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ford-prefect
Feeling all right in the noise and the light

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Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen – Gebäude 9, Köln, 15.9.2017

Früher seien ihre Konzerte in Köln, behauptete Sänger Carsten Friedrichs, meist weniger gut besucht gewesen. „In Hamburg und Berlin kommen immer so acht bis zehn Besucher mehr“, erzählte Friedrichs, der vormals zusammen mit Bassist Tim Jürgens die 2012 aufgelöste deutschsprachige Diskurspop-Combo Superpunk betrieb, zwischen zwei Stücken. Um sich bei den Rheinländern einzuschmeicheln, aus diesem Grund habe Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen das Lied „Der große Kölner Pfandflaschenbetrug“ geschrieben. Überhaupt erwies sich Fronter Carsten Friedrichs, der von Ausstrahlung und Wesen her irgendwie ein bisschen an Publizist Roger Willemsen erinnert, im Gebäude 9, eine ehemalige Werkhalle, in der ein moderig feuchter Geruch liegt, als begnadeter Geschichtenerzähler, der mit seinen Anekdoten mindestens so gut unterhalten kann wie mit den eigentlichen Songs von DLDGG an sich. Zur mit Bläsern und leiernder Sixties-Orgel garnierten Musik der seit 2012 existierenden Gentlemen, deren Bandname eine Verballhornung der Comic-Reihe ähnlichen Namens des Zeichners Alan Moore ist, lässt sich wunderbar tanzen und Party machen. Was das Kölner Publikum an jenem Freitagabend auch ausgiebig tat. Doch lohnenswerter und nachhaltiger ist, wenn man den sozialkritischen und alltagsbeschreibenden Songtexten zuhört. Künstlerisch sitzen DLDGG daher in der Hamburger Schule zwischen Tocotronic und Die Sterne auf der Schulbank. Gepaart mit viel Rock’n’Roll und Retro-Pullunder-Beat. Und einem klaren sowie verzerrungsfreien Sound auf den E-Gitarren. Textlich sind die Gentlemen darüber hinaus deutlich mit Götz Widmann oder mehr noch Funny van Dannen geistesverwandt. „Es ist Freitagabend, wir machen den oberen Hemdknopf auf“, ermunterte Sänger Carsten Friedrichs.

Von Superpunk hatte ich einst im Frühjahr 2001 erstmals erfahren, als im Kulturradio hr2 ein Beitrag über dieses Quintett lief, mit ihrer Single „Neue Zähne für meinen Bruder und mich“, die auf dem norddeutschen Label L’age d’or erschien. „Die ganze Industrie ist weg, aber ich höre die Geister der Leute am Fließband. Sie haben unseren Song gesungen“, kündigte Sänger Carsten Friedrichs, seine E-Gitarre von Höfner hoch vor die Brust geschnallt, den Song „Arbeit ist ein Sechsbuchstabenwort“ an. „Wenn ihr der Geisterchor von Köln sein wollt, dann singt mit.“ Stärkstes Stück war jedoch vielleicht „You are great but people are shit“.

It’s okay To Love DLDGG

zuletzt geändert von ford-prefect

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Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!