALINK

    dennis-blandford
    Jaggerized

    Registriert seit: 12.07.2006

    Beiträge: 12,381

    Obwohl man beim letzten Stück, da muss ich John B. Recht geben, so richtig in sich rein lächelt, da die Band einmalig die Zügel los lässt u. rockt.
    Vorher herrscht überwiegend seelige, Beach Boys getränkte, Sixties Seeligkeit. Diese ist allerdings wahnsinnig gut von The Coral u. Broudie eingespielt. Überhaupt klingt das hier erstmals seit „Dizzy Heights“ nach Bandalbum u. nicht Broudie „der Multiinstrumentalist“. Auf der Best Of vor 2 Jahren wurden als bonus cuts bereits 2 Stücke veröffentlicht, die angenehm in diese Richtung gingen.

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    #7125207  | PERMALINK

    melodynelson
    L'Homme à tête de chou

    Registriert seit: 01.03.2004

    Beiträge: 6,004

    Abgesehen von dem bereits erwähnten „Ghosts“, das sich in der Jahresendabrechnung unter den besten Tracks wiederfinden dürfte, reißen mich höchstens noch „On A Day Like This“ und das „Titelstück“ mit.

    Während mir die Sixties-(An-)Klänge generell sehr gut gefallen, habe ich doch über weite Strecken das Fehlen guter Melodien zu beklagen (Ausnahmen oben).

    Als störend empfinde ich auch die Texte, die stets auf dem Schema „jahrelang war ich im Loch, jetzt bin ich draußen, mein Leben ist schön, ich bereue nichts, nur meine Brillen hätte ich immer bei Fielmann kaufen sollen“ beruhen. Welche Krise Herr Broudie überwunden haben mag, wage ich nicht zu beurteilen, es gibt aber sicherlich interessantere Arten der künstlerischen Aufarbeitung.

    Edit: Dafür, dass mich die Strophen-Melodie von „I Still Feel The Same“ an ein sehr, sehr schlimmes Stück deutschen Nachkriegspops erinnert, kann Broudie freilich nichts.

    --

    #7125209  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

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    Beiträge: 0

    Die Texte sind doch egal.

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