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Chess wäre eigentlich einen eigenen Thread wert. Aber ich kenne mich nicht gut genug aus und habe nicht genug Platten und Zeit um das anzugehen. Ersatzweise lege ich mal diese 2 CD-Compi des vielleicht besten Pferds im Stall von Chess ein.
Muddy Waters – The Anthology (1947-72)
Adrian Wolfen schreibt im Nachtrag des oben erwähnten Buchs über das Label der Gebrüder Chess einige sehr schöne Sachen über den Blues im Allgemeinen und über die Aufnahmen von Chess und vor allem Muddy Waters im Besonderen. Die technische Schlichtheit der frühen Aufnahmen, der besondere Wumms, den diese Musik hat, die geballte Emotionalität. Und er schlägt einen Bogen bis zu Spiritulität und Schamanismus, die Kraft dieser Musik, die in unserer Seele etwas zum Schwingen bringt. Zitat Roland Barthes aus dessen Buch „Was singt mir, der ich höre, in meinem Körper das Lied?“, was diese Frage auch gleich beantwortet: „Alles, was in mir widerhallt, mir Angst macht oder mein Begehren erweckt. Ganz gleich, woher diese Verwundung oder diese Lust kommt. Für den Verliebten wie für das Kind singt der romantische Gesang immer die Erschütterung des verlorenen, verlassenen Subjekt.“
Dieses Stück von Muddy Waters fand ich immer besonders toll. Still A Fool (1951). Leonard Chess persönlich haut hier auf die bass drum.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)