Antwort auf: Culture Wars, Kulturelle Aneignung, Identitätspolitik, Wokeism …

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motoerwolf

Registriert seit: 25.10.2006

Beiträge: 6,343

bullschuetzIch traue @bullitt und @stormy-monday aber sowas von zu, dass sie es verstanden haben, und was mich betrifft: Ich schwöre bei den Schnittlauchlocken meiner Großmutter, ich hab’s durch und durch gründlich verstanden.
Der Punkt ist nur, dass das Wissen um solche Hintergründe diese identitären Auswüchse doch nicht in geringsten erträglicher macht. Ich werfe denen, die auf so einen Stuss kommen, doch nicht vor, dass sie sich Gedanken machen und haarpolitisch informiert sind, sondern dass sie katastrophal falsche Schlüsse daraus ziehen. Das Wissen um hair politics macht den Konzertabbruch doch um haargenau gar keinen Deut besser. Ich gehe sogar noch weiter: Wer vom geglätteten Haar James Browns oder des jungen Malcolm Little noch nie was gehört hat und es einfach nur ganz naiv und ignorant absurd findet, wenn ein Konzert wegen Dreadlocks auf weißen Köpfen abgebrochen wird, hat intuitiv mehr verstanden als diese kulturverhindernden Safespacebewachungszerberusse. Einer Haltung, die keine gemischtrassige Kultur dulden will, keine kulturellen Durchdringungen, Übernahmen, Befruchtungen, Aneignungen aushält, sondern nur reinrassige, garantiert niemandem zu nahe tretende Kultur akzeptiert, sollten wir alle entgegentreten und widersprechen und nicht nach Begründungen suchen, warum man das doch verstehen müsse, auch wenn man es nicht direkt gut finde.
Im übrigen: Schon klar, das Problem gibt es im Grunde so gut wie gar nicht. Es handelt sich nur um von Sensationsmedien, Twitterdeppen und Halbnazis (sowie von diesen Schweinen auf den Leim gehenden Leuten wie @bullitt oder @bullschuetz) künstlich hochgejazzte Einzelfälle. Weshalb dieser ganze Thread hier aufgrund der läppisch geringen Anzahl der realexistierenden Einzelfälle ja auch so außerordentlich kurz ist … Mannomann, wie oft habe ich mich schon geärgert, wenn Polizisten den Rassismus in ihrem Apparat auf genau diese Art wegreden wollten, der epischen Fülle von „Einzelfällen“ zum Trotz. Und jetzt das: History repeating.
Wir sollten wirklich alle mal zur Kenntnis nehmen, dass in Teilen der linken Szene schwer was identitär aus dem Ruder läuft. Und ich finde, das gehört von links kritisiert, denn den rechten Arschgeigen sollten wir die Deutungshoheit da gewiss nicht überlassen.
Der „Safe Space“-Mist ärgert mich hier im Übrigen ganz besonders: So ein dummer Murks! Niemand kann sich ernsthaft von Dreadlocks unsicher und gefährdet fühlen. Das ist ein Hohn auf wirkliche Gefährdung durch Rassisten. Wer es nicht aushält, bei einer Kulturveranstaltung verunsichert zu werden, hat dort verdammt noch mal nichts verloren.

Auch hier wieder: Zustimmung.

Was noch gar nicht thematisiert worden ist, ist übrigens der unglaubliche Vorwurf, Dreads tragende Weiße hätten ihre Frisur ohne Beschäftigung mit der Kultur der Schwarzen (schon dieser implizite Schwachsinn, es gebe eine schwarze Kultur) gewählt und hätten keine Ahnung von der (behaupteten) Bedeutung. Das wird ja pauschal jedem Weißen vorgeworfen, und sicher gibt es Menschen, die Dreads rein als modisch ansehen (womit niemand ein Problem zu haben hat!!), aber hier geht es um eine Band, die u.a. Reggaeeinflüsse hat. Da darf man im Zweifelsfall auch mal davon ausgehen, dass denen klar ist, dass Dreads mehr sein können als nur ein modischer Haarstyle. Zumal es sich um eine Band handelt, die immerhin grundsätzlich der Ideologie der Veranstalter entspricht.

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And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame