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pinchÄh, @krautathaus: die von Sonic Juice genannten BLUMFELD Alben sind in der Tat erheblich besser. Wäre bei so einer komplexen Truppe ohnehin chronolgisch vorgegangen, 1-2 LPs willkürlich aus dem Oevre gepickt, verhagelt es einem schon recht deutlich einen gewissen Zugang und einen gewissen Genuss an der Sache, wie du wohl leider auch feststellen musstest.
Und was heißt denn „günstig mitnehmen“? Für „Ich-Maschine“, „L’Etat Et Moi“ und „Old Nobody“ geht man notfalls in die roten Zahlenl!Deine kleine BLUMFELD Replik ist dir übrigens sehr gelungen, SJ. Sehr fein, klug und treffend, ganz fantastisch. Gefiel mir sehr. Krautathaus sollte hernach schleunigst losgehen und sich die entsprechenden BLUMFELD Tonträger ins Haus holen. Und ein gelegentlicher Abstecher zu den besten Alben der GOLDENEN ZITRONEN schadet auch nicht. Ich ziehe letztere bspw. sämtlichen VÖs von TOCOTRONIC vor.
Danke, Pinch, aber gemach.
Ohne mich wirklich für die Musik zu begeistern, gehe ich noch nicht in die roten Zahlen.
Werde mich aber dann um Kopien der älteren Alben kümmern und die mir in Ruhe anhören.--
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WerbungMikkoDie deutschen Rockbands der frühen 70er Jahre lassen sich weder alle unter dem Krautrock Moniker vereinen, noch sangen sie mehrheitlich in ihrer Muttersprache. Ja selbst das was gemeinhin alles unter Krautrock abgelegt wird, hat miteinander musikalisch meist nur wenig zu tun. Amon Düül II, Hölderlin, Neu, Kraftwerk, Can, Wallenstein, Novalis, Birth Control, Guru Guru, Tangerine Dream, usw. – alles Krautrock!? Musikalisch jedenfalls sehr, sehr verschieden. Die deutschsprachigen Bands jener Zeit sind zu recht weitgehend vergessen heute.
Natürlich haben die nicht alle in die gleiche Richtung musiziert. Der Charakter des Krautrock lag schließlich auch darin, etwas Eigenständiges, Neues zu machen.
Aber Parallelen gibt es doch etliche. Z.B. kannten die Musiker sich alle mehr oder weniger, hatten teilweise regelrechte Kommunen gegründet, deren Mittelpunkt die Band war. Und Conny Planks Studio war gewissermaßen das Wohnzimmer des Krautrock. Conny selbst war ja viele Jahre selbst mehr Musiker als Produzent. Es gab Festivals die plötzlich von deutschen Bands dominiert wurden. Wer hätte sowas für möglich gehalten.Was mich stört, ist dieses kleine, wohldosierte „zu recht weitgehend vergessen“ in Deinem Text. Bitte wer entscheidet denn ob etwas zu recht vergessen wird ?
Nebenbei stimmt es auch nicht. Du bekommst von Eloy, Triumvirat, Kraan, Hoelderlin, Tangerin Dream, Schulze, Neu und vielen Anderen heute noch den komplett überarbeiteten Backkatalog. Nachdem die erste CD-Auflage Anfang der 90er in den Markt gegeben wurde, hat es gerade in den letzten Jahren zahlreiche weitere Editionen gegeben, die z.T. sehr liebevoll gestaltet wurden.
Da ist nix vergessen. Viele dieser Bands machen ihren Job heute noch, viele haben sich nach 20 Jahren reformiert (teilweise kann man über den Sinn streiten, gebe ich gern zu ).
Aber schau Dir mal einen Auftritt der aktuellen Grobschnitt-Formation an. Du wirst staunen wie vergessen die sind.Übrigens ist es angesichts der heutigen Klingeltonberieselung und Katastrophen wie Scooter absolut wünschenswert wenn die Hörer mal einen Blick nach hinten werfen um zu beurteilen wie weit die heutige DJ-Produzentenkultur ohne Froese, Dinger und Wiczorke gekommen wäre. Nur leider machen die das ja nicht, weil sie die falschen Magazine lesen. In der vorzüglichen Eclipse zum Beispiel findet Krautrock noch allmonatlich umfangreich statt. Und zwar ohne gleichzeitig die ausländischen Kollegen zu ignorieren.
Es wäre die Aufgabe von umfassend informierten Musikjournalisten, die deutsche Rockkultur der 70er am Leben zu erhalten. Leider aber haben die damals ja schon auf alles getreten was aus dem Boden geschaut hat. Die Biographien von Eloy, Triumvirat, oder Neu ähneln sich da sehr. Wirklich erfolgreich waren die nämlich nur im Ausland.
Wer weiß denn heute noch dass Triumvirat die erste deutsche Band war, die erfolgreich durch die USA getourt ist ? Wer wußte es 1975 ?Gemessen an der Ignoranz der Medien sind die heute noch sehr lebendig. Mit etwas mehr gutem Willen der Meinungsmacher wäre aber natürlich mehr möglich gewesen.
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MikkoWie meinst Du das denn? Ich komme nicht drauf.
Falls ich auch angesprochen war, in meinem längeren Beitrag hab ich versucht, eine Entwicklung deutscher (und vor allem deutschsprachiger) Popmusik nachzuzeichnen. Ein zweiter (eventuell ein dritter) Teil folgt noch. Dabei habe ich mich naturgemäß auf das beschränkt, was ich kenne und erwähnenswert finde. Es ging mir nicht darum, jede Band, die mal irgendwo eine Platte veröffentlicht hat, zu berücksichtigen. Und meine Favoriten habe ich deutlich gekennzeichnet, denke ich. – Warte mal den Rest ab.Nein Mikko dich halte ich für durchaus sehr offen, insofern warst du nicht angesprochen. Ich meinte dass hier von vielen über einen meterhohen Tellerand nicht hinausgeschaut wird, im Gegensatz zu dem was Wolfgang zumindest für den Bereich, der ihn interessiert ja praktiziert. Ich wollte nur andeuten wie es aussähe, würde er in „seiner Sparte“ ähnlich scheuklappenmässig durch die Welt stolpern. Daraus muß man dann schließen das die meisten dieser, der deutschsprachige Bereich der Musik, eben nicht interessiert und sie deshalb mit den üblichen Verdächtigen um die Ecke kommen (die durchaus alle natürlich ihre Qualität haben). Das ist langweilig, darauf verzichte ich dann lieber ganz.
Jetzt kannst du sagen nail wollte es so und wahrscheinlich hast du damit sogar Recht, der Gewinn den es bringt tendiert halt nahezu gegen null und nur um sich gewisse Vorurteile zu bestätigen braucht’s nicht noch einen Thread.
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"Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!pinch
Äh, ja, aber die Schritte, die Blumfeld von der anfänglich ungestümen Indiegitarrentruppe vom Schlage früher Sonic Youth (zu SST bzw. „Evol“ bzw. „Sister“ Zeiten), hin zu einem ausladend-opulenten Prefab Sprout-Pop-Entwurf auf Alben wie „Old Nobody“, „Testament der Angst“ oder -schon mit gehörigen Abstrichen- „Jenseits von Jedem“ vollzogen und perfektionierten, sind nicht nur ein willkommener Glückszug gegen die dröge deutsche Indieallmacht jener Zeit, vor allem auch die direkte Hinwendung zum Pathos und zum großen Kitsch, gepaart mit JDs fantastischem Gespür für Lyrik und Prosa und der allzeit wachen und kompetenten Band, trennte die Herrschaften auf Dauer schließlich meilenweit von so unsäglich platten und schwerfällig-starren Plagiaten wie KANTE.
Abgesehen davon dass ich Kante nun mal zumindest stellenweise schätze, hast Du das sehr angenehm beschrieben. Gefällt mir.…sowie der verquaste Peter-Lustig-Dada und -Gaga-Schmonz incl. Boogiewoogie und Hippiesingsang auf „Verbotene Früchte“ legen hiervon deutlich Zeugnis ab, sodass man selbst als Bewunderer der Band seinerzeit gar nicht umhin kam, die forcierte Auflösung der Gruppe herbeizusehnen. Wer weiss, was einem alles erspart blieb.
Absolut
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Bin schon ein wenig überrascht, wie negativ man hier Blumfelds Verboten Früchte wahrnimmt.
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Seit ich Bio-Obst kaufe, haben die Fruchtfliegen gesunde rote Bäckchen.
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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„Der Apfelmann“ ist ja auch ein offenes Scheunentor für einen Verriß.
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Der Apfelmann ict aber auch das mit abstand schwächste Stück des Albums, ansonsten war ich eigentlich erfreut, dass Blumfeld es nochmal geschafft haben nach den zwei in Routine erstarrten Vorgängeralben, ein durchaus würdiges Abschluß-Album rauszuhauen
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"Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!Sicherlich bietet das Album genügend Angriffsfläche für einen Verriss wenn man es aus bestimmten Blickwinkeln betrachtet, aber ich habe den Eindruck, dass man nicht bereit ist sich überhaupt auf den erneuten Wandel einzulassen und lieber nostalgisch in Gedanken bei Ich-Maschine und L‘ Etat Et Moi verweilt.
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Seit ich Bio-Obst kaufe, haben die Fruchtfliegen gesunde rote Bäckchen.MoontearOh Ja!
Falls Du es nicht schon getan hast, beginne mit den beiden Erstwerken, „Dunkelgraue Lieder“ und „Komm großer schwarzer Vogel“, „Bis ins Herz“ zähle ich auch noch zu seinen Top Drei.ah ok ,danke dir!:-) ist notiert. bin ja morgen aufm grossen Flohmarkt
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Guitar fightin' the TV! ain't singin' for politicians, ain't singin' for spuds: This Note's For You! http://www.neilyoung.com/lwwtoday/index.html
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TheMagneticFieldDer Apfelmann ict aber auch das mit abstand schwächste Stück des Albums, ansonsten war ich eigentlich erfreut, dass Blumfeld es nochmal geschafft haben nach den zwei in Routine erstarrten Vorgängeralben, ein durchaus würdiges Abschluß-Album rauszuhauen
Den Apfelmann mag ich, ansonsten stimme ich gerne zu.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Ja, der Apfelmann berührt peinlich. Mich zumindest. Ob er nun eine ganz besonders willkommene Fläche für einen Verriss darstellt, keine Ahnung, womöglich schon. Das schlechteste Stück auf dem Album ist es nicht und ein solch abgehangenes und unschuldiges Nichts aufs Tapet zu bringen, nötigt einem ohnehin gewissen Respekt ab. Hierzu dann noch Distelmeyers Chuck-Berry-Showeinlagen – fürchterlich. Und irgendwie auch fürchterlich witzig.
Mit einer nostalgischen Verklärung hat ein Ablehnen einer (schlechten) Platte wie „Verbotene Früchte“ indes nun nicht gleich zu tun, schön aber dennoch, dass danach Schluss war. Und die Alben sind halt nunmal leider besser.Dick Laurentzu The Notwist habe ich allerdings ein paar Einwände. Auch hier gilt, wie bei Blumfeld sollte die Bandentwicklung nicht vernachlässigt werden.
Ja, ist sicher völlig richtig. Eine gewisse Entwicklung will ich den Herrschaften nun auch wirklich nicht absprechen. Habe THE NOTWIST über die Jahre mit einigem Interesse bis zu „Shrink“ verfolgt, danach dann nicht mehr. Von der einst charmant-dilettantischen Kapelle wurde zunehmend eine spröde, eitle und überdimensionale PopJazzAvantgardeTruppe mit viel zu großem Überbau und ebenso großen, aber leeren Versprechungen. Das gilt im übrigen auch für sämtliche NOTWIST Seitenprojekte wie bspw. VILLAGE OF SAVOONGA, LALI PUNA oder TIED & TICKLED TRIO, um mal die bekanntesten anzuführen. Ein solches Verständnis und Verinnerlichen und anschließendes Übertragen internationaler Maßstäbe, Musikgattungen und Vorlieben (Jazz, Chanson, Pop, Rock, Avantgerda) auf einen popmusikalischen Nenner für hiesige Gefilde, traf da aus verschiedenen Gründen ganz und gar nicht mehr meinen Geschmack, wirkte eher plump, bemüht, aufgesetzt, öde und verklemmt. Weilheim ist nunmal nicht Chicago und Acher & Acher sind weder Jim O’Rourke noch John McEntire. Ebensowenig wie ein paar Dekaden früher das müßige Strampeln diverser Bierzeltkünstler und Schöngeistfiguren a la Ted Herold, Peter Krauss oder Bruce Low weder Memphis noch Nashville war. Rülps!
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Also gut pinch vielleicht trifft es die nostalgische Verklärung nicht ganz. Ohne die vorangegangenen Großtaten hätte wohl noch weniger kritische Auseinandersetzung mit Verbotene Früchte stattgefunden. Die Platte wäre gleich im Müll gelandet. Dabei enthält sie mit Strobohobo, der Fluss, Tics, der sich dachte grandiose Stücke, die ich im Backkatalog von Blumfeld nicht mehr missen möchte.
Trotzdem höre ich bei aller Kritik auch leise den Wunsch einer Besinnung Blumfelds auf die Tugenden vergangener Tage.--
Seit ich Bio-Obst kaufe, haben die Fruchtfliegen gesunde rote Bäckchen.
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Ehrlich, Fruchtfliege, ich gönne dir deine Freude an „Verbotene Früchte“ uneingeschränkt. Eine Rückbesinnung auf „alte Tugenden“ fordere ich aber eher nicht ein, auch nicht unterschwellig. Diese hätten BLUMFELD nämlich ganz und gar nicht gutgetan, wären ihnen wohl ähnlich unvorteilhaft zu Gesicht gestanden, wie beispielsweise ein Techno-Remix des Debuts oder ähnlich abstruser Tinnef. Und wie bereits geschrieben, hält sich ein derart weitschweifendes Konzept nunmal nicht ewig. Eine Abkehrung und zeitgleiche Weiterentwicklung bis hin zum eventuell völligen Stillstand im Off ist da eben allem Anschein nach nicht zu vermeiden. Aber so ist der Abtritt zumindest halbwegs ironisch und wohl auch einigermaßen cool vonstatten gegangen. Zeit wurde es ja.
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@pinch: Volle Zustimmunng!
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Seit ich Bio-Obst kaufe, haben die Fruchtfliegen gesunde rote Bäckchen.
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Prima.
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Schlagwörter: Deutschsprachig
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