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Bender RodriguezMeine erste Joy Division-Platte war ganz klischeehaft die „Love will tear us apart“-Maxi. Und ich weiß ganz bestimmt heute noch – knapp 25 Jahre später – daß ich mir die auf alle Fälle auch mindestens zu 50% wegen des Covers kaufte. Ganz klassischer Kondolenzkärtchen-Schick, der eine wahre Coverdesign-Lawine auslöste. Aber so hatte man’s damals in gewissen Kreisen recht gern: das schwarze Cover, mit dem weißen Rähmchen, die das handelsübliche „Aufrichtiges Beileid“ durch die Bandnamen (wahlweise: JOY DIVISION, BAUHAUS, DANSE SOCIETY, PLAY DEAD, DEAD CAN DANCE, etc.) und den Albumtitel (meistens etwas sinngemässes wie „Aufrichtiges Beileid“…) ersetzt, natürlich in ernsten Lettern! Dance, Todesengel, dance – zwei Schritte vor und drei wieder zurück…
Allerdings war Substance eher anthrazit. Und diese grüne Schrift. Außerdem „Joy Division 1977 – 1980“ hatte etwas (leider ja zu recht) endgültiges.
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.Highlights von Rolling-Stone.de11 coole Zitate aus „Und täglich grüßt das Murmeltier“
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Werbunglatho Allerdings war Substance eher anthrazit. Und diese grüne Schrift. Außerdem „Joy Division 1977 – 1980“ hatte etwas (leider ja zu recht) endgültiges.
Jaja, im Prinzip könnte man das Cover (von der CD-Edition!) von „Substance“ auch gut als mysteriöses Warnschild in einem Science Fiction-Film integrieren! In etwa: „Radioaktive Brennstoffzellen in Department S“ – oder so… Hmmm, warum eigentlich „Science Fiction“?
Und „Endgültig“? Naja, darüber kann man streiten! So wie Joy Division immer verstärkter (sehr zu meinem Wohlwollen!) herbeizitiert werden, so sind sie wohl nimmer aus der Musikhistorie wegzudenken! Here are the young men…;-)
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I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sadBender RodriguezJaja, im Prinzip könnte man das Cover (von der CD-Edition!) von „Substance“ auch gut als mysteriöses Warnschild in einem Science Fiction-Film integrieren! In etwa: „Radioaktive Brennstoffzellen in Department S“ – oder so… Hmmm, warum eigentlich „Science Fiction“?
Ich fand, die Schrift hatte so etwas retro-SF-mäßiges. So wie ein wegweisender SF-Film, der in den 70ern gedreht wird, aber die 80er beeinflusst (Ja, könnte theoretisch die Schrift auf dem „Alien“-Raumschiff gewesen sein).
Bender Rodriguez
Und „Endgültig“? Naja, darüber kann man streiten! So wie Joy Division immer verstärkter (sehr zu meinem Wohlwollen!) herbeizitiert werden, so sind sie wohl nimmer aus der Musikhistorie wegzudenken! Here are the young men…;-)Und das ist auch gut so! Aber die Überschrift klingt abgeschlossen. „Wir haben von 1977 bis 1980 Musik gemacht“.
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.joy division waren mit dem (frei)tod von ian curtis definitiv geschichte. der grund hiess new order. (auch wenn deren erstes album 1981 „movement“ fast wie JD klang – „doubts even here“ zb ist in seiner kälte sogar beinahe noch frostiger als alles auf „closer“ – und sie ja dann ebenfalls noch „ceremony“, das stück, welches es auch mit ian curtis vocals bereits fertig gab, neu aufgenommen haben, es also keinen totalen bruch gab.)
joy division sind für mich eine der „legenden“ schlechthin, die beiden alben sind zwei riesenhafte monolithen, durch die komplett hindurchzugehen teilweise jahre gedauert hat, vor allem, weil die scheinbare leichtigkeit der single mit dem bestklingensten songnamen aller zeiten fehlt, love will tear us apart.
„decades“ war das bestmöglichste/endgültigste aller finalstücke eines letzten albums. ähnlich ergriffen hat mich später nur das finale von mozarts requiem.we saw ourselves now as we never had seen
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Heavy metal iz a poze, hardt rock iz a leifschteil http://www.lastfm.de/user/Le__FreakSchlagt mich, aber ich höre auf dieser Platte keinen tief bewegenden Ausdruck elementarer menschlicher Einsamkeit oder Entfremdung. Eher höre ich den Versuch, psychischer Labilität und Depression noch etwas Schickes abzugewinnen. Jammerlappigkeit goes pop, sozusagen.
Aller stilistischer Innovation zum Trotz bin ich gelangweilt. ZB Isolation dadurch auszudrücken, dass man immer wieder „Isolation“ ruft, ist irgendwie nicht besonders subtil. Die Produktion ist eher dünn als kühl. Ian Curtis singt wie ein müder Dorfpfarrer. Dass er sich später das Leben genommen hat, ist traurig, aber sicher kein Grund, diese Platte zu verklären.p.s.: Es ist nicht mein Hobby, Klassiker niederzumachen und ich habe auch nichts gegen New Wave im Allgemeinen. Aber diese Platte enttäuscht mich bei jedem Hören aufs Neue.
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There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Ah Um Die Produktion ist eher dünn als kühl.
Das ist ein Stilmittel der Platte.
Aber diese Platte enttäuscht mich bei jedem Hören aufs Neue.
Lass es doch! Warum diese Selbstgeißelung?
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Wie Herbert bin auch ich der Meinung, dass man nicht alles, was auf seine Art gut ist, auch selbst gut finden bzw. goutieren muss (ich kenne auch solche Fälle…). Aber die Produktion von Closer oder Unknown Pleasures ist nicht richtig charakterisiert, wenn man sie „dünn“ nennt – es ist ja nicht so, dass da etwas fehlte, sondern alles ist bewusst gestaltet. Die Instrumente sind voneinander und von der Stimme separiert, technisch verfremdet usw.; es ist ein kühler (jawohl) und vor allem künstlicher Studiosound, der sich vom Livesound der Band unterscheidet und nichts mit „Rock ’n‘ Roll“ zu tun hat. Und genau so soll es sein: Das Album ist eine eigene, dunkle Welt für sich. Auch das „Müde“ oder Betäubte gehört hier zu den Stilmitteln, die emotionale Bedeutung tragen (ein Track läuft einfach kraftlos aus, als ob einem das eigene Tun plötzlich vergeblich vorkommt). Das Album beginnt mit Finsternis und Schmerz und erreicht auf der zweiten Seite schließlich einen ganz eigenen, jenseitigen Zustand, den ich schwer beschreiben kann. Es ist intensiv emotionale Musik. Mich ergreift sie immer wieder (ich höre die Platte freilich nur selten).
Edit: Mal als Interpretationsangebot zu dem kritisierten Stück: Die häufige Wiederholung von „Isolation“ drückt nicht Isolation aus, sondern die Bewusstheit über den eigenen Zustand.
Im Internet habe ich vor kurzem übrigens diesen lustigen Kommentar zu Closer gefunden: „It’s not even music!“ Das ist doch keine Musik!
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To Hell with PovertyAls „kühl“ bezeichne ich einen Sound dann, wenn er den Hochtonbereich überbetont, den Grundtonbereich dagegen zurücknimmt. Nach diesen Kriterien ist „Closer“ sogar eher warm. Kühle vermittelt hier allenfalls der Einsatz von künstlichem Hall.
Und eine besondere, sozusagen klassisch audiophile Trennung der einzelnen Schallereginisse kann ich nicht feststellen; der Sound ist eher ausgefranst. Vor allem aber ist er ziemlich arm an Dynamik. Ob das ein bewusstes Stilmittel ist, sei mal dahingestellt; auch sonstige Rock-Aufnahmen aus dieser Zeit haben üblicherweise kaum mehr Dynamik.
(Ich sollte vielleicht dazu sagen, dass ich mich bei alledem auf meine Remaster-Version von 1992 beziehe. Ich höre gerade das 2005er-Remaster des Debüts von Killing Joke; das klingt plötzlich geradezu audiophil und ist gegenüber den früheren Versionen kaum noch wiederzuerkennen.)Die häufige Wiederholung von „Isolation“ drückt nicht Isolation aus, sondern die Bewusstheit über den eigenen Zustand.
Für mich klingt’s eher wie Selbstmitleid. Ich verstehe ja, was ihr sagen wollt; es kommt bei mir eben nicht rüber, wenn ich die Platte höre. Aber darüber werden wir wohl keine Einigung mehr erzielen. Muss ja auch nicht.:bier:
Lass es doch! Warum diese Selbstgeißelung?
Is halt so’n SM-Ding.;-)
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There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)Ah UmAls „kühl“ bezeichne ich einen Sound dann, wenn er den Hochtonbereich überbetont, den Grundtonbereich dagegen zurücknimmt. Nach diesen Kriterien ist „Closer“ sogar eher warm. Kühle vermittelt hier allenfalls der Einsatz von künstlichem Hall.
Ah, jetzt verstehe ich dich. Okay, dann mache ich mich bei Gelegenheit mal auf die Suche nach anderen Adjektiven… Der Sound ist halt „eigen“ und bewusst gestaltet.
Ah Umder Sound ist eher ausgefranst
Pitchfork hatte mal ein Feature über Joy Division, darin hieß es: „Martin Hannett … radically changed his production approach for Closer, recording live echo (playback from speakers in other parts of the studio) for the drum tracks and all guitars.“ Das erzeugt wohl diesen Eindruck. Ich habe oben auch an Unknown Pleasures gedacht, aber die beiden Platten sind recht unterschiedlich.
Edit: Aber ich äußere mich lieber nicht weiter zur Produktion von Alben. Ich höre Musik nur selten unter dem Aspekt an, wie etwas aufgenommen worden ist, und wenn ich „Sound“ sage oder lese, denke ich immer die Textur der Klänge mit. Also lieber einen Satz zum Selbstmitleid in „Isolation“: Die wichtigsten Textzeilen sind wohl: „Mother, I’ve tried, please believe me / I am doing the best that I can / I’m ashamed of the things I’ve been put through / I’m ashamed of the person I am“. Da ist jemand beschämt wegen der Dinge, die man ihm angetan hat, für die er vielleicht gar nichts kann, und wegen der Person, die er ist. Das ist eine ziemlich existenzielle Beschämung und ihretwegen glaubt er, aus allen sozialen Zusammenhängen herausgefallen zu sein. Seine (eingebildeten) Fehler sind ihm schmerzlich bewusst und der Gedanke an ihre (subjektive, erlebte) Konsequenz hat Besitz von ihm ergriffen, lässt ihn nicht los, ist Inhalt seiner Grübeleien. Deshalb immer wieder: „Isolation, Isolation“. Ich halte das für psychologisch nachvollziehbar und stimmig. Zur Nachahmung würde ich es freilich nicht empfehlen.
Man kann jetzt sagen: Mit so etwas will ich nichts zu tun haben, das höre ich mir nicht an. Das ist völlig legitim. Ebenso legitim ist es, solche psychologischen Zustände zum Gegenstand eines Liedes zu machen.
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To Hell with PovertyAh UmIan Curtis singt wie ein müder Dorfpfarrer.
Da musste ich grade laut lachen! Die Beschreibung hat was, auch wenn ich Dir nicht zustimme.
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It was only Monday morning, I didn't know you By the end of Tuesday I knew you inside outKonnte der Platte lange Zeit auch relativ bis sehr wenig abgewinnen.
Auch mit die Produktion hab ich zeitweise als genauso „störend“ empfunden, jedoch ohne wirklich Ahnung davon zu haben.
Mittlerweile erscheint sie mir sehr geschlossen, sehr ergreifend, sehr ehrlich und wirklich sehr intensiv. Besagtes „Isolation“ ist für mich auch immer noch ein Manko, allerdings nur musikalisch. Selbst Songs wie dem Opener oder „Passover“ reissen mich jetzt auch als Songs und nicht mehr nur textlich mit.
Ansonsten kann ich mich an der Produktions-Diskussion (worauf das ganze ja mittlerweile hinaus zu laufen scheint) eher nicht beteiligen. Nur zu diesem Satz noch eine Anmerkung oder Empfehlung:und Depression noch etwas Schickes abzugewinnen.
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pavor nocturnusrecording live echo (playback from speakers in other parts of the studio) for the drum tracks and all guitars
Das ist eine lustige Idee. Wusste ich nicht.
Man kann jetzt sagen: Mit so etwas will ich nichts zu tun haben, das höre ich mir nicht an.
Das sage ich ja gar nicht. Es geht hier nur darum, ob die Umsetzung überzeugend gelungen ist.
Wahrscheinlich ist es in der Hauptsache der Gesang, mit dem ich mich nicht richtig anfreunden kann. Könnte an meiner (länger zurückliegenden) Erfahrung mit Dorfpfarrern liegen;-)--
There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)Ah Um.
und ich habe auch nichts gegen New Wave im Allgemeinen.
Aber vielleicht möglicherweise im BESONDEREN???
Kurz:
Ich habe ja auch nichts gegen ahnungslose Laberschwätzer im Allgemeinen – hätte aber gerne, wirklich gerne, etwas wirksames gegen sie im Besonderen…--
Über Musik zu schreiben ist wie zu Architektur zu tanzen.[/FONT]misterixAber vielleicht möglicherweise im BESONDEREN???
Kurz:
Ich habe ja auch nichts gegen ahnungslose Laberschwätzer im Allgemeinen – hätte aber gerne, wirklich gerne, etwas wirksames gegen sie im Besonderen…Herzlichen Glückwusch zu dieser überzeugenden Argumentation!
Kurz habe ich mich gewundert, dann habe ich deine anderen Beiträge gelesen. Um es postiv zu formulieren: Du bist dir selbst weitgehend treu.--
There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)Ah UmHerzlichen Glückwusch zu dieser überzeugenden Argumentation!
Kurz habe ich mich gewundert, dann habe ich deine anderen Beiträge gelesen. Um es postiv zu formulieren: Du bist dir selbst weitgehend treu.Deine Reaktion kann man getrost als arm an Dynamik und eher ausgefranst bezeichnen. Du klingst wie ein müder Dorfpfarrer…
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Über Musik zu schreiben ist wie zu Architektur zu tanzen.[/FONT] -
Schlagwörter: Joy Division
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