Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › "Handgemachte Musik" – Sinnvoller Begriff oder überholte Vorstellung?
-
AutorBeiträge
-
und dabei ging es ursprünglich nur um die frage, ob der begriff handgemachte musik noch zeitgemäß wäre.
so weit ist es gekommen--
Ever tried. Ever failed. No matter. Try Again. Fail again. Fail better. Samuel Beckett - 'Cos music is for listening and not to stored away in a bloody cupboard.Highlights von Rolling-Stone.deIn diesen legendären Tonstudios entstanden große Alben
Todesursache von Jimi Hendrix: Wie starb der legendäre Gitarrist?
Fleetwood Mac: Alle Alben im ROLLING-STONE-Check
10 Fakten über den Queen-Hit „Radio Ga Ga“
Die letzten Stunden im Leben von Amy Winehouse
Joe Strummer von The Clash: Dies ist die Todesursache der Punk-Ikone
WerbungbullschuetzAuf einem aber beharre ich – dieser Song sagt ja objektiv, nämlich explizit: Diese Kritik an der technologischen Moderne in Musik und Gesellschaft äußert ein lyrisches Ich, das technisch bereits mit dem Bus-Entwerter und dem Bedienen der eigenen Stereoanlage überfordert ist. Der Song thematisiert so gesehen die Rückbesinnungssehnsüchte eines technologisch radikal Abgehängten, im Catweazle-Stadium Gestrandeten … Und jetzt kannst du natürlich sagen: So hat’s Mey aber bestimmt nicht gemeint! Mag sein – aber so steht’s im Text. Das meine ich, wenn ich sage, der Text kann klüger sein als sein Autor und dessen ideologisches Projekt unterlaufen.
Das sehe ich ebenso, und darin steckt auch für mich eine grundsätzliche Wahrheit über das Wesen fiktionaler Texte.
Aber klar, das soll jetzt hier nicht das eigentliche Thema überlagern – weiter im Text.
--
Im Grundsatz – der Feststellung, dass der Text der Kontrolle des Autors entgleiten kann (muss, bzw. es einfach tut, sobald er denn disseminiert wird) und mehr oder anderes aussagen kann, als intendiert – stimme ich absolut zu. Aber man muss das eben immer im Einzelnen genau anschauen und sauber argumentieren. Mit der Grundsatzaussage allein ist noch nichts getan.
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaWas bullschuetz zu beschreiben versucht, trifft schon auf viele meiner Generation zu- wie sonst sind SWR 1, dämliche Ü40 Partys etc. zu erklären? Wo ich anderer Meinung bin, ist, wenn sich Jugendliche abgrenzen indem sie z.B. sich für Folk, Rock`n Roll, Northern Soul begeistern oder sich auf die Suche nach dem „old, weird america“ begeben und musikalisch daran anknüpfen (z.B. Alt-Country, Joanna Newsom etc.)- hier geht es um Abgrenzung zu anderen Jugendszenen und auch das ist eine Opposition gegen die Zustände hier und jetzt. Und selbstverständlich liegt auch mir der Sound meiner Jugend- mit dem ich sozialisiert wurde- nahe. Dennoch: Als reaktionär, ignorant und unverschämt überheblich gegenüber den nachfolgenden Generationen empfinde ich, wenn meine ältere Generation versucht die Vergangenheit gnadenlos zu verklären- und genau das trifft eben auf Mey mit seinen abschätzigen Bemerkungen in seinem Text zu.
--
gypsy tail windIm Grundsatz – der Feststellung, dass der Text der Kontrolle des Autors entgleiten kann (muss, bzw. es einfach tut, sobald er denn disseminiert wird) und mehr oder anderes aussagen kann, als intendiert – stimme ich absolut zu. Aber man muss das eben immer im Einzelnen genau anschauen und sauber argumentieren. Mit der Grundsatzaussage allein ist noch nichts getan.
Deshalb hatte bullschuetz das auch an konkrete Textstellen geknüpft. Und die allgemeine Aussage, dass der Sprecher des Textes grundsätzlich nicht mit der Person Meys gleichzusetzen ist, hat seine Argumentation auf klare Füße gestellt. Ich konnte ihm sehr gut folgen. Bei der Ironie erschien es mir allerdings überstrapaziert – der Gestus des Textes spricht m.E. eine leider klar tendenziöse Sprache. Und ist ein weiterer Beleg dafür, wie unsäglich der Missbrauch von „handgemacht“ sein kann. Dabei klingen im Text ja durchaus bedenkenswerte Sichtweisen auf bestimmte gesellschaftliche Entwicklungen an – aber dann diese Verknüpfung mit der Musik, die für jeden Künstler nach meinem Verständnis so beengend sein müsste… buah.
--
Reinhard Mey ist ein grundsätzlich verachtenswerter und abzulehnender Bonze und Depp.
--
How does it feel to be one of the beautiful people?Ach, Kinder. Manchmal muss ich mich schon wundern. Da prangert Ihr wütendst und offenbar aufs Empfindlichste verletzt an, wenn jemand wie pumafreddy das Wort „handgemacht“ skandalöserweise MIT POSITIV WERTENDEM UNTERTON!!! verwendet, weil Ihr Euch dadurch offenbar implizit aufs Arroganteste, Anmaßendste und Reaktionärste des Hörens unehrlicher Musik bezichtigt fühlt – aber bei der nächsten Gelegenheit genügt dann doch wieder das Wörtchen „Depp“ zur Bereicherung einer Diskussion.
Und wenn ich schon am Jammern bin: Meine Güte und um Himmels Willen, nein, Reinhard Mey ist natürlich NICHT der deutsche Randy Newman, ich habe nur das Beispiel RN herangezogen, um den Unterschied zwischen Lyrischem Ich und Autoren-Ich zu verdeutlichen.
--
Vielleicht ist „handgemachte Musik“ ja auch wie „Handschlagqualität“ zu sehen – beides an sich positiv besetze Begriffe, die Ehrlichkeit, Bodenständigkeit, Integrität suggerieren – kann ehrlich und aufrichtig sein, muss es aber nicht.
Hier schillern und changieren die Bedeutungsebenen.
--
Bald in diesem Theater: - BtBs Top 100 Filme - Top 100 des Barock@bullschuetz:
Bei Reinhard Mey kann ich aber grantig werden. Der meinte – genau wie übrigens auch Peter Lustig – sich mit seinem vielen Geld in meinem schönen Schleswig-Holstein niederlassen zu müssen und seinen Nachbarn vorschreiben zu können, wie sie sich zu verhalten haben.--
How does it feel to be one of the beautiful people?Okay, danke für die Begründung, dann kann ich den Zorn verstehen.
Blues to BechetVielleicht ist „handgemachte Musik“ ja auch wie „Handschlagqualität“ zu sehen – beides an sich positiv besetze Begriffe, die Ehrlichkeit, Bodenständigkeit, Integrität suggerieren – kann ehrlich und aufrichtig sein, muss es aber nicht.
Ich denke auch, dass das mitschwingen soll. Handschlagqualität. Handarbeit. Handwerk.
Sehr schön in diesen Thread passt die doppelte Definition, die wikipedia für den Begriff „Handarbeit“ liefert:
1. Der Begriff Handarbeit bezeichnet im Allgemeinen eine manuelle Tätigkeit sowie deren Ergebnisse (Produkte). Im Besonderen bezeichnet H.: heute als Qualitätssiegel ein industriell nicht herstellbares oder ein in der Qualität und Ausführung nicht vergleichbares Produkt aus handwerklicher Tätigkeit; historisch gesehen, eine Produktion ohne oder unter geringfügiger Beteiligung von Maschinen.
2. Handarbeit war eine ostdeutsche Bluesband. Sie wurde Ende 1979 in Potsdam gegründet und bestand bis 1989. 1988 nahm die Band an einem Leistungsvergleich teil und wurde als „Hervorragendes Amateurtanzorchester der DDR“ ausgezeichnet und erhielt daraufhin den auf zwei Jahre befristeten Profistatus zuerkannt.
--
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Wobei „Garten-Nazi“ schon einen gewissen Charme hat. Ich mir zwar sicher, dass der beknackte Mey sich wie immer nichts dabei gedacht hat, aber Garten-Nazi hat was. Doch doch.
--
„Garten-Nazi“ ist aber eine Wortschöpfung von Ringsgwandl, den hat Mey nur übernommen.
--
„Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ (Goethe) "Allerhand Durcheinand #100, 04.06.2024, 22:00 Uhr https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/8993-240606-allerhand-durcheinand-102Der Garten-Nazi (Georg Ringsgwandl)
Draußen hinterm äußern Gürtel,
gibt es ein ganz saubres Viertel,
bei der Trambahnendstation,
wo die Straßen Vogelnamen haben,
Amselstraße, Finkenweg,
sauber kitschig und bißl schräg,
friedlich ist es dort und staad,
außer wenn wer Rasen maht.
Wo der Pappa jeden Tag auf d’Nacht
den Gartenschuppen fest zusperrt,
wo die Mamma jeden Samstag früh im Küchenschurz den Gehsteig kehrt.
Da zeigt dir der braune Zwerg,
den Holzweg durch den schwarzen Wald,
rechts hinterm blauen Mond,
wo der Gartennazi wohnt.
—
Scharf rechts hinterm Mond, wo der Gartennazi wohnt.
—
Sein Dobermann heißt kleiner Bazi,
die Frau heißt Mutti oder Schatzi,
sie haben ein Miezi, das heißt Katzi
er selber ist der Gartennazi.
Der immer rumschleicht, spioniert, andre ärgert, drangsaliert,
er gehört zu dieser Art von Leut‘,
die mit der Nagelschere den Rasen schneid’t.
—
Selbst der Hund hat nichts zu lachen,
der Nazi ist sein Peiniger,
jeden Freitag spritzt er ihn ab
mit dem Hochdruckreiniger.
Jeder der schon mal dort war, kennt die Bös-vom-Häusl-Aussa-Schauger,
streun sich Schneckentod und
surren mit dem Laubwegsauger.
—
Ordnung, Zucht und Disziplin,
vor allem für die anderen,
bei sich nimmt er’s nicht so genau,
das größte Schwein vom Gau.
München, Straubing, Linz und Wien,
runter rasseln die Jalousien,
weil eines mag der Nazi net,
daß man sieht, wie es bei ihm daheim zugeht.
Wo der scharfe Wind durchwaht
wird dem, der fragt, der Hals umdraht,
ansonsten gibt es kein Problem,
bloß ab und zu erschießt wer wen.
Auf d’Nacht schaun sie ins Fernsehn rein,
wenns klopft, rufen sie die Polizei,
So ungefähr ist es hinterm Mond,
wo der Gartennazi wohnt.
—
Scharf rechts hinterm Mond, wo der Gartennazi wohnt.
--
„Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ (Goethe) "Allerhand Durcheinand #100, 04.06.2024, 22:00 Uhr https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/8993-240606-allerhand-durcheinand-102bullschuetz2. Handarbeit war eine ostdeutsche Bluesband. Sie wurde Ende 1979 in Potsdam gegründet und bestand bis 1989. 1988 nahm die Band an einem Leistungsvergleich teil und wurde als „Hervorragendes Amateurtanzorchester der DDR“ ausgezeichnet und erhielt daraufhin den auf zwei Jahre befristeten Profistatus zuerkannt.
Das erinnert mich an die Grabenkämpfe der europäischen bzw. schweizerischen Jazzmusiker in den Fünfzigern und frühen Sechzigern. Die Amateure hielten sich für (moralisch) überlegen, es gab Amateur-Jazz-Festivals (mit Wettkämpfen/Jurys/Preisen), bei denen Profis nicht zugelassen waren. Musikalisch waren die Amateure wohl in der Hinsicht überlegen, als sie sich dem modernen Jazz verschrieben – und eben keine „Amateurtanzorchester“ waren sondern aufgeschlossene Musiker, die sich für neuere Strömungen interessierten und den modernen Jazz erst richtig im heimischen Musikschaffen etablierten. So gesehen nichts als Folgerichtig, dass dieses „hervorragende Amateurtanzorchester“ sich nach dem Wechsel ins Profilager sogleich auflöste … ich vermute allerdings andere ursächliche Faktoren
@grünschnabel (et al.): hatte ich schon gesehen, aber ich konnte da wohl noch weniger weit folgen als Du – aber klar, die Trennung zwischen Autor und lyrischem Ich ist eine Binsenweisheit (irgendeine Frau Minister bei Euch müsste das im Hinblick auf Haftbefehl auch grad mal noch lernen). Dennoch, auch da: das schlichte Postulat der Trennung greift mir wieder mal zu kurz, man muss genauer hinschauen und das jedes Mal neu verhandeln. Die causa Mey interessiert mich aber sehr viel zu wenig, als dass ich da tieferes Interesse hätte.
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaZappa1Der Garten-Nazi (Georg Ringsgwandl)
:sonne:
Eigentlich erstaunlich, dass der so selten zur Sprache kommt, wo hier so viele diese automatisierte Ringsgwandl-Zeile unter ihrem Alias spazierenführen … guter Mann!
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba -
Schlagwörter: Deutsche Kulturarbeit, Ehrlich währt am längsten, entweder - oder, Handwerk, led zeppelin
Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.