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Anonym
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Sonic JuiceIch nehme an, Du meinst NFD? Diskutiert wurden in diesem Kontextz alle drei, so weit ich weiß:
„Asian Rut“ insbesondere in Bezug auf die letzen Zeilen, in denen der Autor ausdrückt, dass er mit der ganzen Sache eigentlich nichts zu tun haben will und lieber irgendwo hin geht, wo es zivlisiert zugeht.
„Bengali In Platforms“ insbesondere weil in dem Song zum Ausdruck kommt, dass ein Bengali, egal wie er sich anstrengt, eben nicht nach England gehört.
Das korrespondiert im Übrigen ja auch mit den Ansichten, die Morrissey diverse Male in die öffentliche Kritik gebracht haben, England verliere durch die Zuwanderung seine Identität etc.
Entsprechend zweideutige Texte („NPD Disco?“) wären in Deutschland und auf Deutsch nicht vorstellbar, wo schon Bands wie Virginia Jetzt, Mia oder sogar zuletzt Blumfeld (!) ruckzuck ins rechte Lager gesteckt werden wegen vergleichsweise Nichtigkeiten.
Mir ist offen gesagt bei allen drei Liedern nicht recht wohl, insbesondere auch in Verbindung mit Morrisseys spöttisch-distanzierter Art des Vortrags bei „Rut“ und „Bengali“.Natürlich kann man das alles auch irgendwie anders deuten und gerade biegen, aber die Debatte – und Morrisseys Unwillen/Unvermögen, sich hier eindeutig und unmissverständlich zu positionieren – wirst Du nicht abstreiten können, ebenso wie seine (zeitweiligen) Sympathien für die Skinhead-Szene.
Inwiefern er von der National Front Beifall erhalten hat, weiß ich nicht. Ich habe allerdings den Eindruck, dass seine Fans sich durchaus nicht nur aus hochreflektierten Linksintellektuellen zusammensetzen, sondern dass er auch zu einem nicht unwesentlichen Teil einfach gestricktere Charaktere anzieht, die durchaus in den Kategorien „England for the English!“ denken.
Nach allem gesagten bleibe ich dabei, dass die politischen Implikationen in Morrisseys Werk problematischer und grenzwertiger bleiben, als alles was mir von Rammstein bekannt ist. Dafür spielt es eigentlich auch keine Rolle, ob es sich um einen Song oder um drei handelt, um ein Interview oder um zwei…
Insofern würde mich aber auch von Dir insbesondere interessieren, was Du zu der grundsätzlichen Frage oben sagst. Ist es für Dich vorstellbar, Dich von einem geschätzten Künstler abzuwenden, wenn er die falschen Ansichten vertritt? Wo ist die Schmerzgrenze? Ich fände es ganz spannend, mal von den abwertenden Du-Botschaften wegzukommen und mehr aus der eigenen Erfahrung zu berichten. Und die spielt sich bei Dir nicht im Rammstein-Fankreis ab, sondern z.B. auf dem Morrissey-Konzert.
Ich werde Dir meine Interpretation der jeweiligen Lyrics gerne darlegen. Schaffe ich natürlich nicht sofort, da die Arbeit ruft. Nur soviel: Da muss man nicht viel „biegen“ um zu der Erkenntnis zu kommen, dass von Morrissey hier kein rassistisches Gedankengut propagiert wird. Was seine Identifikation mit der Skinhead-Szene betrifft, so muss ich Dir sicherlich nicht erklären, dass, gerade in England, ein Skinhead noch lange kein verbohrter Rechter sein muss. Im übrigen hat sich Morrissey zu den Rassismus-Vorwürfen sehr deutlich und klar positioniert. Gerade nach dem letzten NME-Interview.
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