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percy-thrillington "If you don't feel it, don't play it"Registriert seit: 04.02.2008
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Hello_SkinnyBei NDW halte ich es wie mit Kraut Rock: Kein Begriff für ein direktes Musikgenre, sondern für Musik, die zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort entstanden ist.
Das ist eine gute Definition – für beide Genres …
Also, hier meine NDW-Liste (ohne Wertung) :
Abwärts „Amok-Koma“
Fred Banana Combo „Fred Banana Combo“
DAF „Alles wird gut“
Andreas Dorau „Blumen und Narzissen“
Einstürzende Neubauten „Kollaps“
Fehlfarben „Monarchie und Alltag“
FSK „Stürmer“
Hans-A-Plast „Hans-A-Plast“
Ideal „Ideal“
Marionetz „Jetzt knallt’s“
Palais Schaumburg „Palais Schaumburg“
Der Plan „Normalette Surprise“
S.Y.P.H. „S.Y.P.H.“
Trio „Trio“
ZK „Eddies Salon“--
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WerbungMikkoVerstehen konnte und kann ich die Abgrenzung auch. Allerdings wurden dadurch dann eben zum Teil auch wieder völlig falsche Barrieren errichtet. Und was das Spiel mit Ironie und Provokation betrifft waren Trio den Düsseldorfern weit voraus. „Der Mussolini“ ist sicher eine gelungene Post-Punk-Disco Nummer. Die Provokation dabei ist aber so platt wie erwartungsgemäß. Ich hab das damals aber auch verteidigt gegen die falsch verstandene political correctness einiger Linker und Grüner.
In den Liner Notes meiner Ausgabe von „Gold und Liebe“ (geschrieben von Biba Kopf) wird Gabi Delgado folgendermaßen zitiert:
„They only used the Mussolini thing as an excuse for their attack. Behind this was an attack on sex and love songs. They were far more of a taboo. The main thing they had against us was the sex association. The funny thing with DAF was that we got the very conservative people and the ’68 left wing people walking hand in hand against us. There was suddenly a coalition between these left wing people, who couldn’t understand words like lust or fantasy, and the conservative people, who don’t want lust or fantasy or pleasure… The people who were reacting against DAF, you can really call them the lust enemies.“
Da sich die Songs auf besagtem Album eigentlich fast alle um das Thema Sex drehen, erscheint das plausibel. Wurde der Song damals so kontrovers aufgenommen? Frage deshalb, weil ich „Der Mussolini“ als Nachgeborener öffentlich fast nur in linken (oder eher) linksradikalen Kontexten gehört habe.
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http://hyphish.wordpress.com "Every generation has its one defining moment. We are yours."Es kommen hier doch schon ein paar sehr interessante Listen zusammen!
Hello_Skinny Wichtig ist die Zeit in der die Alben gemacht wurden und die dazu gehörige Attitüde. Ob man bei der ganzen „Verschwende deine Jugend“- und „Richtige NDW“ Diskussion überhaupt von einer Szene reden kann bleibt meiner Ansicht nach jedoch an zu zweifeln, da im Buch auch sehr gut von diversen Grabenkämpfen zu lesen ist.
Bei NDW halte ich es wie mit Kraut Rock: Kein Begriff für ein direktes Musikgenre, sondern für Musik, die zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort entstanden ist.
Ein interessanter Versuch einer Definition. Am wichtigsten scheint mir dabei die Attitüde zu sein. Mir wäre auch noch der Impuls wichtig, aus dem die Musik entsteht. Attitüde und Impuls, das wäre es für mich, und das in einer bestimmten Periode. Ort und Zeit alleine reichen nicht.
Das könnte man dann auch für Krautrock stehen lassen, wobei Attitüde, Impuls und Periode dabei jeweils andere waren als bei NDW/Punk/Wave. Auch Krautrock ist ja kein Genre, denn Kraftwerk, Can und Tangerine Dream sind ja zu ganz anderen Ergebnissen gekommen, aber sie hatten alle den Impuls in Deutschland eine eigenständige Popmusik zu machen, die sich von anglo-amerikanischen Vorbildern emanzipiert.
Wie könnte man das für die frühe NDW übersetzen? Inspiriert von Punk in Deutschland zeitgemäße Popmusik machen, die sich von Deutschrock und Schlager absetzt, indem sie neue Formen erkundet? Ironie und Provokation sind dafür probate Mittel? Vielleicht …
talking headDiese Grenzziehung entbehrt nicht einer gewissen „Gutsherren- bzw. Türstehermentalität“ … wer hier reinkommt bestimme ich
Zur Gutsherrenart fehlt mir leider die Möglichkeit, Dich auspeitschen zu lassen und für den Türsteher fehlt mir der verächtliche Blick.
Aber wie will man das abgrenzen? Wenn man bei amazon in der Suchmaske „NDW“ eingibt, kommt das hier:
http://www.amazon.de/Ndw-Box-Various/dp/B0002M1VPO/ref=dp_return_2?ie=UTF8&n=290380&s=music
Dann versuche ich doch lieber erstmal, es möglichst knapp zu fassen.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)Mit einer Album-Liste kann ich übrigens nicht dienen. Mir scheint, dass es ähnlich wie bei der New Yorker No Wave-Szene so war, dass die interessantesten Bands nur ein paar Singles und, wenn überhaupt, nur wenige Alben veröffentlichten. Werde die Tage vielleicht aber mal eine Top 20 mit den besten Tracks aus dieser Phase in Angriff nehmen.
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http://hyphish.wordpress.com "Every generation has its one defining moment. We are yours."
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
FriedrichZur Gutsherrenart fehlt mir leider die Möglichkeit, Dich auspeitschen zu lassen und für den Türsteher fehlt mir der verächtliche Blick.
Für ein deutliches Statement, wo sich Ideal und Nina Hagen denn so extrem unterscheiden bekommst du den kleinen Türstehergrundkurs (ohne Zertifkat) gratis …
Meine Liste … mit Wertung …
001 Fehlfarben – Monarchie Und Alltag
002 Nichts – Tango 2000
003 Ideal – Ideal
004 DAF – Alles Wird Gut
005 Foyer Des Arts – Von Bullerbü Nach Babylon
006 Strassenjungs – Dauerlutscher
007 Hans-A-Plast – Hans-A-Plast
008 Non Plus Ultra – Non Plus Ultra
009 Abwärts – Amok-Koma
010 S.Y.P.H. – S.Y.P.H.--
BrundleflyIn den Liner Notes meiner Ausgabe von „Gold und Liebe“ (geschrieben von Biba Kopf) wird Gabi Delgado folgendermaßen zitiert:
„They only used the Mussolini thing as an excuse for their attack. Behind this was an attack on sex and love songs. They were far more of a taboo. The main thing they had against us was the sex association. The funny thing with DAF was that we got the very conservative people and the ’68 left wing people walking hand in hand against us. There was suddenly a coalition between these left wing people, who couldn’t understand words like lust or fantasy, and the conservative people, who don’t want lust of fantasy or pleasure… The people who were reacting against DAF, you can really call them the lust enemies.“
Da sich die Songs auf besagtem Album eigentlich fast alle um das Thema Sex drehen, erscheint das plausibel. Wurde der Song damals so kontrovers aufgenommen? Frage deshalb, weil ich „Der Mussolini“ als Nachgeborener öffentlich fast nur in linken (oder eher) linksradikalen Kontexten gehört habe.
Ich keine Gold Und Liebe nicht. Es gab eine Ausgabe mit liner notes? Interessant!
Lust, Sex, Homo-Erotik waren immer Themen bei DAF, überhaupt der Körper, auch Ideologie und Gewalt. Man sollte dabei auch in Betracht ziehen, dass die frühen 80er in Deutschland immer noch politisch sehr polarisierte Zeiten waren. Manche hätten alles, was links der SPD war, gerne einen Kopf kürzer gemacht, während andere gerne gewaltsam die Regierung gestürzt hätten. Weder das eine noch das andere ist je passiert. Aber es war in den Köpfen. Erinnert sich noch jemand an den Begriff „Militärisch Industrieller Komplex“? :lol: Es gab ja auch noch die Mauer und den kalten Krieg. Gleichzeitig gab es aber auch noch eine Spät-Hippie Szene, die sich tatsächlich aber schon längst etabliert hatte. Da wurde alles zer-diskutiert, man hing bei Raucherstäbchen und Tee rum und es bewegte sich nichts mehr. Tanzmusik wurde als oberflächlich abgelehnt. Eigentlich galt Spaß sowieso irgendwie als etwas debil. Man war nachdenklich, innerlich und ernst und hielt sich für furchtbar schlau. Es ging um innere Werte, nicht um Sex. Und das war auch ein latenter Zwang zum Konformismus. Ich weiß noch, dass 1979/80 Pink Floyds The Wall für viele die Platte war. Galt als kulturell wertvoll.
Insofern kann ich Gabi Delgado bestätigen. Das waren – zumindest in weiten Kreisen – sehr lustfeindliche Zeiten. Ich kann mich erinnern das z.B. Der Mussolini von vielen einfach strikt abgelehnt wurde. Eher auf so eine Art, dass Leute angesichts solcher Primitivität in einer Mischung aus Irritation und Ekel die Tanzfläche verließen. Ich glaube die Leute waren sowohl von der absichtlich simplen und repetetiven, extrem körperlichen Musik als auch von der Gleichsetzung von Kommunismus, Jesus Christus und Adolf Hitler provoziert und überfordert. Man konnte damit tatsächlich Parties sprengen.
DAF waren in mehrfacher Hinsicht radikal, sowohl was Politik, Sex und Lust betraf, wobei sie sich über Politik eigentlich lustig machten aber Lust und Sex sehr ernst nahmen!
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)Brundlefly… Wurde der Song damals so kontrovers aufgenommen? Frage deshalb, weil ich „Der Mussolini“ als Nachgeborener öffentlich fast nur in linken (oder eher) linksradikalen Kontexten gehört habe.
Ja wurde er. Friedrich hat das schon ganz richtig beschrieben.
Allerdings gab es auch noch eine hedonistische Spät-Hippie Fraktion, doch auch die konnte mit dieser Art von schweißtreibender Tanzmusik nichts anfangen. Sie hat sich dafür schlicht gar nicht interessiert.Die Linken in den späten 70ern – gerade die eher radikalen – und auch die ganze Öko und Anti-AKW Szene, sowie die Friedensbewegten konnten mit Punk überhaupt nichts anfangen. Das waren doch verkappte Nazis für die, weil sie von Blitzkrieg sangen und sogar Hakenkreuze zur Schau stellten.
Die Doppelbödigkeit vieler Texte und die Ironie, die oft in Auftritten von Punk und New Wave Bands zum Ausdruck kam, haben diese linken Kritiker schlicht nicht verstanden.
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Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!Ganz passend zum Thema:
Heute ab 20:15 läuft auf ZDF Kultur ein Punk-Abend…Höhepunkt um 22:00 „Rude Boy“, ein Film mit und über The Clash. Freu mich schon.
Punk im Dschungel (20:15) habe ich, glaube ich, schon mal gesehen. Ganz interessant wie „Cluster Bomb Unit“ sich ins vermeintliche Niemandsland des Punk, nämlich Indonesien begibt und dort begeistern kann…
Dazwischen „Punk Rule O.K.“, ein Bericht über Vivienne Westwood. Naja, mal abwarten.
Also, Bier kaltstellen und Sicherheitsnadeln rausholen…:krank:
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So mister D. J. ...play just one for me. You know the one...with the crashin' and the screams.[/FONT][/FONT]FriedrichEin interessanter Versuch einer Definition. Am wichtigsten scheint mir dabei die Attitüde zu sein. Mir wäre auch noch der Impuls wichtig, aus dem die Musik entsteht. Attitüde und Impuls, das wäre es für mich, und das in einer bestimmten Periode. Ort und Zeit alleine reichen nicht.
Dass Ort und Zeit alleine nicht reichen ist klar. Meinte ich auch gar nicht. Aber speziell wenn wir eben über eine Sache wie NDW sprechen, kann man Beides nicht außer Acht lassen.
[…]Wie könnte man das für die frühe NDW übersetzen? Inspiriert von Punk in Deutschland zeitgemäße Popmusik machen, die sich von Deutschrock und Schlager absetzt, indem sie neue Formen erkundet? Ironie und Provokation sind dafür probate Mittel? Vielleicht …
Ob da überhaupt eine Übersetzung oder besser gesagt, eine Definition möglich ist bleibt fraglich. Die Einflüsse und jeweiligen Ergebnisse der Bands sind einfach zu unterschiedlich. Wichtig ist eben, wie schon so oft davor eine gewisse Aufbruchsstimmung, die sich dann wahlweise in Punk, Industrial oder gewollt infantiler Popmusik gezeigt hat.
Tempo fand ich vor allen Sektor superstark.
Aus dem Film Kalt wie Eis--
Viva la (R)evolucion -
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