Ich höre gerade … Blues!

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  • #12349037  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

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    @asdfjkloeach, hier läuft soooo viel guter Blues…..
    (…)
    Allerdings lese ich gerade dieses herrliche Buch noch einmal:

    Da stößt man natürlich auf sehr viele starke Scheiben!

    zojiDas habe ich seit rund zwei Jahrzehnten – und immer noch nicht gelesen. Sollte ich wohl mal.


    Unbedingt! Dieses Buch steht bei mir auch seit 2 Jahrzehnten im Regal – ich habe es aber bei Anschaffung tatsächlich auch gelesen. Da das schon lange her ist, erinnere ich mich aber kaum noch daran. Außer, das es mir gut gefallen hat. Es ist vor allem die Geschichte der Gebrüder Chess (geborene Lejzor Szmuel Czyż und Fiszel Czyż) die sich vor dem Krieg aus einem damals polnischen Schtetl auf der Suche nach einem besseren Leben in die USA aufmachten. Über das Betreiben von Nachtclubs kamen sie ins Musikgeschäft. So eine Geschichte, bei der man denkt: „Fact is stranger than fiction“, denn was haben zwei polnische Juden eigentlich mit Blues zu tun? Und mit Chuck Berrys ersten Aufnahmen standen sie sogar dem Rock’n’Roll Pate.

    Im Buch gibt es leider keine Abbildungen, aber im Netz findet man was. Unten Leonard Chess mit Muddy Waters und Little Walter. Hier wächst zusammen, was – eigentlich – nicht zusammenpasst.

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    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
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    #12349227  | PERMALINK

    friedrich

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    Dann schiebe ich mal das hier hinterher:

    Litte Walter- Confessin‘ The Blues (1997, Aufnahmen 1955-63)

    Hier kann man diesen Wahnsin hören:

    Wie man nachlesen kann, hatte Walter „Little Walter“ Jacobs eine Neigung zu Alkohol und ein aufbrausendes Temperament, was letzlich zu zu seinem Abstieg und frühen Tod führte. Tragisch.

    Noch mal zu Nadine Cohodas‘ „Wie Chess den Blues vergoldete“. In meinem Band steckte hinten noch das Lesezeichen drin, nach dem eigentlichen Text von Cohodas und vor dem Nachtrag von Adrian Wolfen (alias Harald Justin). Den hatte ich damals offenbar nicht mehr gelesen. Wolfen beschreibt Cohodas‘ Buch als eine eher sozio-kulturelle Untersuchung des Phänomens Chess Records, die aber nur wenig auf die Musik selbst eingeht. Er meint das keinesfalls als Kritik, der Fokus des Buches liegt einfach woanders und das ist auch gut so. Im Nachtrag geht er aber gezielt auf den Blues als Musik ein. Was ist es, das einem mit dem Blues packt? Körper, Sex, Verwundung, Lust, Spiritualität, Erschütterung, Heilung … sind Wörter, die da fallen. Und er zitiert den französischen Philosophen Roland Barthes in Zusammenhang mit Musik und Körper. Genau der wird auch in den liner notes einer Compilation des Jazz-Saxophonsiten Ben Webster zitiert, der mich aktuell sehr begeistert. So ein Zufall!

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    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #12349251  | PERMALINK

    zoji

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    @friedrich

    Yep, danke Dir. Mit den Grundzügen der Chess-Geschichte bin ich vertraut, nur nicht in der Tiefe. War es nicht sogar so, dass die beiden mit Blues eigentlich nichts anfangen konnten und er sich ihnen mehr zufällig als Mittel zum Lebensunterhalt anbot?

    Das Buch hatte ich mit kurz nachdem ich mich aus beruflichen Gründen mit Bluesliteratur beschäftigt hatte vervollständigend zugelegt. Aber ich war wohl übersättigt und froh, mich auch mal anderen Dingen widmen zu können. Und ich bin meist wenig motiviert, Sachliteratur zu lesen. Aber ich sehe es täglich, weil es meine CD-Schränke ziert. Vielleicht doch mal demnächst …

     

     

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    Und lieg´ich dereinst auf der Bahre, dann denkt an meine Guitahre, und gebt sie mir mit in mein Grab (Der rührselige Cowboy, D. Duck)
    #12349257  | PERMALINK

    zoji

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    Beiträge: 6,693

    @mr-blue

    Also kein #1-Blues-Album? Oder eines von Luther Allison?

     

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    Und lieg´ich dereinst auf der Bahre, dann denkt an meine Guitahre, und gebt sie mir mit in mein Grab (Der rührselige Cowboy, D. Duck)
    #12349259  | PERMALINK

    zoji

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    Und lieg´ich dereinst auf der Bahre, dann denkt an meine Guitahre, und gebt sie mir mit in mein Grab (Der rührselige Cowboy, D. Duck)
    #12349281  | PERMALINK

    zoji

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    Beiträge: 6,693

    asdfjkloeein ganz wenig „off-topic“: Blues-Erweckung, ein interessantes Thema….. Da muss ich tief wühlen, um mich an mein „Erweckungserlebnis“zu erinnern. Tatsächlich muss es 1966 gewesen sein, als ein 2 Jahre älterer Nachbarsjunge mir seine bescheidene Plattensammlung präsentierte. Er war ein absoluter Fan der KINKS. Selbst war ich von den Walker Brothers und den Beach Boys begeistert, und so eröffnete mir das sicher einen anderen und härteren Sound. Und die Kinks hatten ja auch einige Blues-Elemente inklusive auf ihren ersten Scheiben. Doch das Schlüsselerlebnis folgte noch im gleichen Jahr, als ich beim besagten Nachbarn eine von ihm geliehene Schallplatte hörte, das war „Blues Breakers with Eric Clapton“ von John Mayall, hier schlug der Blues bei mir wie eine Bombe ein. Ein Jahr später vertiefte sich das dann noch mit „A Hard Road“ von Mayall. Nun, wie nun wurde der Blues „schwarz“? Anhand meiner seit damals akribisch geführten LP-Gesamtliste konnte ich das rasch nachvollziehen. Es war 1969, meine Schallplatte Nummer 7, von B.B.King. „The Great B.B.King“ – B.B.King And His Orchestra, auf Bellaphon. Solche Songs wie „Sweet Sixteen“ oder „Be Careful With A Fool“, „Just Sing The Blues“ waren der Türöffner, und danach folgten weitere Scheiben von B.B., von Lightnin‘ Hopkins, Elmore James, John Lee Hooker…und und und…..

    Finde ich gar nicht so off-topic und vor allem stets interessant, wie die Entwicklung bei anderen so war.

    Musik wurde bei mir im Februar oder März 1980 mit Touch Too Much identitätsstiftender Faktor. Es gab ein paar Umwege über Punk und NDW, aber letztlich führten AC/DC, die ja selbst auch ein paar Bluesnummern im Programm hatten, zur Entdeckung älterer Hardrockbands wie Deep Purple und vor allem Led Zeppelin. Von da zu Fleetwood Mac, deren Albatross häufig im Radio lief, wie auch die Version von Maggies Farm, der heute bereits erwähnten Blues Band. Als Begriff tauchte das auch im Zusammenhang mit eher bluesfernen Bands auf, etwa bezüglich der Namensgebung von Pink Floyd, oder das Santana sich ursprünglich Santana Blues Band nannten. Als ich dann endlich kapiert hatte, dass das nicht nur irgendeine Vokabel, sondern ein Musikstil ist dachte ich mir, wenn das Einfluss auf all diese von mir geliebten Musiker hatte muss das für mich doch auch interessant sein. Aus der Nice-Price-Ecke des örtlichem Membran habe ich mir dann einfach mal blind eine Compi mit frühen Aufnahmen von Jimmy Witherspoon und ein englisches Album von Memphis Slim mitgenommen, kurz darauf eine 4-LP-Box die ein weiteres Mal Memphis Slim und darüber hinaus John Lee Hooker, Lightnin‘ Hopkins und Leadbelly enthielt, ohne irgendeinen der Namen vorher einmal gehört zu haben. Eigentlich habe ich damit noch längere Zeit gefremdelt, fand es eher langweilig, nichts davon „rockte“. Da ich aber eh schon einmal spärliches Taschengeld investiert, sowieso noch nicht viele LPs, als Schüler aber umso mehr Zeit hatte, habe ich sie eben dennoch immer wieder gehört. Und ich bekam schnell mit, dass ich mich damit nicht nur von chartverliebten, sondern gleich von allen Gleichaltrigen, auch den Punks und Goths und Teds und Mods absetzen konnte. Mit anderen Worten: Ich habe Blues zum zugegeben lediglich imaginierten Distinktionsgewinn missbraucht. Aus heutiger Perspektive so absurd, darf man eigentlich nicht erzählen. Irgendwann, ein paar Jahre später, hat das dann halt doch alles noch gezündet.

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    Und lieg´ich dereinst auf der Bahre, dann denkt an meine Guitahre, und gebt sie mir mit in mein Grab (Der rührselige Cowboy, D. Duck)
    #12349283  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,968

    @zojifriedrich
    Yep, danke Dir. Mit den Grundzügen der Chess-Geschichte bin ich vertraut, nur nicht in der Tiefe. War es nicht sogar so, dass die beiden mit Blues eigentlich nichts anfangen konnten und er sich ihnen mehr zufällig als Mittel zum Lebensunterhalt anbot?
    Das Buch hatte ich mit kurz nachdem ich mich aus beruflichen Gründen mit Bluesliteratur beschäftigt hatte vervollständigend zugelegt. Aber ich war wohl übersättigt und froh, mich auch mal anderen Dingen widmen zu können. Und ich bin meist wenig motiviert, Sachliteratur zu lesen. Aber ich sehe es täglich, weil es meine CD-Schränke ziert. Vielleicht doch mal demnächst …

    Kann voll verstehen, dass man am Feierabend keine Lust mehr hat, sich mit Themen zu befassen, mit denen man beruflich zu tun hat.

    Die Chess Bros. waren Geschäftsmänner. Sie haben in den 40er/50er Jahren in Chicago im Blues eine business opportunity gesehen und haben die Gelegenheit genutzt. Sie hatten eigentlich keine musikalische Neigung, aber entwickelten einen Instinkt dafür, was beim Publikum ankommt. Sie hatten wirtschaftlichen Erfolg damit und ganz nebenbei haben sie damit auch noch dazu beigetragen, einen kulturellen Schatz zu schaffen. Eigentlich eine typisch us-amerikanische Einwanderergeschichte von risikobereiten Außenseitern, die wagen und gewinnen. Dass es unzählige andere gibt, die wagen und verlieren, steht in einem anderen Buch.

    Hier jetzt ein weiteres Beutestück, dass ich in den 2000ern mal bei Zweitausendeins geschossen habe. Ich meine mal gelesen zu haben, das durch frühere Ausgaben des – in Europa stattfindenden – American Folk Blues Festivals Publikum und auch viele Musiker überhaupt erst mit Blues in Berührung kamen. Was muss das für eine Wirkung gehabt haben!

    American Folk Blues Festival 1965/1966/1967/1969

    Was für line ups!

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    #12349333  | PERMALINK

    zoji

    Registriert seit: 04.10.2017

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    So hatte ich das abgespeichert, ja.

    Jetzt:

    Hätte auch bei den AFBFs mittun können.

     

    --

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    #12349355  | PERMALINK

    asdfjkloe

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    Ja, ich liebe die AFBFs, besonders 1969,weil EARL HOOKER einen tollen Auftritt hatte. Schön, daß es auch die begleitende DVD-Serie gibt.

    --

    #12349383  | PERMALINK

    zoji

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    #12349895  | PERMALINK

    zoji

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    #12350481  | PERMALINK

    zoji

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    #12350561  | PERMALINK

    zoji

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    #12351535  | PERMALINK

    zoji

    Registriert seit: 04.10.2017

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    Er hat sicherlich intensiv Jimmy Reed gehört.

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    #12352031  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

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    Chess wäre eigentlich einen eigenen Thread wert. Aber ich kenne mich nicht gut genug aus und habe nicht genug Platten und Zeit um das anzugehen. Ersatzweise lege ich mal diese 2 CD-Compi des vielleicht besten Pferds im Stall von Chess ein.

    Muddy Waters – The Anthology (1947-72)

    Adrian Wolfen schreibt im Nachtrag des oben erwähnten Buchs über das Label der Gebrüder Chess einige sehr schöne Sachen über den Blues im Allgemeinen und über die Aufnahmen von Chess und vor allem Muddy Waters im Besonderen. Die technische Schlichtheit der frühen Aufnahmen, der besondere Wumms, den diese Musik hat, die geballte Emotionalität. Und er schlägt einen Bogen bis zu Spiritulität und Schamanismus, die Kraft dieser Musik, die in unserer Seele etwas zum Schwingen bringt. Zitat Roland Barthes aus dessen Buch „Was singt mir, der ich höre, in meinem Körper das Lied?“, was diese Frage auch gleich beantwortet: „Alles, was in mir widerhallt, mir Angst macht oder mein Begehren erweckt. Ganz gleich, woher diese Verwundung oder diese Lust kommt. Für den Verliebten wie für das Kind singt der romantische Gesang immer die Erschütterung des verlorenen, verlassenen Subjekt.“

    Dieses Stück von Muddy Waters fand ich immer besonders toll. Still A Fool (1951). Leonard Chess persönlich haut hier auf die bass drum.

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