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ford-prefect
Feeling all right in the noise and the light

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Rex Brown – Café Central, Weinheim, 7.9.2017

Auf dem mit einfacher Heimkamera selbstgedrehten „Vulgar Video“ und der Fortsetzung „Watch it Go“, beide Doku-Filmchen 1993 und 1997 noch auf VHS-Kassette in grobkörniger Qualität erschienen, gewährten Pantera damals einen absurden bis grotesken Blick hinter die Kulissen ihrer Tourneen rund um die Welt. Auf diesen Videos, die heute in ebensolcher Qualität auf YouTube stehen, kann man den Groove-Metal-Vorreitern, pubertäre Späße treibend, nicht nur beim literweise Zechen von „Black Tooth Grin“ zuschauen, ein Drink basierend auf Coca-Cola sowie amerikanischem und kanadischem Whiskey auf Eis. Sondern auch einen splitternackten Rex Brown durch eine Künstlergarderobe marschieren sehen, lediglich RHCP-mäßig bekleidet mit einer langen weißen Tennissocke über dem besten Stück.  Rex Brown war einst der Bassist von Pantera, die sich 2003 auflösten, und galt mit seinem (im Vergleich zu den anderen drei Chaoten) ruhigen Gemüt als besonnener Vermittler innerhalb des Thrash-Metal-Quartetts aus der Nähe von Dallas, Texas.

Jetzt tourt Rex Brown also, nachdem der 53-Jährige im Juli sein Debüt-Album „Smoke on this“ veröffentlichte, solo durch die Rockclubs mit neuer Bühnenband. Statt beschwingten Thrash-Metal versucht Brown nun, den E-Bass gegen eine E-Gitarre eingetauscht, schwülen und tief tönenden Alternative-Rock zu komponieren. Im schlecht besuchten Weinheimer Café Central knüpfte sich Rex Brown, von Song zu Song, grinsend sein weißes Hemd immer weiter auf, bis seine stark behaarte Schimpansen-Brust zu sehen war. „Hat jemand einen Joint hier? Gibt es in dieser Stadt Weinheim kein weed?“, erkundigte sich der rüde Südstaatler beim Publikum. Ganz schön dürr, dieser Mann, der vor acht Jahren an einer schweren Bauchspeicheldrüsenentzündung erkrankt gewesen war, wobei der gealterte Rex Brown heute aussieht wie eine Kreuzung aus Iggy Pop und Tom Petty. Im Scheinwerferlicht schnallte sich der Texaner, dessen Lieblingswort „Motherfuckers“ ist, eine mit zähem braunen Leder überzogene E-Gitarre um (was PETA dazu sagen würde?).

Später stieg eine grelle Rockerbraut mit blonder Mähne, vom Typ her irgendwo zwischen Doro Pesch und Wendy O. Williams, zu Rex Brown auf die Bühne, um mit Bierflasche in der Hand einen Song mit ihm zu schmettern. Dabei handelte es sich, wie ich nach dem Konzert im Gespräch mit der glamourösen Dame mit den geschminkten Smokey Eyes herausbringen konnte, um die Frontröhre Monique „Her“ Staffile aus New York City, die aktuell ebenfalls auf deutschem Boden weilt und mit ihrer eigenen Band in Hamburg und Bensheim spielen wird (hab ’ne CD abgestaubt, steh auf der Gästeliste). Ihr Gitarrist Caleb Sherman durfte das neue Album von Rex Brown produzieren und war ebenso im Café Central anwesend. Leider dauerte die Show nur eine Stunde, viel zu kurz, doch mehr Songs besitzt das Ex-Pantera-Mitglied eben noch nicht. Dennoch hätte Brown ruhig den einen oder anderen Pantera-Hit neuinterpretieren können, oder eben Fremdmaterial covern, um noch zusätzliche 30 Minuten dranzuhängen. Etwas von Künstler-Kollege Jerry Cantrell? Als Anspieltipp empfehle ich die erste Single „Crossing Lines“, die textlich eine Jesus-Metapher enthält.

Hinter den Kesseln hämmert Christopher Williams, seit 2015 Drummer der deutschen Heavy-Metal-Institution Accept, rechts an der Gitarre rockt Lance Harvil

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Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!