Culture Wars, Kulturelle Aneignung, Identitätspolitik, Wokeism …

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  • #11848789  | PERMALINK

    stormy-monday
    Natural Sinner

    Registriert seit: 26.12.2007

    Beiträge: 21,495

    …und es einfach nur ganz naiv und ignorant absurd findet, wenn ein Konzert wegen Dreadlocks auf weißen Köpfen abgebrochen wird, hat intuitiv mehr verstanden als diese kulturverhindernden Safespacebewachungszerberusse. Einer Haltung, die keine gemischtrassige Kultur dulden will, keine kulturellen Durchdringungen, Übernahmen, Befruchtungen, Aneignungen aushält, sondern nur reinrassige, garantiert niemandem zu nahe tretende Kultur akzeptiert, sollten wir alle entgegentreten und widersprechen und nicht nach Begründungen suchen, warum man das doch verstehen müsse, auch wenn man es nicht direkt gut finde.

    Vielen Dank für den gesamten Beitrag. Und das Zitat oben trifft den Kern. Genau darum geht es. Schon so lang.

     

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    #11848795  | PERMALINK

    motoerwolf

    Registriert seit: 25.10.2006

    Beiträge: 6,343

    bullschuetzIch traue @bullitt und @stormy-monday aber sowas von zu, dass sie es verstanden haben, und was mich betrifft: Ich schwöre bei den Schnittlauchlocken meiner Großmutter, ich hab’s durch und durch gründlich verstanden.
    Der Punkt ist nur, dass das Wissen um solche Hintergründe diese identitären Auswüchse doch nicht in geringsten erträglicher macht. Ich werfe denen, die auf so einen Stuss kommen, doch nicht vor, dass sie sich Gedanken machen und haarpolitisch informiert sind, sondern dass sie katastrophal falsche Schlüsse daraus ziehen. Das Wissen um hair politics macht den Konzertabbruch doch um haargenau gar keinen Deut besser. Ich gehe sogar noch weiter: Wer vom geglätteten Haar James Browns oder des jungen Malcolm Little noch nie was gehört hat und es einfach nur ganz naiv und ignorant absurd findet, wenn ein Konzert wegen Dreadlocks auf weißen Köpfen abgebrochen wird, hat intuitiv mehr verstanden als diese kulturverhindernden Safespacebewachungszerberusse. Einer Haltung, die keine gemischtrassige Kultur dulden will, keine kulturellen Durchdringungen, Übernahmen, Befruchtungen, Aneignungen aushält, sondern nur reinrassige, garantiert niemandem zu nahe tretende Kultur akzeptiert, sollten wir alle entgegentreten und widersprechen und nicht nach Begründungen suchen, warum man das doch verstehen müsse, auch wenn man es nicht direkt gut finde.
    Im übrigen: Schon klar, das Problem gibt es im Grunde so gut wie gar nicht. Es handelt sich nur um von Sensationsmedien, Twitterdeppen und Halbnazis (sowie von diesen Schweinen auf den Leim gehenden Leuten wie @bullitt oder @bullschuetz) künstlich hochgejazzte Einzelfälle. Weshalb dieser ganze Thread hier aufgrund der läppisch geringen Anzahl der realexistierenden Einzelfälle ja auch so außerordentlich kurz ist … Mannomann, wie oft habe ich mich schon geärgert, wenn Polizisten den Rassismus in ihrem Apparat auf genau diese Art wegreden wollten, der epischen Fülle von „Einzelfällen“ zum Trotz. Und jetzt das: History repeating.
    Wir sollten wirklich alle mal zur Kenntnis nehmen, dass in Teilen der linken Szene schwer was identitär aus dem Ruder läuft. Und ich finde, das gehört von links kritisiert, denn den rechten Arschgeigen sollten wir die Deutungshoheit da gewiss nicht überlassen.
    Der „Safe Space“-Mist ärgert mich hier im Übrigen ganz besonders: So ein dummer Murks! Niemand kann sich ernsthaft von Dreadlocks unsicher und gefährdet fühlen. Das ist ein Hohn auf wirkliche Gefährdung durch Rassisten. Wer es nicht aushält, bei einer Kulturveranstaltung verunsichert zu werden, hat dort verdammt noch mal nichts verloren.

    Auch hier wieder: Zustimmung.

    Was noch gar nicht thematisiert worden ist, ist übrigens der unglaubliche Vorwurf, Dreads tragende Weiße hätten ihre Frisur ohne Beschäftigung mit der Kultur der Schwarzen (schon dieser implizite Schwachsinn, es gebe eine schwarze Kultur) gewählt und hätten keine Ahnung von der (behaupteten) Bedeutung. Das wird ja pauschal jedem Weißen vorgeworfen, und sicher gibt es Menschen, die Dreads rein als modisch ansehen (womit niemand ein Problem zu haben hat!!), aber hier geht es um eine Band, die u.a. Reggaeeinflüsse hat. Da darf man im Zweifelsfall auch mal davon ausgehen, dass denen klar ist, dass Dreads mehr sein können als nur ein modischer Haarstyle. Zumal es sich um eine Band handelt, die immerhin grundsätzlich der Ideologie der Veranstalter entspricht.

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    #11848797  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,716

    motoerwolfWenn zum Beispiel Asexuelle jetzt zum Teil so tun, als hätten sie die gleichen Probleme wie ein Homosexueller sie teils bis heute hat, und das mit der Sexualisierung der Gesellschaft begründet, dann ist das für mich lächerlich und nur ein Schrei nach Beachtung. Uns wurden halt 15 Minuten Ruhm versprochen, und jetzt hängen ganze Existenzen daran, um jeden Preis wahrgenommen zu werden.

    wow. mit welchem recht haut man solche sätze raus.
    wer möchte hier eigentlich unter sich bleiben? so rein identitätspolitisch? für 15 minuten forums-ruhm?

    --

    #11848801  | PERMALINK

    stormy-monday
    Natural Sinner

    Registriert seit: 26.12.2007

    Beiträge: 21,495

    Ächz.

    --

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    #11848809  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    @motoerwolf Kulturaneignungsprüfungsklausurfrage für Fortgeschrittene:

     

    Wenn ein Weisser Dreadlocks trägt, aber prinzipiell kein Ganja durchzieht – macht’s das dann besser oder schlimmer?

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    #11848811  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

    Registriert seit: 18.01.2009

    Beiträge: 6,438

    latho
    Du umgehst da aber die Tatsache, dass es privilegierte Gruppen in der „wokeness“ gibt, Schwarze, Frauen und Teile aus dem LGBT+-Alphabet (einige Buchstaben fallen da langsam heraus).

    Hier im Thread zumindest gönne ich mir den Luxus, das zu ignorieren. Mich stört halt an der Gruppe der „Wokeness-Warner“, dass sie (Absichtlich? Weil es an die eigenen Pfründe geht?) das Kind mit dem Bade ausschütten. Dass die LGB*-Buchstabensuppe zunehmend absurd wird, halte ich eigentlich für offensichtlich (siehe auch @.motorwoelfs Beitrag). Letztendlich sind entweder alle Nicht-Binär (ja!) oder niemand ist es. Aber dass es da einige mit der Erfindung neuer Schubladen übertreiben, ändert doch nichts daran, dass es Homosexuellenfeindlichkeit und Sexismus gibt und es sich noch lange nicht um gelöste Probleme handelt. Ähnliches gilt auch für Rassismus/Fremdenfeindlichkeit in den verschiedenen Ausprägungen.

    Ich bleibe dabei (wie auch schon geschrieben): das Problem sind ganz grundsätzlich das abnehmende Bildungsniveau und die damit verbundene Unfähigkeit Kontext zu erkennen.

    Ja.

    Da könnte man sagen, gut, dass betrifft eine kleine universitäre Gruppe, muss man ähnlich genau beachten, wie die Irrungen und Wirrungen der Kleinst-K-Gruppen Ende der 70er. Aber dann gibt es Twitter – auch so ein Scheinriese, dem riesige Bedeutung beigemessen wird. Und die Online-„Journalisten“, die ihre Themen daraus beziehen, bzw zur selben Gruppe der in den 00ern an den Unis Sozialisierten gehören wie die auf Twitter nach Aufmerksamkeit Heischenden.

    Das ist allerdings immer noch meine tatsächliche Wahrnehmung. Es gab jetzt 2 deutsche/schweizer Fälle, bei denen Dreadlocks irgendwie thematisiert wurden und das gesamte Feuilleton bekommt Schnappatmung.

    Wie geschrieben: Hätte der Betreiber etwas Eier in der Hose gehabt, hätte er sich die „Beschwerden“ angehört, genickt und das Konzert stattfinden lassen, wie es sich für jemanden gehört, der einen Auftritt bei einer Gruppe bucht.

    Ja.

    Die paar Tweets über „Rassismus“ hätte keiner beachtet.

    Das weiß vorher natürlich niemand, aber es hätte im Rückblick wohl kaum schlimmer kommen können als dass fast die gesamte deutschsprachige Presse über die Absage berichtet – in beiden Dreadlocks-Fällen.

    --

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    #11848813  | PERMALINK

    motoerwolf

    Registriert seit: 25.10.2006

    Beiträge: 6,343

    vorgarten

    motoerwolfWenn zum Beispiel Asexuelle jetzt zum Teil so tun, als hätten sie die gleichen Probleme wie ein Homosexueller sie teils bis heute hat, und das mit der Sexualisierung der Gesellschaft begründet, dann ist das für mich lächerlich und nur ein Schrei nach Beachtung. Uns wurden halt 15 Minuten Ruhm versprochen, und jetzt hängen ganze Existenzen daran, um jeden Preis wahrgenommen zu werden.

    wow. mit welchem recht haut man solche sätze raus.
    wer möchte hier eigentlich unter sich bleiben? so rein identitätspolitisch? für 15 minuten forums-ruhm?

    Okay, anderes Beispiel. Inwiefern sind denn schwarze queere Personen einen eigenen Streifen auf der Flagge wert? Was macht sie erwähnenswerter als andere PoC, die sich einen braunen Streifen teilen müssen?

    --

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    #11848819  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,716

    motoerwolf

    vorgarten

    motoerwolfWenn zum Beispiel Asexuelle jetzt zum Teil so tun, als hätten sie die gleichen Probleme wie ein Homosexueller sie teils bis heute hat, und das mit der Sexualisierung der Gesellschaft begründet, dann ist das für mich lächerlich und nur ein Schrei nach Beachtung. Uns wurden halt 15 Minuten Ruhm versprochen, und jetzt hängen ganze Existenzen daran, um jeden Preis wahrgenommen zu werden.

    wow. mit welchem recht haut man solche sätze raus. wer möchte hier eigentlich unter sich bleiben? so rein identitätspolitisch? für 15 minuten forums-ruhm?

    Okay, anderes Beispiel. Inwiefern sind denn schwarze queere Personen einen eigenen Streifen auf der Flagge wert? Was macht sie erwähnenswerter als andere PoC, die sich einen braunen Streifen teilen müssen?

     

    frag sie doch einfach mal. meine eigentlich frage aber wäre: was für einen nachteil hast du denn davon?

    --

    #11848821  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

    Registriert seit: 18.01.2009

    Beiträge: 6,438

    motoerwolf@.latho:
    Zustimmung.
    Als woke „Antirassisten“ angefangen haben, den Begriff PoC zu BIPoC zu erweitern, war doch im Grunde schon klar, wohin die Reise geht. Manche Gruppen müssen eben extra herausgestellt werden, damit auch sicher ist, wer die Opferolympiade gewinnt.

    Naja… Mal komplett außen vor gelassen, wie schräg der Begriff „Opferolympiade“ ist und wo er herkommt, hat das Kürzel BIPoC ja an sich durchaus seine Berechtigung. Jedenfalls in Ländern wie den USA oder Kanada, wo der Begriff herkommt. Dass es wenig Sinn ergibt, den Begriff beispielsweise auf Deutschland zu übertragen, wo es niemanden gibt, der im US-Sinn „Black“ ist und „Indigenous“ höchstehs die dänische Minderheit in Schleswig-Holstein und die Sorben trifft (die dafür wieder keine PoC sind), ist doch davon nicht berührt.

    Der gleiche Unsinn ist es, die LGBT-Flagge ständig um irgendetwas zu erweitern. Wer nicht begreift, dass es mehr als zwei, drei Sexualitäten und Geschlechtsidentitäten gibt, wird durch eine erweiterte Flagge sicher nicht umgestimmt. Dafür treiben immer kleinere Gruppen immer weiter die Spaltung der Community voran. Und auch das Unverständnis der sich als monogame, hetereosexuelle, binäre Mehrheit Begreifenden. Wenn zum Beispiel Asexuelle jetzt zum Teil so tun, als hätten sie die gleichen Probleme wie ein Homosexueller sie teils bis heute hat, und das mit der Sexualisierung der Gesellschaft begründet, dann ist das für mich lächerlich und nur ein Schrei nach Beachtung.

    Auch wenn ich Dir im Grunde zustimme, finde ich den Tonfall überzogen. Wir sind nunmal gerade in einem gesellschaftlichen Findungsprozess und da geht es auch mal drunter und drüber. Zu meiner Schulzeit (d. h. in den 80ern) kamen Homosexuelle, von Transsexuellen gar nicht zu reden, in der kleinstädtischen Welt gar nicht vor – und wenn, dann höchstens als Schimpfwort. Wenn der Preis dafür, dass homosexuelle Paare jetzt weitgehend als normal wahrgenommen werden, ist, dass alle paar Jahre ein paar Streifen an die Regenbogenflagge angefügt werden, dann finde ich das nicht zu hoch.

    --

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    #11848827  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,716

    nicht_vom_forumWenn der Preis dafür, dass homosexuelle Paare jetzt weitgehend als normal wahrgenommen werden, ist, dass alle paar Jahre ein paar Streifen an die Regenbogenflagge angefügt werden, dann finde ich das nicht zu hoch.

    das hätte, würde es stimmen, immer noch nichts miteinander zu tun.

    --

    #11848831  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

    Registriert seit: 18.01.2009

    Beiträge: 6,438

    @.buellschuetz:
    Zustimmung zu http://forum.rollingstone.de/foren/reply/11848783/

    Nur hier:

    Im übrigen: Schon klar, das Problem gibt es im Grunde so gut wie gar nicht. Es handelt sich nur um von Sensationsmedien, Twitterdeppen und Halbnazis […] künstlich hochgejazzte Einzelfälle. Weshalb dieser ganze Thread hier aufgrund der läppisch geringen Anzahl der realexistierenden Einzelfälle ja auch so außerordentlich kurz ist …

    halte ich die allgemeine Aufregung über Fälle wie die Dreadlocks-Ausladungen tatsächlich, und nicht ironisch, für überzogen. Die Anzahl an konkreten Fällen, die hier diskutiert wurden ist ja auch tatsächlich nicht groß.

    --

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    #11848833  | PERMALINK

    wenzel

    Registriert seit: 25.01.2008

    Beiträge: 5,954

     

    vorgarten

    motoerwolf

    vorgarten

    motoerwolfWenn zum Beispiel Asexuelle jetzt zum Teil so tun, als hätten sie die gleichen Probleme wie ein Homosexueller sie teils bis heute hat, und das mit der Sexualisierung der Gesellschaft begründet, dann ist das für mich lächerlich und nur ein Schrei nach Beachtung. Uns wurden halt 15 Minuten Ruhm versprochen, und jetzt hängen ganze Existenzen daran, um jeden Preis wahrgenommen zu werden.

    wow. mit welchem recht haut man solche sätze raus. wer möchte hier eigentlich unter sich bleiben? so rein identitätspolitisch? für 15 minuten forums-ruhm?

    Okay, anderes Beispiel. Inwiefern sind denn schwarze queere Personen einen eigenen Streifen auf der Flagge wert? Was macht sie erwähnenswerter als andere PoC, die sich einen braunen Streifen teilen müssen?

    frag sie doch einfach mal. meine eigentlich frage aber wäre: was für einen nachteil hast du denn davon?

    Hat evtl auch was damit zu tun, dass man solche absurden Auswüchse bei Bewegungen, denen man eigentlich nahe steht, als ärgerlich, weil kontraproduktiv empfindet, also für eine breite gesellschaftliche Akzeptanz eher hinderlich als förderlich sind.

    --

    #11848835  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

    Registriert seit: 18.01.2009

    Beiträge: 6,438

    vorgarten

    nicht_vom_forumWenn der Preis dafür, dass homosexuelle Paare jetzt weitgehend als normal wahrgenommen werden, ist, dass alle paar Jahre ein paar Streifen an die Regenbogenflagge angefügt werden, dann finde ich das nicht zu hoch.

    das hätte, würde es stimmen, immer noch nichts miteinander zu tun.

    Es hat m. E. dahingehend etwas miteinander zu tun, dass wir jetzt gerade eine Ausdifferenzierung erleben, die überhaupt erst stattfinden kann, weil viele Themen rund um sexuelle Identität jetzt (also seit einigen Jahren) erstmals auf breiter Basis benannt werden. Und diese Benennung führt (hoffentlich) zur Normalisierung und Anerkennung. Streifen hin oder her.

    --

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    #11848837  | PERMALINK

    zappa1
    Yellow Shark

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 87,195

    Als seit 42 Jahren offen schwul lebender Mann, bin ich von all den Flaggen auch eher genervt und überfordert. Wozu brauchen schwule Männer, die besonders dicht behaart sind, eine eigene Flagge als „Bear Brotherhood“? Meine Fresse, schwul ist schwul, ob mit viel oder wenig Haare am Körper. Es wird einfach sehr viel übertrieben.

    Dass das Leute außerhalb der Community ebenso nervt, kann ich nur all zu gut verstehen. Und ich meine jetzt nicht die dumpfbackigen Homophoben, die ändern sich eh nicht mehr.

    --

    „Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ (Goethe) "Allerhand Durcheinand #100, 04.06.2024, 22:00 Uhr https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/8993-240606-allerhand-durcheinand-102  
    #11848839  | PERMALINK

    motoerwolf

    Registriert seit: 25.10.2006

    Beiträge: 6,343

    nicht_vom_forum

    Hier im Thread zumindest gönne ich mir den Luxus, das zu ignorieren. Mich stört halt an der Gruppe der „Wokeness-Warner“, dass sie (Absichtlich? Weil es an die eigenen Pfründe geht?) das Kind mit dem Bade ausschütten. Dass die LGB*-Buchstabensuppe zunehmend absurd wird, halte ich eigentlich für offensichtlich (siehe auch @.motorwoelfs Beitrag). Letztendlich sind entweder alle Nicht-Binär (ja!) oder niemand ist es. Aber dass es da einige mit der Erfindung neuer Schubladen übertreiben, ändert doch nichts daran, dass es Homosexuellenfeindlichkeit und Sexismus gibt und es sich noch lange nicht um gelöste Probleme handelt. Ähnliches gilt auch für Rassismus/Fremdenfeindlichkeit in den verschiedenen Ausprägungen.

    Und genau darum kotzt mich diese gegenseitige Abgrenzerei, die Ignoranz ja so an. Das ist zwischen diskriminierten Gruppen der Fall, und natürlich erst recht gegenüber „der Mehrheit“. Dass ich beispielsweise dagegen bin, die Worte Neger und Nigger so wie ähnliche Worte überall und in allen Kontexten zu streichen, weil ich der Meinung bin, dass eine solche Maßnahme zu einem Weißwaschen der Geschichte führen kann, weil es mir wichtig ist, dass wir früher den einen Begriff völlig wertfrei gesagt haben (und uns als Antirassisten verstanden), während der andere immer ein Begriff zum Ausdruck des Hasses war und weil ich diesen Unterschied thematisieren können möchte (und weil „N-Wort“ als Ersatz in Diskussionen nun wirklich dämlich ist, denn, Überraschung, der Schwarze ist nicht doof, der weiß, was gemeint ist und hört das Wort im Kopf dennoch), deswegen gelte ich vielen mittlerweile als rechts. Komischerweise nur in den sozialen Medien, in meinem Umfeld gelte ich als links und antirassistisch, gerade auch bei den vielen Immigranten in meinem Umfeld. Und so nehme ich mich auch selbst wahr, fühle mich eigentlich als Ally, aber wenn man immer und immer wieder letztlich wegen der Hautfarbe, des Geschlechts und kleineren Meinungsunterschieden (es ist ja nicht so, dass ich jemanden mit problematischen Worten bezeichne oder die Erlaubnis dazu haben will) in einen Topf geworfen wird mit Nazis, dann ist es gar nicht so leicht, nicht irgendwann einfach „Leckt mich und kämpft euren Kampf allein!“ zu sagen.

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