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AutorBeiträge
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wenzelDas Wort mag ursprünglich ein Fachbegriff aus dem Bereich der Psychologie oder Psychiatrie gewesen sein, wird mittlerweile aber auch umgangssprachlich verwendet.
Genau das kritisiere ich.
Die Pathologisierung völlig normalen und alltäglichen Verhaltens entkräftet und verharmlost in diesem Fall einen medizinisch genau definierten Begriff. Warum Begriffe wie Wahn, Trigger, Depression, Psychose und so weiter verwenden, um damit Verhaltensweisen von Diskutanten zu beschreiben (in der Regel mit der Intention, sein Gegenüber in Misskredit zu bringen)? Die deutsche Sprache bietet zweifellos genügend Begriffe, Zustände oder Verhalten anderer zu beschreiben. Begriffe, welche Krankheitssymptome (also das Leid von Menschen) beschreiben als Negativzuschreibung von Menschen mit denen man sich unterhält zu verwenden, beinhaltet ein aktives Interesse an einem destruktiven Gesprächsverlauf. Und im Vorbeigehen natürlich ein Lächerlichmachen von kranken Menschen.
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Danke!
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Die Aussagen bezüglich des Begriffs Trigger bzw. triggern, die hier getroffen wurden, um eine Verwendung des Wortes zu diskreditieren, entbehren jeder Grundlage. Das fängt schon damit an, dass es keineswegs ein fest definierter Terminus ist mit exakt einer Bedeutung hat. Das gilt nicht einmal für die Psychologie, wo der Begriff von einem Auslöser für eine völlig unpathologische emotionale Reaktion bis hin zum einem Auslöser für ein Flashback bei PTBS-Patienten quasi alles sein kann.
Das ist auch wenig überraschend, denn das Wort wurde ja nicht etwa als psychologischer Fachterminus in die Welt gebracht, sondern aus der Sprache der Technik übernommen. Auch der Begriff Wahn, als ein weiteres Beispiel, ist deutlich älter als die Psychologie.
Der Gedanke, ein solches Wort aus der Umgangssprache zu verbannen ist daher nicht nur weltfremd, sondern darüber hinaus auch keineswegs eine unumstrittene Hilfe für Betroffene von Phänomenen wie der PTBS. Statt den sinnlosen Versuch zu unternehmen, (sprachliche) Trigger aus der Welt zu schaffen, ist z.B. eine Förderung der Resilienz der Betroffenen vorzuziehen.
Dem geforderten Verzicht auf den Begriff liegt dagegen die moderne Tendenz zugrunde, wirklich alles auf sich selbst zu beziehen und aus wirklich allem ein absichtsvolles, mindestens mikroverletzendes Verhalten zu konstruieren und sich selbst damit als Opfer zu betrachten. Tatsächlich aber nimmt es dem Opfer eines traumatischen Erlebnisses nichts, wenn ein Begriff wie Trigger in einem alltäglichen Sinne gebraucht wird, und nur in sehr wenigen Fällen ist dahinter eine aktiv feindselige Handlung zu sehen. Das anders zu deuten impliziert auch eine Zementierung der angenommenen Opferrolle. Wo dagegen tatsächlich in herabsetzender Absicht ein Therapie Slang verwendet wird, ist die Forderung nach Verzicht darauf sinnlos. Denn der Täter will ja verletzen, und seine Absicht wird durch eine Sprachregulation kein Stück weit geändert. Bestenfalls nutzt der Täter dann eben andere Begriffe.Kritisiert wird auch, dass die Verwendung det fraglichen Begriffe einer gefährlichen Küchenpsychologie und damit auch -therapie Vorschub leiste, als sei diese Tendenz nicht seit den Anfängen der Psychologie vorhanden. Wissenschaft, egal welcher Disziplin, findet nun einmal nicht mehr im Elfenbeinturm statt. Das hat immer positive und negative Folgen, ist aber insgesamt begrüßenswert.
Positiv wird sogar angenommen, dass die Verwendung von Begriffen aus der therapeutischen Fachsprache für eine Entstigmatisierung sorgen kann, da dadurch die Normaltät psychischer Probleme im allgemeinen Bewusstsein gefördert wird.
BTW: Auch der Begriff Panik wäre einer, den man nicht mehr verwenden dürfte, wenn das propagierte Konzept eines Verzichtes auf „Fachworte“ im Alltag allgemein angeendet würde. Dennoch behauptet meines Wissens niemand, dass es schädlich für Opfer von Panikatacken sei, wenn in völlig anderen und letztlich harmlosen Kontexten beispielsweise von einer Torschlusspanik gesprochen wird.
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And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the famemotoerwolfDie Aussagen bezüglich des Begriffs Trigger bzw. triggern, die hier getroffen wurden, um eine Verwendung des Wortes zu diskreditieren, entbehren jeder Grundlage. Das fängt schon damit an, dass es keineswegs ein fest definierter Terminus ist mit exakt einer Bedeutung hat.
Schönes Beispiel, wie die Debatten immer absurder werden. Genau genommen geht der Begriff zurück auf den Trigger, den Abzug einer Waffe und die Medizin hat sich diesen Begriff sehr viel später angeeignet. Aber vielleicht sollte man den Trigger umbenennen, damit sich niemand getriggert fühlt.
nicht_vom_forum Und nur nochmal zur Klarstellung: Das ist kein Vorwurf, nicht mal eine Wertung, das ist schlicht eine Feststellung. Das gilt übertragen übrigens nicht nur für Israel, sondern zumindest auch für alle ESC-Teilnehmer, die von einem öffentlich-rechtlichen Sender zum Wettbewerb geschickt weden
Ah, interessante …äh… Theorie zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Ich war bisher der Ansicht, eine Jury und das Publikum wählen den Sänger für einen Gesangswettbewerb. Naiv vermutlich. Dass der ÖRR da im Auftrag von ganz oben die Finger im Spiel hat und politische Repräsentanten für Deutschland ins Felde schickt, war mir neu. Puh, da will man gar nicht erst wissen, was da in Israel abgeht.
zuletzt geändert von bullitt--
Aufgrund der Erwähnung im „30 Jahre RS“ Thread hab ich mal nach Franz Schöler gegoogelt und fand diesen Spiegel-Artikel aus dem Jahr 1975
https://www.spiegel.de/kultur/neger-vom-dienst-a-51dde1f3-0002-0001-0000-000041471478
Schon erstaunlich, wie sehr das N-Wort damals im alltäglichen Sprachgebrauch verankert war.
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wa
bullschuetzIch glaube, weltweit niemand lässt sich so leicht triggern wie @bullitt
Sorry, ich wollte weder Menschen, die aufgrund traumatischer Ereignisse Flashbacks erleiden, beleidigen noch @bullitt pathologisieren, sondern eigentlich bloß zum Ausdruck bringen, dass er mit zuverlässigem Empörungsschwung reagiert, wann immer ein Phänomen auch nur von weitem entfernte Ähnlichkeit mit sowas wie wokeness haben könnte. Im Übrigen überzeugen mich die Argumente des Geo-Artikels nicht. @motoerwolf hat dazu ja schon einiges ausgeführt. Ich will nur ergänzen: Zu der Beobachtung, dass bestimmte Themen (explizit zum Beispiel gender- und wokeness-Fragen) ausgeprägte Empfindlichkeiten auslösen, gibt es ein sehr lesenswertes sozialwissenschaftliches Fachbuch. Es trägt den Titel „Triggerpunkte“.
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Mir geht es nicht um den Geo Artikel oder tatsächliche oder vermeintliche Wokeness. Was ich ausgeführt habe beruht auf den Erfahrungen aus 15 Jahren Arbeit in der Sozialpsychiatrie.
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How does it feel to be one of the beautiful people?Ich verstehe den Einwand bei Begriffen wie Depression und Trauma, die mehr oder weniger exklusiv psychiatrisch oder zumindest medizinisch belegt sind. Aber der Begriff des Triggers kommt ja nicht aus der Psychologie und wurde noch nie exklusiv in ihr verwendet. Es gibt ihn von der Waffenkunde bis zur Zahnmedizin und spätestens seit Maus wichtigem Buch auch in der Sozialwissenschaft.
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Klar, Argumente bestimmte Dinge zu tun oder bleiben zu lassen, finden sich leicht. Meine Erfahrungen mit psychisch erkrankten Menschen in unterschiedlichen Konstellationen haben mich zu dem Punkt gebracht, dass ich mir immer überlege, wie ich Dinge sage. Sprache ist ein wirkmächtiges Instrument und die deutsche Sprache bietet viele Möglichkeiten, Sachverhalte, Wahrnehmungen oder Gefühle zu beschreiben. Mit den gewählten Worten beeinflusst man mehr oder minder stark, wie das Gesagte beim Empfänger ankommt und/oder auf ihn wirkt.
Was ich wirklich oft von psychisch erkrankten Menschen höre ist, dass diese schwer mit dem Thema Stigmatisierung hadern. Und die Verwendung von psychiatrischen Symptomen als Negativzuschreibung von Verhaltensweisen anderer die einem nicht gefallen, ist etwas, das viele betroffene Menschen trifft. Symptome, unter denen Menschen Leiden und gegen die sie zum Teil seit Jahrzehnten ankämpfen werden dazu verwendet, vermeintlich schlechte Eigenschaften anderer hervorzuheben. Oder sich über sie lustig zu machen. Das fühlt sich für viele psychisch erkrankte Menschen nicht gut an. Ob die Medizin „Trigger“ aus der Mechanik (?) entlehnt hat oder nicht, ist da aus meiner Sicht ein Scheinargument.
Natürlich kann das jeder halten wie er oder sie will. Ich halte es für sinnvoll, sich zu überlegen welches Ziel man mit seinen Aussagen hat oder haben will. Wenn ich das Ziel habe jemandem mitzuteilen, dass mir sein Verhalten nicht gefällt, kann ich das auf unterschiedliche Art und Weise tun: Durch die Blume, direkt, freundlich, sachlich, ironisch und/oder witzig, tadelnd/missbilligend, diskreditierend und so weiter. Man kann sagen, dass XY „getriggert wird“, „ihre Tage hat“, „behindert ist“, „Paranoia hat“ und vieles andere. Ich halte das für falsch, weil ich das für stigmatisierungsfördernd halte, Abzugszüngel hin oder her.
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How does it feel to be one of the beautiful people?@clau Vielen Dank für die ausführliche und umsichtige Begründung, die mich ins Grübeln bringt.
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Ich hoffe, mein Beitrag klingt nicht vorwürflich. Ist nicht immer einfach…
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How does it feel to be one of the beautiful people?Hier nochmal etwas zum Thema „triggern“ und der Verwendung anderer psychologischer Fachbegriffe. Mir ist auch schon die Flut von Narzissten-Videos auf Youtube aufgefallen. Wenn es so viele Narzissten gäbe, dann hätten wir ein Problem.
SPIEGEL: Herr Schmidbauer, staunen Sie auch darüber, wie die Psychologie die Alltagssprache erobert hat? Man ist »traumatisiert« von einer »toxischen Beziehung«, man fühlt sich »getriggert« von seinem neuen Partner. Man grenzt sich ab, reflektiert Muster, übt sich in Achtsamkeit, praktiziert »Self Care«.
Schmidbauer: Das erstaunt mich nicht. Das nervt mich.
SPIEGEL: Warum?
Schmidbauer: Weil die Begriffe ihre Bedeutung verlieren. Wenn etwas einen Menschen »triggert«, dann meinte das ursprünglich, dass es eine nicht mehr steuerbare Reaktion in ihm auslöst. Heute heißt es nur noch, dass einen etwas reizt. Andere Sprachtrends finde ich noch problematischer: Die Alltagsverwendung des Begriffs »toxisch« reduziert komplexe Probleme der Interaktion zwischen zwei Menschen auf ein Täter-Opfer-Schema. Das verhindert Erkenntnis. Stellen Sie sich einen Restaurantkritiker vor, der nur die Kategorien genießbar und giftig kennt.
SPIEGEL: Einen Narzissten meint heute jeder im Freundeskreis zu haben, wenn nicht sogar im Bett.
Schmidbauer: Als Fachbegriff ist Narzissmus eigentlich nicht mehr verwendbar. Auch »traumatisiert« nennen sich heute sehr viele. Der Begriff ist ungeheuer beliebt, weil er einen zum Opfer macht, die eigene Unschuld und Tugendhaftigkeit unterstreicht. Generell wird die Psychologie heute oft benutzt, um Ausreden für eigene Versäumnisse zu produzieren. Ein intellektuelles Ablenkungsmanöver.
zuletzt geändert von nail75--
Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum. -
Schlagwörter: AfD, Alt-Right, Bildzeitung, Deppengelaber, Incels, Machwerke, Pornos, Poros, rechtsextrem, rechtsradikal, Verschwörungsideologen, Welt
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