Funde aus dem Archiv (alte Aufnahmen, erstmals/neu veröffentlicht)

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  • #12204491  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

    Registriert seit: 02.12.2013

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    https://robertaflack.bandcamp.com/album/lost-takes

    Scheinen jene Demos zu sein, welche bereits 2020 auf der „Anniversary Release“ als CD erschienen …. jetz aber auch auf Vinyl ….

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      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    Highlights von Rolling-Stone.de
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    #12207263  | PERMALINK

    atom
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    Darauf warte ich schon seit 20 Jahren und jetzt hätte ich es fast übersehen:

    Fred Anderson Quartet – The Milwaukee Tapes, Vol. 2 (Corbett vs. Dempsey)

    In the winter of 1980, Chicago tenor saxophonist Fred Anderson (1929-2010) brought his quartet to Milwaukee, where they were recorded live in concert. These tapes were first plumbed for The Milwaukee Tapes Vol. 1 on the Unheard Music Series in 2000. Anderson’s group featured his long-time trumpeter Billy Brimfield (1938-2012) as well as his protege and percussionist Hamid Drake, then known as Hank, and bassist Larry Hayrod. Finally, after another couple of decades during which both Anderson and Brimfield have passed, Corbett vs. Dempsey is proud to present The Milwaukee Tapes Vol. 2, a full CD of previously unissued material from the same concert. Among the five tracks are four penned by Anderson, including his classic „3 On 2,“ as well as a rare composition by Brimfield, „He Who Walks Alone.“ The trumpeter is lithe and mercurial in this context, playing with his typical sense of mystery, while Anderson’s huge tenor sound and unique approach to linear improvisation are in top form. Drake is, as always, the element that gets everything warmed up, his kit a veritable furnace, as propulsive as humanly possible. On The Milwakee Tapes Vol. 2, the influence of Edward Blackwell on the 25-year-old drummer is clearly audible, with intricate polyrhythms and a full head of steam. Recently rediscovered, this second half of the Milwaukee session fills out the picture completely, offering a glimpse of one of the great figures of AACM Chicago in his prime, with a simpatico working band on a great night. The package includes beautiful portraits of Anderson and Brimfield, the contemporaneous color shot of the leader never before seen.

    Bernice (11:24)
    Another Place (12:27)
    Our Theme (11:26)
    He Who Walks Alone (Brimfield/16:38)
    3 On 2 (15:43)

    Fred Anderson – Tenor Saxophone

    Billie Brimfield – Trumpet

    Larry Hayrod – Bass

    Hamid Drake – Drums

    All compositions by Fred Anderson except where noted.

    Recorded live in Milwaukee, January or February, 1980. Tape transfers at Kingsize, Chicago, 2000. Mastered by Alex Inglizian at

    Experimental Sound Studio. Cover photograph by Donald Bromley. Design by David Khan-Giordano. CD produced by John Corbett.

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    Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...
    #12207389  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Oh, sehr, sehr toll!

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #153: Enja Records - Entdeckungen – 11.06., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #12208111  | PERMALINK

    vorgarten

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    ja!!!!

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    #12214825  | PERMALINK

    kurganrs

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    #12214843  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Nein @kurganrs – das Label kenne ich ebensowenig, und den Piansten, der immerhin ein „Jazz a Confronto„-Album machte, bisher auch nicht.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #153: Enja Records - Entdeckungen – 11.06., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #12214907  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    Auf .org wies man zuletzt auf ein weiteres FS Philly Joe Jones Album hin (gekoppelt mit einem Atlantic Album)

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    #12215055  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Gesehen aber noch nicht da :-)

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #153: Enja Records - Entdeckungen – 11.06., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #12217723  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Cal Tjader – Catch the Groove: Live at The Penthouse 1963-1967 | Die erste CD war die letzten Tage schon diverse Male im Player und gefällt sehr. Diese Veröffentlichung betrachte ich wenigstens teils als eine Art Abkehr von den grossen/bewährten Namen (die Les McCann auf Resonance gehört da vielleicht auch dazu?) – und umso schöner, dass das so gute Musik ist! Es gibt sechs Sets von Tjaders Working Bands, 1963 mit Clare Fischer (p), Fred Schreiber (b), Johnny Rae (d/timb) und gegen Ende gibt es noch etwas Latin mit Bill Fitch (cga/perc). So ähnlich ist das auch für die restlichen Sets: es geht mit Tjader plus p/b/d los, irgendwann wechselt man vom „Jazz“ zum „Latin“ und dann stösst der fünfte Musiker dazu, der ab dem zweiten Set stets Armando Peraza (cga/bgo) ist. Das zweite und dritte Set – der Rest von CD 1 – stammen von einem Gig im Mai 1965, mit einer Woche Abstand (wöchentliche 25minütige Radio-Sets, so ähnlich wie bei den Jamal-Aufnahmen aus dem Penthouse). 1965 bestand die Band aus Lonnie Hewitt (p), Terry Hilliard (b), Rae und Peraza. Insgesamt gibt es auf dem 3-LP- oder 2-CD-Set nicht ganz zweieinhalb Stunden Musik – und das ist in hervorragender, glasklarer Aufnahmequalität.

    Auf CD 2 gibt es zwei Sets vom Juni 1966 zum Einstieg. Das ist die Band, die auch im Booklet am besten dokumentiert ist, denn Carl Burnett ist der einzige beteilige Musiker, der für ein Statement zur Verfügung stand und über alle anderen Sidemen des Line-Ups, zu dem er gehörte, ein paar Worte sagt (es gibt weitere Würdigungen von Vibraphon- und Percussion-Survivorn sowie von Kindern beteiligter Musiker: v.a. von Tjaders eigenen aber auch von Brent Fischer, Brian Montgomery und Linda Zulaica). Also: Juni 1966 hören wir Tjader mit Al Zulaica (p), Monk Montgomery (Kontrabass), Burnett (d) und Peraza. Zum Zeitpunkt der letzten Session im Juni 1967 – Tjader spielte inzwischen jeden Frühling in Seattle – war Montgomery dann zurück in der Band mit seinen Brüdern, Stan Gilbert übernahm am Bass.

    Musikalisch kann man leicht hören, was in den Liner Notes von verschiedener Seite bestätigt wird: wie wahnsinnig tight diese Combo über die Jahre war, egal in welchem Line-Up. Dass Tjader unter Musikern grössten Respekt genoss, überrascht da auch nicht weiter. Poncho Sanchez äussert sich auch dazu, wie Tjader – obwohl er schwedischen und weissen US-Ursprungs war – von den Latino-Musikern akzeptiert wurde, wie auch er als mexikanisch-stämmmiger Amerikaner die Cubaner und Puertoricaner erst überzeugen musste und diese ihm kaum glauben wollten, dass nicht wenigstens ein Elternteil aus Cuba oder Puerto Rico stammte. Im Repertoire finden sich Jazz-Tunes wie „Take the ‚A‘ Train“, „In You Own Sweet Way“, „It Never Entered My Mind“ (mit den dreien geht’s los), „Bag’s Groove“ oder „Lush Life“, Klassiker wie „Love for Sale“, „On Green Dolphin Street“, „I Can’t Get Started“ oder „The Shadow of Your Smile“ und natürlich allerlei Latin-Nummern, von Jobim und Bonfá („O Morro Não Tem Vez“, „Manha De Carnaval“), vom Leader selbst und seinen Sidemen. Ich kenne von Tjaders Diskographie gar nicht so viel: die ganz frühen Sachen, sieben oder acht Fantasy-Alben, drei oder vier Verve-Alben. Jedenfalls scheint diese neue Doppel-CD eine gute Ergänzung zu sein, zumal auf den Verve-Alben eher selten die Working Group als solche zu hören war – und genau das gibt es hier, und es macht wirklich grossen Spass, das zu hören.

    Ein paar Sachen aus dem Booklet (28 Seiten, recht klein bedruckt): Carl Burnett schreibt, er habe anfangs auch ein wenig Vibraphon gespielt – in L.A. u.a. auch mit Roy Ayers, der dann auch mal am Klavier sass … und weil Tjader auch gerne Schlagzeug spielte, tauschten Burnett und er manchmal ihre Plätze (gemäss der Dokumentation aber nicht auf diesen Aufnahmen); im Penthouse spielte Burnette auch mit Freddie Hubbard, Gene Harris und Eddie Harris: „a nice comfortable club where the people appreciated you. Cal always had a good following there.“
    Die Musiker aus Tjaders Band waren anscheinend vornehmlich Familienmenschen und brachten auch mal ihre Kinder mit auf Tour, das wird im Booklet anderswo erwähnt und von Brent Fischer (dem Sohn von Clare) bestätigt. „When Cal and Dad played at famous jazz clubs, I was the only one under 21 watching. […] Throughout their years together, there was immense respect and camaraderie between my father and Cal.“

    He [Monk Montgomery] didn’t always share his thoughts on the artists he worked with, but he spoke highly of Cal Tjader. He made sure that we knew the importance of how jazz influenced other cultures and that having the ‚flavor‘ of different cultures add their contributions to jazz was really meaningful
    ~ Brian Montgomery, Sohn von Monk Montgomery

    Poncho Sanchez erzählt, wie er mal ein Break versaut hat und sich danach bei Tjader entschuldigt hat. „He said, ‚Yay! Yay!‘ And he started clapping. I was thinking what the hell’s wrong with him? He goes, ‚Thank God you’re human. I’ve never hear you made a mistake until today.‘ That’s just one example of why I had so much respect for him: He told me, ‚Thank God you’re human'“ (Interview mit Zev Feldman, 2022).

    Cal was unique. He was able to play the most complicated rhythmical patterns in the world. Those rhythmical scales began in the continent of Africa and were later crystallized in the island of Cuba. That’s what we were playing when Cal came in and he was able to comprehend these extremely complex rhythmic patterns. Of course, he was also a drummer. On the vibes, he did a tremendous job. We recorded one of his ballads, a bossa nova, „Samba do Suenho,“ which I play now constantly because it’s one of the most beautiful bossa novas I ever heard in my life.
    Cal was a wonderful person. That’s why we hit it off. We were both conscientious of what we were doing. We were both artists with our own orchestra. He loved what he did, and I loved what I did. We bonded together and it was a wonderful bond. He was a musician I have the deepest respect for. As a human being, he was absolutely the best. I always have him in my hear. He lives in my heart and pays no rent.

    ~ Eddie Palmieri (Interview mit Zev Feldman, 2022)

    Und Poncho Sanchez erzählt auch die Geschichte vom Ende Tjaders, auf Tour in Manila; wie Tjaders Frau Pat ihn und die anderen aus der Band ins Hotelzimmer gerufen habe, Tjader mit blauen Lippen und blauen Fingern dagesessen sei, ein Arzt einen Krankenwagen bestellt inkl. Rollstuhl bestellt habe. Tjader lief herum, „Oh, come on man, just give me some pills. I’ll be okay.“ habe er gesagt, Sanchez habe ihn dann in den Rollstuhl gesetzt und zum Lift gekarrt. „We knew he as in trouble. He told me, ‚Ponch, I’d rather be playing ‚Wachi Wara‘ than being in this goddamn chair right now.‘ That was a joke, because Cal hated to play ‚Wachi Wara.‘ He had to play it every night. He wouldn’t even call it ‚Wachi Wara‘ anymore. He’d just turn around and say, ‚Guys, it’s time for the national anthem.‘ Of course, we knew that he meant ‚Wachi Wara.‘ Anyway, when he made that joke, I said, ‚Cal, it’s not a time to be funny. Be quiet.‘ This was happening when I’m pushing him to the damn ambulance. That’s what kind of guy Cal was.“

    Joe Locke ist der Meinung, das allein die Platte mit Stan Getz reiche, um Tjader als Teil der „rarefied company of the best vibists in the history of jazz“ zu betrachten. Als die Beastie Boys ihn für „Hello Nasty“ gebucht hatten, sei er überrascht gewesen, ins Studio zu kommen und zu hören, dass im Kontrollraum „Jazz at the Blackhawk“ von Cal Tjader life.

    Gary Burton wurde auch noch angefragt, aber da er Tjader nicht kannte, erzählt er uns einfach seine Version davon, wer die wichtigsten Vibraphonisten waren, „before Bobby Hutcherson and I arrived in the ’60s, ’70s and onward“: Lionel Hampton, Red Norvo, Milt Jackson – und Cal Tjader.

    Terry Gibbs hat mehr zu erzählen: Er traf Tjader um 1947 herum, als er (Gibbs) mit Budy Rich spielte. Tjader erzählte, dass er im Trio dieses unbekannten Pianisten, Dave Brubeck, Schlagzeug spiele, aber angefangen habe, mit dem Vibraphon herzumzuspielen („fooling with the vibes“, schreibt Gibbs) und ob Gibbs – nur ein Jahr älter, aber schon ein paar Jahre als Profi am Vibraphon im Geschäft – ihm nicht vielleicht ein paar Stunden geben könne. Gibbs hatte einen Schlüssel für den Club, in dem er gerade spielte und sie gingen after hours rein und er zeigte Tjader ein paar Dinge, darunter auch die „little licks I picked up by stealing from Dizzy, Charlie Parker and Bud Powell. I don’t think he knew as much about them because he was living in San Francisco and I was in New York, so I was there with those guys. I learned from them.“ „And the wildest thing is – and this was told to me by Tito Puente who was my close friend – he said that Cal Tjader, for not being a Latin, was as good as any Latin band leader. He said he really knew what he was doing in Latin music. This was a big compliment. And as a jazz player, he was really, really good. I always thought that he was in that same class. […] At the Concord Festival in 1980, he gave me a great compliment. He told the audience that I was the one who taught him how to play the vibes. I didn’t teach him how to play the vibes. I showed him a few things. Cal Tjader played like Cal Tjader.“ Gibbs kam schon bald zum Schluss, dass Tjader einer der besten Vibraphonisten sei, kaum hatte er angefangen war er schon „in the same class as Milt Jackson and I were in.“ Und Gibbs betont auch nochmal, wie sehr Tjader von allen Vibraphonisten respektiert wurde. (Guter Entschluss, Gibbs‘ und nicht Burtons Statement ans Ende des Booklets zu setzen.)

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #153: Enja Records - Entdeckungen – 11.06., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #12217929  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Les McCann – Never A Dull Moment! Live from Coast to Coast 1966-1967 | Das dritte Set auf dem Stapel – Wes Montgomery mit dem Wynton Kelly Trio hab ich bisher nur im Hörfaden kurz kommentiert – ist das von Les McCann. Hier habe ich formal ein paar Fragen: die Sets stammen wieder von King FM (wo Jim Wilke eine wöchentliche Sendung veranstaltete), auf dem Rückcover der CD ist CD 1 (hier entsprechen sich CDs und LPs, jeweils drei Stück) in zwei Sets eingeteilt, aber beide sind auf den 27. Januar 1966 datiert … entweder wurde damals also deutlich mehr gesendet, als dass auf (fast?) allen bisherigen Penthouse-Veröffentlichungen zu hören ist (wo jeweils so 25minütige Sets zu finden sind, siehe die drei Volumen „Emerald City Nights“ von Ahmad Jamal oder Tjader oben), oder hier stimmt was mit der Datierung nicht. Dass zudem #5, „The Shampoo“, durch die kurze Voiceover-Ansage als Set-Closer erkennbar ist, aber am Anfang von LP-Seite B bzw. dem zweiten Set vom 27.1. gemäss Cover, steht, ist wiederum seltsam: wurden die Sets auch noch umgestellt? Auf CD/LP 2 geht es am 3. und 10. Februar 1966 weiter, aber dieses Mal (wie schon bei manchen Jamal-Sets) nur mit ca. 15 Minuten (vielleicht spielte Wilke auch noch Musik ab Platte? er ist zum Beitragen von Liner Notes eingeladen worden, aber äussert sich dazu nicht weiter) … und auch etwas nervig für CD-Käufer: LP 2 musste mit einem Bonustrack gepimpt werden, eine knapp 8minütige Version von „(Back Home Again in) Indiana“ von 1963. Wenn man die bei der CD-Ausgabe verschoben hätte, hätten LPs 1 und 2 – also das ganze Penthouse Material von 1966 – auf einer CD Platz gehabt. Klar, LP/CD 3 stammt vom Village Vanguard 1967, aber ey, es ist ein „Bonustrack“!

    A. Scott Galloway übernimmt die Track-by-Track Liner Notes, Pat Thomas den biographischen Abris und Stilkommentar (Abrams hat u.a. Reissues für Water produziert und war auch bei der Buchveröffentlichung von McCanns Fotos involviert, die den Altumtitel „Invitation to Openness“ ausborgte – eins der Alben, die Thomas bei Water auf CD wieder auflegte). Neben den üblichen Einleitungen (Zev Feldman, Manager Alan Abrahams, Message from Les McCann) und den beiden eigentlichen Liner-Notes-Texten folgen Testimonials von Joe Alterman (ein Pianist, dessen Name ich noch nie gehört habe), Roger Kellaway, Monty Alexander („Les McCann comes from the raw earth, the good earth. Nobody trained him to be a copy of somebody else. The guys who we grew up looking up to are their own person. Wherever you go, you better pick your own person.“), Emmet Cohen (den Namen habe ich schon aufgeschnappt, aber mehr auch nicht) und dann zum Abschluss „Thoughts from Some of Les’s Friends“, kurze Statements von Nathan East (von da kommt „never a dull moment“, der Albumtitel), Quincy Jones, Bonnie Raitt („one of the funkiest guys I’d ever heard. Like Ray Charles, Les was a bridge between so many musical styles – melding his funky blues/gospel jazz piano with that Latin syncopation undercurrent – great songs, great bands, that wonderful raspy voice and irrepressible groove.“), Bobby Lyle („he could be brutally honest or totally hilarious depending on the situation“) und Roberta Flack („Les heard deeply what I was saying and his recommendation of me to Atlantic Records was a pivotal moment in my career. He is a giant in my world of music – a limitless creator, inspiration an friend.“ – sie kriegt auch ein Foto, quasi als Quotenfrau, sonst beschränken sich die Fotos auf McCann und seine hier zu hörenden Sidemen).

    Nunja, egal, die Musik ist natürlich toll! Der Klang der Penthouse-Aufnahmen ist allerdings eine Spur dumpfer, weniger perfekt ausgesteuert als bei der echt brilliant klingenden Tjader-Veröffentlichung. Neben Originals gibt es Bebop („Blue ’n‘ Boogie“), Operette („Yours Is My Heart Alone“), TV („This Could Be the Start of Something Big“) und ein paar alte Klassiker („There Will Never Be Another You“, das schon erwähnte „Indiana“). Stanley Gilbert spielt einen beweglichen Bass, Paul Humphrey sorgt für den passenden Beat, relativ schwer und doch ziemlich leicht wirkend. Das rollt alles super dahin, die Balance aus Wucht und Leichtigkeit erinnert mich phasenweise an Ray Bryant und auch an Ahmad Jamal. Am 10. Februar 1966, also auf den letzten beiden Penthouse-Stücken vor dem Bonustrack, übernimmt Tony Bazley am Schlagzeug (dass im CD-Booklet 1996 statt 1966 steht, spricht erneut nicht für gutes Qualitätsmanagement – drum auch die ganzen Fragezeichen oben). Auf dem Bonustrack „Indiana“ von 1963 ist McCann dann mit Victor Gaskin am Bass und Bazley zu hören – „I Left My Heart in Indiana“ nennt Galloway ihn in seinen Liner Notes in dem Satz, den er dem Track ohne weitere Infos (okay: „wistful“ und „playful swing“) widmet – nach dem sehr schönen, sehr langsamen „There Will Never Be Another You“ folgt „Indiana“ in einer ordentlich zickigen Version à la Garland mit Two-Beat-Bass und crispy Becken (klanglich besser als die 1966er-Aufnahmen … ob’s von da noch mehr gibt?). Ob das wieder die fehlende Korrektur-Runde war oder eine Anspielung auf San Francisco sein soll, müssten er oder der Jazzdetektiv uns erklären. Zu den Highlights gehören unter anderem die beiden Originals „Wait for It“ und „Lavande“, ersteres eine dunkel soulige Groove-Nummer, letzteres eine Art mittelschnelle Walking-Ballade mit einem glänzenden Stanley Gilbert (der auch auf der letzten Session im Tjader-Set sehr gut ist).

    Für CD 2 geht es dann nach New York ins Village Vanguard, 16. Juli 1967, ca. 50 Minuten mit Leroy Vinnegar (b) und Frank Severino (d). Der Sound ist sehr anders, entfernter, der Bass ebenfalls etwas zu dumpf, das Klavier aber etwas besser eingefangen – und von McCanns Vokalisen beim Spielen kriegt man auch mehr mit. Die Aufnahme hier hat George Klabin gemacht, der Gründer von Resonance, „using a portable Crown 2-track tape recorder with an Ampex mixing console and mixed on-the-fly as the performance was happening“. Los geht es hier mit dem alten Klassiker „Love for Sale“, Porter hören wir dann mit „I Am in Love“ (inkl. Ausflug zu „Who Can I Turn To“) nochmal, sonst gibt es dreimal McCann („The Shampoo“ ist in Seattle in ausgereifter Länge, hier nur als kurzer Set-Closer dabei), einmal Vinnegar („Doin‘ That Thing“) und auch zwei mehr oder weniger aktuelle Pop-Songs, „Goin‘ Out of My Head“ und eine superlangsame, wahnsinnig tolle Version von „Sunny“. Zu den weiteren Highlights gehört auf jeden Fall „Doin‘ the Thing“ mit einem rollenden Rumpelgroove von Severino und Vinnegars Bass-Ostinato – irre Dynamik hier, plötzlich ein Pianissimo, ein langes „Wade in the Water“-Zitat, gegen Ende der fast neun Minuten für einmal gezielte Vokalisen von McCann.

    Erstes Fazit: Wie erhofft bzw. erwartet sehr tolle Musik, auch in überaus ansprechender Qualität – aber in mancher Hinsicht neben der vorbildlichen Tjader-Ausgabe (ist Feldman in der Hinsicht vielleicht dann am besten, wenn er was bringt, was nicht hundert andere schon gemacht haben? ich denke neben Tjader an Monty Alexander aus dem Bubba’s) schon etwas irritierend: lieblos mag ich nicht grad sagen, aber die fehlende Korrekturlektüre, die zur Unsicherheit führt, ob CD/LP 1 wirklich vollständig vom 27. Januar 1966 stammt … die Frage, ob von 1963 mehr zu hören wäre/ist … wird ja aller Voraussicht nach die einzige McCann-Veröffentlichung aus diesem Dunstkreis bleiben (gehört Elemental da eigentlich noch dazu oder haben die sich von Feldman emanzipiert? Bei Reel to Real gab’s ja auch noch was aus dem Penthouse, auch da war Feldman mit an Bord), daher sind solche Fragen schon relevant … und das Booklet ist bei Tjader definitiv auch besser … klar ist McCann ein phantastischer Musiker, bei dem vieles über die Soul-Schiene läuft, die Musik in den Bauch und nicht in den Kopf geht, aber dann halt sieben Leute anstellen, die das schreiben, was man eigentlich mit dem flapsigen Bonnie Raitt-Zitat oben hätte sagen können, ist jetzt auch nicht super befriedigend. Es kommt schon was zusammen, aber die Informationsdichte ist wesentlich dürftiger als bei Tjader (und es ist jetzt echt nicht so, dass ich über McCann wesentlich mehr wüsste – das ist nur grad die Frage, die ich mir bei Alexander stelle, denn über den weiss ich gar nichts und fand vielleicht drum bei dessen Resonance-Set das Booklet auch nochmal etwas besser?).

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    #12217965  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Erstes Fazit:

    Wes Montgomery/Wynton Kelly Trio – Maximum Swing
    Musik: * * * *1/2; Sound: * * *

    Cal Tjader – Cath the Groove
    Musik: * * * *1/2; Sound: * * * *1/2; Packung (Liner Notes usw.): * * * *1/2

    Les McCann – Never a Dull Moment
    Musik: * * * *; Sound: * * * *; Packung: * * *1/2

    (Bei Montgomery habe ich noch nicht ins Booklet geguckt.)

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    #12230683  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Morgen abend gibt es bei Radio StoneFM ab 22 Uhr eine Stunde mit Musik von ein paar der hier erwähnten Veröffentlichungen … Fokus auch auf Les McCann, der am 29.12. im Alter von 88 Jahren verstarb:

    https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/8735-240109-gypsy-goes-jazz-148-neuheiten-aus-dem-archiv-les-mccann-1935-2022

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    #12257721  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

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    Vorfreude:

    https://sonnyrollins.bandcamp.com/album/freedom-weaver-the-1959-european-tour-recordings

    --

    Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away.  Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dick
    #12257733  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Upgrade hiervon, hoffe ich (scheint auf den ersten Blick inhaltsgleich, aber etwas anders gruppiert):
    https://www.discogs.com/release/10659494-Sonny-Rollins-Trio-Live-In-Europe-1959-Complete-Recordings

    Wir hatten es gestern drüben davon:

    gypsy-tail-wind
    Oh, danke – noch gar nicht mitgekriegt gehabt. Das klingt super!

    Jazz from The Pacific Northwest combines two previously unissued concert recordings from one of the greatest jazz drummers of all-time, Shelly Manne. The first recording, recorded at the Monterey Jazz Festival on October 4, 1958, features Monty Budwig on bass, Russ Freeman on piano, Stu Williamson on trumpet, and Herb Geller on flute and alto saxophone. The second recording features Hampton Hawes on piano, Frank Strozier on flute and alto saxophone, Conte Condoli on trumpet and guest vocalist Ruth Price on two tracks recorded at the Penthouse jazz club in Seattle on September 7 and 15, 1966.

    https://recordstoreday.com/SpecialRelease/16589

    gypsy-tail-wind
    auf die Schnelle zudem …
    Chet Baker/Jack Sheldon:
    https://recordstoreday.com/SpecialRelease/17648
    Cannonball Adderley 1969 & 1972:
    https://recordstoreday.com/SpecialRelease/17631
    https://recordstoreday.com/SpecialRelease/17632
    Yusef Lateef:
    https://recordstoreday.com/SpecialRelease/17656
    Sonny Rollins:
    https://recordstoreday.com/SpecialRelease/17652
    Mal Waldron/Steve Lacy:
    https://recordstoreday.com/SpecialRelease/17650
    und related: Sister Rosetta Tharpe:
    https://recordstoreday.com/SpecialRelease/17651

    redbeansandrice
    Genau, Lateef sieht auch gut aus, Quartett mit Kenny Barron… Was ich auf der Seite gerade nicht find sind Art Tatum und Sun Ra, da kommt auch jeweils was…
    https://www.roughtrade.com/en-gb/product/art-tatum/jewels-in-the-treasure-box-the-1953-chicago-blue-note-jazz-club-recordings-rsd-2024
    https://recordstoreday.com/SpecialRelease/17653
    Wegen Manne: das andere Lineup mit Geller und Williamson liest sich eigentlich auch gut…

    gypsy-tail-wind

    redbeansandrice
    Genau, Lateef sieht auch gut aus, Quartett mit Kenny Barron… Was ich auf der Seite gerade nicht find sind Art Tatum und Sun Ra, da kommt auch jeweils was…
    https://www.roughtrade.com/en-gb/product/art-tatum/jewels-in-the-treasure-box-the-1953-chicago-blue-note-jazz-club-recordings-rsd-2024
    https://recordstoreday.com/SpecialRelease/17653
    Wegen Manne: das andere Lineup mit Geller und Williamson liest sich eigentlich auch gut…

    Merci für die weiteren Links – da kommt wieder einiges zusammen … mal schauen, ob die musikalische Ausbeute so gut it wie neulich beim Black Friday RSD oder wie immer der heisst (Tjader und McCann sind da schon echte Highlights, und Montgomery/Kelly kriegt auch nur wegen der Klangqualität etwas Abzug). Das Line-Up mit Williamson und Geller ist halt bekannt – wollte ich grad schrieben. Aber das stimmt glaub ich gar nicht: bekannt sind Williamson/Mariano und Candoli/Geller, davor bzw. danach wohl … keine Ahnung, die Manne Men sind keine Combo, deren Abfolgen mir besonders wichtig sind – nur das Gordon/Kamuca/Feldman/Budwig-Line-Up ist mir wirklich wichtig, dank der ausführlichen Dokumente aus dem Blackhawk – und das mit Candoli statt Gordon aus dem Manne-Hole sind fast so gute Aufnahmen.
    Von Lateef gibt’s von 1970 bis 1972 eine ganze Menge Aufnahmen im Quartett, von 1970 eine aus Montreux mit Barry Harris, Bob Cunningham und Tootie Heath. Danach sind wohl meist Kenny Barron, Cunningham und Heath dabei, aber irgendwo tauch vielleicht auch mal Alvin Queen auf. Es gibt Bremen (Lila Eule) und Hamburg, aber die einschlägigen Serien mit Zugriff auf die NDR-Archive sind bisher leider nicht bis dahin vorgedrungen. Sie hätten der schwer erträglichen Feldman’schen hyperbole einen Strich durch die Rechnung machen können.
    Wo ich bei Lieblings-Live-Mitschnitten aus der Zeit bin, das wär mal ne neue Herausforderung: Roland Kirk 1967 aus Warschau und aus Prag (mit Ron Burton, Steve Novosel, Jimmy Hopps) – dahin, in den ehemaligen Osten, scheint es noch keine Kontakte zu geben (aber ich befürchte, das gab’s schon als Bootleg, was wohl die Chance minimiert).

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #153: Enja Records - Entdeckungen – 11.06., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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    gypsy-tail-wind
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    Sind die beiden Volumen von Pharoah Sanders und John Hicks 1986 in Frankfurt eigentlich bekannt oder ist das eine Neuausgrabung?
    https://www.cdjapan.co.jp/product/CDSOL-47901
    https://www.cdjapan.co.jp/product/CDSOL-47908

    Verpackungstechnisch (Rückseiten-Design) kommt das wie ein Reissue daher (kleine Abbildung des Cover-Rückseite auf der Traycard, gibt es bei zahlreichen japanischen Reissue-Reihen) aber auf die Schnelle finde ich keine vorherigen Ausgaben davon. Zudem ist auch überall nur 2023 als Jahr angegeben (bei Vol. 2 wird’s dann 2024 sein, das kommt erst – ich hab beide zusammen bestellt, Vol. 1 ist für ich zum Glück bereit, Status ist aber „backorder“, d.h. nicht direkt an Lager und blödestenfalls schon wieder vergriffen):

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #153: Enja Records - Entdeckungen – 11.06., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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