Fishing Faschos? "Rechte" Symbolik in der Popkultur

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  • #56317  | PERMALINK | Zitieren

    melodynelson
    L'Homme à tête de chou

    Registriert seit: 01.03.2004

    Beiträge: 6,004

    Als Diskussionsauftakt:

    Sonic Juice wrote:
    Da dieser Thread [Anm. MN: Der Rammstein-Thread] so super läuft, können wir dann ja bei Lust und Laune gleich mal weiter diskutieren über billigendes Inkaufnehmen rechten Applauses und Fischen bei Faschos in einem beliebigen Nachbarthread, z.B. über „National Front Disco“, „Asian Rut“ und „Bengali in Platforms“ – die alle bei weitem grenzwertiger sind, als alles was Rammstein in ihrer Karriere so abgeliefert haben. […] [Weniger soll es hierei darum gehen], Fans von Bands, deren Sound man ohnehin verabscheut, gleich noch pauschal ideologisch einzusortieren: „Wie kann man die nur gut finden, wo die doch…?!“.

    Während man bei Musikern, die man grundsätzlich schätzt, nie auf den Gedanken käme, sich als Faschist zu outen, nur weil man deren Alben besternt oder gar goutiert. Das ist aber der interessantere Konflikt.

    Das Ganze führt dann wohl zu der grundsätzlichen Frage, inwiefern man Weltanschauung und kreative Leistung eines Künstlers trennen kann und was man seinen Lieblingen durchgehen lässt.

    Das zumindest gilt für Fälle wie Morrissey, Rammstein, Riefenstahl, Rühmann, Wagner und Slayer (Liste beliebig fortzusetzen) ja gleichermaßen. Soviele aggressive Idioten mit strammen Kurzhaarschnitt wie bei Morrissey habe ich bislang übrigens noch auf keinem anderen Konzert gesehen.

    --

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    #6743689  | PERMALINK | Zitieren

    alex8529

    Registriert seit: 12.03.2005

    Beiträge: 4,753

    die Grundfrage ist ja eigentlich diese:

    Sonic Juice
    Das ganze führt dann wohl zu der grundsätzlichen Frage, inwiefern man Weltanschauung und kreative Leistung eines Künstlers trennen kann und was man seinen Lieblingen durchgehen lässt.

    da wäre es wünschenswert den Thread-Titel verallgemeinernd zu verändern

    --

    Wenn einem die Argumente ausgehen, sollte man zur Beleidigung greifen (A.Schopenhauer) Hilfe gibbed hier: http://www.amazon.de/beleidigen-Kleines-Brevier-sprachlicher-Grobheiten/dp/3406511252
    #6743691  | PERMALINK | Zitieren

    melodynelson
    L'Homme à tête de chou

    Registriert seit: 01.03.2004

    Beiträge: 6,004

    alex8529die Grundfrage ist ja eigentlich diese […] da wäre es wünschenswert den Thread-Titel verallgemeinernd zu verändern

    a) Siehe editierter Eingangspost.
    b) Ich würde den Thread-Titel zunächst einmal so stehen lassen, da in Bezug auf faschistoide/rassistische etc. Rudimente in Songs bzw. der Verwendung entsprechender Symbolik durch eine Band der größte Diskussionsbedarf zu bestehen scheint. Eine weitere Facette der Grundfrage wird ja bereits in „Homophobie im Reggae“ diskutiert.

    --

    #6743693  | PERMALINK | Zitieren

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Sonic JuiceSoviele aggressive Idioten mit strammen Kurzhaarschnitt wie bei Morrissey habe ich bislang übrigens noch auf keinem anderen Konzert gesehen.

    Redest Du von dem Berliner Konzert?

    Sonic JuiceDa dieser Thread so super läuft, können wir dann ja bei Lust und Laune gleich mal weiter diskutieren über billigendes Inkaufnehmen rechten Applauses und Fischen bei Faschos in einem beliebigen Nachbarthread, z.B. über „National Front Disco“, „Asian Rut“ und „Bengali in Platforms“ – die alle bei weitem grenzwertiger sind, als alles was Rammstein in ihrer Karriere so abgeliefert haben.

    Nur einer dieser drei Songs ist problematisch (und auch nur dann, wenn man Morrissey unbedingt Rassismus unterstellen will). Der Rest ist in keinster Weise rassistisch, problematisch oder grenzwertig. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass Morrissey von Rechter Seite Applaus bekommen hätte. Du?

    --

    #6743695  | PERMALINK | Zitieren

    kingberzerk

    Registriert seit: 10.03.2008

    Beiträge: 2,214

    Na, dann mal los. Bin gespannt, wenn es dann um Laibach geht.

    --

    Tout en haut d'une forteresse, offerte aux vents les plus clairs, totalement soumise au soleil, aveuglée par la lumière et jamais dans les coins d'ombre, j'écoute.
    #6743697  | PERMALINK | Zitieren

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Ich muss mich korrigieren: Nicht einmal „Bengali In Platforms“ kann ich nach erneuter Betrachtung als problematisch einstufen.

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    #6743699  | PERMALINK | Zitieren

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    kingberzerkNa, dann mal los. Bin gespannt, wenn es dann um Laibach geht.

    Von Laibach kenne ich leider (?) nichts.

    --

    #6743701  | PERMALINK | Zitieren

    sonic-juice
    Moderator

    Registriert seit: 14.09.2005

    Beiträge: 10,983

    kramerNur einer dieser drei Songs ist problematisch. Der Rest ist in keinster Weise rassistisch oder grenzwertig. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass Morrissey von Rechter Seite Applaus bekommen hätte. Du?

    Ich nehme an, Du meinst NFD? Diskutiert wurden in diesem Kontext alle drei, so weit ich weiß:
    „Asian Rut“ insbesondere in Bezug auf die letzen Zeilen, in denen der Autor ausdrückt, dass er mit der ganzen Sache eigentlich nichts zu tun haben will und lieber irgendwo hin geht, wo es zivlisiert zugeht.
    „Bengali In Platforms“ insbesondere weil in dem Song zum Ausdruck kommt, dass ein Bengali, egal wie er sich anstrengt, eben nicht nach England gehört.
    Das korrespondiert im Übrigen ja auch mit den Ansichten, die Morrissey diverse Male in die öffentliche Kritik gebracht haben, England verliere durch die Zuwanderung seine Identität etc.
    Entsprechend zweideutige Texte („NPD Disco?“) wären in Deutschland und auf Deutsch nicht vorstellbar, wo schon Bands wie Virginia Jetzt, Mia oder sogar zuletzt Blumfeld (!) ruckzuck ins rechte Lager gesteckt werden wegen vergleichsweise Nichtigkeiten.
    Mir ist offen gesagt bei allen drei Liedern nicht recht wohl, insbesondere auch in Verbindung mit Morrisseys spöttisch-distanzierter Art des Vortrags bei „Rut“ und „Bengali“.

    Natürlich kann man das alles auch irgendwie anders deuten und gerade biegen, aber die Debatte – und Morrisseys Unwillen/Unvermögen, sich hier eindeutig und unmissverständlich zu positionieren – wirst Du nicht abstreiten können, ebenso wie seine (zeitweiligen) Sympathien für die Skinhead-Szene.

    Inwiefern er von der National Front Beifall erhalten hat, weiß ich nicht. Ich habe allerdings den Eindruck, dass seine Fans sich durchaus nicht nur aus hochreflektierten Linksintellektuellen zusammensetzen, sondern dass er auch zu einem nicht unwesentlichen Teil einfach gestricktere Charaktere anzieht, die durchaus in den Kategorien „England for the English!“ denken. Ja, ich rede vom Berliner Konzert. Ich glaube, wir waren uns damals über die zweifelhafte Mischung des Publikums durchaus einig?

    Nach allem gesagten bleibe ich dabei, dass die politischen Implikationen in Morrisseys Werk problematischer und grenzwertiger bleiben, als alles was mir von Rammstein bekannt ist. Dafür spielt es eigentlich auch keine Rolle, ob es sich um einen Song oder um drei handelt, um ein Interview oder um zwei…

    Insofern würde mich aber auch von Dir insbesondere interessieren, was Du zu der grundsätzlichen Frage oben sagst. Ist es für Dich vorstellbar, Dich von einem geschätzten Künstler abzuwenden, wenn er die falschen Ansichten vertritt? Wo ist die Schmerzgrenze? Ich fände es ganz spannend, mal von den abwertenden Du-Botschaften wegzukommen und mehr aus der eigenen Erfahrung zu berichten. Und die spielt sich bei Dir nicht im Rammstein-Fankreis ab, sondern z.B. auf einem Morrissey-Konzert.

    --

    I like to move it, move it Ya like to (move it)
    #6743703  | PERMALINK | Zitieren

    kingberzerk

    Registriert seit: 10.03.2008

    Beiträge: 2,214

    kramerVon Laibach kenne ich leider (?) nichts.

    Ob das ein Versäumnis ist, kann ich auch nicht sagen, interessant fand ich das allemal. Ich habe nur „Opus Dei“ von 1987 gehört mit der Coverversion von „Life is life“ von Opus als „Leben ist Leben“. Austreibung, würde ich sagen.

    In der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz (korrespondiert gut mit dem Thema) gab es bei einer Inszenierung diese Musik um die Ohren. Vielleicht war es sogar Castorfs „Lear“-Version, aber ich bin mir nicht mehr sicher. Dazu hingen noch runenhafte Bannerfahnen von diesem Panzerkreuzerbau herab – wohlan.

    Update: hier ein bisschen mehr.

    --

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    #6743705  | PERMALINK | Zitieren

    malibu

    Registriert seit: 12.12.2005

    Beiträge: 3,280

    kramer
    Nur einer dieser drei Songs ist problematisch (und auch nur dann, wenn man Morrissey unbedingt Rassismus unterstellen will). Der Rest ist in keinster Weise rassistisch, problematisch oder grenzwertig. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass Morrissey von Rechter Seite Applaus bekommen hätte. Du?

    Ich habe mir die Lyrics noch mal durchgelesen, für jeden der drei Songs wäre Rammstein umgebracht worden.. Was Morrissey natürlich nicht zum Rassisten/Nazi macht. Und in Düsseldorf sind mir keine Glatzen aufgefallen.

    Ich finde es spannend, welche Bands/Künstler wie schnell als rechts gewertet werden und welche eben nicht. Mir ist spontan Fehlfarbens ‚Militürk‘ eingefallen, den man mit einer guten Portion Ignoranz auch xenophobe Züge andichten könnte, was aber nicht geschehen ist. Andererseits ist wohl Minor Threats ‚Guilty of Being White‘ von irgendwelchen Nazis als rechts missverstanden worden, was auf Grund der politischen Ausrichtung der Band schon ziemlich abenteuerlich ist.

    Es wird schwer, zwischen bewusster Provokation und Fischen bei Rechten Zielgruppen und unabsichtlichem Vereinnahmt-Werden zu unterscheiden.

    --

    #6743707  | PERMALINK | Zitieren

    popkid

    Registriert seit: 04.06.2003

    Beiträge: 7,763

    Sonic Juiceebenso wie seine (zeitweiligen) Sympathien für die Skinhead-Szene.

    böser patzer in der argumentation.

    --

    I'm forever blowing bubbles, pretty bubbles in the air... Girls, go home! ...verdammt gut schaut er aus!
    #6743709  | PERMALINK | Zitieren

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Sonic JuiceIch nehme an, Du meinst NFD? Diskutiert wurden in diesem Kontextz alle drei, so weit ich weiß:
    „Asian Rut“ insbesondere in Bezug auf die letzen Zeilen, in denen der Autor ausdrückt, dass er mit der ganzen Sache eigentlich nichts zu tun haben will und lieber irgendwo hin geht, wo es zivlisiert zugeht.
    „Bengali In Platforms“ insbesondere weil in dem Song zum Ausdruck kommt, dass ein Bengali, egal wie er sich anstrengt, eben nicht nach England gehört.
    Das korrespondiert im Übrigen ja auch mit den Ansichten, die Morrissey diverse Male in die öffentliche Kritik gebracht haben, England verliere durch die Zuwanderung seine Identität etc.
    Entsprechend zweideutige Texte („NPD Disco?“) wären in Deutschland und auf Deutsch nicht vorstellbar, wo schon Bands wie Virginia Jetzt, Mia oder sogar zuletzt Blumfeld (!) ruckzuck ins rechte Lager gesteckt werden wegen vergleichsweise Nichtigkeiten.
    Mir ist offen gesagt bei allen drei Liedern nicht recht wohl, insbesondere auch in Verbindung mit Morrisseys spöttisch-distanzierter Art des Vortrags bei „Rut“ und „Bengali“.

    Natürlich kann man das alles auch irgendwie anders deuten und gerade biegen, aber die Debatte – und Morrisseys Unwillen/Unvermögen, sich hier eindeutig und unmissverständlich zu positionieren – wirst Du nicht abstreiten können, ebenso wie seine (zeitweiligen) Sympathien für die Skinhead-Szene.

    Inwiefern er von der National Front Beifall erhalten hat, weiß ich nicht. Ich habe allerdings den Eindruck, dass seine Fans sich durchaus nicht nur aus hochreflektierten Linksintellektuellen zusammensetzen, sondern dass er auch zu einem nicht unwesentlichen Teil einfach gestricktere Charaktere anzieht, die durchaus in den Kategorien „England for the English!“ denken.

    Nach allem gesagten bleibe ich dabei, dass die politischen Implikationen in Morrisseys Werk problematischer und grenzwertiger bleiben, als alles was mir von Rammstein bekannt ist. Dafür spielt es eigentlich auch keine Rolle, ob es sich um einen Song oder um drei handelt, um ein Interview oder um zwei…

    Insofern würde mich aber auch von Dir insbesondere interessieren, was Du zu der grundsätzlichen Frage oben sagst. Ist es für Dich vorstellbar, Dich von einem geschätzten Künstler abzuwenden, wenn er die falschen Ansichten vertritt? Wo ist die Schmerzgrenze? Ich fände es ganz spannend, mal von den abwertenden Du-Botschaften wegzukommen und mehr aus der eigenen Erfahrung zu berichten. Und die spielt sich bei Dir nicht im Rammstein-Fankreis ab, sondern z.B. auf dem Morrissey-Konzert.

    Ich werde Dir meine Interpretation der jeweiligen Lyrics gerne darlegen. Schaffe ich natürlich nicht sofort, da die Arbeit ruft. Nur soviel: Da muss man nicht viel „biegen“ um zu der Erkenntnis zu kommen, dass von Morrissey hier kein rassistisches Gedankengut propagiert wird. Was seine Identifikation mit der Skinhead-Szene betrifft, so muss ich Dir sicherlich nicht erklären, dass, gerade in England, ein Skinhead noch lange kein verbohrter Rechter sein muss. Im übrigen hat sich Morrissey zu den Rassismus-Vorwürfen sehr deutlich und klar positioniert. Gerade nach dem letzten NME-Interview.

    --

    #6743711  | PERMALINK | Zitieren

    sonic-juice
    Moderator

    Registriert seit: 14.09.2005

    Beiträge: 10,983

    Es geht ja eigentlich nicht darum, ob die Texte nicht auch andersweitig gedeutet werden können (natürlich ist das so – allerdings nicht ganz so einfach, wie bei Rammsteins Stripped-Video), sondern ob sie entsprechend Potential für eine (Fehl-)Deutung liefern und dies ggf. sogar in Kauf nehmen. Dass diese Deutungen möglich und sogar naheliegend sind, ist ja durch die kritische Rezeption in der britischen Öffentlichkeit hinreichend bewiesen, auch wenn Du das ganz anders siehst.

    Wenn man mehrere – zumindest zweideutige – Songs macht und zeitgleich Skinhead-Sympathien ausdrückt, ist das im Übrigen auch noch etwas anderes, als wenn man sich allgemein für eine bestimmte Jugendbewegung der englischen Arbeiterklasse stark macht.

    --

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    #6743713  | PERMALINK | Zitieren

    popkid

    Registriert seit: 04.06.2003

    Beiträge: 7,763

    Sonic JuiceWenn man mehrere – zumindest zweideutigen – Songs macht und zeitgleich Skinhead-Sympathien ausdrückt, ist das im Übrigen auch noch etwas anderes, als wenn man sich allgemein für eine bestimmte Jugendbewegung der englischen Arbeiterklasse stark macht.

    was ist es denn genau?

    --

    I'm forever blowing bubbles, pretty bubbles in the air... Girls, go home! ...verdammt gut schaut er aus!
    #6743715  | PERMALINK | Zitieren

    sonic-juice
    Moderator

    Registriert seit: 14.09.2005

    Beiträge: 10,983

    Das ist ein Paket.

    --

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