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Bitte zukünftig Plattentipps und Diskussionen über Latin Jazz in diesem Thread posten !
Falls kein eigener Thread vorhanden.Ich mache mal den Anfang mit einem der Gründerväter des Afro- Kubanischen Latin Jazz, Mario Bauzá.
Mario Bauzá wurde am 28. April 1911 in Havanna, Kuba geboren. Als Kind spielte er zunächst die Klarinette. Schon als Jugendlicher lernte er in Kuba seinen späteren Schwager Machito kennen, dessen Big Band er später ein halbes Leben lang leiten sollte.
1926 machte er seine erste Reise nach New York. Schon während diesem, ersten New York- Aufenthalt machte er erste Aufnahmen mit dem Orchester Antonio Maria Romeu für RCA. Zu dieser Zeit lernte er auch den Jazz kennen und lieben, und entschied sich dafür das Alt- Saxophon zu lernen.
Am Tag seines 18. Geburtstages 1929 entschied er sich Kuba endgültig zu verlassen um zukünftig in New York zu leben. In New York lernte er dann auch noch Trompete spielen, als er einen Job als Trompeter im Orchester Antonio Machin in Aussicht hatte. In den darauf folgenden Jahren arbeitete er in verschiedenen Jazz- Orchestern. Schliesslich bekam er einen Job in der Big Band von Chick Webb, einer der heissesten Big Bands der Swing Ära. Im darauf folgenden Jahr wurde er auch der Musical Director der Chick Webb- Band. In dieser Zeit stellte er Chick Webb auch eine junge Sängerin namens Ella Fitzgerald vor, die gerade einen Amateurwettbewerb gewonnen hatte.
1940 spielte er dann in der Big Band von Cab Calloway. In der Big Band von Cab Calloway führte er schon kubanische Rhythmen ein (Rhapsody in Rhumba, Goin‘ Conga). Er war es auch, der in dieser Zeit Dizzy Gillespie seinen ersten Job bei Cab Calloway verschaffte.
Ab 1941 fand er sein Zuhause in der Big Band seines Schwagers Machito als Trompeter und musikalischer Direktor. Mario Bauzá blieb bis 1976 bei Machito, immer relativ unbekannt und im Schatten seines Schwagers.
1943 schliesslich schuf Mario Bauza mit dem Stück Tanga die erste Afro- kubanische Jazz- Komposition. Mit diesem neuen Sound wurde der amerikanische Big Band- Jazz mit den kubanischen Clave- Rhythmen kombiniert.Aber erst 1992, nachdem Götz Wörner von Messidor das Konzert Mario Bauza’s anlässlich seines 80. Geburtstages gehört hatte, erlangte er mit dem Album „Tanga“ einen etwas grösseren Bekanntheitsgrad. Das Album wurde im Down Beat 1993 zum „Beyond Album des Jahres“ gewählt.
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ferry
Folgendes, sehr empfehlenswertes Album habe ich mir zugelegt:Auf dem Cover ist einer dieser typischen kubanischen Rentner (Mario Bauzá) zu sehen, allerdings spielt er eine ganz andere Musik. Und das Album ist von 1992, also noch vor Buena Vista.
Bauzá ist der musikalische Direktor einer Big Band, die alle Spielarten von kubanischen Latin Jazz darbietet. Und der Sound dieser Band ist Heiss !!Auf der CD ist u.a. sein Hauptwerk, die Latin Jazz Suite “Tanga” enthalten. In diesem fünfteiligen Stück wird das Thema in den Stilarten Mambo/ Bolero/ Rumba variiert und meisterlich dargeboten.
Hier noch ein Auszug aus den Liner Notes, mit einigen interessanten (wahren?) Infos:
The creation of Latin jazz began on Sunday evening, May 28, 1943, while the Machito orchestra appeared at La Conga Club in midtown Manhattan. A tune had just ended and Mario Bauzá, the musical director, yelled out the number of a music chart he wanted next. While the sidemen searched for the chart, pianist Luis Varona had the next tune’s music ready. All of a sudden he began playing the piano vamp introduction to the tune „El Botellero” (the bottlemaker). Then, without warning. bassist Julio Andino began plucking his bass strings. Bauzá listened as he stared into space, and after a few more seconds began stomping his foot to kick off the next number.
The following evening, the band’s day off, the band reunited for its weekly rehearsal at 110th Street & 5th Avenue’s Park Palace Ballroom. Bauzá started the rehearsal by urging Varona to play the same „Botellero“ piano vamp. He then sang out what Andino should play along with the sounds he wanted from the reeds and brass sections. The broken scale sounds soon took form as a jazz melody. Bauzá. began blowing jazz riffs on top of the melody, then nodded to his alto saxist to ad lib.
At the end of two hours, Bauza successfully merged Cuban music with jazz and a new industry carne into being.Dizzy Gillespie, an onlooker behaved madly…he acted as though he couldn’t believe what he had just heard (He wanted to capture that sound and was given the chance four years later when he met Cuban drummer Chano Pozo). Gillespie excitedly asked Bauzá what he was going to title the song. Another onlooker remarked that the sound was exiting as „Tanga”
(the African word for Marijuana). The tune was thus called Tanga. Afro-Cuban jazz was copyrighted by Peer International and the new sound of Latinized jazz joined the family of Cuban rhythms.
There have been several versions of “Tanga”.
the most memorable one which featured tenor saxist Flip Phillips for Norman Grantz’s 1949 recording for the Verve LP „The Jazz Scene“. In 1989, Dr.Bauzá, commissioned Latin jazz’s most revered orchestrator, Arturo „Chico“ O’Farrill to expand “Tanqa” into four movements. Months later it was performed at a church in Harlem and the raucous
standing ovation determined that it had to be recorded. Messidor Musik made it possible for music aficionados the world over to enjoy “Tanga“, (considered the national anthem of Latin jazz), now in five movements.Das letzte Stück ist Chucho Valdes gewidmet. Hier spielt auch Paquito D’Rivera als Special Guest ein Solo.
das Album kenne ich erst zwei Wochen, ich würde es derzeit mit ****1/2 bewerten
Bei den ****1/2 bleibt es auch.
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life is a dream[/SIZE]Das zweite Album:
Mario Bauzá – My Time is Now (Messidor 1993)
Das zweite, für das deutsche Messidor- Label eingespielte Album bietet wieder Latin- Big Band Jazz auf hohem Niveau.
Auf diesem Album werden wieder verschiedene Stilarten des Latin- Jazz wie Son, Danzon, Bolero, Mambo oder Merengue gespielt.
Die 26-köpfige Big- Band ist u.a. mit vier Trompetern, drei Posaunen, fünf Saxofonen und einer achtköpfigen Rhythmusgruppe besetzt.
Auf dem Stück Memories tritt auch noch Paquito D’Rivera als Gastsolist auf.Es werden u.a. modern arrangierte Kompositionen von Moisés Simons (der in den 30er Jahren den Danzon in Kuba eingeführt hat) und Arsenio Rodriguez gespielt; eine Afro- Kubanische Version von Mack the Knife, aber auch zwei Kompositionen von Rudy Calzado, dem Lead- Sänger der Band.
Sehr schöner Big Band- Jazz mit den typischen, treibenden lateinamerikanischen Rhythmen.
Insgesamt wieder eine sehr gutes, empfehlenswertes Album von Mario Bauzá.
Abzüge in der Wertung würde ich lediglich für die zum Teil etwas schwülstigen Vocals der Lead- Sängerin Graciela vornehmen.****
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life is a dream[/SIZE]Danke für den neuen Thread!
Dann verweise ich hier mal auf den Irakere-Thread, in dem es einiges weiteres zu lesen gibt:
http://forum.rollingstone.de/showthread.php?t=43786--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaUnd auch noch das dritte Album:
Mario Bauzá – 944 Columbus (Messidor 1993)
Dieses dritte Album für das Messidor- Label hat Mario Bauzá noch 1993, zwei Monate vor seinem Tod aufgenommen. Das Album ist nach seiner Adresse in der Upper West Side New York’s benannt, wo er ein halbes Jahrhundert lang gelebt hat.
Das Album wurde mit fast dem identischen Line- Up wie beim zweiten Album eingespielt, u.a. wieder mit Carlos „Patato“ Valdéz an den Congas.Wie bei den beiden Vorgängeralben wird wieder eine Mischung der verschiedenen Latin- Jazz Stilarten gespielt. Aber auch eine Version von Congratulations for Someone, 1953 ein Hit für Tony Bennett ist im Programm. Irving Berlin’s Heatwave wird in einer Latin- Version gespielt, und auch eine Version von Gillespie’s Night in Tunesia wird nicht ausgelassen.
Das letzte Stück Chano schliesslich ist eine Hommage an den legendären Perkussionisten Chano Pozo.Wieder ein sehr gutes Album von Mario Bauza.
Ich höre es aber etwas schwächer als die beiden Vorgänger.Vorläufige Wertung: ****
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life is a dream[/SIZE]Mit Mario Bauzá bist du schon auf dem richtigen Weg. Von Carlos „Patato“ Valdez kenne ich „Ready for Freddy“, eher Latin pur, aber kein Latin Jazz. Carlos „Patato“ Valdez ist auch auf der wichtigen „Afro-Cuban“ von Dorham zu hören, würde dieses Album aber nicht unbedingt dem Latin Jazz zuordnen.
Ansonsten lohnt sich natürlich die Beschäftigung mit diversen Latin Richtungen und der dazugehörenden Kultur. Richtig Ahnung vom Latin Jazz habe ich allerdings nicht, weil ich manches nicht wirklich vertieft habe. Ab den frühen 90ern gab es jedenfalls ein Revival, und Mario Bauzá war einige Zeit wieder im Gespräch. Qualitativ zählt seine Musik sicherlich zum Besten im Bereich Afro-Cuban Jazz/Latin Jazz.
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Mir geht’s ähnlich wie THELONICA, hab mich im Irakere-Thread ja wiederholt geäussert. Ich vermute, die drei Freshsound-Boxen wären eine tolle Sache, um sich da etwas zu vertiefen! Kann jemand mehr zu ihnen sagen?
Ich hol das mal hier rüber (die Cover im untersten zitierten Post muss ich entfernen):
tejazzIrgendwie ist meine Antwort in den Tiefen der Datenleitungen verloren gegangen…
Also: Da mir bei Gillespie & Afro-Cuban auch gern Chano Pozo einfällt, von dem ich eine schöne 3 CD-Box von einem Fresh Sound-Sublabel besitze (CD 1 & 2 Tanz-Unterhaltungsmusik, CD 3 Cubop mit Gillespie & Co.), will ich schnell auf die Fresh Sound-Seite hinweisen (www.freshsound.com), auf der man unter Tumbao Cuban Classics eine Menge an reissues (RCA/Prez Prado, Tito Puente…) und Neuveröffentlichungen entdecken kann. Mal mehr Jazzgehalt, mal weniger, mal ohne. Recht spannend, finde ich.
gypsy tail windKenne von deren Latin-Releases noch gar nichts… über das Benny Moré 4CD-Set hab ich schon Gutes gehört.
Die teure 6CD-Box von Arsenio Rodríguez sieht auch verlockend aus! Und ja, auch das von Dir erwähnte 3CD-Set von Chano Pozo!AMG über das Benny Moré Set
(Zu den anderen beiden gibt’s bei AMG keine Kritiken, nur minimale Einträge)Blue Note hat übrigens auch einen kurzen Ausflug in den Latin Jazz gemacht, mit diesem sehr tollen (aber stark perkussionslastigen) Album:
Arsenio Rodríguez wirkt auch mit – als Sänger, an den Congas und auf ein paar Stücken an der tres.
bichoHabe den Thread jetzt erst entdeckt, da ich die Band noch nicht kenne (was ich aber bald ändern werde) und hinter dem Bandnamen eher etwas hüftsteiferes vermutet hätte. [Zwinker-Smiley entfernt] Kann deshalb nichts zur Band sagen, sondern nur die auf der ersten Seite erwähnten Chano Pozo und Arsenio Rodríguez empfehlen. Vor allem den Einfluss von Rodríguez auf die kubanische Musik, kann man denke ich nicht hoch genug einschätzen. Der seit seiner Kindheit blinde Tres-Gitarrist hat mit seinem Conjunto (3 Trompeten, Gitarre, Kontrabass, Klavier, Conga, Bongos, Tres) in den 40ern die kubanische Musik entscheidend geprägt und mit seinem Proto-Salsa vom Buena Vista Social Club bis hin zu Irakere wohl die meisten kubanischen Musiker beeinflusst. Durch die Aufstockung des Trompetensatzes, die Betonung der Tres-Gitarre, die Kombination von Klavier und Congas und die Einbeziehung von Rumba-Rhythmen entwickelte er den Son Montuno. 1947 ging er dann zum ersten Mal in die USA, da er sich eine Heilung seiner Blindheit erhoffte, der Arzt konnte ihm jedoch nur mitteilen, dass ihn auch ein chirurgischer Eingriff nicht heilen kann. Diese Enttäuschung verarbeitete er schließlich in „La Vida Es Un Sueño“, einer seiner bekanntesten Kompositionen. Über Chano Pozo lernte er dort unter anderem Dizzy Gillespie und Tito Puente kennen, so dass er komplett in die USA übersiedelte. Als die Mambo-Begeisterung wieder abflachte und Rodríguez seinen typischen Stil nicht veränderte, ging auch seine Popularität zurück. Schließlich starb er 1970 in relativ bescheidenen Verhältnissen. Insgesamt schrieb er über 200 Stücke. Hier mal eines seiner bekanntesten:
Arsenio Rodríguez – El reloj de Pastoragypsy tail windUnd wenn ich mich grad schon mit den Yemaya/Disconforme Reissues rumschlage…
Chucho Valdés feat. Cachaíto (AMG)
Chucho Valdés – The Doble Gigante: The Latin Jazz Sides (AMG)
Chucho Valdés – Complete 1964 Sessions (AMG)
Zudem sieht die Descargas – The Havana Sessions Doppel-CD von Cachao seht gut aus!
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaund das hier auch noch:
gypsy tail wind
Hab heute nachmittag die ganze Doppel-CD durchgehört – fast zweieinhalb Stunden Musik… eine gewisse Eintönigkeit kann man wohl zum Vorwurf machen, aber heute war ich in der richtigen Stimmung für das hier… Pio Leyva, Teresa García Caturla, Miguelito Cuni und viele andere sind zu hören, unter den Bläsern stechen wie so oft die Trompeter besonders hervor: Félix Chappotín, Manuel „El Guajiro“ Mirabal (der auch viele der Buena Vista Social Club Produktionen der 90er mit seiner Anwesenheit veredelt hat), Arturo Sandoval, Jorge Varona sowie Adalberto Lara. An der Posaune überzeugt solistisch diverse Male Juan Pablo Torres (der zweite Posaunist ist Jesús „Aguaje“ Ramos, in einem Stück sind die beiden gemeinsam zu hören), Paquito d’Rivera ist der einzige Saxophonist, weiss aber auch mit ein paar schönen Soli zu gefallen, ebenso wie die Flötisten Richard Egües und Melquiades Fundora. Am Piano wechseln sich Rubén González und Jesús Rubalcaba ab, solistisch ist letzterer aber nur in einem Stück zu hören, die vielen schönen Piano-Soli sonst stammen alle von Don Rubén. Zudem ist Niño Rivera mit diversen tollen Soli an der Tres zu hören (und einmal auch Israel Pérez an der Cuatro). Ein kleiner Wehmutspunkt ist der Bass: der ist elektrisch und wird gespielt von Fabián Garcia. Nicht, dass etwas daran schlecht wäre, aber ein Kontrabass hätte der Musik wohl ein paar zusätzliche Möglichkeiten eröffnet, die mit den etwas generischen Fender-Bass-Grooves nicht drinliegen. Die Drum-Section ist wie üblich gross: Tata Guïnes und Guillermo Garcia spielen Congas, Ricardo „El Niño“ León spielt Bongos, Gustavo Tamayo ist an der Güiro zu hören und an den Timbales sind Amadito Valdés und Filiberto Sánchez. Dazu gibt’s eine acht-köpfige Violinen-Section, von denen fünf auch solistisch zu hören ist…. es ist also ziemlich was los hier!
Ergänzend: der Jazz-Gehalt ist hier minimal, aber dadurch, dass die meisten Stücke um die zehn Minuten lang sind, haben die Musiker viel Raum für Soli und Improvisation.
gypsy tail windDa dieser Thread schon längst in einen Irakere & Latin Jazz geworden ist, erlaubt mir noch den Hinweis auf eine weitere Trouvaille:
Die CD Descargas der Tico All-Stars enthätl den Grossteil von drei Volumes, die in den Sechzigern erschienen sind (vom ersten und dem dritten Album fehlt auf der CD je ein Stück, dass sie „complete“ sei steht auch nur bei Allmusic, auf der CD selbst steht nichts dergleichen).
Die Aufnahmen entstanden an einem Abend im Mai 1966 im New Yorker Village Gate, das sonst eher für Jazz-Konzerte bekannt ist. Erstmals erschienen ist die Musik auf dem Tico Label 1966. Im inneren des Vampisoul Digipacks finden sich Liner Notes von Symphony Sid und ein kurze Anmerkung von Morris Levy, dem windigen Musik-Manager (wie man heute wohl sagen würde, immerhin kann man sowas ja mittlerweile studieren, in unserer glorreichen Welt des Scheins), der damals Präsident von Tico Records war.
In der Band finden sich u.a. Tito Puente, Charlie und Eddie Palmieri, Chino Pozo, Johnny Pacheco, Ray Barretto, Israel Lopez, Alfred Abreu, Victor Paz und Bobby Porcelli – die Musik ist sehr viel chaotischer, wilder und intensiver als die Estrellas de Areito, die im Studio ähnliches machten. Rhythmisch geht das hier mehr ab, halt weiter weg von klassischen Son (dem die Estrellas sich wohl noch sehr verpflichtet fühlten) und unter Einbezug all der Latin-Jazz-Entwicklungen, die seit den 40ern in New York stattfanden. Das wird durch die Anwesenheit von Chino Pozo unterstrichen, der ja behauptet hatte, ein Cousin des legendären Chano Pozo zu sein. Dieser wurde 1948 im Alter von nur 33 Jahren in New York ermordet… laut Wiki in einem Kampf, der sich beim Kauf von Gras entsponnen hat – es entstanden jedoch rasch Legenden, wonach er die Geheimnisse der Santería verraten habe, etwa in seiner Zusammenarbeit mit Dizzy Gillespie, auf dessen „Cubana Be, Cubana Bop“ er prominent zu hören war.Falls jemand mehr zu den Irakere-Fagen in Post #15 weiss bin ich übrigens sehr interessiert – ich weise nur nochmal darauf hin, weil sie vielleicht überlesen werden aufgrund der neueren Posts.
ferryerstmal was zu den Estrellas De Areito.
Das war eine sehr gute Empfehlung von Dir!
gefällt mir ausnehmend sehr gut. Das ist wie ich finde modern gespielter Son, mit sehr guten Musikern wie z.B. Ruben Gonzales, da geht einem doch das Herz auf wenn er spielt. Aber auch sonst ist ja anscheinend die Creme der kubanischen Musiker verteten. Und welche verschiedenen Instrumente gespielt werden, z.B. die Tres find ich ein sehr schön klingendes Instrument. Oder halt Violine, Flöte, Sax….Das wird mir gar nicht langweilig. Einfach nur entspannende, karibische Gelassenheit ! :sonne:
Damit sind wohl die wichtigsten off-topic-Sachen aus dem Irakere-Thread hier.
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Von Patato habe ich das Album „Unico Y Diferente“, da werde ich auch die Tage mal was zu schreiben. Die „Afro Cuban“ von Kenny Dorham habe ich noch nicht, steht aber schon auf meiner Wunschliste.
Man könnte natürlich auch mal diskutieren, was eigentlich die Merkmale von Latin Jazz sind. Für mich gehört auf jeden Fall die Nutzung von Jazz- Instrumenten (die Blasinstrumente) und solistische Improvisationen mit Jazz- ähnlicher Phrasierung dazu. Die Rhythmusgruppe spielt natürlich komplett anders als im Afro- Amerikanischen Jazz, und das ist wohl auch der wesentliche Unterschied.
@gypsy
Diese Postings sind dann auch hier sehr gut aufgehoben.
Lass‘ uns mal weiter machen, dann haben wir bald Ahnung vom Latin Jazz--
life is a dream[/SIZE]Ist Jobim für euch auch Latin Jazz oder nur Latin?
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alexischickeIst Jobim für euch auch Latin Jazz oder nur Latin?
Da muss ich für meinen Teil schon passen, vom Afro- Kubanischen Latin Jazz habe ich inzwischen schon einige Kenntnisse, aber vom Bossa Nova noch gar nicht !
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life is a dream[/SIZE]Jobim ist Bossa Nova… ist Bossa Nova Jazz? Ich würde mal vermuten, Bossa ist sowas wie um Jazz-Elemente angereicherte, dem Zeitgefühl der 60er angepasste Samba… ein Touch Existentialismus, etwas good life… manchmal passt das alles wunderbar, und gar so belanglos wie es manchem scheinen mag, ist es bestimmt nicht… aber mit Latin-Jazz hat das meinem Empfinden nach nichts zu tun – überhaupt ist Bossa brasilianisch, der Latin-Jazz, um den’s hier geht, falls man da nicht überhaupt von dem Latin-Jazz reden kann, ist afro-kubanisch, es sind die afrikanischen Rhythmen, die mit dem Jazz fusioniert wurden – nicht erst seit Gillespie übrigens, das gab’s auch schon in New Orleans. Aber das ist auch zu einfach… es gibt auch mexikanisches (Boleros, die gibt’s in Kuba auch) und es gibt auch Versuche von Jazzern, mit Tango-Musikern zu spielen (Dino Saluzzi ist vielleicht sowas wie ein Tango-Musiker mit Jazz-Sensibilität, fall das Sinn macht?)
Das ist aber alles gefährliches Halbwissen, daher beende ich die Spekulationen jetzt… Bossa ist jedenfalls was ganz anderes als das, worum’s bisher im Thread ging und hat meiner Ansicht nach eine Prise Jazz drin, aber mit Latin-Jazz nichts am Hut.
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Die ist schön, aber das ist eher ein Blue Note Klassiker mit einer gehörigen Prise Latin denn echter Latin-Jazz (v.a. ist da 12″-Album eh eine Compilation, die zweite enthaltene Session ist klassischer Hardbop, wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht).
Für frühen Latin-Jazz aus den USA würd ich zu Gillespies RCA Aufnahmen greifen oder zu seiner Verve-Scheibe „Afro“ (soweit ich weiss auch eine Compilation… ist die nicht auch im Mosaic-Set, Alex? Oder teilweise?)
Auf Verve gab’s ein paar gute Latin-Jazz-Veröffentlichungen, die im Irakere-Thread auch schon erwähnt wurden – also nochmal ein Post von dort:
gypsy tail windBei Gillespie ist es etwas schwierig… spontan kommt mir grad nichts in den Sinn, das ausschliesslich Latin Jazz geprägt ist. Vielleicht Afro von 1954:
MIt Arrangeur Chico O’Farrill ist da ein weiterer Musiker, der in diese Richtung ging, vertreten. Seine eigenen Aufnahmen für Norman Granz (Norgran, Clef, Verve) gibt’s auf der Doppel-CD Cuban Blues, mit der ich mich aber noch nicht genügend beschäftigt habe:
Zum Einstieg sehr geeignet ist die Compilation The Original Mambo Kings: An Introduction to Afro-Cubop
Hier ist die kubanische Hälfte des erwähnten Gillespie-Albums zu finden, dazu Stücke von Machito (mit den Gastsolisten Flip Phillips und Charlie Parker), Mario Bauza und anderen.
Sonst ist Dizzy recht unübersichtlich… riesige Diskographie, wobei die wichtigen Aufnahmen sich v.a. auf die späten 40er beschränken (von RCA gibt’s da eine über ge-no-noiste Doppel CD voll mit grossartiger Musik, dort ist auch „Cubano-Bo, Cubano-Bop“ und anderes zu finden, das den Latin Jazz geprägt hat), aber auch aus den späteren Jahren gibt’s viele sehr schöne Aufnahmen – ich würde z.B. diesen CD-Twofer empfehlen: Gillespiana/At Carnegie Hall. Ein verspieltes, Latin-lastiges (aber relaxteres, sanfteres) Album ist auch Jambo Caribé, das wohl selten in Bestenlisten auftaucht, mir aber gut gefällt. Zudem könnte Afro-Cuban Jazz Moods was für Dich sein, aber das kenne ich selber noch nicht. Zudem würd ich empfehlen, Live in Berlin mal anzuhören. Das Konzert von 1968 gehört zu den besten Aufnahmen Dizzys überhaupt – ist zwar weniger Latin-lastig, aber ich denke diese feurige Big Band könnte Dir durchaus gefallen!
ferryLass‘ uns mal weiter machen, dann haben wir bald Ahnung vom Latin Jazz
Was noch nicht ist, kann ja immer noch werden!
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Nein glaube nicht,wenn ich micht nicht täusche wurde Afro mit einer Big Band von Gillespie aufgenommen.Muss sie mir mal anhören.
Auf den Newport 57 Festival spielt Gillespie auch Latin Jazz mit Big Band.
Bossa Nova halte ich für eine sehr weiche Musik.
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Schlagwörter: Arsenio Rodriguez, Beny Moré, Chano Pozo, Chucho Valdes, Latin-Jazz, Mario Bauza, Mongo Santamaria, Paquito d'Rivera, Tito Puente, Willie Bobo
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