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AutorBeiträge
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Wolfgang Doebeling
Bin befremdet über die Befremdung einiger Leute über mein Faible für die Felice Brothers, deren neue LP für mich bisher die beste dieses (zugegebenermaßen schwachen) Jahrgangs ist. Man habe sich „MP3s geladen“ oder „Samples“ auf „MySpace“ zu Gemüte geführt, welche – oh Wunder! – nicht „verzauberten“ oder „begeisterten“. Heilige Einfalt.Ich wäre eher befremdet, wegen welchen kleinlichen Anlässen Dir in letzter Zeit (oder schon immer?) PNs geschickt wurden.
Allerdings werde ich mir keine Platte von den Felice Brothers kaufen, wenn mich die 4 Stücke von Myspace jetzt schon langweilen.
Daß man von Hörproben aus dem I-Net durchaus verzaubert sein kann, beweisen mir die Streams von „Of Montreal“. Von denen habe ich mir gleich 2 Alben geordert.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
KrautathausIch wäre eher befremdet, wegen welchen kleinlichen Anlässen Dir in letzter Zeit (oder schon immer?) PNs geschickt wurden.
Allerdings. Wobei ich gestehen muss, die Antworten auf diese Fragen sind mir die liebsten!
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@ Krautathaus
Tu was Du für richtig hältst. Ich nehme mir die Freiheit, jeden für bedauernswert anspruchslos zu halten, der seine musikalische Erlebnisfähigkeit von totkomprimierten MP3-Dateien abhängig macht. Die eigentliche Gefahr besteht indes darin, daß dieser datenreduzierte Schrott durch Gewöhnung früher oder später als für den Musikkonsum völlig hinreichend akzeptiert wird. Und so die geistigen wie sinnlichen Wahrnehmungsinstanzen verkümmern. Denaturiertes, degeneriertes Hören. Bereits jetzt zu beobachten, überall. Läuft unter der umfassenden Überschrift: Debilisierung der Gesellschaft. Deprimierend.
@ Sonic Juice
Habe Deine Ergänzungen jetzt erst bemerkt. Natürlich sind Paychecks Sixties-Singles mehrheitlich gut, am besten wohl die Hilltop-45 „Heartbreak Tennessee“ b/w „Help Me Hank, I’m Fallin'“. Auch die Little Darlin‘-LP „At Carnegie Hall“ hat Momente. Im übrigen: auch wenn ich die LP „Take This Job And Shove It“ für mehr als durchwachsen halte (ungeachtet etwaiger GJ-Parallelen in Sachen Phrasierung), so macht der Title-Track doch als Single eine prima Figur (David Allan Coe rules, at times). Über Paychecks Potenz als Sänger läßt sich zwar streiten, aber dieses Zitat von Mayhew ist lächerlich, ungefähr in der Preisklasse von George Martins berüchtigtem Spruch „die Beatles haben Psychedelia erfunden“. Wenn Du wirklich einen stimmlich gut gerüsteten, von George Jones inspirierten Sänger suchst, kümmere Dich mal um Vern Gosdin.
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Wolfgang DoebelingDie eigentliche Gefahr besteht indes darin, daß dieser datenreduzierte Schrott durch Gewöhnung früher oder später als für den Musikkonsum völlig hinreichend akzeptiert wird.
Für den Musikkonsum? Mag sein. Für den ersten Eindruck, den ich gewinnen möchte, reicht mir der schrottige Sound aus.
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“It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike Royko@ R.H.
Zu White Stripes-Covers habe ich im Heft und hier einiges geschrieben, zu Fragen der Discographie konsultiere die Fachpresse bzw. Google. Nitzsche hat Platten als Interpret, Arranger und Produzent gemacht, da ist es schwierig mit einem „Einstieg“. Versuche es mal mit den Soundtracks von „Performance“ oder „Hot Spot“. An beiden war Jack ja nicht unmaßgeblich beteiligt.
PN-Ecke
Wie ernst die Frage gemeint ist, was ich denn von den Beastie Boys hielte, weiß ich nicht. Die Antwort ist jedenfalls: sehr wenig, eigentlich so gut wie nichts.--
Wolfgang Doebeling@ R.H.
Zu White Stripes-Covers habe ich im Heft und hier einiges geschrieben, zu Fragen der Discographie konsultiere die Fachpresse
Dürfte ich hier ergänzen, daß die wohl beste Discographie im Record Collector, Ausgabe 291, zu finden ist? Danke. (Habe zufällig noch ein paar ungelesene Ausgaben)
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Wolfgang Doebeling@ Krautathaus
Tu was Du für richtig hältst. Ich nehme mir die Freiheit, jeden für bedauernswert anspruchslos zu halten, der seine musikalische Erlebnisfähigkeit von totkomprimierten MP3-Dateien abhängig macht. Die eigentliche Gefahr besteht indes darin, daß dieser datenreduzierte Schrott durch Gewöhnung früher oder später als für den Musikkonsum völlig hinreichend akzeptiert wird. Und so die geistigen wie sinnlichen Wahrnehmungsinstanzen verkümmern. Denaturiertes, degeneriertes Hören. Bereits jetzt zu beobachten, überall. Läuft unter der umfassenden Überschrift: Debilisierung der Gesellschaft. Deprimierend.
Hallo Wolfgang,
mal eine untypische Frage hier im Thread, weil ich es im Lauf der Jahre immer noch nicht zur Deckung bringe:
Warum auf der einen Seite so harsche Worte, wenn jemand sich per MP3 einen ersten Hördruck verschafft um einen bestimmten Interpreten neu zu entdecken ?
Warum auf der anderen Seite Diskussionsbereitschaft mit Hörern des Roots-Streams, die ebenfalls über diese digitale Krücke Interesse an unbekannten Interpreten entwickeln ?
Zumindest ich wäre in der Lage MP3s in passenderer Qualität zu hören (was ich kaum mache – nahezu nie) als Roots (des öfteren).
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Du hast diese pampigen PNs nicht gelesen, dougsahm. Und ich werde sie schon aus Prinzip (Diskretion) nicht zitieren. Aber es ist ein gewaltiger Unterschied, ob ich mich Musik neugierig nähere, um einen ersten Eindruck zu erhalten, wohl wissend, daß das Medium keinen Audio-Genuß erlaubt. Oder ob ich Musik kleinzureden versuche („schnarchig“, „öde“, „einfältig“, „einfallslos“, etc.), obwohl der mittels MP3 gewonnene Eindruck oberflächlicher nicht sein kann. Mir mißfällt schon generell, wenn voraussetzungslos und geschwätzig über Musik hergezogen wird. Erst recht, das sei freimütig eingeräumt, wenn es sich dabei um Musik handelt, die mir etwas bedeutet. Über „digitale Krücken“ auf Musik aufmerksam zu werden, um sich dann näher damit zu beschäftigen und sukzessive seinen Horizont zu erweitern: fein! Mit „digitalen Krücken“ auf Musik einzuprügeln, weil sie nicht sofort „verzaubert“: nein! Ich halte es für ein Ärgernis, wie hier (nicht erst jetzt, aber in jüngerer Zeit besonders dreist) ahnungslos drauflosgemeint wird. Soll jeder hören, was er will, wie er will, wann er will, aber man verschone mich bitte mit derlei per MP3 gewonnenen und per PN expedierten „Erkenntnissen“. Hoffe, „Roots“ stößt gleich auf Dein Interesse (?).
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Wolfgang Doebeling Hoffe, „Roots“ stößt gleich auf Dein Interesse (?).
Heute ja. Hoffe, es gibt kein britisches-Singles-Special.
((Dass sich Deine Antwort auf mir unbekannte PNs bezieht – jetzt verstanden))
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@ Wolfgang:
Trägt „Dress Rehearsal Rag“ eigentlich autobiographische Züge oder ist LEONARD COHENs Fantasie in diesem Fall besonders scharfsinnig gewesen?
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Manisch-depressiv war er nie, von suizidalen Tendenzen ist nichts bekannt. Dürfte sich also um Dichtkunst handeln. Mal abgesehen davon, daß Lens Songs nur selten erkennbar autobiographische Dimensionen haben („Chelsea Hotel“, „Tower Of Song“, ein paar andere).
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Danke. Der Song ist freilich auch so furchterregend und unerbittlich – um mal den Diskussionsstoff von vorhin noch zu unterstreichen: auf Vinyl gehört!;-) Hattest Du die Gelegenheit und/oder Neugier ihn dazu zu befragen?
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@ WD:
Wie kam es, dass Judy Collins „Dress Rehearsal Rag“ bereits einige Jahre vor LC veröffentlichte?
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@ Senol
Doch, habe „Dress Rehearsal Rag“ auch thematisiert. Aber nicht mit der Frage, ob er auch schon mit der Rasierklinge in der Hand vor dem Spiegel gestanden habe, lebensüberdrüssig. Er hatte den Song ja bereits 1967 bis 1968 geschrieben (so lange!) und ihn auch damals schon performiert.
@ Shiloh
Auf dieselbe Weise, mit der sie sich auch frühe, unveröffentlichte Songs anderer Songwriter (Lightfoot, Rush, Newman, etc.) aneignete: sie hörte sie (in Cohens Fall wahrscheinlich bei einem seiner Auftritte), sie fand Gefallen daran und nahm sie auf. Natürlich schickten ihr auch Verlage Material. Und nicht selten die Songwriter selbst. Verständlicherweise, denn Judy verstand es nicht nur, Songs zu adeln, sondern sie erreichte auch ein größeres Publikum als die meisten Kollegen, deren Songs sie coverte (Phil Ochs, Joni Mitchell, etc.).
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Wolfgang Doebeling@ jimmyjazz
Habe oben (#530) bereits kurz den Werdegang erläutert. Geändert hat sich im Laufe der 20 Jahre so einiges. Zum Beispiel haben die monothematischen Specials zugunsten gemischter Programme abgenommen. Ich rede entschieden weniger, lasse die Musik mehr für sich selbst sprechen. Und ich profitiere davon, daß ein besonders treuer Hörer rund 17 Jahre lang sämtliche Sendungen (#1-#850) statistisch ausgewertet hat. Als er vor drei Jahren nach Hongkong übersiedelte, schickte er mir einen Karton voller Statistiken und Listen, von den meistgespielten Künstlern über Jahrgänge/Dekaden und Herkunftsländer bis zu Stilen. Die fortzuführen mittels Strichliste höchst einfach ist und pro Sendung nur ein paar Minuten kostet. Erinnert mich bei Bedarf daran, welchen Künstler bzw. welchen Stil ich (zu) lange vernachlässigt habe. Pläne bezüglich der 1000. Sendung gibt es noch nicht, doch hat Radio Eins signalisiert, daß das Jubiläum irgendwie „begangen“ werden soll. Ob dabei ältere Sendungen zum Einsatz kommen werden, weiß ich nicht. Archiviert wurde wohl vieles, doch läuft „Roots“ ja erst seit 10 Jahren auf Radio Eins, die früheren, auf anderen Wellen ausgestrahlten Sendungen dürften nicht mehr aufzutreiben sein.
Vielen Dank für die Antwort! Dann freue ich mich schon mal auf das Jubiläum.
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Schlagwörter: DJ, Ex cathedra, out to lunch, Playlists, Radio Eins, Roots, Warten auf die Rückkehr des Herrn
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