Lesefrüchte

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  • #10192807  | PERMALINK

    ford-prefect
    Feeling all right in the noise and the light

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    hal-croves

    Margarete StokowskiMenschen, die andere Menschen aufgrund ihres Körpers abwerten, sind der größte als unpolitisch geltende Scheißverein der Welt. Die unelegante Sache mit „als unpolitisch geltend“ kommt da rein, weil es selbstverständlich ein politischer Akt ist, wenn man Menschen wegen ihres Aussehens ein Stück Welt verwehrt. Das ist der Moment, wo Freiheit stattfindet oder eben nicht stattfindet. Kommentare über die Körper anderer Leute sind nur gerechtfertigt a) durch medizinisches Fachpersonal, b) wenn man gefragt wurde oder c) wenn man aufs Maul bekommen möchte.

    http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/koerperbild-bei-frauen-fuer-mehr-dicke-maedchen-in-leggins-kolumne-a-1148907.html

    Momentan spaziert Nora Tschirner durch die Talk-Shows, um für diese Doku der Australierin Werbung zu machen, weil Tschirner den Dokumentarfilm produzierte. Die Frau Tschirner muss Geld haben …

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    Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!
    Highlights von Rolling-Stone.de
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    #10193211  | PERMALINK

    hal-croves
    אור

    Registriert seit: 05.09.2012

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    Franz Kafka: Der Prozeß

    […]

    Der Untersuchungsrichter kümmerte sich aber nicht darum, sondern saß recht bequem auf seinem Sessel und griff, nachdem er dem Mann hinter ihm ein abschließendes Wort gesagt hatte, nach einem kleinen Anmerkungsbuch, dem einzigen Gegenstand auf seinem Tisch. Es war schulheftartig, alt, durch vieles Blättern ganz aus der Form gebracht. »Also«, sagte der Untersuchungsrichter, blätterte in dem Heft und wandte sich im Tone einer Feststellung an K., »Sie sind Zimmermaler?« »Nein«, sagte K., »sondern erster Prokurist einer großen Bank.« Dieser Antwort folgte bei der rechten Partei unten ein Gelächter, das so herzlich war, daß K. mitlachen mußte. Die Leute stützten sich mit den Händen auf ihre Knie und schüttelten sich wie unter schweren Hustenanfällen. Es lachten sogar einzelne auf der Galerie. Der ganz böse gewordene Untersuchungsrichter, der wahrscheinlich gegen die Leute unten machtlos war, suchte sich an der Galerie zu entschädigen, sprang auf, drohte der Galerie, und seine sonst wenig auffallenden Augenbrauen drängten sich buschig, schwarz und groß über seinen Augen.

    Die linke Saalhälfte war aber noch immer still, die Leute standen dort in Reihen, hatten ihre Gesichter dem Podium zugewendet und hörten den Worten, die oben gewechselt wurden, ebenso ruhig zu wie dem Lärm der anderen Partei, sie duldeten sogar, daß einzelne aus ihren Reihen mit der anderen Partei hie und da gemeinsam vorgingen. Die Leute der linken Partei, die übrigens weniger zahlreich waren, mochten im Grunde ebenso unbedeutend sein wie die der rechten Partei, aber die Ruhe ihres Verhaltens ließ sie bedeutungsvoller erscheinen. Als K. jetzt zu reden begann, war er überzeugt, in ihrem Sinne zu sprechen.

    »Ihre Frage, Herr Untersuchungsrichter, ob ich Zimmermaler bin – vielmehr, Sie haben gar nicht gefragt, sondern es mir auf den Kopf zugesagt -, ist bezeichnend für die ganze Art des Verfahrens, das gegen mich geführt wird. Sie können einwenden, daß es ja überhaupt kein Verfahren ist, Sie haben sehr recht, denn es ist ja nur ein Verfahren, wenn ich es als solches anerkenne. Aber ich erkenne es also für den Augenblick jetzt an, aus Mitleid gewissermaßen. Man kann sich nicht anders als mitleidig dazu stellen, wenn man es überhaupt beachten will. Ich sage nicht, daß es ein liederliches Verfahren ist, aber ich möchte Ihnen diese Bezeichnung zur Selbsterkenntnis angeboten haben.«

    K. unterbrach sich und sah in den Saal hinunter. Was er gesagt hatte, war scharf, schärfer, als er es beabsichtigt hatte, aber doch richtig. Es hätte Beifall hier oder dort verdient, es war jedoch alles still, man wartete offenbar gespannt auf das Folgende, es bereitete sich vielleicht in der Stille ein Ausbruch vor, der allem ein Ende machen würde. Störend war es, daß sich jetzt die Tür am Saalende öffnete, die junge Wäscherin, die ihre Arbeit wahrscheinlich beendet hatte, eintrat und trotz aller Vorsicht, die sie aufwendete, einige Blicke auf sich zog. Nur der Untersuchungsrichter machte K. unmittelbare Freude, denn er schien von den Worten sofort getroffen zu werden. Er hatte bisher stehend zugehört, denn er war von K.s Ansprache überrascht worden, während er sich für die Galerie aufgerichtet hatte. Jetzt, in der Pause, setzte er sich allmählich, als sollte es nicht bemerkt werden. Wahrscheinlich um seine Miene zu beruhigen, nahm er wieder das Heftchen vor.

    »Es hilft nichts«, fuhr K. fort, »auch Ihr Heftchen, Herr Untersuchungsrichter, bestätigt, was ich sage.« Zufrieden damit, nur seine ruhigen Worte in der fremden Versammlung zu hören, wagte es K. sogar, kurzerhand das Heft dem Untersuchungsrichter wegzunehmen und es mit den Fingerspitzen, als scheue er sich davor, an einem mittleren Blatte hochzuheben, so daß beiderseits die engbeschriebenen, fleckigen, gelbrandigen Blätter hinunterhingen. »Das sind die Akten des Untersuchungsrichters«, sagte er und ließ das Heft auf den Tisch hinunterfallen. »Lesen Sie darin ruhig weiter, Herr Untersuchungsrichter, vor diesem Schuldbuch fürchte ich mich wahrhaftig nicht, obwohl es mir unzugänglich ist, denn ich kann es nur mit zwei Fingern anfassen und würde es nicht in die Hand nehmen.« Es konnte nur ein Zeichen tiefer Demütigung sein oder es mußte zumindest so aufgefaßt werden, daß der Untersuchungsrichter nach dem Heftchen, wie es auf den Tisch gefallen war, griff, es ein wenig in Ordnung zu bringen suchte und es wieder vornahm, um darin zu lesen.

    Die Gesichter der Leute in der ersten Reihe waren so gespannt auf K. gerichtet, daß er ein Weilchen lang zu ihnen hinuntersah. Es waren durchwegs ältere Männer, einige waren weißbärtig. Waren vielleicht sie die Entscheidenden, die die ganze Versammlung beeinflussen konnten, welche auch durch die Demütigung des Untersuchungsrichters sich nicht aus der Regungslosigkeit bringen ließ, in welche sie seit K.s Rede versunken war?

    »Was mir geschehen ist«, fuhr K. fort, etwas leiser als früher, und suchte immer wieder die Gesichter der ersten Reihe ab, was seiner Rede einen etwas fahrigen Ausdruck gab, »was mir geschehen ist, ist ja nur ein einzelner Fall und als solcher nicht sehr wichtig, da ich es nicht sehr schwer nehme, aber es ist das Zeichen eines Verfahrens, wie es gegen viele geübt wird. Für diese stehe ich hier ein, nicht für mich.«

    Er hatte unwillkürlich seine Stimme erhoben. Irgendwo klatschte jemand mit erhobenen Händen und rief: »Bravo! Warum denn nicht? Bravo! Und wieder Bravo!« Die in der ersten Reihe griffen hier und da in ihre Bärte, keiner kehrte sich wegen des Ausrufs um. Auch K. maß ihm keine Bedeutung bei, war aber doch aufgemuntert; er hielt es jetzt gar nicht mehr für nötig, daß alle Beifall klatschten, es genügte, wenn die Allgemeinheit über die Sache nachzudenken begann und nur manchmal einer durch Überredung gewonnen wurde.

    »Ich will nicht Rednererfolg«, sagte K. aus dieser Überlegung heraus, »er dürfte mir auch nicht erreichbar sein. Der Herr Untersuchungsrichter spricht wahrscheinlich viel besser, es gehört ja zu seinem Beruf. Was ich will, ist nur die öffentliche Besprechung eines öffentlichen Mißstandes. Hören Sie: Ich bin vor etwa zehn Tagen verhaftet worden, über die Tatsache der Verhaftung selbst lache ich, aber das gehört jetzt nicht hierher. Ich wurde früh im Bett überfallen, vielleicht hatte man – es ist nach dem, was der Untersuchungsrichter sagte, nicht ausgeschlossen – den Befehl, irgendeinen Zimmermaler, der ebenso unschuldig ist wie ich, zu verhaften, aber man wählte mich. Das Nebenzimmer war von zwei groben Wächtern besetzt. Wenn ich ein gefährlicher Räuber wäre, hätte man nicht bessere Vorsorge treffen können. Diese Wächter waren überdies demoralisiertes Gesindel, sie schwätzten mir die Ohren voll, sie wollten sich bestechen lassen, sie wollten mir unter Vorspiegelungen Wäsche und Kleider herauslocken, sie wollten Geld, um mir angeblich ein Frühstück zu bringen, nachdem sie mein eigenes Frühstück vor meinen Augen schamlos aufgegessen hatten. Nicht genug daran. Ich wurde in ein drittes Zimmer vor den Aufseher geführt. Es war das Zimmer einer Dame, die ich sehr schätze, und ich mußte zusehen, wie dieses Zimmer meinetwegen, aber ohne meine Schuld, durch die Anwesenheit der Wächter und des Aufsehers gewissermaßen verunreinigt wurde. Es war nicht leicht, ruhig zu bleiben. Es gelang mir aber, und ich fragte den Aufseher vollständig ruhig – wenn er hier wäre, müßte er es bestätigen -, warum ich verhaftet sei. Was antwortete nun dieser Aufseher, den ich jetzt noch vor mir sehe, wie er auf dem Sessel der erwähnten Dame als eine Darstellung des stumpfsinnigsten Hochmuts sitzt? Meine Herren, er antwortete im Grunde nichts, vielleicht wußte er wirklich nichts, er hatte mich verhaftet und war damit zufrieden. Er hat sogar noch ein übriges getan und in das Zimmer jener Dame drei niedrige Angestellte meiner Bank gebracht, die sich damit beschäftigten, Photographien, Eigentum der Dame, zu betasten und in Unordnung zu bringen. Die Anwesenheit dieser Angestellten hatte natürlich noch einen andern Zweck, sie sollten, ebenso wie meine Vermieterin und ihr Dienstmädchen, die Nachricht von meiner Verhaftung verbreiten, mein öffentliches Ansehen schädigen und insbesondere in der Bank meine Stellung erschüttern. Nun ist nichts davon, auch nicht im geringsten, gelungen, selbst meine Vermieterin, eine ganz einfache Person – ich will ihren Namen hier in ehrendem Sinne nennen, sie heißt Frau Grubach -, selbst Frau Grubach war verständig genug, einzusehen, daß eine solche Verhaftung nicht mehr bedeutet, als einen Anschlag, den nicht genügend beaufsichtigte Jungen auf der Gasse ausführen. Ich wiederhole, mir hat das Ganze nur Unannehmlichkeiten und vorübergehenden Ärger bereitet, hätte es aber nicht auch schlimmere Folgen haben können?«

    Als K. sich hier unterbrach und nach dem stillen Untersuchungsrichter hinsah, glaubte er zu bemerken, daß dieser gerade mit einem Blick jemandem in der Menge ein Zeichen gab. K. lächelte und sagte: »Eben gibt hier neben mir der Herr Untersuchungsrichter jemandem von Ihnen ein geheimes Zeichen. Es sind also Leute unter Ihnen, die von hier oben dirigiert werden. Ich weiß nicht, ob das Zeichen jetzt Zischen oder Beifall bewirken sollte, und verzichte dadurch, daß ich die Sache vorzeitig verrate, ganz bewußt darauf, die Bedeutung des Zeichens zu erfahren. Es ist mir vollständig gleichgültig, und ich ermächtige den Herrn Untersuchungsrichter öffentlich, seine bezahlten Angestellten dort unten, statt mit geheimen Zeichen, laut mit Worten zu befehligen, indem er etwa einmal sagt: ›Jetzt zischt!‹ und das nächste Mal: ›Jetzt klatscht!‹«

    In Verlegenheit oder Ungeduld rückte der Untersuchungsrichter auf seinem Sessel hin und her. Der Mann hinter ihm, mit dem er sich schon früher unterhalten hatte, beugte sich wieder zu ihm, sei es, um ihm im allgemeinen Mut zuzusprechen oder um ihm einen besonderen Rat zu geben. Unten unterhielten sich die Leute leise, aber lebhaft. Die zwei Parteien, die früher so entgegengesetzte Meinungen gehabt zu haben schienen, vermischten sich, einzelne Leute zeigten mit dem Finger auf K., andere auf den Untersuchungsrichter. Der neblige Dunst im Zimmer war äußerst lästig, er verhinderte sogar eine genauere Beobachtung der Fernerstehenden. Besonders für die Galeriebesucher mußte er störend sein, sie waren gezwungen, allerdings unter scheuen Seitenblicken nach dem Untersuchungsrichter, leise Fragen an die Versammlungsteilnehmer zu stellen, um sich näher zu unterrichten. Die Antworten wurden im Schutz der vorgehaltenen Hände ebenso leise gegeben.

    »Ich bin gleich zu Ende«, sagte K. und schlug, da keine Glocke vorhanden war mit der Faust auf den Tisch; im Schrecken darüber fuhren die Köpfe des Untersuchungsrichters und seines Ratgebers augenblicklich auseinander: »Mir steht die ganze Sache fern, ich beurteile sie daher ruhig, und Sie können, vorausgesetzt, daß Ihnen an diesem angeblichen Gericht etwas gelegen ist, großen Vorteil davon haben, wenn Sie mir zuhören. Ihre gegenseitigen Besprechungen dessen, was ich vorbringe, bitte ich Sie für späterhin zu verschieben, denn ich habe keine Zeit und werde bald weggehen.«

    Sofort war es still, so sehr beherrschte K. schon die Versammlung. Man schrie nicht mehr durcheinander wie am Anfang, man klatschte nicht einmal mehr Beifall, aber man schien schon überzeugt oder auf dem nächsten Wege dazu.

    »Es ist kein Zweifel«, sagte K. sehr leise, denn ihn freute das angespannte Aufhorchen der ganzen Versammlung, in dieser Stille entstand ein Sausen, das aufreizender war als der verzückteste Beifall, »es ist kein Zweifel, daß hinter allen Äußerungen dieses Gerichtes, in meinem Fall also hinter der Verhaftung und der heutigen Untersuchung, eine große Organisation sich befindet. Eine Organisation, die nicht nur bestechliche Wächter, läppische Aufseher und Untersuchungsrichter, die günstigsten Falles bescheiden sind, beschäftigt, sondern die weiterhin jedenfalls eine Richterschaft hohen und höchsten Grades unterhält, mit dem zahllosen, unumgänglichen Gefolge von Dienern, Schreibern, Gendarmen und andern Hilfskräften, vielleicht sogar Henkern, ich scheue vor dem Wort nicht zurück. Und der Sinn dieser großen Organisation, meine Herren? Er besteht darin, daß unschuldige Personen verhaftet werden und gegen sie ein sinnloses und meistens, wie in meinem Fall, ergebnisloses Verfahren eingeleitet wird. Wie ließe sich bei dieser Sinnlosigkeit des Ganzen die schlimmste Korruption der Beamtenschaft vermeiden? Das ist unmöglich, das brächte auch der höchste Richter nicht einmal für sich selbst zustande. Darum suchen die Wächter den Verhafteten die Kleider vom Leib zu stehlen, darum brechen Aufseher in fremde Wohnungen ein, darum sollen Unschuldige, statt verhört, lieber vor ganzen Versammlungen entwürdigt werden. Die Wächter haben nur von Depots erzählt, in die man das Eigentum der Verhafteten bringt, ich wollte einmal diese Depotplätze sehen, in denen das mühsam erarbeitete Vermögen der Verhafteten fault, soweit es nicht von diebischen Depotbeamten gestohlen ist.«

    K. wurde durch ein Kreischen vom Saalende unterbrochen, er beschattete die Augen, um hinsehen zu können, denn das trübe Tageslicht machte den Dunst weißlich und blendete. Es handelte sich um die Waschfrau, die K. gleich bei ihrem Eintritt als eine wesentliche Störung erkannt hatte. Ob sie jetzt schuldig war oder nicht, konnte man nicht erkennen. K. sah nur, daß ein Mann sie in einen Winkel bei der Tür gezogen hatte und dort an sich drückte. Aber nicht sie kreischte, sondern der Mann, er hatte den Mund breit gezogen und blickte zur Decke. Ein kleiner Kreis hatte sich um beide gebildet, die Galeriebesucher in der Nähe schienen darüber begeistert, daß der Ernst, den K. in die Versammlung eingeführt hatte, auf diese Weise unterbrochen wurde. K. wollte unter dem ersten Eindruck gleich hinlaufen, auch dachte er, allen würde daran gelegen sein, dort Ordnung zu schaffen und zumindest das Paar aus dem Saal zu weisen, aber die ersten Reihen vor ihm blieben ganz fest, keiner rührte sich, und keiner ließ K. durch. Im Gegenteil, man hinderte ihn, alte Männer hielten den Arm vor, und irgendeine Hand – er hatte nicht Zeit, sich umzudrehen – faßte ihn hinten am Kragen. K. dachte nicht eigentlich mehr an das Paar, ihm war, als werde seine Freiheit eingeschränkt, als mache man mit der Verhaftung ernst, und er sprang rücksichtslos vom Podium hinunter. Nun stand er Aug in Aug dem Gedränge gegenüber. Hatte er die Leute richtig beurteilt? Hatte er seiner Rede zuviel Wirkung zugetraut? Hatte man sich verstellt, solange er gesprochen hatte, und hatte man jetzt, da er zu den Schlußfolgerungen kam, die Verstellung satt? Was für Gesichter rings um ihn! Kleine, schwarze Äuglein huschten hin und her, die Wangen hingen herab, wie bei Versoffenen, die langen Bärte waren steif und schütter, und griff man in sie, so war es, als bilde man bloß Krallen, nicht als griffe man in Bärte. Unter den Bärten aber – und das war die eigentliche Entdeckung, die K. machte – schimmerten am Rockkragen Abzeichen in verschiedener Größe und Farbe. Alle hatten diese Abzeichen, soweit man sehen konnte. Alle gehörten zueinander, die scheinbaren Parteien rechts und links, und als er sich plötzlich umdrehte, sah er die gleichen Abzeichen am Kragen des Untersuchungsrichters, der, die Hände im Schoß, ruhig hinuntersah. »So«, rief K. und warf die Arme in die Höhe, die plötzliche Erkenntnis wollte Raum, »ihr seid ja alle Beamte, wie ich sehe, ihr seid ja die korrupte Bande, gegen die ich sprach, ihr habt euch hier gedrängt, als Zuhörer und Schnüffler, habt scheinbare Parteien gebildet, und eine hat applaudiert, um mich zu prüfen, ihr wolltet lernen, wie man Unschuldige verführen soll! Nun, ihr seid nicht nutzlos hier gewesen, hoffe ich, entweder habt ihr euch darüber unterhalten, daß jemand die Verteidigung der Unschuld von euch erwartet hat, oder aber – laß mich oder ich schlage«, rief K. einem zitternden Greis zu, der sich besonders nahe an ihn geschoben hatte – »oder aber ihr habt wirklich etwas gelernt. Und damit wünsche ich euch Glück zu euerem Gewerbe.« Er nahm schnell seinen Hut, der am Rande des Tisches lag, und drängte sich unter allgemeiner Stille, jedenfalls der Stille vollkommenster Überraschung, zum Ausgang. Der Untersuchungsrichter schien aber noch schneller als K. gewesen zu sein, denn er erwartete ihn bei der Tür. »Einen Augenblick«, sagte er. K. blieb stehen, sah aber nicht auf den Untersuchungsrichter, sondern auf die Tür, deren Klinke er schon ergriffen hatte. »Ich wollte Sie nur darauf aufmerksam machen«, sagte der Untersuchungsrichter, »daß Sie sich heute – es dürfte Ihnen noch nicht zu Bewußtsein gekommen sein – des Vorteils beraubt haben, den ein Verhör für den Verhafteten in jedem Falle bedeutet.« K. lachte die Tür an. »Ihr Lumpen«, rief er, »ich schenke euch alle Verhöre«, öffnete die Tür und eilte die Treppe hinunter. Hinter ihm erhob sich der Lärm der wieder lebendig gewordenen Versammlung, welche die Vorfälle wahrscheinlich nach Art von Studierenden zu besprechen begann.

    […]

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    "Edle, freie Unbefangenheit bei Allem. ... Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. ... Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit todt, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät." (Baltasar Gracián) =>mehr<=
    #10206669  | PERMALINK

    hal-croves
    אור

    Registriert seit: 05.09.2012

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    Liner Notes zu Play Bach No. 3 von Jacques Loussier (1961)

    A: Freust du dich auch so, daß jetzt die dritte Play Bach-Platte herausgekommen ist?

    B: Warum sollte ich mich darüber freuen? Ich fand die ersten beiden schon entsetzlich genug und kann gar nicht verstehen, warum man nun diese Geschmacklosigkeit ein drittes Mal begeht. Genaugenommen kann ich es allerdings doch verstehen, denn so etwas scheint sich heutzutage ja gut zu verkaufen.

    A: Du bist ein alberner Spießer! Ich frage mich, wie jemand so kleinlich sein kann und ein solches Experiment ablehnen. Hast du wirklich das Gefühl, daß die erhabenen Meisterwerke des Thomas-Kantors durch diese Verjazzung in den Schmutz gezogen werden? Altmodischer als du kann man nicht sein! Hier geht es doch nicht darum, etwas zu kopieren oder zu verunglimpfen. Hier wird uns doch vorgeführt, wie nah verwandt der Jazz und die Alte Musik sind.

    B: Das hat Berendt auch schon vor fünf Jahren gesagt.

    A: Dadurch wird es aber keineswegs unwahr!
    Im Jazz wie in der Alten Musik hat der ausübende Musiker die Freiheit, zu improvisieren. Die einem Jazzstück zugrunde liegenden Harmonieabfolgen ähneln den General-Baßlinien der Barockmusik. Ein Stilideal klanglicher Transparenz ist beiden gemeinsam. Hier berühren sich Welten und man kann Jacques Loussier nicht dankbar genug dafür sein, daß er diese Verbindungen mit soviel Geschmack und technischer Brillanz vergegenwärtigt.

    B: Du machst es dir zu leicht! Ich verliere keineswegs die Nerven, weil hier jemand aus erhabenen Meisterwerken schofle Jazzmusik macht. Mich ärgert das Wie. Mir ist das alles zu fad. Es klingt wie das Modern Jazz Quartet ohne Milt Jackson, und jeder weiß, wie das Modern Jazz Quartet ohne Milt Jackson klingt. Die Integration wird hier bis zur Blutarmut getrieben. Außerdem sollte man die Verbindung zwischen Jazz und Alter Musik nicht überschätzen. Das Trennende ist genauso deutlich wie das Gemeinsame; Joachim Ernst Berendt hat selbst im Gespräch darauf hingewiesen. Er meinte, es gäbe in der Alten Musik wie im Jazz Improvisation, aber die beiden anderen wichtigen Elemente des Jazz, der Swing und die Tonbildung, fehlten.

    A: Dieses Argument ist ein Schlag ins Wasser. Bei einem Klavier-Trio kann von Tonbildung nicht die Rede sein. Und du willst leugnen, daß die Musik von Loussier swingt?

    B: Zugegeben, die Musiker tun ihr bestes, um ihre Werke zum Swingen zu bringen. Meistens bleibt es aber dabei, und das, was guter Jazzmusik immer das künstlerische Gewicht gegeben hat, die Verwirklichung einer Individualität durch Improvisation, kommt zu kurz.

    A: Aber die drei improvisieren doch.

    B: Natürlich, aber die Bachschen Themen sind so scharf umrissen und vorgeprägt, daß die improvisierten Chorusse sich nie recht von der Substanz des thematischen Materials lösen. Sieh mal, auch in der Alten Musik haben die freieren Partien nie den Grad der Verwandlung erreicht, den man beim Spiel bedeutender Jazzmusiker so bewundert. Es blieb meist bei einer Kolorierung. Eine entscheidende Rolle spielte der Wunsch, Wiederholungen abwechslungsreicher zu gestalten. Die Eingriffe in die Struktur des Themas, wie ich dir gerade sagte, waren nie so tief wie beim Jazz. Und das kopiert nun Loussier. Er beläßt es auf weite Strecken dabei, die Thematik Bachs in die Umgangssprache des Jazz umzumünzen. Synkopierungen, trocken unterlegte Akkorde, Verteilung des Themas auf Klavier und Bass, das sind die Hauptmerkmale dieser Neuformungen.

    A: Was willst du eigentlich? Das ist doch gerade das Faszinierende an dieser Musik, daß die Urgestalt Bachs und die jazzigen Partien so hervorragend aufeinander bezogen sind. Hier wird nicht nur witzig der Kontrast zwischen beiden Welten herausgearbeitet, hier geht es nicht nur darum, einen interessanten Gag zu servieren; arrangierte und improvisierte Partien entwachsen demselben musikalischen Zentrum. Du wirst nicht leugnen wollen, daß Loussier in seinen Chorussen wie ein richtiger Jazzmusiker spielt. Wenn immer noch die ursprünglichen Spielfiguren Bachs in Umrissen erkennbar bleiben, bin ich eher geneigt, das den Künstlern als diszipliniert und zuchtvoll, als Absicht ihrer Gestaltungsweise positiv anzurechnen.

    B: Na ja, das eine steht jedenfalls fest! Bei dieser, ihrer dritten Platte haben sich die drei Musiker noch mehr vorgenommen als bei den ersten beiden. Diesmal unterziehen sie nicht nur kleinere Stücke mit Tanzcharakter ihrer Spezialbehandlung, sondern sie stürzen sich auf umfangreichere Werke wie das Italienische Konzert. Sicher, das alles ist sehr sorgfältig überlegt, denn gerade die konzertanten Möglichkeiten eines solchen Solostückes müssen dazu verleiten, hier mit einer Neugestaltung einzusetzen. Die Tempi sind sorgfältig gewählt. Immer wechselt sehr wirkungsvoll der alte klassische Aufbau ohne markant herausgestelltes Schlagzeug mit Ausbrüchen in den Swing ab.
    Schön und gut, aber was soll das alles?
    Für mich ist der Jazz als Kunst so bedeutsam, daß er solche Anleihen bei der klassischen Musik nicht nötig hat. Solche Musik ist etwas für Jazzfreunde mit schlechtem Gewissen, die sich dadurch ein Alibi verschaffen wollen, daß sie Jazz und Bach auf einmal lieben können. Dazu gibt ihnen Loussier die Möglichkeit. Play Bach hat Snobappeal.

    A: Sei nicht so entsetzlich theoretisch und grundsätzlich. Hör‘ dir gefälligst die Platte erst einmal an.

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    "Edle, freie Unbefangenheit bei Allem. ... Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. ... Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit todt, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät." (Baltasar Gracián) =>mehr<=
    #10222605  | PERMALINK

    hal-croves
    אור

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    „Ja, es ist hier wie allenthalben, und was mit mir, und durch mich geschehen könnte, macht mir schon Langeweile ehe es geschieht. Man muß sich zu einer Partei schlagen, ihre Leidenschaften und Kabalen verfechten helfen, Künstler und Dilettanten loben, Mitwerber verkleinern, sich von Großen und Reichen alles gefallen lassen. Diese sämtliche Litanei, um derent Willen man aus der Welt laufen möchte, sollte ich hier mitbeten und ganz ohne Zweck.“

    Goethe, zu Rom, 29. Dezember 1786

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    "Edle, freie Unbefangenheit bei Allem. ... Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. ... Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit todt, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät." (Baltasar Gracián) =>mehr<=
    #10226661  | PERMALINK

    hal-croves
    אור

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    „Lebt wohl und liebt mich! Hier sind mir die Menschen alle gut, wenn sie auch nichts mit mir anzufangen wissen, Tischbein dagegen befriedigt sie besser, er malt ihnen Abends gleich einige Köpfe in Lebensgröße vor, wobei und worüber sie sich wie Neuseeländer bei Erblickung eines Kriegsschiffes gebärden. Hievon sogleich die lustige Geschichte:
    Tischbein hat nämlich die große Gabe Götter- und Helden-Gestalten, in Lebensgröße und drüber, mit der Feder zu umreißen. Er schraffiert wenig hinein und legt mit einem breiten Pinsel den Schatten tüchtig an, so daß der Kopf rund und erhaben dasteht. Die Beiwohnenden schauten mit Verwunderung, wie das so leicht ablief und freuten sich recht herzlich darüber. Nun kam es ihnen in die Finger auch so malen zu wollen; sie faßten die Pinsel und – malten sich Bärte wechselweise und besudelten sich die Gesichter. Ist darin nicht etwas Ursprüngliches der Menschengattung? Und es war eine gebildete Gesellschaft, in dem Hause eines Mannes der selbst recht wacker zeichnet und malt. Man macht sich von diesem Geschlecht keine Begriffe wenn man sie nicht gesehen hat.“

    Goethe, zu Neapel, 13. März 1787

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    "Edle, freie Unbefangenheit bei Allem. ... Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. ... Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit todt, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät." (Baltasar Gracián) =>mehr<=
    #10226667  | PERMALINK

    lauster

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    Beiträge: 1,116

    Ach ja, Goethe. Es gibt keinen zweiten wie ihn. Sein einziger Konkurrent unter den deutschen Dichtern war Heine, für den er aber am Frauenplan kein Auge hatte. Goethe, der letzte Weisheitsschreiber des Westen, nicht wahr? Natürlich dürfen wir unseren Dionysos Nietzsche auch nicht vergessen.

    zuletzt geändert von lauster

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    #10227163  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

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    Abzählreime

    Ich bin groß, du bist das Kücken,
    Hihihimmel, sollst dich bücken,
    Muß mir meine Schputnicks pflücken.
    Erst der gelbe,
    Dann derselbe,
    Dann der schwarze
    Mit der Warze.

    Außerdem frißt uns die Katze.
    Außerdem und Innerdem,
    Polikarp und Polyphem,
    Russruss, Landam, Erika
    Und der ganze Laden da –
    Wozu – Weil – Jaweilwozu
    Hättenhätten wirdennruh.

    ~ Paul Celan (von hier: http://www.zeit.de/1964/41/abzaehlreim/komplettansicht)

    zuletzt geändert von gypsy-tail-wind

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #157: Benny Golson & Curtis Fuller – 12.11.2024 – 22:00 / #158 – 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #10227175  | PERMALINK

    gruenschnabel

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    gypsy-tail-windAbzählreim
    Ich bin groß, du bist das Kücken,
    Hihihimmel, sollst dich bücken,
    Muß mir meine Schputnicks pflücken.
    Erst der gelbe,
    Dann derselbe,
    Dann der schwarze
    Mit der Warze.
    Außerdem frißt uns die Katze.
    Außerdem und Innerdem,
    Polikarp und Polyphem,
    Russruss, Landam, Erika
    Und der ganze Laden da –
    Wozu – Weil – Jaweilwozu
    Hättenhätten wirdennruh.
    ~ Paul Celan (von hier: http://www.zeit.de/1964/41/abzaehlreim/komplettansicht)

    Eine kleine Ergänzung: Habe gerade gelesen, dass das Gedicht womöglich „Abzählreime“ heißt und zunächst unter fehlerhaftem „Singular-Titel“ veröffentlicht worden ist. Abzählreime

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    #10227189  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Beiträge: 68,105

    Ja klar, sorry, mein Fehler. Auf dem Titel der einbändigen Gedichtausgabe im Taschenbuch bei Suhrkamp ist ein Faksimile davon vorn drauf – Plural. Hab mir bloss erlaubt, den Text hier komplett reinzustellen, weil ich ihn online bei Die Zeit (von 1964, immerhin) fand.

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    #10227199  | PERMALINK

    gruenschnabel

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    gypsy-tail-windJa klar, sorry, mein Fehler. Auf dem Titel der einbändigen Gedichtausgabe im Taschenbuch bei Suhrkamp ist ein Faksimile davon vorn drauf – Plural. Hab mir bloss erlaubt, den Text hier komplett reinzustellen, weil ich ihn online bei Die Zeit (von 1964, immerhin) fand.

    Abgesehen davon, dass das ja auch nicht schlimm war, taten die Verse nach den Gedanken zum deutschen Dichterfürsten aber sehr gut. Danke!

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    #10228989  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

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    Wenn wir körperlich angegriffen werden, ist unser Körper bedroht. Aber was ist eigentlich bedroht, wenn sich der Angriff auf psychischer Ebene abspielt? Wenn wir im Augenblick des Angriffs tatsächlich bewußt wären, könnten wir sehen, wer oder was da verteidigt. Ist es nicht unser Ich/Ego, ein Bild, das unser Denken geschaffen hat.

    (aus „Karate: Die Kunst des leeren Selbst“)

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    #10240395  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

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    „Rechtes Denken lässt das Herz mitreden. Stetige Gütigkeit vermag viel. Wie die Sonne das Eis zum Schmelzen bringt, bringt sie Missverständnisse, Misstrauen und Feindseligkeit zum Schwinden. Was ein Mensch an Gütigkeit in die Welt hinausgibt, arbeitet an den Herzen und an dem Denken der Menschen.“
    Albert Schweitzer

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    #10241335  | PERMALINK

    hal-croves
    אור

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    „Die Gruppe hat klare Ansichten, ein Innen und Außen. Sie weiß meist, was richtig und falsch, wer böse und gut, wer links und rechts ist. Die Vergemeinschaftung des Journalisten im Digitalen hat zu einer neuen Lust am Dogma geführt, das heißt, es werden gern Lehrmeinungen gehandelt, die als unumstößlich gelten.

    Der im Netz verkumpelte Journalist läuft Gefahr, weniger abzuwägen. Er verzichtet schon mal auf Differenzierung und schlägt sich allzu schnell auf eine Seite. Meist ist es die Seite, auf der Gleichgesinnte die Demarkationslinie zu ihrer Wahrheit verteidigen wie eine Front, die unbedingt zu halten ist.

    […]

    Dieser Journalismus ist nicht selten belehrend, rechthaberisch und selbstgefällig. Sein Maßstab ist die Zustimmung der Peergroup. Nicht der Leser wird zum Adressaten, sondern andere, mit dem Schreiber verkumpelte Journalisten. Um nicht ausgeschlossen zu werden von der Peergroup, grüßt man lieber den Gesslerhut.“

    Markus Völker: Lust am Dogma

    http://taz.de/Debatte-Medienkritik/!5433237/

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    "Edle, freie Unbefangenheit bei Allem. ... Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. ... Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit todt, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät." (Baltasar Gracián) =>mehr<=
    #10241483  | PERMALINK

    sandman

    Registriert seit: 11.02.2015

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    „Die Hundebesitzer saßen in kurzen Hosen und weiten Röcken auf den Bänken und diskutierten darüber, wie im September eine derartige Hitze überhaupt möglich war. Wenn es ihnen auch an gewissen meteorologischen Termini mangelte, so waren ihre diversen Erklärungen des Hitzephänomens ein Spiegelbild wissenschaftlichen Denkens, welches niemals auf Erkenntnis beruht, sondern auf einer beschränkten Weltsicht (beschränkt im Sinne von eingeengt; eingeengt durch Gehirn- und Gemütserkrankungen wie Religion, Aufklärung, Standesbewußtsein, Schulbesuche, Sprachzwang etc.). Was nützt da das angenommene Faktum eines sogegannten Ozonlochs, wenn sowohl die Wissenschaftler als auch die Besucher der Hundezone des Schönbornparks dieses Loch einzig über ihre beschränkte Weltsicht interpretieren können und jede neue Erkenntnis das Loch betreffend sich einzig dafür eignet, jede Art von Vorurteil zu beweisen. Wobei die Beweiskraft einzig vom Geschick der Beweisinszenierung abhängt (worunter nicht nur Beweisrhetorik, Beweisinstallierung und Beweismarketing zu verstehen sind, sondern auch die Verwandlung der Wirklichkeit in einen beweisadäquaten Zustand).“

    (Heinrich Steinfest – aus einem seiner frühen Romane)

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    #10407669  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

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    Mittwoch, 18. Juni, 10 Uhr
    Stehe in der Küche und versuche krampfhaft, an nichts besonderes zu denken. Im Radio läuft das Lied „Wenn Worte meine Sprache wären“ von Tim Bendzko. Der Text gräbt sich in meine Gehirnwindungen. Dabei habe ich diesen Titel noch nie verstanden. Da singt jemand mit den Worten wenn, Worte, meine, Sprache und wären die Zeile „Wenn Worte meine Sprache wären“. Als würde ich Nudeln essen und dabei sagen: Wenn Nudeln meine Nahrung wären. Schönes Lied. Wenn man nicht drüber nachdenkt.

    (aus: „Kinder sind was Wunderbares“ von Johann König, 2016)

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