Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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  • #10133549  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

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    Während ich „Zur Sache Schätzchen“ sehr amüsant fand, war „Wir sind die Neuen“ ein Paradebeispiel dafür, warum der deutsche Film einen so beschissenen Ruf hat. Ich weiß gar nicht, was man dafür geben soll. Sterne sicher nicht. Vielleicht Peitschenhiebe?

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    Highlights von Rolling-Stone.de
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    #10135053  | PERMALINK

    kurganrs

    Registriert seit: 25.12.2015

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    Am Freitag im Kino:

    Ghost in the Shell (Rupert Sanders, USA, 2017)

    Hatte etwas mehr erwartet, trotzdem nicht schlecht…

    spon  Die erzählerische Hasenfüßigkeit von „Ghost in the Shell“ ist für einen Blockbuster insofern bemerkenswert, als es sich dabei um die Liveaction-Adaption eines Stoffes handelt, der selber leidenschaftlich radikal ist. Masamune Shirows Manga „Ghost in the Shell“ von 1989 und seine folgenden Zeichentrickadaptionen, allen voran Mamoru Oshiis Spielfilmversion von 1995, gehören neben Ridley Scotts Film „Blade Runner“ und William Gibsons Roman „Neuromancer“ zu den Schlüsselwerken der neueren Science-Fiction.

    Aus verschiedenen Perspektiven imaginierten die drei Kunstwerke eine Welt, in der sowohl menschliche Körper als auch Nationalstaaten zu hinfälligen Konzepten geworden waren. Ihre Grenzen waren vor langer Zeit durch globale Konglomerate und ihre Produkte, sprich Androiden und künstliche Intelligenzen (AI), zersetzt worden. Mit „Blade Runner“ teilte „Ghost in the Shell“ die melancholische Zärtlichkeit, mit der sich Menschen und Maschinen nach einander verzehrten, mit „Neuromancer“ die Utopie, dass es im Cyberspace zur Verschmelzung von ihnen und damit zur Herausbildung einer neuen Art von Bewusstsein kommen könnte. Ihm ganz eigen war es, diese Ideen anhand eines weiblichen Cyborgs zu verhandeln, dessen Körper als sexualisierte Projektionsfläche diente, während sich sein Innenleben jeden Zugriffs entzog.

    #10141799  | PERMALINK

    pipe-bowl
    Moderator
    Cookie Pusher

    Registriert seit: 17.10.2003

    Beiträge: 72,171

    In der letzten Woche:

    Eye in the sky (2015 / Gavin Hood) ***1/2
    Triple 9 (2016 / John Hillcoat) ***
    Race – Zeit für Legenden (2016 / Stephen Hopkins) ***1/2

    Dreimal nichts Weltbewegendes, aber dreimal ein kurzweiliger Zeitvertreib.

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    there's room at the top they are telling you still but first you must learn how to smile as you kill
    #10141831  | PERMALINK

    ap

    Registriert seit: 01.02.2016

    Beiträge: 31

    „Kiraware Matsuko no Isshō“ von Tetsuya Nakashima & „Lolita“ von Adrian Lyne

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    #10144645  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Punk Love
    (Regie: Nick Lyon – Italien/USA, 2006)

    Sarah ist eine 15-jährige Teenagerin, die unter dem Missbrauch ihres Vaters leidet. Spike ist ein 21-jähriger junger Mann, der seine Hoffnung, als Musiker berühmt zu werden, fast aufgegeben hat. Beide halten sich mit kleineren Gaunereien gerade eben so über Wasser. Aber beide haben auch ihre hingebungsvolle und bedingungslose Liebe für einander – und diese lässt sie die größten Probleme wie ihre Drogensucht wenigstens zeitweise vergessen. Als Spike mit seiner Band erste Erfolge feiert, können die beiden zunächst auf eine bessere Zukunft hoffen. Wird ihre Liebe stärker sein als die Steine die ihnen überall in den Weg gelegt werden?

    Nick Lyon fingiert ein vermeintlich realistisches Indie-Drama, indem er mit einem niedrigen Budget von knapp zwei Millionen Dollars und unter exzessivem Einsatz des Blaufilters oft kolportierte Schauergeschichten von sozialem Abstieg (bedingt durch Drogen und Ungehorsam gegenüber Familie und Gesellschaft) in Filmschablonen gießt, die seit „Christiane F.“ auch gerne von Erdkunde- und Sportlehrern während einer Freistunde an der städtischen Realschule gezeigt werden.
    Hier kann man etwas lernen, hier gibt es eine erbauliche Message, gut getarnt hinter düsteren Bildern von Sex, Gewalt und Sucht, die Jugendliche begeistern sollen, nein, die Jugendliche leimen sollen dem biederen Stumpfsinn in die Falle zu gehen, der sich aus „Punk Love“ ableiten lässt: Der warme Schoß einer gewöhnlichen Existenz, die Gemütlichkeit der Mehrheitsgesellschaft, die nette Schlammpackung des bürgerlichen Sumpfes.
    Ist man erst mal mit diesem Anspruch angetreten, müssen natürlich auch die Motive drastisch genug sein, um verständlich darzulegen, wie sich zwei nette Teenager in den Fängen von Drogen und Sub- oder Gegenkulturen verlieren konnten – freiwillig macht sowas schließlich keiner. Nein, der Wunsch in einer Punkrockband Bass zu spielen oder einfach mal ein Blech zu rauchen, entsteht ausschließlich durch kaputte Familienverhältnisse: Sexueller oder seelischer Missbrauch. Begangen vom eigenen Vater. Mütter, die nichts davon wussten. Sonst hätten sie ihren Kindern zur Seite gestanden. Es ist zum Speien.
    Das Perverse daran ist die hinterhältige Inszenierung des Regisseurs und Drehbuchautors Nick Lyon, die schon im Vorspann vorgibt eine bedingungslose Liebe zwischen jungen Menschen zu zeigen, ja, diese Liebe sogar würdevoll zu feiern. Leider sind die poetischen (Sprach-)Bilder ein wenig zu abgeschmackt, um wirklich begeistern zu können und kurz darauf offenbart sich auch, warum dies so ist: Nick Lyon belügt sein Publikum. Er borgt sich die Ästhetik eines alternativen Lebenswandels, um für den Mittelweg der breiten Masse zu werben. Nick Lyon ist ein Faker, ein Blender, ein Poseur und noch viel schlimmer: Ein Verräter.
    Jede Abweichung von der Norm wird in „Punk Love“ heftigst bestraft, so dass die beiden Protagonisten nach kurzer Zeit in einer verfahrenen Lebenssituation stecken, die Bonnie und Clyde und Romeo und Julia alle Ehre machen würde. Der Ausweg kann nur der Tod sein, weil Lyon das jugendliche Paar für seinen Lebenswandel (Harte Drogen, freier Sex, Verachtung der Autoritäten) bestrafen muss und obendrein für ihn noch ein tragisches, romantisches Ende dabei abfällt.
    Abfall wäre auch genau das richtige Wort, um „Punk Love“ auf den Punkt zu bringen, wäre da nicht der melancholische Soundtrack, leicht hingekratzt von Violinen und Celli, welcher einige Szenen in würdevoller Schönheit schweben lässt, wenn Lyon sein durchaus vorhandenes inszenatorisches Geschick nicht wieder in künstlichem Regen, stereotypen Großstadt-bei-Nacht-Aufnahmen (Portland, Oregon, that is) und dem anfangs schon erwähnten Blaufilter ertränkt. Im Schneideraum gibt er sich experimentierfreudig, brilliert aber eher darin Indie- und Musikvideoklischees aufzuwärmen. Dies sorgt auch für den Würgereiz: In seinen Bilderwelten spricht Lyons Film von anderen Dingen als auf der erzählerischen Ebene. Ein schizophrener Versuch, der durchaus zu gefallen weiß, wenn man die kräftige reaktionäre Strömung im Hintergrund ausblenden kann. Leider ist dies nur minutenweise möglich, bevor Lyon seinem Publikum brutal ins Gedächtnis zurückruft, wer in dieser Gesellschaft die Ansagen macht und wer ihnen zu gehorchen hat.
    Dieses Trauerspiel setzt sich selbst im internationalen Verleih des Films fort: „Punk Love“ (Originaltitel) erschien zunächst unter dem romantisch-verklärenden Verleihtitel „Fallen Angels – Jeder braucht einen Engel“, der auf die Eingangs- und Schlusssequenz des Films Bezug nimmt, bevor man ihn bei erneuter Veröffentlichung auf Blu-ray lapidar „Junkies“ nannte – selbst hier spürt man den mitleidslosen Tonfall der Feierabendbiertrinker, der sich so hinterfotzig durch den gesamten Film zieht.

    Trailer

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    #10145713  | PERMALINK

    ford-prefect
    Feeling all right in the noise and the light

    Registriert seit: 10.07.2002

    Beiträge: 10,358

    harry-rag
    In seinen Bilderwelten spricht Lyons Film von anderen Dingen als auf der erzählerischen Ebene. Ein schizophrener Versuch, der durchaus zu gefallen weiß, wenn man die kräftige reaktionäre Strömung im Hintergrund ausblenden kann. Leider ist dies nur minutenweise möglich, bevor Lyon seinem Publikum brutal ins Gedächtnis zurückruft, wer in dieser Gesellschaft die Ansagen macht und wer ihnen zu gehorchen hat.

    Diese Sätze verstehe ich nicht ganz. Kannst du das genauer erläutern, was du damit meinst?

    Und mit Blaufilter meinst du, dass der Film in seinen Bildern einen satten Blaustich besitzt?

    zuletzt geändert von ford-prefect

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    Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!
    #10146137  | PERMALINK

    Anonym
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    Beiträge: 0

    „Punk Love“ bedient sich der Bilder des Indiefilms und der Musikvideos, vollzieht auf visueller Ebene also eher eine Verbrüderung mit dem Lebensstil von Sarah und Spike. Die eigentliche Handlung wurde aber mit Augenmerk auf eine Belehrung geschrieben: Drogen sind schlecht, Autoritäten wissen, was das Beste für einen ist. Conform, consume, obey.
    Das beißt sich und bringt den Film zum Schlittern und aus der Bahn. In etwa wie ein handwerklich okayer Rap-Song, der davon handelt, endlich wieder Baumwolle für Massah pflücken zu wollen.  ;-)
    Ja, der Film wurde in ein tiefes Blau getaucht. (Kann man im Trailer ganz gut sehen. Glücklicherweise ist „Punk Love“ doch ruhiger geschnitten als der Trailer es vermuten lässt.)

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    #10146369  | PERMALINK

    ford-prefect
    Feeling all right in the noise and the light

    Registriert seit: 10.07.2002

    Beiträge: 10,358

    Allein wegen dieser blauen Bilder würde ich mir diesen Film anschauen.

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    Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!
    #10146375  | PERMALINK

    Anonym
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    But drugs are bayud, mkay?  ;-)

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    #10148375  | PERMALINK

    ap

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    „Bad Company“ von Robert Benton

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    #10148685  | PERMALINK

    Anonym
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    ap
    „Bad Company“ von Robert Benton

    Schön, den mag ich sehr!

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    #10154741  | PERMALINK

    Anonym
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     A Fantastic Fear of Everything
    (Regie: Crispian Mills – Großbritannien, 2012)

    Eingeschlossen irgendwo hoch oben über der Themse in seinem knarzenden Altbauappartement wohnt und arbeitet der scheue Kriminalliterat Jack, studiert die Lebensläufe berühmter Londoner Mörder (an denen nie Mangel herrschte), und fürchtet sich dabei zu Tode vor allem und jedem, am meisten aber vor einem, der ihn womöglich ermorden wollen könnte. Als er sich mal zum Wäschewaschen vor die Tür wagt, lernt er zwar ein Mädchen kennen, aber prompt drohen auch seine schlimmsten Albträume wahr zu werden.

    Als würde er seinen Fans versichern wollen, hier handele es sich tatsächlich um einen Film von ihm, spielt Crispian Mills in den ersten Realszenen seines Debüts „A Fantastic Fear of Everything“, welches mit einer viktorianisch-märchenhaften Animationssequenz beginnt, den Track „I See You“ der Pretty Things aus deren Psych-Phase ein, dessen Sound einen hörbaren Einfluss auf Kula Shaker hatte. Richtig, Kula Shaker, eine der Größen des Britpop, die auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs mit Oasis gleichzogen, aber einen weitaus differenzierteren musikalischen Stil pflegen – und bis heute Crispian Mills eigentliche Lebensaufgabe verkörpern.
    Im Laufe der Jahre verminderten sich die Gitarrenwände und fragile Folkstrukturen kamen zum Vorschein, nie verblasste hingegen der Einfluss indischer Ragas und psychedelischer Ideen in Crispian Mills Musik, die tief im britischen Pop der 1960er wurzelt.
    Wenn der Sohn einer bekannten Schauspielerin plötzlich Interesse am Schreiben von Filmscripts bekundet, sollte man also davon ausgehen, hier keine gewöhnliche Geschichte vorgesetzt zu bekommen, die ein Rockstar während einer musikalischen Schreibblockade ausbaldowert hat. Auch wenn dieses Thema ein wenig in Mills erstem Film anklingt, handelt „A Fantastic Fear of Everything“ doch vor allem von den Altlasten der Kindheit, die das (Nicht-)Tun und (Nicht-)Handeln in der Gegenwart bestimmen. Von Ängsten, die bisher durch kontinuierliche Arbeit verdrängt wurden. Im Falle von Protagonist Jack (in einer immer ein wenig exaltierten und sehr britischen Darstellung von Simon Pegg) mit dem Schreiben von Kinderbüchern, die die Erinnerungen an sein Kindheitstrauma bannten, bis er diese für ein ambitionierteres Projekt zurückstellt: Er möchte einen Bestseller über Serienmörder in Großbritannien verfassen. Innerhalb kürzester Zeit brechen alte Wunden wieder auf und Jack verbringt die Tage eingeschlossen in seiner geräumigen, aber verwahrlosten Wohnung, um unsichtbaren Feinden und Dämonen nachzujagen. Ein Paranoiker wie er im (selbstverfassten) Buche steht, wortwörtlich verängstigt von seinem eigenen Schatten.
    Zusammen mit Co-Regisseur Chris Hopewell, der zuvor Werbefilme und Musikvideos (u.a. für Radiohead) drehte, achtet Mills präzise auf den Ton seines Films: Hier soll keine bedrückende Studie über einen Briten, der dem Wahnsinn verfällt, entstehen, sondern eine Sammlung unterhaltsamer Marotten, die ihre düsteren Untertöne nicht an oberflächliche Gags verschwendet. „A Fear of Everything“ vermeidet zu intellektuelles Fahrwasser, bedient sich aber gerne popkultureller und filmhistorischer Querverweise. Die Diskussion über die Genre-Zugehörigkeit des lästigen Hits „The Final Countdown“ von Europe z.B., zu dem ein verhinderter Serienkiller seinen Einmarsch in den Keller eines Waschsalons inszeniert. Dieser beharrt darauf, der Track sei „classic rock“, während Jack vehement die Ansicht verteidigt, es handele sich hierbei eindeutig um „80s hair metal“. (Zuvor rüstete sich Jack schon mit einem Rap-Mixtape namens „Uzilicious“ für den Weg zum Waschsalon, Ort seines Kindheitstraumas, den er breitbeinig zu „The Wrong Nigga To Fuck Wit“ von Ice Cube beschreitet, bis ihn ein Zusammenstoß mit dem Weihnachtsmann aus dem Takt bringt.) Mills setzt weniger auf Punchlines und Gags als skurrile Situationen, die sich aus den Spleens der Figuren ergeben.
    Mitunter fließt diese Exzentrik auch in die visuelle Gestaltung von „Die fürchterliche Furcht vor dem Fürchterlichen“ (deutscher Verleihtitel, fragt lieber nicht) ein, der im Grunde einen sehr märchenhaften Eindruck hinterlässt, obwohl mir der Ausdruck „children’s story“ passender als das Wort „fairytale“ erscheint. Einige Bilder sind eigen und farblich treffend komponiert, auffällige Spitzen in einer auch ansonsten liebevoll umgesetzten Gestaltung, die im Finale mit einer Stop-Motion-Animation glänzt, welche nicht nur Jacks Kinderbücher detailreich in Szene setzt, sondern auch das Gefühl vergangener Fernsehsonntagnachmittage der Kindheit auferstehen lässt.
    Neben Seitenhieben auf die Polizei und die fadenscheinige Welt der Kulturindustrie, frotzelt Crispian Mills ein wenig über die Auflösung von Hitchcocks „Psycho“ und gesellt sich zu den Künstlern, die Waschmaschinen eine tiefere, mysteriöse Bedeutung zugestehen, freilich nochmal auf einem ganz anderen Level als „Uzumaki“ oder „Das brandneue Testament“.
    Zuletzt findet sich auch der langjährige Kula-Shaker-Fan in „A Fantastic Fear of Everything“ wieder, in der Verbindung des Großflächigen, Plakativen und sofort Zugänglichen mit den kontemplativen Elementen fernöstlicher Mystik, sowie den spinnerten Einfällen aus Volkstümlichem, aus dem Kleinmädchentraum, geträumt im Garten eines englischen Anwesens des viktorianischen Zeitalters an einem heißen Sommertag. Wer aufmerksam lauscht, vernimmt vielleicht sogar das Lachen von Grimble Crumble. Very whimsical, jolly good.

    Trailer

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    #10160911  | PERMALINK

    klimoff

    Registriert seit: 17.07.2016

    Beiträge: 138

    „Toni Erdmann“ (Maren Ade)
    „Triple 9“ (John Hillcoat)
    „Blair Witch“ (Adam Wingard)
    „SMS für dich“(Karoline Herfurth)
    „Flaskepost fra P- Erlösung“ (Hans Petter Moland)
    „Split“ (M. Night Shyamalan)
    „I Don’t Feel at Home in This World Anymore“ (Macon Blair)
    „The VVitch: A New-England Folktale“ (Robert Eggers)
    „The Accountant“ (Gavin O’Connor)
    „Kollektivet – Die Kommune“ (Thomas Vinterberg)
    „The Shallows“ (Jaume Collet-Serra)
    „A War“ (Tobias Lindholm)
    „Tschick“ (Fatih Akin)
    „Life“ (Daniel Espinosa)
    „The Discovery“ (Charlie McDowell)
    „The Conjuring 2“ (James Wan)
    „Win It All“ (Joe Swanberg)
    „Sing Street“ (John Carney)
    „Captain Fantastic“ (Matt Ross)

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    #10161873  | PERMALINK

    motoerwolf

    Registriert seit: 25.10.2006

    Beiträge: 6,343

    Piranha – Alexandre Aja (2010)

    Blutig, witzig und mit reichlichen Verweisen auf andere Filme. Ideal für einen Filmabend mit ein paar Kumpels und ´nem Kasten Bier.

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    And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame
    #10162057  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

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    La Antena
    (Regie: Esteban Sapir – Argentinien, 2007)

    Die Stadt ohne Stimmen siecht schon seit 20 Jahren in Lethargie dahin. Eine Mediendiktatur hat die Bewohner zu stummen Konsumenten gemacht. Es fehlen ihnen die Stimmen, die Worte sind jedoch geblieben. Doch Señor T.V., ein skrupelloser Machtmensch, will mit einem Störsignal aus einer geheimen Maschine auch die Worte der Bewohner rauben, um so ein Volk aus willenlosen Verbrauchern zu schaffen, die seine Macht nicht mehr gefährden können. Dazu benötigt er die mysteriöse Sängerin La Voz, die als einzige noch eine Stimme besitzt. Ein Fernsehtechniker durchschaut jedoch Señor T.V.s Plan. Seine Tochter Ana kam durch einen Zufall auf das Geheimnis von La Voz, die ihren blinden Sohn vor der Außenwelt versteckt hält, der ebenfalls eine Stimme besitzt. Mit seiner Hilfe könnte in einer alten Antennenstation in den Bergen der diabolische Plan des Medienmoguls noch vereitelt werden. Doch als Señor T.V. durch den listigen Dr. Y auf die drohende Gefahr aufmerksam gemacht wird, beginnt eine mörderische Hetzjagd durch die surreale Welt der Stadt ohne Stimmen…

    Der Siegeszug des Tonfilms erstreckte sich in kürzester Zeit über alle Sterne und Planeten innerhalb des bekannten Spielfilmuniversums und ließ nur wenige obskure Galaxien aus, die heute ausschließlich von Kurz- und Experimentalfilmern aufgesucht werden, meist mit limitiertem Budget und ohne Beteiligung eines größeren Publikums. „The Artist“ gewann im Jahre 2012 den Oscar, weil die Wahrscheinlichkeit für einen Feature-Film ohne gesprochene Dialoge lächerlich gering war, so lächerlich, dass allein das Vorhandensein eines solchen Academy-Award-Anwärters genügte, um ihn letztendlich auch auszuzeichnen.
    Im Falle von „La Antena“, geschrieben und inszeniert von Esteban Sapir, nötigt schon die Geschichte (eine etwas plumpe politische Parabel, um eine der mündlichen Sprache bestohlenen Bevölkerung, deren endgültige Niederlage in der Konfiszierung der geschriebenen Wörter durch eine Clique faschistoider Herrscher liegt) zu einer Erzählform, welche die Protagonisten mundtot hinterlässt. Warum also nicht auf die Ästhetik längst vergangener Zeiten zurückgreifen und einen Stummfilm drehen? Das meint nicht nur die Abwesenheit von (vernehmbaren) Dialogen und Soundeffekten, sondern auch konkret einen Rückgriff auf die Bilder der 1920er Jahre, vor allem die des Deutschen Expressionismus. Neben diesem Haupteinfluss gibt Esteban Sapir durch offensichtliche filmische Zitate zu verstehen, dass Fritz Langs Klassiker „Metropolis“, Charlie Chaplins „Moderne Zeiten“ und „Die Reise zum Mond“ für die visuelle und inhaltliche Seite von „La Antena“ Pate standen.
    Von Anfang an schöpft der Zuschauer seine Freude aus dem Detailreichtum der Darstellungen, die den Stummfilm nicht nur emulieren, sondern sich kopfüber in dessen Techniken stürzen und die Atmosphäre von „La Antena“ entwickeln. Vermutlich hilft hier auch das Wissen um die geschichtlichen Vorgänge, die dem „goldenen Zeitalter“ folgten, denn über den Visionen des Stummfilms hängen (vor allem aus heutiger Sicht) der Niedergang der Weimarer Republik und der Mussolini-Hitler-Franco-Faschismus, der den größten Teil Europas Kopf und Rückgrat gekostet hat.
    Neben den Filmtechniken erschafft man auch die Technik innerhalb der Geschichte aus den Möglichkeiten der 20er und 30er Jahre, dadurch fällt es schwer, „La Antena“ als Warnung vor kommendem Unheil anzusehen, weil diese Welt schon „passiert“ ist. Mit anderen Vorzeichen, zu anderen Bedingungen, aber in all ihren ekelhaften Auswüchsen. Vielleicht ist das besser so, denn wie (fast) alle Dystopien, die ihre Lehren aus dem Faschismus ziehen (wollen), macht auch „La Antena“ den Fehler, die Übel einer kleinen Gruppe von Psychopathen zuzuschreiben, die das Volk gegen seinen Willen unterdrückt und ausbeutet. Als wären plötzlich ein paar Außerirdische in Rom oder Berlin gelandet und hätten die Staatsgeschäfte übernommen – ein Joch für die Bevölkerung, die zu diesen Widerlingen in keinem Verhältnis steht. Noch dazu erkennt man Sapirs größenwahnsinnige Herrscher an ihren körperlichen Gebrechen.
    Solche Vereinfachungen stoßen mir sauer auf, gerade die Zeichnung eines „guten“ Volkes, das nur in die falschen Hände geraten ist und letztendlich durch die wiedervereinte Kleinfamilie errettet wird. Ich würde nicht soweit gehen, die transportierte Botschaft „gefährlich“ zu nennen, mir scheint sie nur äußerst kurzsichtig, wurzelt doch die Gewalt des Staates in der stumpfen Zusammenrottung der Individuen zu einem „Volkskörper“, der – geistig völlig vernichtet und seelisch auf den Hund gekommen – eine Massenidentität zu kreieren versucht, in die sich jeder zu fügen hat, wenn er nicht passend gemacht werden will. Die Kompromittierung jedes politischen Systems liegt auf der Hand, wenn man die Dinge von der breiten Masse her betrachtet: Egal, ob Kommunismus oder die Demokratie des freien Marktes, der Stumpfsinn und die Gewalt, der Hass und die Ausgrenzungen müssen stets Oberhand gewinnen, wo sich ein Mainstream entwickelt. (Noch dazu in Bevölkerungen, die, durch das Christentum verdorben, eine dichotomische Weltsicht gewohnt sind und ausschließlich in Kategorien wie „Gut und Böse“, „Wir gegen die“ und „Schuld vs. Unschuld“ existieren.)
    Dies ist ein kleiner Schnitzer, der die fabelhaft konstruierte Schwarzweißwelt von „La Antena“ kaum tangiert und fast völlig hinter dem effektiven Soundtrack verschwindet, der in ausladenden Gesten und kleinen Preziosen die schwermütige Stimmung durch Spannungsmusiken und instrumental nachempfundene Geräusche und Toneffekte auflockert. Zusätzlich verschafft eine kleine „Neuerung“ weiteren Reiz: Die Dialoge werden nicht auf Schrifttafeln zwischen die Szenen geblendet, sondern in variablen Lettern über die Aufnahmen gelegt; Sapirs Figuren können sogar mit ihnen interagieren. (Zehn Jahre nach Erscheinen des Films, der auf 16mm gedreht wurde, amüsiert natürlich auch die haarige Koinzidenz zwischen dem „Führer“ der Mediendiktatur und Donald Trump – respektive Recep Tayyip Erdoğan.)
    Für die Menschen in „La Antena“ ist es von größter Bedeutung, die gesprochene Sprache zurückzugewinnen, eine Stimme zu haben. Deshalb sind die wenigen tatsächlich ausgesprochenen Sätze behutsam eingesetzt und gipfeln schließlich in einem Ur-Wort, das den Beginn der Sprachfähigkeit verkündet – und den Gang der Welt nach Vernichtung der Wörter und Begriffe in den Zustand eines weißen Blatt Papiers zurücksetzt: „Mama“.
    Obwohl „La Antena“ kaum etwas neu erfindet und sich fast ausschließlich bei alten Techniken bedient, überstrahlt dieser argentinische Film den Großteil seiner Konkurrenten um die Publikumsgunst, allein weil er sich des abscheulichen Trends widersetzt, filmische und schauspielerische Leistungen auf „Subtiles“ und „Nuancen“ zu reduzieren. Er entwickelt seine Ideen aus Bildern, übersetzt diese auch gerne mal in große Gesten, treibt auf diese Weise ebenfalls die Geschichte an und rettet uns vor der Dialogflut, die sonst alles zerlabern muss, was weniger begabte Regisseure nicht ins Optische übersetzen, geschweige denn aus ihm entstehen lassen können.

    Trailer

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