Der Wert von Musik an sich

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    mikko
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    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

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    Angesichts der stetigen Zunahme legaler Downloads und sprunghaft gestiegener Gewinne der Firma Apple durch I-Pod Umsätze wird die Frage nach dem Wert von Musik immer dringlicher. Wie misst man den Wert eines nicht mehr als physischer Tonträger vorhandenen Tracks? Einer Aufnahme, die womöglich kostenlos zum Download angeboten wird auf der Homepage einer Nachwuchsband? Aber auch des Livemitschnitts vom letzten Neil Young Konzert, der via Internet bei Tauschbörsen und auf CD-Rs von Fans für Fans angeboten wird?

    Das jüngste Beispiel: die Gruppe Arctic Monkeys, begann ihre unglaubliche Karriere fast ohne eigenes Zutun über das Internet, weil ihre ersten Fans ein paar auf CD-R verschenkte Demoaufnahmen ins Netz stellten und so ein Britannien weites Artic Monkeys Fieber auslösten. Zum Glück gibt es die Aufnahmen der Band aus Sheffield inzwischen auch in herkömmlichen Tonträger Formaten u.a. auf Vinyl. Noch ist die Welt des Plattensammlers also in Ordnung. Fragt sich wie lange?

    Bei Mozart und Beethoven war die Sache noch ganz anders. Ihre Werke schrieben sie von Hand in Notenschrift nieder. Bezahlt wurde von den Fürstenhäusern, die zumeist Kompositionen in Auftrag gaben. Bezahlt wurden selbstverständlich auch die Musiker, die Werke klassischer Musik aufführten. Später dann wurden gedruckte Noten verkauft. Das Musikverlagswesen entstand.
    Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts gab es jedoch so gut wie keine Möglichkeit, Aufführungen von Musik anders als durch Notenschrift zu dokumentieren. Alte und seltene Notendrucke oder gar Handschriften können – abgesehen von ihrem historischen Wert – sicher auch einen Sammlerwert für Musikliebhaber besitzen. Aber das soll uns hier weniger interessieren.
    Die Musik und ihr Wert definierten sich bis dahin jedenfalls vollkommen anders, als im Zeitalter der Schallplatte. Eine Aufführung war – ohne die Möglichkeit der Aufnahme oder gar Reproduktion – immer einmalig und nicht wiederholbar im wahrsten Sinne des Wortes. Auch wenn man vermuten darf, dass die Aufführungen einer Oper oder Operette mit denselben Künstlern meistens zumindest recht ähnlich, ja fast gleich geklungen haben werden.

    Mit der Schallplatte – Walzen und andere seltsame Aufnahmekörper lassen wir mal beiseite – zunächst der Schellack Platte und ab Ende der 40er Jahre der Vinylsingle und LP begann das Zeitalter der Reproduzierbarkeit von Musikaufnahmen. Und es wurde der Grundstein gelegt für ein Schallplattensammlertum, wie wir es heute kennen.
    Lassen wir mal alle ideologische Diskussion um Formate außen vor.

    Es stellt sich aber doch die Frage, muss man Robert Johnson von einer originalen Schellack gehört haben, um die Bedeutung – den Wert – seiner Musik begreifen zu können? Können dann also nur die wenigen glücklichen Besitzer einer Robert Johnson Originalpressung ermessen, was der Mann für die Nachwelt bedeutet? Gerade im diesem konkreten Fall wird die Sache besonders diffizil. Wie hätte Johnson geklungen, wäre er nur rund 20 Jahre später mit verbessertem Equipment aufgenommen worden? Andererseits sind die Aufnahmen des Mannes ja gerade so wie sie sind legendär und einflussreich geworden. So what? – Trotzdem muss die Frage erlaubt sein, ob man diese Aufnahmen nicht auch von Vinyl, Tonband oder CD (ja auch CD) hören darf, um sich ein Bild machen zu können. So lange die Aufnahmen so klingen wie die ursprüngliche Schellackplatte, kann daran nichts falsch sein. Der Wert der ursprünglichen Schellack Ausgabe bemisst sich allerdings aus zweierlei. Der Bedeutung und Wertschätzung die der Musik, der Aufnahme an sich, von Musikliebhabern und Fachleuten zugestanden wird, und der Seltenheit der originalen Pressung natürlich. Das zusammen ergibt den Sammlerwert.

    Und so geht das immer weiter bis zu aktuellen Beispielen wie den frühen limitierten Vinylsingles der White Stripes, deren Sammlerwert eben auch zusammengesetzt ist aus der Bedeutung, der momentanen Beliebtheit der Band und der Rarität der individuellen Pressung. Das solche Raritäten auch schon nach wenigen Jahren keinen Sammler mehr interessieren und ihr Preis in den Keller geht, kommt auch immer wieder vor. So manche einstige Britpop Entdeckung hat momentan darunter zu leiden. D.h. leiden müssen eigentlich nur die Plattenhändler, die zuviel davon gebunkert haben.

    Wie wird das nun aber in Zukunft aussehen? Wenn das Beispiel der Arctic Monkeys Schule macht – und es sieht verdammt danach aus – dann werden vielleicht eines schönen Tages großartige Aufnahmen von hervorragenden Popsongs nur noch virtuell verfügbar sein. Nicht auszudenken für den herkömmlichen Schallplattenliebhaber wie mich. Wenn wir ehrlich sind, es ist wahrscheinlich schon jetzt so, dass in den Weiten des digitalen Netzes unglaubliche Popperlen umherschwirren, die niemals in Vinyl gepresst werden. Die womöglich nicht mal eine schnöde CD Veröffentlichung erleben.

    Was macht der Musikfreund da?

    Es soll ja bereits Leute geben, die sammeln Musik als Datenpakete, als Soundfiles. Das ist sicher sehr praktisch. Und sofern man seine Festplatte in zwei Kopien an verschiedenen Orten aufbewahrt, ist man auch vor Verlusten einigermaßen sicher, aber ansonsten ist das doch ziemlich arm, oder nicht? Mal abgesehen von der Diskussion um Nullen und Einsen, um Treppenstufen und all dieses Zeug, ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Musik auf diese Art ihre Wertigkeit behält. Es mag an meiner Sozialisation liegen, aber ein Musikstück, eine Aufnahme, die ich nicht in Form eines physischen Tonträgers aus Serienfertigung besitzen kann (kann wohlgemerkt), hat für mich keinen Wert an sich. Ich kann diese Aufnahme schön finden, gerne hören usw., sie bleibt trotzdem auf eine Art nicht greifbar und wertlos.

    Das ist vermutlich wirklich eine philosophische Frage. Womöglich gibt es in einigen Jahrzehnten tatsächlich Popstars, deren Aufnahmen man nur noch individuell runterlädt und im I-Pod – oder was immer dann en Vogue ist – mit sich rumträgt. Aber wie bestimmt sich dann der Wert dieser Aufnahmen? Potenziert er sich im Verhältnis zur Zahl der Downloads, oder wie? Werden nicht trotzdem Hunderttausende Musikliebhaber manipuliert, indem man ihnen einredet, dass Sänger XY der beste und glaubwürdigste ist? Bedeutet das nicht eine unsägliche schreckliche Gleichmacherei? – Oder ist es die absolute Befreiung? Der Sieg der vollkommenen Individualität? Jedem seine eigenen TOP 100! Und keine gleicht den anderen. Wie unfassbar wundervoll – und dämlich. Wird nicht Musik auf diese Art zu etwas völlig Beliebigem, Wertlosem?

    Ich glaube das Insistieren von Vinylfans auf ihre Vorlieben ist eine unbewusste Abwehr gegen diese Beliebigkeit und auch gegen die Unkontrollierbarkeit der virtuellen Welt.

    Musik an sich hat immer nur den Wert, den wir ihr individuell zugestehen. Insofern hat das Schlaflied, das mir meine Mutter vorsang, als ich sechsjährig mit Masern im Bett lag, einen viel größeren Wert als jede Komposition von Wolfgang Amadeus Mozart oder jede Aufnahme von Bob Dylan. Aber was nützt mir diese Erkenntnis?

    --

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    #4127529  | PERMALINK

    hank-williams

    Registriert seit: 07.04.2004

    Beiträge: 3,150

    MikkoEs soll ja bereits Leute geben, die sammeln Musik als Datenpakete, als Soundfiles. Das ist sicher sehr praktisch. Und sofern man seine Festplatte in zwei Kopien an verschiedenen Orten aufbewahrt, ist man auch vor Verlusten einigermaßen sicher, aber ansonsten ist das doch ziemlich arm, oder nicht? Mal abgesehen von der Diskussion um Nullen und Einsen, um Treppenstufen und all dieses Zeug, ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Musik auf diese Art ihre Wertigkeit behält. Es mag an meiner Sozialisation liegen, aber ein Musikstück, eine Aufnahme, die ich nicht in Form eines physischen Tonträgers aus Serienfertigung besitzen kann (kann wohlgemerkt), hat für mich keinen Wert an sich. Ich kann diese Aufnahme schön finden, gerne hören usw., sie bleibt trotzdem auf eine Art nicht greifbar und wertlos.

    Wie ich zu dieser Sachlage stehe, dürfte mittlerweile wohl allseits bekannt sein, oder?

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    „Kreuzberg ist so hart, dass sogar die Steine sagen: Wir sind zu weich für die Strasse. So hart ist Kreuzberg.“ (Catee)
    #4127531  | PERMALINK

    djrso
    Moderator
    DJ@RSO, Moderator, Erfasser

    Registriert seit: 05.02.2003

    Beiträge: 15,969

    Ich weiß nicht, ob ich mich diesbezüglich verständlich ausdrücken kann, oder ob ich eine Lawine von Missverständnissen damit lostrete, aber ich will es mal so sagen…

    Bei Musik geht es für mich doch ( in erster Linie ) um den Höreindruck. Und der ist zunächst einmal vom „Tonträger“ ( in welcher Form auch immer, und ich will jetzt hier nicht den Einwand „Datenträger“ hören :fencing:) unabhängig. DIe Musik findet zuerst in den Ohren und dann im Gehirn statt.

    Wie z.B. auch der hier durchgeführte MP3-Test ( nicht repräsentativ, ich weiß ) gezeigt hat, ist auch der Unterschied zwischen dem post-klassischen Tonträger CD und MP3 nicht so groß, dass er für den Genuss von Musik entscheidend wäre. Ich liebe die Musik, so wie ich sie höre, egal von welchem Tonträger sie kommt, ob das nun eine knackende Schallplatte, ein leierndes Tonband, ´ne cleane CD oder ein aseptisches MP3 ist. Alle Formate haben ihren Reiz ( ich mag auch die herrlichen und knackenden alten Platten sehr gern hören ) und nicht zuletzt einen individuellen „praktischen“ Wert. Im Auto eine Schallplatte zu hören ist halt für den Normalsterblichen mit einem nicht machbaren Aufwand verbunden… Von daher finde ich es praktisch, wenn ich mir eine alte Schallplatte auf CD kopiere und diese dann im Auto hören kann. Die Musik oder die Kunst an sich zerstört das nach meinem Empfinden nicht.

    MP3´s sind noch relativ jung, und da weiß ich auch noch nicht so genau, was ich dazu denken soll. Sie sind halt „datenreduziert“, was man ( viele, die Meisten ? ) zwar kaum hört, aber der Makel haftet ihnen an, ganz klar. Dennoch sind sie ein praktisches Medium für den täglichen Gebrauch ( ohne zum Gebrauchsgegenstand a la Toilettenpapier zu verkommen !!! ) und für die Entdeckung von Neuigkeiten von mir hochgeschätzt. Sehr viele mir neue Sachen würde ich ohne die Möglichkeiten der heutigen Reproduktionstechniken „CD-Brennen“ und „MP3“ nicht einmal erahnen. Der iTunes-Music-Store ist ein tolle Fundgrube und bei Einzeltiteln einer Platte, die man nicht ganz haben will, oder schlimmer noch, von der man nur wenige Titel haben will, einfach auch kostendämpfend. Insgesamt sehe ich den MP3-Markt als echte Chance für diese „Branche“. Bei wirklichen Musik-Liebhabern, zu denen ich mich ohne Frage zähle, ist der Schaden für die „Musikindustrie“ ( was für ein schäbiges Wort…. ) gleich Null. Im Gegenteil : Seit dem ich hier im Forum aktiv bin, und in Apple´s Store oft und gerne stöbere, ist die Anzahl der von mir erworbenen Tonträger exorbitant in die Höhe geschnellt.

    Sachen, die ich für mich entdecke, werden von mir, und da kommen wir zu nächsten Punkt, gnadenlos auf regulärem Tonträger erworben. Und dann darf es gerne auch ein schönes Boxset, eine limitierte oder sonstwie Sonder-Edition sein. Also auch etwas für´s Auge und zum „Liebhaben“. Ein passendes Gesamtobjekt bei dem Musik und das „Drumherum“ stimmig sind, was kann es Schöneres geben. Wenn es etwas aber nur und ausschließlich als verkratzte Schellack-Scheibe oder miserables MP3-File gibt, kann ich mich darüber trotzdem genau so freuen, weil, wie oben geschrieben, für mich bei Musik das „Lied“ an sich im Vordergrund steht. Von Beliebigkeit kann aus meiner Sicht keine Rede sein, man sollte vielleicht viel öfter Kunst Kunst sein lassen, und sich von tonträgerphilosophischen Beschränkungen befreien.

    Wie Du ja schon sehr schön schreibst, ist für Dich vielleicht das Schlaflied Deiner Mutter von viel höherem Wert. Und, gibt es dass auf irgendeinem anderen „Tonträger“, als Deiner Erinnerung, Deinem Gehirn ? Sehr wahrscheinlich doch nicht. Das ist etwas, was nur in Deinem Innersten vor sich geht, befreit von jeglichen Philosophien und Tonträgerformaten. Das kann Dir niemand nehmen, und das, was Du dabei empfindest, wird bei iTunes auch niemals jemand herunterladen können.

    Ich hoffe, ich habe mich einigermaßen verständlich ausgedrückt.

    Edit : Die schlimmsten Rechtschreibfehler ausgebügelt…

    --

    Doe maar gewoon... dan doe je al gek genoeg!
    #4127533  | PERMALINK

    dougsahm
    Moderator

    Registriert seit: 26.08.2002

    Beiträge: 17,863

    Hank WilliamsWie ich zu dieser Sachlage stehe, dürfte mittlerweile wohl allseits bekannt sein, oder?

    nein, ist nicht allseits bekannt.

    --

    #4127535  | PERMALINK

    malibu

    Registriert seit: 12.12.2005

    Beiträge: 3,280

    Das Thema scheint hier im Forum ja ziemlich wichtig zu sein! Versuch ich mal, etwas dazu zu schreiben.

    Zunächst einmal geht bei jedem Versuch, Musik zu konservieren, etwas von der Musik verloren. Das fängt schon mit der Notierung an (sehr wahrscheinlich schon früher, aber dafür fehlt mir das Vokabular..). Trotzdem besteht ein Bedürfnis danach, Musik zu konservieren und das, was danach von der Musik übrig geblieben ist, zu konsumieren.

    Vermutlich jede Art der Konservierung hat Vor- und Nachteile. Und bei jedem Umstieg von einer Art zur anderen gehen schrecklich viele Informationen verloren. Zum Beispiel ist es unglaublich einfacher, ein Klavierkonzert auf Platte zu hören als Klavier spielen und Noten lesen zu lernen und sich mit der Partitur auseinanderzusetzen und das Stück selbst zu spielen. Aber das Hören des Konzerts ist natürlich nicht zu Vergleichen mit der Magie, ein Stück Musik selbst zu spielen. (Und natürlich wird auch der beste Interpret nicht die Magie spüren, die der Komponist beim Komponieren gespürt hat.)

    Genauso ist meines Erachtens auch ein Wechsel der Tonträger (Schellack -> Vinyl -> CD) zu sehen, auch wenn die Unterschiede im Vergleich zu obigem Beispiel eher gering sind. Der Wechsel von Tonträgern auf Datenfiles ist da schon etwas größer.
    (Und für Sammler natürlich beinahe dramatisch.)

    Natürlich wird Musik einen ganz anderen Bezug zum Lebensalltag haben, wenn sie in Form von Daten auf einem Rechner rumliegen, und natürlich geht dadurch viel verloren. Andererseits gibt es auch deutliche Vorteile und im Augenblick geht die Tendenz, so wie ich sie sehe, auch mehr in Richtung Diversivizierung der Tonträger, was zu mehr Möglichkeiten, aber auch zu einer erhöhten Eigenverantwortlichkeit des Musikkonsumenten führt.

    Auf der anderen Seite ist der Tonträger nicht der einzige Einfluss auf die Musik, manche Musik wirkt live total anders, manche Musik muss konzentriert gehört werden, zu anderer muss man tanzen (ich habe da einen Thread gemacht..:wave: ), andere funktioniert nur zu einem bestimmten Anlass. Es gibt da tausend Faktoren.

    Der Wert von Musik an sich ist davon meines Erachtens gar nicht so sehr betroffen. Dieser liegt in der Emotionalität eines Musikstücks, so wie es einem begegnet. Und, da ich für das Auseinandersetzen mit Musik nicht bezahlt werde, ist es mir eigentlich auch wichtiger, die Bedeutung für mich und mein direktes Umfeld herauszufinden, als den historischen Wert für die (Musik-)Geschichte. Wenn das andere anders machen, ist das natürlich OK, macht ja auch Spaß, ist mir aber nicht so wichtig. Um über Musik reden zu können, braucht man natürlich eine Gesprächsbasis. Diese muss aber meiner Meinung nach nicht global sein. Ich rede mit verschiedenen Leuten total unterschiedlich über ihre und meine Musik.

    --

    #4127537  | PERMALINK

    otis
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 22,557

    Erst mal ein Danke an Mikko, ein schöner Text.
    Wir hatten andernorts schon einmal diese Thema in einem Thread, aber der dürfte in den Jahren wohl digital zerbröselt sein.

    Nur zwei Gedanken in dieser facettenreichen Angelegenheit:

    Natürlich spielt sich Musik zunächst einmal bei jedem einzelnen im Kopf ab (siehe Mikkos Schlaflied). Aber Musik hat auch mit Kommunikation zu tun und das nicht nur in Konzerten, sondern auch auf einer Metaebene: wie hier im Forum, wie durch ihre Vermarktung, durch Medien, Charts etc… Und da bekommt die Frage nach dem Tonträger dann doch eine Bedeutung.
    Für mich persönlich sieht es so aus, dass ich Musik, die mir viel wert ist, auch physisch in für mich schönster Form in den Händen halten möchte. Manchmal ist die Erinnerung aber kostbarer als eine Platte. Mikko möchte das Schlaflied oder ich ein wunderbares Konzert doch gar nicht auf Tonträger besitzen.
    Darüber, welchen Wert Musik heute für den Ipod-Hörer hat, mag jener ausführen, ich kann da nicht mitreden. Ich denke, dass bei ihm nicht nur eine völlig andere Wertung von Musik, sondern möglicherweise eine ganz andere Musikästhetik vorhanden sein mögen.

    Der Wert von Musik spiegelt sich für mich also in dem Tonträger wider und in der Mühe, die es vielleicht gemacht hat, ihn zu besorgen, und in den Kosten, die er verursacht hat. Das ist der zweite Punkt. Für mich trifft der Satz zu: Was nichts kostet (das muss nicht immer nur Geld sein), ist nichts wert.
    Und so kamen bei mir vor zwei, drei Jahren hier im Forum zwei Dinge zusammen, die bei mir ein ziemlich radikales Umdenken verursacht haben: das Überhandnehmen des Brennens und des grenzenlosen Austausches von Musik und die Wiederentdeckung der Klangvorteile des Vinyls. Die wenigen gebrannten CDs, die ich noch habe, sind für mich absolut wertlos. Nicht die enthaltene Musik ist es, sie ist unabhängig vom Träger kostbar. Deshalb werden aber auch noch die letzten Datenträger durch Tonträger ersetzt, sofern mir die Musik wertig genug erscheint. (Alles andere ist jedoch eh schon entsorgt.)
    Dass mein Denken in dieser Hinsicht nicht hoffnungslos antiquiert ist, mag sich an den Arctic Monkeys zeigen, deren Musik längst verfügbar war, deren regulärer Tonträger aber dennoch reißenden Absatz findet. Und auch der iPod selbst macht diese Philosophie irgendwo zum Geschäftsprinzip, indem er sich selbst ausgesprochen teuer verkauft und so dem Satz: Was nichts kostet, ist nichts wert, ebenfalls seine Referenz erweist.

    PS: Mikko, da du das Beispiel der Klassik ansprachst. Ich habe in meinem Leben auch unzählige Partituren, Klavierauszüge und Noten gekauft. Sie gehörten für mich immer zur Wertigkeit von Klassik dazu.

    --

    FAVOURITES
    #4127539  | PERMALINK

    hippiemaedchen

    Registriert seit: 16.02.2004

    Beiträge: 46

    Was würde ich nur ohne meine CD’s und Platten machen?
    Mein Gott, es geht doch nicht nut um die Musik an sich, auch um die Cover, das schöne Gefühl, eine neue Platte in der Hand zu halten und sie gleich hören zu dürfen…

    --

    #4127541  | PERMALINK

    alex8529

    Registriert seit: 12.03.2005

    Beiträge: 4,753

    provokante Frage: was hat der Tonträger an sich, eigentlich mit dem ideellen Wert der Musik zu tun ?

    Ich denke da setzt Jeder andere Prämissen.

    --

    Wenn einem die Argumente ausgehen, sollte man zur Beleidigung greifen (A.Schopenhauer) Hilfe gibbed hier: http://www.amazon.de/beleidigen-Kleines-Brevier-sprachlicher-Grobheiten/dp/3406511252
    #4127543  | PERMALINK

    wolfen

    Registriert seit: 01.10.2004

    Beiträge: 1,716

    MikkoAngesichts der stetigen Zunahme legaler Downloads und sprunghaft gestiegener Gewinne der Firma Apple durch I-Pod Umsätze wird die Frage nach dem Wert von Musik immer dringlicher. Wie misst man den Wert eines nicht mehr als physischer Tonträger vorhandenen Tracks? Einer Aufnahme, die womöglich kostenlos zum Download angeboten wird auf der Homepage einer Nachwuchsband? Aber auch des Livemitschnitts vom letzten Neil Young Konzert, der via Internet bei Tauschbörsen und auf CD-Rs von Fans für Fans angeboten wird?

    Da ich mich bisher und wohl auch auf absehbare Zeit diesen Quellen weitestgehend verweigere, spielt das für mich persönlich keine echte Rolle. Es ist mir auch schlichtweg zu viel, ich fühle mich oft von der Masse der (legal) zugänglichen Downloads schier erschlagen. Ich bin auch kein Freund von Massentausch unter Fans, das pure Jagen und Sammeln kann zur Obsession werden. Ab und an ein paar Rosinen picken ist für mich persönlich in Ordnung, das wars dann aber auch.

    MikkoBei Mozart und Beethoven war die Sache noch ganz anders. Ihre Werke schrieben sie von Hand in Notenschrift nieder. Bezahlt wurde von den Fürstenhäusern, die zumeist Kompositionen in Auftrag gaben. Bezahlt wurden selbstverständlich auch die Musiker, die Werke klassischer Musik aufführten. Später dann wurden gedruckte Noten verkauft. Das Musikverlagswesen entstand.
    Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts gab es jedoch so gut wie keine Möglichkeit, Aufführungen von Musik anders als durch Notenschrift zu dokumentieren. Alte und seltene Notendrucke oder gar Handschriften können – abgesehen von ihrem historischen Wert – sicher auch einen Sammlerwert für Musikliebhaber besitzen. Aber das soll uns hier weniger interessieren.
    Die Musik und ihr Wert definierten sich bis dahin jedenfalls vollkommen anders, als im Zeitalter der Schallplatte. Eine Aufführung war – ohne die Möglichkeit der Aufnahme oder gar Reproduktion – immer einmalig und nicht wiederholbar im wahrsten Sinne des Wortes. Auch wenn man vermuten darf, dass die Aufführungen einer Oper oder Operette mit denselben Künstlern meistens zumindest recht ähnlich, ja fast gleich geklungen haben werden.

    Interessanter Aspekt und interessante Ausführungen. Aber (sorry) Schnee von vorvorgestern. Für mich persönlich irrelevant.

    MikkoEs stellt sich aber doch die Frage, muss man Robert Johnson von einer originalen Schellack gehört haben, um die Bedeutung – den Wert – seiner Musik begreifen zu können? Können dann also nur die wenigen glücklichen Besitzer einer Robert Johnson Originalpressung ermessen, was der Mann für die Nachwelt bedeutet? Gerade im diesem konkreten Fall wird die Sache besonders diffizil. Wie hätte Johnson geklungen, wäre er nur rund 20 Jahre später mit verbessertem Equipment aufgenommen worden? Andererseits sind die Aufnahmen des Mannes ja gerade so wie sie sind legendär und einflussreich geworden. So what? – Trotzdem muss die Frage erlaubt sein, ob man diese Aufnahmen nicht auch von Vinyl, Tonband oder CD (ja auch CD) hören darf, um sich ein Bild machen zu können. So lange die Aufnahmen so klingen wie die ursprüngliche Schellackplatte, kann daran nichts falsch sein. Der Wert der ursprünglichen Schellack Ausgabe bemisst sich allerdings aus zweierlei. Der Bedeutung und Wertschätzung die der Musik, der Aufnahme an sich, von Musikliebhabern und Fachleuten zugestanden wird, und der Seltenheit der originalen Pressung natürlich. Das zusammen ergibt den Sammlerwert.

    Ein schönes Beispiel. Ich besitze „The Complete Recordings“ auf CD, besaß jedoch nie die alten originalen Aufnahmen auf Schelllack oder Vinyl. Da ich nur ein normaler Musikfreund bin, kein Musikwissenschaftler oder selbst Musiker, haben solche alten Aufnahmen für mich sicher nicht den Wert, den sie für Experten, Fachleute oder Freaks haben. Von meiner persönlichen Warte aus kann ich die Gottgleicheit, die Johnson von diversen Fachleuten beigemessen wird, auch nicht so richtig nachvollziehen. Der Mann „singt“ für meine Begriffe ziemlich grauenhaft. Obwohl diese (oder ähnliche) Aufnahmen sicher musikhistorisch interessant sind und mich auch durchaus manchmal in einen gewissen Bann schlagen.
    Ich höre sie alle Jubeljahre ab und zu an und auf CD klingen die alten Kamellen für meine Begriffe teils schauerlich genug. Vielleicht können die alten Originale hier noch einen draufsetzen, keine Ahnung. Weshalb soll man diese Aufnahmen (auch als Experte oder was immer) nicht auf CD abhören können oder dürfen ? Ich sehe keinen Grund, der dagegen spechen würde. Es sei denn, man ist Schelllack- oder Vinylfetischist mit missionarischem Eifer und unverrückbaren Überzeugungen dahingehend. Aber Diskussionen in der Richtung gehen meist so:fencing: aus. Mach ich nicht, will ich nicht.

    MikkoEs soll ja bereits Leute geben, die sammeln Musik als Datenpakete, als Soundfiles. Das ist sicher sehr praktisch. Und sofern man seine Festplatte in zwei Kopien an verschiedenen Orten aufbewahrt, ist man auch vor Verlusten einigermaßen sicher, aber ansonsten ist das doch ziemlich arm, oder nicht? Mal abgesehen von der Diskussion um Nullen und Einsen, um Treppenstufen und all dieses Zeug, ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Musik auf diese Art ihre Wertigkeit behält. Es mag an meiner Sozialisation liegen, aber ein Musikstück, eine Aufnahme, die ich nicht in Form eines physischen Tonträgers aus Serienfertigung besitzen kann (kann wohlgemerkt), hat für mich keinen Wert an sich. Ich kann diese Aufnahme schön finden, gerne hören usw., sie bleibt trotzdem auf eine Art nicht greifbar und wertlos.

    Ich gehöre zu den Leuten, die Musik teilweise als „Datenpakete“ ausgelagert haben bzw. sie auch anderweitig als zu Hause als komprimierte Files nutzen. Und ich finde das keineswegs „arm“.
    Ich muss nicht ständig glückseelig lächelnd mit Hochglanz-Linernotes in der Gegend herumlaufen und das schön aufgemachte Jewelcase im Sessel sitzend rubbeln und streicheln. Unabhängig von einer Diskussion „Originale-Rohlinge-Tauschbörsen“ etc. bin ich keiner, der z.B. mit Predigern, welche immer wieder irgendwo irgendwem verkünden, wie sehr die Musik ihr Leben bestimme, wie sehr sie die Musik lieben und verehren, wieviel sie ihnen bedeutet usw. usw. irgend etwas anfangen kann. Solche teils penetranten Menschen, die auch immer wieder gerne und auch gerade den Wert einer Musik am Originaltonträger -welcher immer es sein möge- festmachen und nichts, aber auch gar nichts ansonsten gelten lassen, sind mir ziemlich suspekt.(Mikko: das ist nicht auf dich persönlich gemünzt, krieg das bloss nicht in den falschen Hals)

    MikkoDas ist vermutlich wirklich eine philosophische Frage. Womöglich gibt es in einigen Jahrzehnten tatsächlich Popstars, deren Aufnahmen man nur noch individuell runterlädt und im I-Pod – oder was immer dann en Vogue ist – mit sich rumträgt. Aber wie bestimmt sich dann der Wert dieser Aufnahmen? Potenziert er sich im Verhältnis zur Zahl der Downloads, oder wie? Werden nicht trotzdem Hunderttausende Musikliebhaber manipuliert, indem man ihnen einredet, dass Sänger XY der beste und glaubwürdigste ist? Bedeutet das nicht eine unsägliche schreckliche Gleichmacherei? – Oder ist es die absolute Befreiung? Der Sieg der vollkommenen Individualität? Jedem seine eigenen TOP 100! Und keine gleicht den anderen. Wie unfassbar wundervoll – und dämlich. Wird nicht Musik auf diese Art zu etwas völlig Beliebigem, Wertlosem?

    Ich glaube das Insistieren von Vinylfans auf ihre Vorlieben ist eine unbewusste Abwehr gegen diese Beliebigkeit und auch gegen die Unkontrollierbarkeit der virtuellen Welt.

    Ich halte deine Bild der (künftigen) Lage erst einmal schlicht für den ganz normalen technischen Fortschritt, den mit Masse niemand wird aufhalten können. Menschen wie Du oder ein paar andere werden -wenn sie von Seiten der mächtigen und künftigen Musikindustrie noch in irgend einer Form als Zielgruppe wahrgenommen werden- auch künftig noch zu ihren heiß geliebten greifbaren, anfassbaren und wertigen „Wohlfühltonträgern“ greifen können. Sollte es anders kommen, wird vielleicht in ein paar Jahren schon und vielleicht gerade in diesem Forum das ganz große Wehklagen bei verschiedenen Menschen ausbrechen. ;-)
    Ich denke, zumindest derzeit und auf die nächsten paar Jahre hat jeder es großteils noch selbst in der Hand, gewissen Strömungen und Tendenzen insbesondere technischer Natur nicht unbedingt folgen zu müssen. Einigen Leuten verleiht es auch das gute Gefühl, ein Fels in der Brandung der Beliebigkeiten zu sein. Ich persönlich sehe diesen Entwicklungen zwar auch mit einer gewissen Abneigung entgegen, aber ich bin Realist genug um zu erkennen, daß vielfach das Beklagen und sich Sorgen machen nicht wirklich weiter hilft.
    In gewissem Sinne ist auch eine Anpassung an neue Dinge, neue Technik, neue Tonträger etc. durchaus gefragt, ohne daß die schönen alten Tage über Gebühr betrauert werden.

    MikkoMusik an sich hat immer nur den Wert, den wir ihr individuell zugestehen. Insofern hat das Schlaflied, das mir meine Mutter vorsang, als ich sechsjährig mit Masern im Bett lag, einen viel größeren Wert als jede Komposition von Wolfgang Amadeus Mozart oder jede Aufnahme von Bob Dylan. Aber was nützt mir diese Erkenntnis?

    Mit dieser Erkenntnis hast Du es eigentlich auf den Punkt gebracht.
    Jeder für sich hat seine Wertigkeitsskalen in Sachen Musik, Tonträger, Technik, Gefühl und Erleben.
    Diese Erkenntnis kann sehr viel nützen, z.B. bei dem Eingeständnis sich selbst gegenüber, daß man nicht immer viele Jahre an alt bewährten, persönlich als wertvoll erachteten und lieb gewonnenen Dingen festhalten muss. Man kann auch durchaus aus neuer Technik, neuen Formen der Medien, neuen Tonträgern für sich in Maßen und Grenzen einen neuen Nutzen ziehen.
    Vielleicht werden ja irgendwann unsere Enkel oder Urenkel das Verschwundensein guten alten CD betrauern und irgendwelche Wireless-Bluetooth-Datenkristalle in die Hölle wünschen.

    --

    [kicks sagt:] ( schon alleine dass da keine Nüsse drin sind zeigt dass es ein allgemeiner check is )
    #4127545  | PERMALINK

    malibu

    Registriert seit: 12.12.2005

    Beiträge: 3,280

    otisDer Wert von Musik spiegelt sich für mich also in dem Tonträger wider und in der Mühe, die es vielleicht gemacht hat, ihn zu besorgen, und in den Kosten, die er verursacht hat. Das ist der zweite Punkt. Für mich trifft der Satz zu: Was nichts kostet (das muss nicht immer nur Geld sein), ist nichts wert.

    Hallo Otis!

    Ich greife mal einen Aspekt aus deinem Post heraus:
    Was für mich ein Kosten-Aspekt von MP3s ist, ist die Auswahl. Es fliegen Millionen Files im Internet rum und es ist wahnsinnig schwer, die Schätze rauszupicken.
    Durch das Internet ist die Suche nach Musik eher ein Umgang mit einem Überangebot geworden, was so ziemlich das Gegenteil zum Sammeln von raren Schallplatten ist.

    Die Mühe, die ich mir mit Musik hauptsächlich mache, ist die des Verstehens. Ich mag es, Musik zu hören, die im Lauf der Zeit wächst.

    --

    #4127547  | PERMALINK

    cassavetes

    Registriert seit: 09.03.2006

    Beiträge: 5,771

    Vor hundert Jahren gab es noch keine Tonträger, in hundert Jahren wird es wieder keine Tonträger mehr geben. Wozu also die ganze Aufregung?

    #4127549  | PERMALINK

    wolfen

    Registriert seit: 01.10.2004

    Beiträge: 1,716

    CassavetesVor hundert Jahren gab es noch keine Tonträger, in hundert Jahren wird es wieder keine Tonträger mehr geben. Wozu also die ganze Aufregung?

    Verblüffende Erkenntnis. Wie kommst Du darauf ?

    --

    [kicks sagt:] ( schon alleine dass da keine Nüsse drin sind zeigt dass es ein allgemeiner check is )
    #4127551  | PERMALINK

    hippiemaedchen

    Registriert seit: 16.02.2004

    Beiträge: 46

    Das ist in der Tat interessant. Solange wir leben wird es vermutlich noch CD’s und vielleicht auch Schallplatten geben, und wenn wir dann tot sind, muss es uns doch nicht mehr kratzen, ob’s die noch gibt oder nicht.

    --

    #4127553  | PERMALINK

    misterix

    Registriert seit: 29.12.2005

    Beiträge: 511

    vielleicht kratzen dann die schallplatten

    --

    Über Musik zu schreiben ist wie zu Architektur zu tanzen.[/FONT]
    #4127555  | PERMALINK

    djrso
    Moderator
    DJ@RSO, Moderator, Erfasser

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    HippiemädchenDas ist in der Tat interessant. Solange wir leben wird es vermutlich noch CD’s und vielleicht auch Schallplatten geben, und wenn wir dann tot sind, muss es uns doch nicht mehr kratzen, ob’s die noch gibt oder nicht.

    Es kratzt aber ! Und das ist meines Erachtens auch eine natürliche Sache, ein Urinstikt sozusagen, Dinge für die „Nachwelt“ erhalten, bewahren zu wollen. Ist so etwas, wie „sich selbst in Erinnerung halten“ indem man die Dinge, die einen zu Lebzeiten umgaben, für die nachkommenden Generationen konserviert. Finde ich auch nichts Falsches dran.

    Das nichts „ewig“ hält, ist klar und ein Dilemma, mit dem sich die Spezialisten unter den Archivaren seit „Ewigkeiten“ beschäftigen. Bücher wurde ja z.B. schon vor langer Zeit in Klöstern „kopiert“. Heute ist man etwas weiter, obwohl man den Verfall nach wie vor nicht aufhalten kann. So wird beispielsweise unter hohem Aufwand bei den großen Fernseh- und Radio-Anstalten in regelmäßigen Abständen der komplette Ton- und Bildträger-Bestand umkopiert, wobei bei ständig wachsender Miniaturisierung der Medien die Gefahr eines Totalverlustes proportional mitwächst. Inzwischen kommt man wohl deshalb z.T. sogar wieder von einer voll digitalen Speicherung ab. Forscher arbeiten daran, Informationen als reinen „Text“ zu speichern, den man quasi mit „den Augen“ wieder in die ursprüngliche Information zurückverwandeln kann ( = Lesen ). Geeignete Speichermedien dafür müssen allerdings auch erst entwickelt werden, beim heutigen Datenaufkommen bietet sich Papier wohl aus verständlichen Gründen nicht mehr an…

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