Gibt es objektive Kriterien für die Beurteilung von Rock/Popmusik

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  • #5836001  | PERMALINK

    wolfen

    Registriert seit: 01.10.2004

    Beiträge: 1,716

    Daniel_BelsazarQualtitätskategorie „Zeitlosigkeit“ (angeregt durch die Erbschaftsdiskussion):

    Könnte nicht auch die Dauer oder „Nachhaltigkeit“ des Erfolges eines Musikstückes ein Qualitätsmerkmal darstellen? Was über mehr und mehr Zeit hinweg von vielen Menschen gesammelt und immer wieder gespielt und gehört wird, hat sich doch empirisch zumindest als über kulturelle und zeitliche Grenzen hinweg als haltbar erwiesen. Das dürfte sich aber in erster Linie auf die Komposition beziehen.

    Der Nachteil ist natürlich, dass sich diese Art von Qualität immer erst im Nachhinein feststellen lässt und damit für Zeitgenössisches wenig taugt bzw. im Reich der Spekulation bleibt.

    An wie viele Jahrhunderte der Nachhaltigkeit denkst Du dabei so ?
    Nicht, daß noch der Gedanke aufkäme, Toto oder Phil Collins über Gebühr adeln zu wollen.

    --

    [kicks sagt:] ( schon alleine dass da keine Nüsse drin sind zeigt dass es ein allgemeiner check is )
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    #5836003  | PERMALINK

    daniel_belsazar

    Registriert seit: 19.04.2006

    Beiträge: 1,253

    WolfenAn wie viele Jahrhunderte der Nachhaltigkeit denkst Du dabei so ?

    Eeeh …. ja.

    Wolfen Nicht, daß noch der Gedanke aufkäme, Toto oder Phil Collins über Gebühr adeln zu wollen.

    Ich denke, eine Generation muss mindestens vergehen. Ich vertraue voll Zuversicht darauf, dass zumindest Toto dann ziemlich verschwunden sein wird – das wäre jedenfalls meine Prognose allein schon wegen der zeitlichen Gebundenheit des Sounds. Das ging ja schon in den 80ern stark auf die Nerven, aber heute erst …

    Bei Phil Collins bin ich mir nicht ganz so sicher, obwohl … na ja.

    Wie auch immer, ich sagte ja bereits: Nur im Nachhinein feststellbar. Aber besser als nichts.

    @Mista:
    Evergreen, genau. Die haben ja in der Regel auch eine gewisse Qualität, unabhängig davon, dass man sie persönlich vielleicht nicht leiden kann.

    --

    The only truth is music.
    #5836005  | PERMALINK

    bender-rodriguez

    Registriert seit: 07.09.2005

    Beiträge: 4,310

    Daniel_Belsazar
    Könnte nicht auch die Dauer oder „Nachhaltigkeit“ des Erfolges eines Musikstückes ein Qualitätsmerkmal darstellen?

    Ein gefährlicher Grat. Ich denke hier besonders mit einem Stirnrunzeln an diverse Formatradiosender, die mit dummdreisten Jingles a la „Das Beste der Siebziger, Achtziger, Neunziger und die Hits von Heute“ (oder so ähnlich…) um ihre Zielgruppe (die Mainstream-verwöhnte Mehrheit… ;-) ) buhlen und somit, ähem sowas wie (in die Irre führende) Geschmacksmanipulation betreiben. Wenn erstmal die Masse allzu willig gefressen hat (was sie übrigens schon längstens getan hat…), daß der alljährliche Weihnachtsschunkler „Last Christmas“ von Wham oder Nena’s „99 Luftballons“ diese zweifelhaften „Qualitäts“-Merkmale erfüllen, dann werden diese gefälligen und grenzwertigen Schlager eines Tages mal zum (hoch-)kulturellen Erbe der Menschheit avancieren? Dann hilft wirklich nur noch das Vertrauen in nachfolgende Generationen, daß, wenn irgendwann über unsere Epoche zu Gericht gesessen wird, sich das zukünftige Menschengeschlecht nicht wundern muß über unsere Primitivität, weil z.B. „Rosanna“ als musikalisches Aushängeschild unserer Tage gewertet wird…
    Da fällt mir ein: Was ist denn eigentlich aus dem beliebten Toto-Thread geworden? ;-)

    Im Übrigen hoffe ich darauf, daß künftige Generationen die „Nachhaltigkeit“ von Bands wie z.B. Coil zu schätzen wissen – damit in mindestens 500 Jahren diese in einem Atemzug zusammen mit Beethoven, Elvis und Joy Division genannt werden… ;-)

    --

    I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sad
    #5836007  | PERMALINK

    sparch
    MaggotBrain

    Registriert seit: 10.07.2002

    Beiträge: 36,543

    Bender RodriguezDa fällt mir ein: Was ist denn eigentlich aus dem beliebten Toto-Thread geworden? ;-)

    Na, Du kannst es wohl kaum erwarten, bis wieder die lauschige Adventszeit beginnt und die Rückkehr des großen Kenners JamaicaJoe ansteht, was?

    --

    If you stay too long, you'll finally go insane.
    #5836009  | PERMALINK

    bender-rodriguez

    Registriert seit: 07.09.2005

    Beiträge: 4,310

    sparchNa, Du kannst es wohl kaum erwarten, bis wieder die lauschige Adventszeit beginnt und die Rückkehr des großen Kenners JamaicaJoe ansteht, was?

    Jep! „Alle Jahre wieder“ – Ich freu‘ mich schon wie ein Anisplätzchen…

    --

    I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sad
    #5836011  | PERMALINK

    daniel_belsazar

    Registriert seit: 19.04.2006

    Beiträge: 1,253

    Bender RodriguezEin gefährlicher Grat.

    Stimmt. Aber irgendwie ist auch was dran. Denk einfach in größeren Dimensionen als Jahrzehnten. Ich meine: Welcher Sender spielt denn heute noch die ehemals so aktuelle Marschmusik?

    Toto wird´s genauso gehen, glaube ich jedenfalls auch. Manche kulturelle Blüte werden spätere Generationen höchstens mit Kopfschütteln wahrnehmen und bei Seite legen, vor allen Dingen wohl die affirmativen Erzeugnisse vergänglicher Weltreiche. Das wird was für historische Nerds. :teufel:

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    The only truth is music.
    #5836013  | PERMALINK

    wolfen

    Registriert seit: 01.10.2004

    Beiträge: 1,716

    Mainstreamschlachtenundausweiden galore :zitter::lol:

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    [kicks sagt:] ( schon alleine dass da keine Nüsse drin sind zeigt dass es ein allgemeiner check is )
    #5836015  | PERMALINK

    pelo_ponnes

    Registriert seit: 13.04.2004

    Beiträge: 2,799

    Unter die objektiven Bewertungsmaßstäbe würde ich folgende einsortieren:

    Musikalische Qualität – sicher bei Klassik und Jazz jeweils anders als bei Popmusik zu bewerten; ich verstehe darunter z.B. die Komplexität der musikalischen Struktur (wobei niemals Komplexität um ihrer selbst willen gemeint ist – es gibt simples, das schwierig klingt um zu beeindrucken (vieles im Prog) oder äußerst komplexes, das sich regelrecht in die Gehörgänge einschmeichelt (z.B. Mozart oder Burt Bacharach), Melodienreichtum, rhythmische Komplexität, Beherschen des Instrumentariumns und des musikalischen Materials, Vermeiden von Klischees, etc.

    Authentizität – ist die Musik zum Zeitpunkt des Entstehens glaubwürdig und aus dem eigen Erleben gespeist, basiert sie auf Wurzeln, die der Interpret/Komponist verarbeitet und verinnerlicht hat, auch die sog. Street Credibility im Pop/Rock gehört dazu

    Originalität – inwieweit trägt der Komponist/Interpret etwas neues bei, überwindet er seine Vorbilder oder wiederholt er nur Bekanntes

    Bei Songs kommt die textliche Qualität dazu sowie das Zusammenspiel Text und Musik

    Ich denke, es gibt objektive Parameter für eine beschreibende Analyse von Pop/Rockmusik.

    – Texte: man kann sicher beschreiben, um welche Art von Texte es sich handelt: Liebeslyrik, sozialkritisch, surreal-vieldeutig oder konkret, lyrisch, minimalistisch usw.

    – Songstrukturen: man kann die Songstruktur objektiv beschreiben. Handelt es sich um eine konventionelle Struktur mit Strophen und Refrain, oder gibt es lange Soloteile etc. Auch Akkordwechsel und solche Dinge sind feststellbar (wenn man Musiker ist).

    – Ebenso kann man die Instrumentation recht objektiv darlegen oder über die Klangdichte (Bombast vs, spartanisch und alles dazwischen) einen Eindruck vermitteln usw.

    – für Musiker ist sicherlich auch feststellbar, wie virtuos die einzelnen Instrumente gespielt werden oder wie gut die Band die Studiotricks beherrscht.

    – Originalität ist auch noch relativ gut beschreibbar (wobei schon deutlich subjektiver) über Vergleiche mit anderen Bands.

    – Authentizität ist für mich kein gutes Parameter. Warum muss Musik aus dem eigenen Erleben gespeist sein? Kann man nur über Dinge schreiben, die man selbst erlebt hat?Muss man verliebt sein, um den perfekten Liebessong zu schreiben? Ich finde nicht. Ich sehe den Song als etwas Eigenständiges an. Genauso gibt es immer wieder den Vorwurf, ein Song sei kommerziell. Dabei gibt es bestimmt genug Komponisten, die selbst tatsächlich genau diese Art von Musik machen wollen und sich niemandem anbiedern wollten. Und selbst wenn Kompromisse eingegangen wurden. Ist das nicht egal, wenn mir als Musikhörer das Stück gefällt? Wenn ich vor lauter Begeisterung an die Decke springen muss, ist es mir ehrlich gesagt ziemlich egal, ob der Songschreiber selbst das Lied nur für einen Markt geschrieben hat oder für sich selbst.

    Mit der Objektivität ist es aber spätestens zu Ende, sobald man sich auf die wertende Ebene begibt und die Einzelparameter versucht, zueinander in einen eindeutigen Bezug zu setzen. Bsp. Texte: In bestimmten Kreisen mag es wichtig sein, sozialkritische Texte zu haben. Andere sehen das aber völlig anders und bevorzugen surreale Texte oder legen überhaupt keinen Wert darauf. Der eine mag einen vollen Klang, der andere mag es spartanisch instrumentiert, dem dritten ist dieses Parameter womöglich völlig egal, da ihn vor allem die Melodie interessiert. Der eine liebt ausufernde Stücke, der andere mag die kompakten Dreiminutenstücke. Der eine liebt elektronische Keyboards, der andere kann sie nicht ausstehen usw.

    Musikkritiken sollten deshalb meiner Meinung nach viel mehr die zu hörende Musik beschreiben, um erst danach eine bewusst als subjektiv zu kennzeichnende Meinung abzugeben.

    --

    #5836017  | PERMALINK

    wolfen

    Registriert seit: 01.10.2004

    Beiträge: 1,716

    Machst Du das genau so, wenn Du dich Musik „näherst“ ? Bzw. ist das deine grundsätzliche „Herangehensweise“ an Musik ?

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    [kicks sagt:] ( schon alleine dass da keine Nüsse drin sind zeigt dass es ein allgemeiner check is )
    #5836019  | PERMALINK

    amadeus

    Registriert seit: 04.12.2003

    Beiträge: 10,741

    WolfenMachst Du das genau so, wenn Du dich Musik „näherst“ ? Bzw. ist das deine grundsätzliche „Herangehensweise“ an Musik ?

    Ich denke, das er das wohl kaum so machen wird. Überhaupt: was hat eine philosophische Diskussion mit der Realität zu tun? ;-)

    --

    Keep on Rocking!
    #5836021  | PERMALINK

    wolfen

    Registriert seit: 01.10.2004

    Beiträge: 1,716

    AmadeusIch denke, das er das wohl kaum so machen wird. Überhaupt: was hat eine philosophische Diskussion mit der Realität zu tun? ;-)

    Manchmal mehr, als man gemeinhin denkt. ;-)

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    #5836023  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    Hach, seid ihr heute wieder philosophisch! :-)

    --

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    #5836025  | PERMALINK

    wolfen

    Registriert seit: 01.10.2004

    Beiträge: 1,716

    MikkoHach, seid ihr heute wieder philosophisch! :-)

    Ach woher denn. :-)
    Ich habs kurz probehalber versucht, aber bei „The Mighty Zulu Nation“ funktioniert die Vorgehensweise da oben nicht so richtig. :lol:
    Das haut dermaßen in Kopp und Ohr, daß dir letztere nur noch schlackern.

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    [kicks sagt:] ( schon alleine dass da keine Nüsse drin sind zeigt dass es ein allgemeiner check is )
    #5836027  | PERMALINK

    pelo_ponnes

    Registriert seit: 13.04.2004

    Beiträge: 2,799

    WolfenMachst Du das genau so, wenn Du dich Musik „näherst“ ? Bzw. ist das deine grundsätzliche „Herangehensweise“ an Musik ?

    Moment, man muss da unterscheiden zwischen reinem Musikhören und Musikkritik. Wenn ich neue Musik höre, ist das eine sehr subjektive Erfahrung, und ich sitze d ajetzt bestimmt nicht und analysiere die Musik. Ich lasse sie auf mich wirken, und es ist immer was Fantastisches, wenn ein Musikstück dich packt, dich in eine magische Welt entführt. Nicht viel Verstand also, sondern Gefühl.

    Was anderes ist, wenn man eine Musikrezension zu schreiben hat. Dann wird man das Ganze erst mal hören (hoffentlich) und einen subjektiven Eindruck davon gewinnen. Damit es aber eine gute Kritik wird, sollte man sich nicht zu sehr davon leiten lassen. Im Falle einer Musikkritik macht es also Sinn, die Musik zu analysieren und zu beschreiben, damit sich der Leser ein Bild von der Musik machen kann und ausloten kann, ob das für Ihn interessant sein kann. Eine Kritik, in der nur steht: Grottenschlecht, scheiß Frisur, scheiss Band, und überhaupt nur Qualitätsurteile gefällt werden, ohne dass die Musik in irgendeiner Weise beschrieben wird, ist für mich keine gute Kritik. Zum Abschluss darf dann ruhig in einem Satz eine persönliche Meinung stehen, aber moderat formuliert, zum Beispiel auch ergänzend: „aber für Freunde der GruppeX, der Stilrichtung Y wäre eine Hörprobe durchaus empfehlenswert.“

    Im übrigen kann man einer Gruppe dann, selbst wenn man die resultierende Musik nicht mag, auch positive Dinge abgewinnen. Zum Beispiel, indem man die Beherrschung der Instrumente lobt oder zumindest feststellt, dass die Musik sehr ungewöhnlich ist und wenig Vergleichbares vorhanden ist.

    --

    #5836029  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    PELO_PonnesIm übrigen kann man einer Gruppe dann, selbst wenn man die resultierende Musik nicht mag, auch positive Dinge abgewinnen. Zum Beispiel, indem man die Beherrschung der Instrumente lobt oder zumindest feststellt, dass die Musik sehr ungewöhnlich ist und wenig Vergleichbares vorhanden ist.

    Genau solche windelweichen Wischiwaschi Rezensionen will ich nicht lesen. Wenn eine Platte Mist ist, will ich vom Rezensenten wissen, warum er sie für Mist hält, und nicht erläutert bekommen, warum irgendjemand Drittes die Scheibe eventuell mögen könnte.

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