Ich höre gerade … Jazz!

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  • #12268545  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 14,067

    friedrich

    gypsy-tail-windAls Damerons bestes Album friedrich. Das sind ja allerdings auch nur drei oder – wenn man die Prestige-Session mitrechnet, die auf „Clifford Brown Memorial“ herauskam – dreinhalb… (…) Ist ja leider alles recht überschaubar, selbst wenn man Arrangeur-/Sideman-Gigs miteinbezieht.

    Ja, das allgemeine Lob für dieses Albums verleitete mich auch zur Anschaffung. Kann mich der gängigen Meinung aber leider nicht anschließen. Auf dem von mir erwähnten Twofer sind außerdem noch Tracks von The Magic Touch, glaube ich, und natürlich das Gil Evans-Album. Im Vergleich Tadd Dameron vs. Gil Evans gewinnt da eindeutig letzterer. Aber ist vielleicht auch nicht ganz fair, dieser Vergleich.

    der Vergleich ist nicht fair, würd ich sagen, weil Gil EVans vor allem als Orchestrator genial war und Tadd Dameron vor allem als Komponist… und dieser lyrische aber troztdem farbenfrohe Hard Bop von Benny Golson / Art Farmer / Gigi Gryce (und Elmo Hope? eigentlich schon) kommt z.B. direkt von Dameron… und vielleicht gibt es von denen tatsächlich bessere „Alben“ in dem Stil als von Dameron selbst… Was zu gypsys Frage führt, wieviele Dameron Alben es denn gibt… ich hab die Nacht viel drüber nachgedacht, und komme jetzt auf vier, inklusive den vier Tracks vom Clifford Brown Memorial, die ja auch als 10in Album erschienen

    Tadd Dameron – A Study In Dameronia

    das lief jetzt gerade dreimal – dauert ja auch nur knapp 20 Minuten – und ich würd sagen es ist das beste der vier Alben, wenn man es denn zählt, gefolgt von Fontainebleau… Benny Golson ist genau der richtige Tenorist für Dameron, und Clifford Brown sowieso genial, das Feature für Philly Joe Jones ist auch super… Bei Magic Touch ist mir die Band tendentiell zu gross, und bei Mating Call zu klein… muss das aber alles noch wieder mehr hören.

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    #12268551  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 14,067

    die timeline vor der Aufnahme von Fontainebleau ist auch echt eng, am 12. Februar ist die Rückkehr aus Cleveland, am 9. März wird das Album für Prestige aufgenommen… da denkt man, ein bisschen mehr Vorbereitungszeit wär vielleicht gut gewesen (allerdings: am 9. April wurde Dameron auch schon wieder verhaftet, auch wenn dieses Mal nach einigem Hinundher nichts weiter passierte). Combs ist in seinem Buch übrigens durchaus kritisch: Der Titeltrack fantastisch, Delirium auch sehr gut, der drei anderen Tracks not-too-well-focused… zwei der Tracks, Flossie Lou und The Scene is Clean, hatte Dameron auch schon bei den Sessions von Brown/Roach am 16./17. Februar dabei, bei denen er im Studio als Arrangeur aushalf… allerdings landete nur einer Tracks auch auf dem Album, das hier gerade läuft

    Clifford Brown And Max Roach – At Basin Street

    tatsächlich noch nie gehört – aber das ist wahnsinnig gut. Noch zu dem Thema von oben:


    ein kurzer Film auf Englisch über Jimmy van der Laak… (und jetzt wird es kurios… in den comments schreibt ein Herr, dass sein Vater die Trompete in dem Clip spielt… kurz geschaut, wer das ist – und es stellt sich raus, dass das ein Nachbar hier aus der Strasse ist)

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    #12268563  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 68,343

    Das war ja das, was ich als „halbes“ zählte … aber klar, kann man mitzählen, soll man wohl bei solchen Aufnahmen aus der Übergangszeit. Meine liebsten Dameron-Aufnahmen sind am Ende eh die für Blue Note sowie dazugehörend die Radio-Aufnahmen derselben Band – mit Fats Navarro ist das hier sicher die beste Ausgabe:
    https://www.discogs.com/master/305897-Fats-Navarro-Featured-With-The-Tadd-Dameron-Band

    Aber an sich wär das mal was für einen Jazzdetektiv: diese ganzen Dameron-Broadcasts, ob mit oder ohne Navarro (Kai Winding, Allen Eager und Kenny Clarke waren auch dabei, zudem Rudy Williams) und von der grösseren Band, zu der dann Miles Davis gehörte, gibt es auch noch drei oder vier Broadcasts… die sind stets kurz und das Material wiederholt sich öfter mal („Sid’s Delight“, „Casbah“, „Good Bait“, „Wahoo“), aber da wäre eine komplette Ausgabe in einigermassen konsistentem Sound schon sehr willkommen. Bis dahin halt das Milestone-Doppelalbum (die CD enthält alle 13 Tracks, da musste nicht aus Zeitgründen was weggelassen werden).

    Ich mag den Dameron-Sound sehr gerne – und ja, die „lyrische“ Hard-Bop-Linie höre ich auch als daraus entwachsen …

    Und Ausgrabungen könnten da auch noch gemacht werden (Bruyninckx):

    Tadd Dameron Orchestra: Kenny Dorham (tp) Julius Watkins (fhr) Leo Wright (as,fl) Jerome Richardson (as) Cecil Payne (bar) Milt Jackson (vib) Tommy Flanagan (p) George Duvivier (b) Connie Kay (d) Tadd Dameron (arr)

    New York, c. late 1961

    Note : This group recorded eight titles for Atlantic, but so far they have remaines unissued.

    Tadd Dameron (p,comp)

    New York, November 5, 1961

    106 Improvisation no. 1 (unissued)
    107 Improvisation no. 2 –
    108 Improvisation no. 3 –
    109 Improvisation no. 4 –
    110 Improvisation no. 5 –
    111 Improvisation no. 6 –
    112 Autumn in New York –
    113 Improvisation no. 7 –

    Note : These titles were recorded privately by Chris Albertson, with the purpose to sell them to
    Atlantic Records afterwards. These are most likely the same as those of the previous unissued
    session for which a personnel is given.

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #12268565  | PERMALINK

    lotterlotta
    Schaffnerlos

    Registriert seit: 09.04.2005

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    live einspielung, klasse big band, bei dem auftritt wär ich gern dabei gewesen, aufgenommen beim mondriaan jazz festival in den haag….

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    Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!  
    #12268571  | PERMALINK

    lotterlotta
    Schaffnerlos

    Registriert seit: 09.04.2005

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    ……noch das line up dazu:

    petter eldh: double bass
    ole morten vågan: double bass
    ingebrigt håker flaten: double bass
    eirik hegdal: saxophone
    per ”texas” johansson: saxophone
    kjetil møster: saxophone
    mette rasmussen: saxophone
    maciej obara: saxophone
    andré roligheten: saxophone
    signe emmeluth krunderup : saxophone
    thomas johansson: trumpet
    Ggran kajfes: trumpet
    erik johannessen: trombone
    guro kvåle: trombone
    håkon mjåset johansen: drums
    hans hulbækmo: drums
    gard nilssen: drums

    --

    Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!  
    #12268579  | PERMALINK

    lotterlotta
    Schaffnerlos

    Registriert seit: 09.04.2005

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    redbeansandrice

    Clifford Brown And Max Roach – At Basin Street tatsächlich noch nie gehört – aber das ist wahnsinnig gut.

    …..die anderen alben auch nicht? wenn dem so ist, eine lücke die es zu schließen gilt, so mit das beste aus der zeit…..

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    Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!  
    #12268589  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 14,067

    Ohja, die Brown/Roach Lücke gehört zu meinen klaffenderen…

    VA – The Lost Sessions

    ein bisschen stolz, dass ich die CD im Regal gefunden hab… auch hier sind nochmal vier Dameron Tracks von gut 20 Minuten drauf, nur halt aus einer Zeit, als das kein Album mehr war…

    --

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    #12268601  | PERMALINK

    lotterlotta
    Schaffnerlos

    Registriert seit: 09.04.2005

    Beiträge: 5,621

    schweizer trio, schon in 2022 in bern aufgenommen, auf we jazz im februar 2024 erschienen, am freitag geliefert heute im ersten umlauf…

    Philipp Eden, piano&keybord  aus basel
    Raphael Walser, double bass  und
    Jonas Ruther, drums aus zürich

    spielen wohl schon 15 jahre zusammen, @gypsy-tail-wind wird sie sicher kennen….

    --

    Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!  
    #12268605  | PERMALINK

    kurganrs

    Registriert seit: 25.12.2015

    Beiträge: 8,990

    @lotterlotta : Du bist ganz schön we jazz verfallen.  ;-)
    Wie ist da Vinyl?

    #12268607  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 68,343

    Ich fürchte nicht @lotterlotta – aber Raphael Walser wird morgen Abend bei StoneFM zu hören sein.

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #12268613  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,716

    redbeansandrice

    vorgarten (btw die fast fetischistische verwendung des n-worts im text über die niederländischen jazzclubs ende der 30er fiel mir auf, aber ich wollte jetzt nicht alles deepeln, um die nötigen kontexte herauszulesen…)

    eben hierzu, kein Widersprich aber… zunächst mal: der Herr, Rudie Kagie (*1950), der diesen Text 2019 geschrieben hat, ist tatsächlich nicht irgendwer, der sich kurzzeitig in das Thema verirrt hat, sondern ein Journalist, der bereits seit 70er Jahren dutzende Bücher wie „Dit is Osman Özturk“ (1979) oder „De eerste neger“ (Untertitel: Erinnerungen an die Ankunft einer neuen Bevölkerungsgruppe, 1989)… (wiki). Und was mir in den Niederlanden schon auffällt, ist, dass der Umgang mit Sprache und Alltagsrassismus hier noch sehr viel, nun, sorgloser ist, als man das aus Deutschland oder gar den USA kennt… ja, der schwarze Piet ist weitgeend verschwunden, aber das war auch ein gesellschaftlicher Kraftakt… wenn du einen gebildeten Niederländer darauf ansprichst, dass der braune Zucker im Supermarkt Bastardzucker (Basterdsuiker) heisst, wird er erwiedern, dass dort ja in der Tat verschiedene Zuckersorten vermischt also quasi bastardisiert werden… (wiki, keinerlei Hinweis, dass irgendwer das Wort problematisch finden könnte – hat ja immer so geheissen und war ja nicht bös gemeint… ) Und die Recherchen von Kagie waren definitiv wertvoll – zum Beispiel hat er Mitte der 80er noch einmal Jimmy van der Laak gefunden und interviewt, den jungen Mann von dem Gemälde, der Kellner in einem der beiden Kabarets gewesen war und nach dem Krieg in Berlin unter anderem als Cocktailshaker arbeitete…

    Was nun den Artikel über die „Negercabarets“ betrifft, so taucht das Wort ja vor allem in den Zitaten auf, da allerdings rauf und runter… und der Negro Palace und der Kit Kat Club waren halt auch keine Jazzclubs sondern „Negercabarets“, was hiess dass dort (bis auf den Besitzer, klar) keine Weissen arbeiten, von der Garderobendame bis zum Oberkellner, der gleichzeitig Stepptänzer war… und die Musiker eben auch. Dass im Negro Palace tatsächlich Coleman Hawkins ein ganzes Jahr lang reguläer spielte, während der Arbeit Abend für Abend zwei Flaschen Whisky trank, und sich trotzdem wohler fühlte als in den USA… das sagt vielleicht vor allem viel über die USA. Europa 1937 war bestimmt ganz anders als Europa 1947. Auf der Website des Stadtarchivs kann man sich hier durch hunderte von Seiten Polizeiakten rund um die beiden Klubs klicken, die frustrierten Berichte von Polizeibeamten, die diese Klubs am liebsten direkt geschlossen hätten, weil sich dort weisse Frauen mit schwarzen Männern trafen, denen aber die rechtlichen Instrumente fehlten… weil es halt einfach nicht verboten war… weswegen sich ihre Aufmerksamkeit sehr schnell auf mögliche minderjährige Besucherinnen richtete… die mehrfachen Verhöre (!) mit den Freundinnen Annie (15) und Maria (16) erlauben einen tiefen Blick in die Gesellschaft jener Zeit… wer ging eigentlich in so ein Kabarett und warum? Ich übersetze kurz aus dem Protokoll von Marias Verhör

    In der Schule hatte ich vom Bestehen des „NEGRO KIT CAT CLUB“ in der Wagenstraat gehört. Da ich scharf („dol“) auf N* bin, weil sie so eine schöne Figur und so schöne Augen haben, fasste ich den Plan, dort einmal vorbeizugehen. Meine Freundin Annie fand sich bereit mich zu begleiten. Sie ist versessen auf N*-Jazz-Musik.

    (Annie (15) bestätigte in ihrem Verhör, dass sie N* zwar auf die Entfernung „artig“ fände, von nahem aber doch gräuslich, ihr ginge es ausschliesslich um die Musik und ihre Rhythmen.)
    kurz gesagt, diese Cabarets waren so seltsame Institutionen in so einem seltsamen Umfeld, dass jeder Text über sie schwierig werden muss

    viielen dank fürs aufgreifen und die zusätzlichen einordnungen. auch hier kein widerspruch, mir geht es ja nie um sowas wie „journalist xy ist aber ein rassist!“ mir fiel erstmal nur die dichte an n-wörtern auf, die ja im wesentlichen aus zitaten der 30er jahre stammen. das wundert mich nicht, trotzdem finde ich es übel – ich habe in meinem studium schon viele deutsche texte der sogenannten neuen sachlichkeit gelesen, aktuell bin ich bei isherwood, das sind ja alles progressive, linke stimmen aus den 30ern, viele davon angehörige anderer diskriminierter minderheiten – und bei jeder beschreibung von menschen wird erstmal die sogenannte „rasse“ erwähnt/fixiert. die amsterdamer clubs haben offenbar daraus auch kapital geschlagen und ein alleinstellungsmerkmal ihres angebots sehr deutlich gemacht, und wo nicht segregiert wurde, schaute man in den 30ern eben übertrieben nach möglichen „vermischungen“ und den kosequenzen davon. die sexualisierung, die fixierung auf differenz, etc. – all das so eigenartig wie typisch. (ich habe auch noch gelesen, dass sich aus den besuchen der schwarzen us-jazzer so etwas wie ein eigener jazz in den niederlanden hauptsächlich surinamensischer prägung entwickelt hat, das wäre sicherlich auch ein spannendes thema, über das du vielleicht etwas weißt?).

    was ich herrn kagie vorwerfen würden, wäre eine fehlende kontextualisierung, eine eigene haltung, die sich in seinem umgang mit zitaten zeigen würde. aber das liegt auch an seiner schreibtradition, er verwischt ja gerade die distanzen, um die schilderungen aus den 30er möglichst unmittelbar greifbar und anschaulich zu machen. und was du zum vergleichsweise wenig problematisierenden umgang mit bestimmten begriffen in den niederlanden schreibst, leuchtet mir auch ein bzw. finde ich interessant. ich frag mich da nur manchmal, ob „ons amsterdam“ nicht damit rechnet, eventuell auch leser*innen zu haben, deren familien aus surinam kommen? und warum werden nur die erlebnisse von annie und maria recherchiert und nicht die von den kellner*innen? mir scheint, dass das, was in den 30ern ziemlich skandalös erschien, auch 2019 ganz schön ausgebeutet wird – auch wenn man sich vorgeblich ein bisschen lustig macht über die alten zeiten…

    --

    #12268617  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 14,067

    redbeansandrice
    Kid Dynamite – Kulembanban En Andere Poku’s
    Lodewijk „Kid Dynamite“ Parisius war einer der Pioniere des niederlaendischen Jazz, kam Anfang der 30er Jahre aus der Kolonie Surinam in die Niederlande und erkannte schnell, dass die geplante Karriere als Baecker nicht zu den Erwartungen passte, die man in den Niederlanden der 30er Jahre an Menschen wie ihn hatte… so arbeitete er zunaechst als Feuerschlucker im Zirkus und lernte nebenher Klarinette spielen, wechselte dann Mitte der 30er unter dem Eindruck von Coleman Hawkins, der ja zu der Zeit in Europa war, und mit dem er auch auftrat, zum Tenor… Passt somit zum einen zu den afro-karibischen Sachen, die gypsy gerade aus dem UK hoert, und zum anderen als Vorstufe zu Hip Holland Hip… Gestern abend hab ich eine fantastische Dokumentation ueber Dynamite gesehen (link), leider nur auf niederlaendisch (genau wie dieser tolle Artikel), aber wirklich gut gemacht… Es beginnt in seinem Heimatdorf mit einer Winti (quasi Voodoo) Zeremonie, um sicherzustellen, dass sein Geist einer Dokumentation zustimmt (tut er, bzw, die Priesterin erklaert, dass keine Antwort in diesem Zusammenhang als Zustimmung zu werten ist), es gibt die voellig absurde Geschichte, wie Dynamite und seine Band noch bis Ende 1943 auftreten duerfen, zum Frust der niederlaendischen Polizei, weil die deutsche Besatzungsmacht den Gitarristen der Band fuer unersetzlich haelt, wenn es darum geht, zu ermitteln, bei welchen Prostitutierten die Soldaten sicher vor Geschlechtskrankheiten sind… (und klar duerfen sie „Negermusik“ spielen – im Rahmen der rassistischen Ideologie waere es ja absurd, ihnen das zu verbieten)… spaeter gibt es dann zum Beispiel Interviews mit Hans Dulfer, der am Saxophon vormacht, wie sich das ernste Jazztenorsaxophon der 50er a la Stan Getz von dem unterschied, was man bei Kid Dynamite im Vergnuegungsviertel hoeren konnte… zum Inhalt dieser CD finde ich leider fast gar nichts, werd sie wohl irgendwo finden muessen, um an das Booklet zu kommen (in der Hoffnung, dass es gut ist), es beginnt mit zwei Swingtracks aus den 30ern, dann kommen etwa 10 Tracks, die gefuehlt 50er Exotica-Jazz sind, die letzten Tracks auf der CD sind dann nicht mehr von Dynamite selber, sondern ueberwiegend seine Kompositionen gespielt von anderen, vermutlich von dieser CD… ein Blick aufs Cover verraet, dass diese Compilation sich nicht primaer an Jazzsammler richtet, sondern an Niederlaender, die sowohl Niederlaendisch als auch Sranan Tongo sprechen, und sich mit ihrer Geschichte auseinandersetzen wollen…

    redbeansandricekleiner Nachtrag, hier kann man sich die 22minuetige Radiosendung von 1956 anhoeren, die das Herzstueck der CD ist… Kid Dynamite und seine Bonanza Boys, benannt nach dem Bonanza Club, in dem sie regelmaessig auftraten, Van Speykstraat 152 in Rotterdam, 100m von den Plattenlaeden, die man heutzutage besucht, wenn man in jener Stadt ist (Vinylspot & Demonfuzz)

    ich hol mal eben diese zwei posts von mir zurück in die Gegenwart…

    --

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    #12268623  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,716

    ach cool, hatte ich damals nicht gesehen. spannend!

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    #12268629  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 14,067

    vorgarten
    […]
    ich habe auch noch gelesen, dass sich aus den besuchen der schwarzen us-jazzer so etwas wie ein eigener jazz in den niederlanden hauptsächlich surinamensischer prägung entwickelt hat, das wäre sicherlich auch ein spannendes thema, über das du vielleicht etwas weißt? […]

    was ich herrn kagie vorwerfen würden, wäre eine fehlende kontextualisierung, eine eigene haltung, die sich in seinem umgang mit zitaten zeigen würde. aber das liegt auch an seiner schreibtradition, er verwischt ja gerade die distanzen, um die schilderungen aus den 30er möglichst unmittelbar greifbar und anschaulich zu machen. und was du zum vergleichsweise wenig problematisierenden umgang mit bestimmten begriffen in den niederlanden schreibst, leuchtet mir auch ein bzw. finde ich interessant. ich frag mich da nur manchmal, ob „ons amsterdam“ nicht damit rechnet, eventuell auch leser*innen zu haben, deren familien aus surinam kommen? und warum werden nur die erlebnisse von annie und maria recherchiert und nicht die von den kellner*innen? mir scheint, dass das, was in den 30ern ziemlich skandalös erschien, auch 2019 ganz schön ausgebeutet wird – auch wenn man sich vorgeblich ein bisschen lustig macht über die alten zeiten…

    was das erste betrifft s. meinen post von letztem Sommer über Kid Dynamite… der zitierte Artikel über Kid Dynamite ist übrigens ein Artikel von Kagie aus/über ein Buch von Kagie… In Sachen Alltagsrassismus / unsensiblem Umgang mit einer doch recht grossen Bevölkerungsgruppe… ja, da wundert man sich immer wieder… Es haben ja immerhin 2% der Bevölkerung einen Migrationshintergrund aus Surinam und nochmal 1% einen aus den Antillen… überhaupt nicht wenig Leute also… warum man nur Annie und Maria erforscht… ich denk das stimmt so nicht ganz, zumindest nicht mehr… tatsächlich handelt Kagies Buch „De eerste N…“ von 1989 wirklich von dieser Generation, die um 1930 von Surinam in die Niederlande kam, er hat die Leute interviewt, die damals ja teilweise noch lebten, etc… und auch sonst gibt es schon einiges an Literatur… Dieses 700seitige Dossier der Sittenpolizei, meine einzige Primärquelle, ist halt faszinierend aber auch ein bisschen einseitig – klar haben die sich sowohl für „Täter“ als auch für „Opfer“ interessiert, aber sie haben nicht die gleichen Fragen gestellt

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    #12268637  | PERMALINK

    lotterlotta
    Schaffnerlos

    Registriert seit: 09.04.2005

    Beiträge: 5,621

    kurganrs@lotterlotta : Du bist ganz schön we jazz verfallen. Wie ist da Vinyl?

    …würde ich so nicht behaupten, es gibt aber tatsächlich viele gute einspielungen und das vinyl ist überwiegend nahezu perfekt!

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    Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!  
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