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@ford-prefect: toll wohin du gehst, toll dass du darüber schreibst.
Womit fotografierst du auf den Konzerten?
Ford – woher kommt es, vom Auto, vom Schauspieler, vom Präsidenten…Highlights von Rolling-Stone.de11 coole Zitate aus „Und täglich grüßt das Murmeltier“
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ford-prefect Feeling all right in the noise and the lightRegistriert seit: 10.07.2002
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Mit einer Canon PowerShot SX710 HS fotografiere ich, die wir seit April besitzen … die ist sehr gut und macht auch Videoclips, die wie Bilder einer großen Videokamera wirken:
Mein Nick stammt aus dem Sci-Fi-Roman „Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adams, Ford Prefect heißt darin ein Außerirdischer in Menschengestalt. Vor paar Tagen lief mal wieder die Verfilmung davon im TV von 2005.
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Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!Ford Prefect … Mein Nick stammt aus dem Sci-Fi-Roman „Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adams, Ford Prefect heißt darin ein Außerirdischer in Menschengestalt. …
Danke.
Ist mir auch kurz nachdem ich die Frage gestellt habe eingefallen.
Alles klar, viel Spaß weiterhin, „Außerirdischer in Menschengestalt“!
ford-prefect Feeling all right in the noise and the lightRegistriert seit: 10.07.2002
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… mir trug man den Auftrag zu, wie bereits letztes Jahr, als Schreiberling den Silvesterball im Kulturhaus im dörflichen Mannheim-Käfertal zu besuchen. Mit Büfett und der Showband Limelights, die Gassenhauer wie „Hard Rock Café“, Iggy Pops „The Passenger“ und als Hommage an Prince „Kiss“ spielten. Während sich die Tanzpaare dazu im Saal drehten.
Im Grunde irrelevant – doch beim Käfertaler Kulturhaus, wo heute hauptsächlich Männergesangvereine singen und hin und wieder örtliche Jazz- und Big-Bands, handelt es sich um eine pophistorisch geweihte Bühne. In den 1980er Jahren fanden dort (jedenfalls für die Region) legendäre Konzerte statt: 1985 rockten da Bon Jovi im Rahmen ihrer ersten Deutschland-Tournee, 1987 Slayer während der „Reign in Blood“-Tour und die Toten Hosen, daneben Helloween, Saxon, Warlock mit Doro Pesch, Mink DeVille und Steven Van Zandt, der E-Street-Gitarrist von Bruce Springsteen. Eine heilige Halle.
Im Sommer 2017 muss das marode Haus jedoch, das neue Fenster, eine Künstlergarderobe und eine neue Saaldecke benötigt, ein Dreivierteljahr grundsaniert werden.
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ford-prefect Feeling all right in the noise and the lightRegistriert seit: 10.07.2002
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SMAF – Jazz im Busch, Laboratorio17, Mannheim-Jungbusch, 2.2.2017
Jazz berührt mich weniger emotional, sondern interessiert mich mehr von seiner Machart. Welche Subgenres es gibt, welche Instrumente zum Einsatz kommen, die Menschen dahinter. Ohne ein Auskenner zu sein. Doch SMAF gestern, die die Grenzen des Jazz sprengen und mehr nach Country und TexMex klingen, haben mir äußerst gut gefallen. Sie selbst nenen ihren Sound eine Mischung aus Spaghetti-Western und Tarantino-Film-Sound. Passt.
Überhaupt ist die Konzert-Reihe „Jazz im Busch“ auf der Schaufenster-Bühne im soziokulturellen Laboratorio17, ein Raum, der vor 2006 mal ein Elektrofachgeschäft war, im Mannheimer Stadtteil und Künstlerviertel Jungbusch, zu empfehlen. Der Eintritt ist immer frei, das Lab17 wird vom städtischen Kulturamt finanziell gefördert. Treten oft tolle Bands auf, meistens noch im Musikstudentenalter (und Bühnenmusiker großer bekannter Künstler). In der Pause geht in der Regel ein Plastiknudelsieb herum für Spenden und Spritgeld zugunsten der Band.
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Schwimmbad-Musikclub Heidelberg – 1979-2017 – RIP
Heute in Heidelberg unterwegs gewesen. Und einen kurzen Abstecher zum Schwimmbad-Musikclub unternommen. Oder besser gesagt an den Ort, wo dieser feine Laden einmal stand.
Vor einigen Wochen wurde der Musikclub endgültig abgerissen, nachdem darin Ende Dezember 2015 die allerletzte Party stattgefunden hatte. Das Gebäude war sanierungsbedürftig, eine grundlegende Instandsetzung war jedoch nicht zu realisieren, zu aufwendig, darum entschied sich die Stadt als Eigentümer für den Abriss und der Pächter kündigte seinen Vertrag.
Legendäre Konzerte waren darin einst über die Bühne gegangen: Nirvana, Hole, Soundgarden, The Afghan Whigs, Henry Rollins, The Walkabouts, Green Day, NOFX, Helmet, Monster Magnet, die Fantastischen Vier, Wir sind Helden und Curse. War auch bis 2005 mein zweites Wohnzimmer gewesen. Schmerzte schon irgendwie eine Sekunde lang, diesen Schutthaufen an dieser Stelle zu sehen. Wie das Ende eines Teils der eigenen Jugend. Früher hätte ich mir nicht vorstellen können, dass es mal keinen Schwimmbad-Club mehr gibt.
Wir erheben uns für eine stille Gedenkminute …
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Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!Eddie Vedder – Berlin – Zitadelle Spandau – 01.06.2017
Als großer Fan von … vor allem der live Konzerte … von Pearl Jam konnte ich nicht umhin mir auch zum ersten Mal Eddie Vedder solo anzuschauen. Ich hatte ehrlich gesagt gar keine großen Erwartungen und bin … wie fast immer bei Pearl Jam … auch bei Vedder völlig „beflügelt“ aus dem Konzert gegangen. Die Magie die bei Pearl Jam Konzerten entsteht ist auch gestern so was von zur Geltung gekommen. Das hatte ich einfach überhaupt nicht erwartet.
Bei Come Back, Alive (bitte veröffentliche diese Version Ed!) gespielt vom String Quartett, gesungen von uns, Just Breathe und einigen anderen Songs bekam ich Gänsehaut die ich vorher nicht annähernd erwartet hätte. Es war einfach wunder wunderschön!
Danke Eddie … come back!
( The lunatic is in my head )
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Mary Ocher – Foyer des Nationaltheaters Mannheim, 21.6.2017 – Eintritt frei –
Im Rahmen der 19. Int. SchillertageAuf einer Leinwand im Bühnenhintergrund explodieren Atombombenpilze, gelbe und weiße Blumen öffnen im beschleunigenden Zeitraffer ihre Kelche. Dazu uralte schwarz-weiße Szenen von zwei jungen Frauen, die in einer SM-Session mit Peitsche einander den Hintern verhauen, und Ausschnitte aus dem expressionistischen Stummfilm „Das Cabinet des Dr. Caligari“ von 1920. Underground-Künstlerin Mary Ocher, die 2013 in der arte-Sendung „Durch die Nacht mit …“ mit Porno-Darstellerin Sasha Grey durch das Hamburger Nachtleben streifte, gönnte sich bei ihrem Auftritt im Foyer des Mannheimer Nationaltheaters gleich zwei Schlagzeuger von „Your Government“.
„Industrial- und Ambient-Klänge für feuchte Kellerwände“, schrieb Schreiberling Alexander Müller in der letzten März-Ausgabe des Rolling Stone über Ochers Album „The West Against The People“, auf dem sie mit Die Tödliche Doris kollaboriert. Und attestiert Ocher „avantgardistische Experimentierfreude“. Indie-Musikerin Mary Ocher, die sich als fortschrittliche Feministin versteht, verfolgt mit sphärischen Synthies und Effektgeräten eine schwer zu kategorisierende Melange aus New Wave und Elektro. Mit einem Trommelstock haut Ocher auf die Saiten ihrer Akustikgitarre. Auch nach Fuzz und Grunge kann die Soundgestalterin ihre Klampfe röhren lassen. Die in Berlin lebende 30-Jährige, die gebürtig aus Moskau stammt, eine russischstämmige Israelin und Tochter eines Puppenspielers, imitiert das Kreischen und Rudern mit den Armen eines wilden Affen. Und sperrt sich insgeheim gegen eine Schubladisierung ihrer Klangkunst.
Jedes Jahr birgt das Rahmenprogramm der Mannheimer Schillertage solche Perlen.
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Nita Strauss – Präsentation zweier neuer Marshall-Verstärker / Abbey Road Institute, Frankfurt/Main, 15.7.2017
Wer ganz oben mitmischen will, muss hohen Anforderungen gewachsen sein: Als Nita Strauss im Juni 2014 in die Bühnenband des dunklen Schockrockers berufen wurde, habe das Management von Alice Cooper ihr die Anweisung gegeben: „Alice doesn’t need a shredder – he needs a rock guitarist.“ Zu diesem Zeitpunkt war Nita Strauss großer Fan von Malmsteen, Jason Becker und Satriani. Über Steve Vai und seinen auf das junge Mädel, das um einige Ecken mit dem österreichischen Komponisten Johann Strauß verwandt ist, eindrücklich wirkenden Auftritt in dem Film „Crossroads – Pakt mit dem Teufel“ von 1986 sei Nita zur E-Gitarre bekehrt worden. In kleinen Bars im Nachtleben von Los Angeles erlernte sie anschließend als Jugendliche das Spiel auf diesem Instrument. Also musste sie an sich arbeiten und weiterentwickeln. Doch die Saitenhexerin hat’s geschafft. Irgendwann später habe Alice Cooper in einem Presse-Interview, wie Nita amüsiert bis irritiert erzählte und sich dabei eine blonde Strähne aus der Stirn strich, über seine neue Tour-Gitarristin berichtet: „It’s good to have a shredder in the band.“
Ins top eingerichtete Frankfurter Tonstudio „Abbey Road Institute“ war Nita Strauss heute nach sechsstündiger Autofahrt gekommen, um dort als Werbefigur zwei neue Marshall-Verstärker vorzustellen. Vor 20 Besuchern spielte Nita mehrere Songs wie „Master of Puppets“ von Metallica, „Sweet Child o‘ Mine“ von Guns N‘ Roses, irgendwas von Iron Maiden und zum Schluss „Poison“ von ihrem Arbeitgeber. Inzwischen hat sie einen eigenen Song namens „Pandemonium“, ein klassisches Heavy-Metal-Stück mit hohem Tempo. Oft verunsichere sie, dass im Popbusiness immer alles übertrieben teuer, groß und überdimensional sein müsse. Gemäß der Devise: The bigger the better. Für sie gehöre, wie Nita betonte, eine mitreißende Bühnenperformance zu jeder Rockshow dazu, da sie dem Publikum etwas bieten möchte. „Kein shoegazing und das ganze Konzert über bloß auf die eigenen Schuhe starren“, bekräftigte die 30-Jährige und blickte dabei zur Verdeutlichung auf ihre schwarz-weißen Adidas-Turnschuhe. Das merkte man ihrem Frankfurter Auftritt an: Sie hüpfte im Spiel temperamentvoll herum und ging immer wieder – gar nicht damenhaft – in den breitbeinigen Spagat. Eine richtige Rampensau.
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Prong – Café Central, Weinheim, 28.7.2017
Erstmals aufmerksam auf diese Band wurde ich 1996, als sich auf dem damaligen Sampler Crossing All Over von GUN-Records ihr Hit „Snap your fingers, snap your neck“ befand. Obwohl das in meinen Ohren gar nicht der beste Song von Prong aus New York City ist, die seit 1986 unermüdlich touren. Von der Urformation ist lediglich Bandchef und Mastermind Tommy Victor übrig geblieben (ein alter Buddy von Glenn Danzig und daher wieder auf dessen neuem Album Black Laden Crown als Gitarrist zu hören), der sich blendend aufgelegt im Café Central zeigte. Und sogar während des Vorprogramms mit verspiegelter Sonnenbrille sowie Luftballon-Titten unterm T-Shirt auf die Bühne stürmte und, sich diebisch freuend, den Auftritt der Support-Band Spoil Engine ungestüm störte. Indem Victor die junge brüllende Death-Metal-Sängerin nachäffte, in ihr Mikro schrie und dem Bassisten willkürlich auf den vier dicken Saiten rumtatschte. Totales Chaos, aber die Vorband schien es witzig zu finden. „Tommy Victor crashed your gig“, sagte ich hinterher zur Sängerin von Spoil Engine am Merch-Stand im Erdgeschoss. „Tommy crashes everything“, erwiderte sie darauf. Der Bassist von Prong, Jason Christopher, wirkte irgendwie etwas debil bis abwesend, wie der Basser im Konzert dämmernd vor sich hingaffte. Mich beschlich die leise Vermutung, dass der nicht ganz nüchtern war. Auch wenn Christopher einwandfrei und souverän aufspielte. Höhepunkt des Abends war für mich am Schluss die aktuelle Single der Groove-Thrash-Metal-Pioniere namens Divide and Conquer. Äußerst melodisch und poppig für ihre Verhältnisse – und klingt fast schon wie ein modernes Nu-Metal-Mainstream-Stück.
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ford-prefect Feeling all right in the noise and the lightRegistriert seit: 10.07.2002
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Ein altes Relikt aus der Vergangenheit zu seligen D-Mark-Zeiten. Damals gabs noch das Stadtmagazin Meier in der Region Rhein-Neckar (hatte bis zur Einstellung 2012 ein Abo). Doch leider war ich bei diesem frühen Gig von Fünf Sterne Deluxe nicht dabei …
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The Offspring – Palladium, Köln, 21.8.2017
In den 1990er Jahren standen die Kalifornier immer ein wenig im Schatten der deutlich erfolgreicheren Kollegen von Green Day. Gerade befinden sich The Offspring im Tonstudio, um einen Nachfolger des 2012 zuletzt erschienenen Albums „Days go by“ aufzunehmen. Die neue Platte soll eventuell noch 2017 erscheinen.
Escape from the studio: Um wohl einem drohenden Lagerkoller zu entgehen, sind Offspring nach Europa geflogen, um eine Handvoll Shows auf Festivals zu absolvieren. Momentan rockt das Quartett amtlich Tschechien und Polen nieder. Vorgestern traten sie im annähernd ausverkauften Kölner Palladium auf. Wäre der Eintrittspreis nicht zu hoch gewesen (50 Euro AK), wäre der Laden sicher bereits im Vorverkauf „sold out“ gewesen. Offspring schmetterten in 70 Minuten vorwiegend Songs ihrer Alben Smash, Ixnay on the hombre und Americana. Bombige Stimmung herrschte dann bei Nummern wie Bad Habit, Original Prankster, Pretty Fly (For a white guy) und natürlich bei der letzten Zugabe Self Esteem. Nach dem Konzert kamen meinem Bruder und mir, nachdem das Hallenlicht wieder angegangen war, aus dem Pogo-Pit direkt vor der Bühne jede Menge rot geschwitzte Gesichter entgegengeströmt. Darunter sogar einige ausgetobte Ü30-Gesichter.
Seit einigen Jahren betreibt Sänger Dexter Holland, ein Fan scharfer mexikanischer Küche, als zweites Standbein eine Firma zur Herstellung scharfer BBQ-Soßen. Im Foyer verkaufte der Merch-Stand drei Fläschchen mit unterschiedlich scharfen Würzsoßen aus Dexters Produktion. Scheinen aber wohl, wie ich mich beim Merch-Mädel erkundigte, sonst keinen Vertrieb für die Soßen in Deutschland zu haben.
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Rex Brown – Café Central, Weinheim, 7.9.2017
Auf dem mit einfacher Heimkamera selbstgedrehten „Vulgar Video“ und der Fortsetzung „Watch it Go“, beide Doku-Filmchen 1993 und 1997 noch auf VHS-Kassette in grobkörniger Qualität erschienen, gewährten Pantera damals einen absurden bis grotesken Blick hinter die Kulissen ihrer Tourneen rund um die Welt. Auf diesen Videos, die heute in ebensolcher Qualität auf YouTube stehen, kann man den Groove-Metal-Vorreitern, pubertäre Späße treibend, nicht nur beim literweise Zechen von „Black Tooth Grin“ zuschauen, ein Drink basierend auf Coca-Cola sowie amerikanischem und kanadischem Whiskey auf Eis. Sondern auch einen splitternackten Rex Brown durch eine Künstlergarderobe marschieren sehen, lediglich RHCP-mäßig bekleidet mit einer langen weißen Tennissocke über dem besten Stück. Rex Brown war einst der Bassist von Pantera, die sich 2003 auflösten, und galt mit seinem (im Vergleich zu den anderen drei Chaoten) ruhigen Gemüt als besonnener Vermittler innerhalb des Thrash-Metal-Quartetts aus der Nähe von Dallas, Texas.
Jetzt tourt Rex Brown also, nachdem der 53-Jährige im Juli sein Debüt-Album „Smoke on this“ veröffentlichte, solo durch die Rockclubs mit neuer Bühnenband. Statt beschwingten Thrash-Metal versucht Brown nun, den E-Bass gegen eine E-Gitarre eingetauscht, schwülen und tief tönenden Alternative-Rock zu komponieren. Im schlecht besuchten Weinheimer Café Central knüpfte sich Rex Brown, von Song zu Song, grinsend sein weißes Hemd immer weiter auf, bis seine stark behaarte Schimpansen-Brust zu sehen war. „Hat jemand einen Joint hier? Gibt es in dieser Stadt Weinheim kein weed?“, erkundigte sich der rüde Südstaatler beim Publikum. Ganz schön dürr, dieser Mann, der vor acht Jahren an einer schweren Bauchspeicheldrüsenentzündung erkrankt gewesen war, wobei der gealterte Rex Brown heute aussieht wie eine Kreuzung aus Iggy Pop und Tom Petty. Im Scheinwerferlicht schnallte sich der Texaner, dessen Lieblingswort „Motherfuckers“ ist, eine mit zähem braunen Leder überzogene E-Gitarre um (was PETA dazu sagen würde?).
Später stieg eine grelle Rockerbraut mit blonder Mähne, vom Typ her irgendwo zwischen Doro Pesch und Wendy O. Williams, zu Rex Brown auf die Bühne, um mit Bierflasche in der Hand einen Song mit ihm zu schmettern. Dabei handelte es sich, wie ich nach dem Konzert im Gespräch mit der glamourösen Dame mit den geschminkten Smokey Eyes herausbringen konnte, um die Frontröhre Monique „Her“ Staffile aus New York City, die aktuell ebenfalls auf deutschem Boden weilt und mit ihrer eigenen Band in Hamburg und Bensheim spielen wird (hab ’ne CD abgestaubt, steh auf der Gästeliste). Ihr Gitarrist Caleb Sherman durfte das neue Album von Rex Brown produzieren und war ebenso im Café Central anwesend. Leider dauerte die Show nur eine Stunde, viel zu kurz, doch mehr Songs besitzt das Ex-Pantera-Mitglied eben noch nicht. Dennoch hätte Brown ruhig den einen oder anderen Pantera-Hit neuinterpretieren können, oder eben Fremdmaterial covern, um noch zusätzliche 30 Minuten dranzuhängen. Etwas von Künstler-Kollege Jerry Cantrell? Als Anspieltipp empfehle ich die erste Single „Crossing Lines“, die textlich eine Jesus-Metapher enthält.
Hinter den Kesseln hämmert Christopher Williams, seit 2015 Drummer der deutschen Heavy-Metal-Institution Accept, rechts an der Gitarre rockt Lance Harvil
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Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen – Gebäude 9, Köln, 15.9.2017
Früher seien ihre Konzerte in Köln, behauptete Sänger Carsten Friedrichs, meist weniger gut besucht gewesen. „In Hamburg und Berlin kommen immer so acht bis zehn Besucher mehr“, erzählte Friedrichs, der vormals zusammen mit Bassist Tim Jürgens die 2012 aufgelöste deutschsprachige Diskurspop-Combo Superpunk betrieb, zwischen zwei Stücken. Um sich bei den Rheinländern einzuschmeicheln, aus diesem Grund habe Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen das Lied „Der große Kölner Pfandflaschenbetrug“ geschrieben. Überhaupt erwies sich Fronter Carsten Friedrichs, der von Ausstrahlung und Wesen her irgendwie ein bisschen an Publizist Roger Willemsen erinnert, im Gebäude 9, eine ehemalige Werkhalle, in der ein moderig feuchter Geruch liegt, als begnadeter Geschichtenerzähler, der mit seinen Anekdoten mindestens so gut unterhalten kann wie mit den eigentlichen Songs von DLDGG an sich. Zur mit Bläsern und leiernder Sixties-Orgel garnierten Musik der seit 2012 existierenden Gentlemen, deren Bandname eine Verballhornung der Comic-Reihe ähnlichen Namens des Zeichners Alan Moore ist, lässt sich wunderbar tanzen und Party machen. Was das Kölner Publikum an jenem Freitagabend auch ausgiebig tat. Doch lohnenswerter und nachhaltiger ist, wenn man den sozialkritischen und alltagsbeschreibenden Songtexten zuhört. Künstlerisch sitzen DLDGG daher in der Hamburger Schule zwischen Tocotronic und Die Sterne auf der Schulbank. Gepaart mit viel Rock’n’Roll und Retro-Pullunder-Beat. Und einem klaren sowie verzerrungsfreien Sound auf den E-Gitarren. Textlich sind die Gentlemen darüber hinaus deutlich mit Götz Widmann oder mehr noch Funny van Dannen geistesverwandt. „Es ist Freitagabend, wir machen den oberen Hemdknopf auf“, ermunterte Sänger Carsten Friedrichs.
Von Superpunk hatte ich einst im Frühjahr 2001 erstmals erfahren, als im Kulturradio hr2 ein Beitrag über dieses Quintett lief, mit ihrer Single „Neue Zähne für meinen Bruder und mich“, die auf dem norddeutschen Label L’age d’or erschien. „Die ganze Industrie ist weg, aber ich höre die Geister der Leute am Fließband. Sie haben unseren Song gesungen“, kündigte Sänger Carsten Friedrichs, seine E-Gitarre von Höfner hoch vor die Brust geschnallt, den Song „Arbeit ist ein Sechsbuchstabenwort“ an. „Wenn ihr der Geisterchor von Köln sein wollt, dann singt mit.“ Stärkstes Stück war jedoch vielleicht „You are great but people are shit“.
It’s okay To Love DLDGG
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Lene Lovich – Das Bett, Frankfurt am Main, 2. Oktober 2017
Mal imitierte die gealterte Avantgarde-Künstlerin das Rufen eines Vogels oder sie brabbelte und brummte irgendwelche Dada-Silben vor sich hin. In Gesangsstil und Bühnenperformance kann man Lene Lovich getrost als schrill bezeichnen, sowie seelenverwandt mit Nina Hagen – während der 1980er Jahre war nämlich die Hagen eine Kreativpartnerin der aus Detroit stammenden amerikanischen Sängerin Lene Lovich. So sind beide Damen, gemeinsam mit Herman Brood, in dem 1979 erschienenen Film „Cha-Cha“ zu sehen. Ihre jugendliche Sozialisation als Musikerin erlebte Lovich jedoch, die serbische Wurzeln besitzt, in der Popmetropole London der späten 1960er und vor allem 1970er Jahre. In ihren Songs hört man Urpunk und New Wave locker durchmischt. Mit ihrem exaltierten Wesen erinnert die Grande Dame ein bisschen an Lotti Huber.
Auf der Bühne im Musikclub Das Bett stimmte Sängerin Lene Lovich mit ihrer Band eine Nummer an, die auf einem Gedicht von Arthur Rimbaud gründet. Leider ist an mir vorbeigegangen, wie das Stück heißt. „That was a poem by Rimbaud. Not by Sylvester Stallone“, erklärte die exzentrische Lovich in Bezug auf das Wortspiel Rimbaud = Rambo, denn im Englischen werden beide Namen gleich lautend ausgesprochen. Um den Kopf herum trägt Punk-Urmutter Lene Lovich gerne ein wallendes gewickeltes Tuch, was wohl ein Markenzeichen von Lovich zu sein scheint. Künstlerisch dreht Lovich völlig frei. Im Ansatz ein Bühnenkostüm und Erscheinungsbild, bayreuthernd, das irgendwann in Lady Gaga eine Fortsetzung fand. Im Das Bett setzte sich das Publikum aus lauter Schwarzkittelträgern und Düsterheimern der Schwarzen Szene zusammen, als geistig nahe Verwandte von Lene Lovich. In dieser Gemeinschaft unterhält man sich über das nächste Wave Gotik Treffen in Leipzig, kurz WGT genannt, oder den jüngsten Auftritt von Skinny Puppy.
Lene Lovich nach dem Konzert am Merch-Stand mit ihrer jungen Bassistin (links) und dem Drummer (rechts)
Am Merch-Stand lag ein Stapel signierter Konzertplakate aus
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