Re: Der Wert von Musik an sich

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malibu

Registriert seit: 12.12.2005

Beiträge: 3,280

Das Thema scheint hier im Forum ja ziemlich wichtig zu sein! Versuch ich mal, etwas dazu zu schreiben.

Zunächst einmal geht bei jedem Versuch, Musik zu konservieren, etwas von der Musik verloren. Das fängt schon mit der Notierung an (sehr wahrscheinlich schon früher, aber dafür fehlt mir das Vokabular..). Trotzdem besteht ein Bedürfnis danach, Musik zu konservieren und das, was danach von der Musik übrig geblieben ist, zu konsumieren.

Vermutlich jede Art der Konservierung hat Vor- und Nachteile. Und bei jedem Umstieg von einer Art zur anderen gehen schrecklich viele Informationen verloren. Zum Beispiel ist es unglaublich einfacher, ein Klavierkonzert auf Platte zu hören als Klavier spielen und Noten lesen zu lernen und sich mit der Partitur auseinanderzusetzen und das Stück selbst zu spielen. Aber das Hören des Konzerts ist natürlich nicht zu Vergleichen mit der Magie, ein Stück Musik selbst zu spielen. (Und natürlich wird auch der beste Interpret nicht die Magie spüren, die der Komponist beim Komponieren gespürt hat.)

Genauso ist meines Erachtens auch ein Wechsel der Tonträger (Schellack -> Vinyl -> CD) zu sehen, auch wenn die Unterschiede im Vergleich zu obigem Beispiel eher gering sind. Der Wechsel von Tonträgern auf Datenfiles ist da schon etwas größer.
(Und für Sammler natürlich beinahe dramatisch.)

Natürlich wird Musik einen ganz anderen Bezug zum Lebensalltag haben, wenn sie in Form von Daten auf einem Rechner rumliegen, und natürlich geht dadurch viel verloren. Andererseits gibt es auch deutliche Vorteile und im Augenblick geht die Tendenz, so wie ich sie sehe, auch mehr in Richtung Diversivizierung der Tonträger, was zu mehr Möglichkeiten, aber auch zu einer erhöhten Eigenverantwortlichkeit des Musikkonsumenten führt.

Auf der anderen Seite ist der Tonträger nicht der einzige Einfluss auf die Musik, manche Musik wirkt live total anders, manche Musik muss konzentriert gehört werden, zu anderer muss man tanzen (ich habe da einen Thread gemacht..:wave: ), andere funktioniert nur zu einem bestimmten Anlass. Es gibt da tausend Faktoren.

Der Wert von Musik an sich ist davon meines Erachtens gar nicht so sehr betroffen. Dieser liegt in der Emotionalität eines Musikstücks, so wie es einem begegnet. Und, da ich für das Auseinandersetzen mit Musik nicht bezahlt werde, ist es mir eigentlich auch wichtiger, die Bedeutung für mich und mein direktes Umfeld herauszufinden, als den historischen Wert für die (Musik-)Geschichte. Wenn das andere anders machen, ist das natürlich OK, macht ja auch Spaß, ist mir aber nicht so wichtig. Um über Musik reden zu können, braucht man natürlich eine Gesprächsbasis. Diese muss aber meiner Meinung nach nicht global sein. Ich rede mit verschiedenen Leuten total unterschiedlich über ihre und meine Musik.

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