Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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  • #4525163  | PERMALINK

    sonic-juice
    Moderator

    Registriert seit: 14.09.2005

    Beiträge: 10,983

    Bitte meinen Post ignorieren und wieder der seriösen Filmkritik zuwenden, die diesen Thread groß gemacht hat.

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    #4525165  | PERMALINK

    witek-dlugosz

    Registriert seit: 19.11.2010

    Beiträge: 5,114

    Ich mochte „Blue Jasmine“ sehr, fand Blanchett großartig und Allens Unbarmherzigkeit seiner Figur gegenüber sehr überzeugend. Was genau möchtest du nicht, Napo? Und was fandest du an Blanchetts Performance so mies, Josh? Woran machst du das Acting-Schauturnen fest?

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    #4525167  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
    Moderator

    Registriert seit: 09.11.2002

    Beiträge: 21,865

    nail75Mir gefiel allerdings, dass es keine Lösung für die Probleme gab, sondern dass sich die Fehler und Verhaltensweisen der Protagonisten wiederholten. Aber mehr als *** oder höchstens ***1/2 würde ich auch nicht geben.

    Drei Sterne würde ich auch noch knapp geben. Dass ich Dice Clay auch mal sympathisch finde, muss einfach für „Blue Jasmine“ sprechen. Ansonsten hat der Film eben das gleiche Problem, wie viele andere Allen-Filme in den letzten 15 Jahren: Er besitzt eine Idee (oder in dem Fall eher ein Motiv), entwickelt aber daraus keine wirkliche Story mehr – vermutlich, weil beim Allen-erprobten Zuschauer stets die Vielzahl an ungemein besseren Filmen mitschwingt und er eben die Lücken immer selbst ausfüllt. Ist ein Allen-Film mal nicht so witzig, so erinnern immerhin die Pointen an frühere, ist ein Allen-Film mal nicht so berührend melodramatisch, findet sich immer noch motivisch einiges an Bekanntem. Die filmischen Kniffe, mit denen das kompensiert wird, sind mittlerweile aber auch einfach nicht mehr frisch: Bei „From Rome With Love“ indem einfach mehrere halbgare Geschichten episodisch abendfüllend gemacht werden, in „Blue Jasmine“ durch eine Rückblende nach der anderen (in der Regel ja immer ein Zeichen für schlechtes Storytelling).

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    A Kiss in the Dreamhouse  
    #4525169  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
    Moderator

    Registriert seit: 09.11.2002

    Beiträge: 21,865

    Witek DlugoszWas genau mochtest du nicht, Napo?

    Um das mal noch etwas konkreter am Plot und Stil von „Blue Jasmine“ festzumachen: Blanchetts Figur ist keine plastisch konzipierte (oder gerne auch, weil Drehbücher gar nicht so wichtig sein müssen, einfach nur: gespielte) Person, sondern eben lediglich ein Plotprinzip – reiche Ex-Gattin fällt auf die Nase und will wieder reich heiraten. Und so wird diese Jasmine schauspielerisch ja von der ersten bis zur letzten Minute auch gegeben, mit einem unveränderlich steinkalten, illusorischen Blick. Altes Theaterdramen-Prinzip, als müsste man heute noch jemandem Arthur Miller oder Tennesse Williams in verwässerter Form präsentieren. Du nennst das, zugegeben mit einem gewissen Recht, unbarmherzig, ich bezeichne es eher als unehrlich. Weil es diese stereotypischen Schemen, die früher für etwas standen, was man erstmal mit der Kunst aus vollem Recht angreifen musste, heute in Filmen, im Theater, in der Literatur einfach nicht mehr gibt und Allen lediglich ein bewährtes Prinzip für Preisnominierungen und Kritikerlob aufwärmt. Und weil er es, meiner Meinung nach, teilweise auch etwas arg kaltherzig macht: Wer möchte denn schon die Beziehung von Jasmines Schwester scheitern sehen, indem sich Louis C.K. durch einen blöden Plottwist als bereits verheiratet herausstellt? Was Kunstfiguren betrifft, bin ich immer der Meinung, dass man ihnen in punkto Mitgefühl auch etwas schuldig ist, sie nicht bloss Mittel sein dürfen, um den Zuschauer zu überraschen. Vermutlich mag ich auch deswegen so sehr Filme, die keine allzu großen Dramen erzählen.

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    A Kiss in the Dreamhouse  
    #4525171  | PERMALINK

    joshua-tree
    Back from the Grave

    Registriert seit: 17.05.2005

    Beiträge: 17,455

    Witek DlugoszUnd was fandest du an Blanchetts Performance so mies, Josh? Woran machst du das Acting-Schauturnen fest?

    Von Anfang an „spielt“ Blanchett ihre Rolle, man hat nie den Eindruck einen Menschen zu sehen, sondern nur eine Schauspielerin die versucht eine sehr eindimensionale Figur zu spielen. Dies natürlich inklusive den üblichen Gesichtszuckungen und Grimassen. Eine Interaktion mit den anderen Figuren findet nicht statt, auch nicht mit den Darstellern.

    --

    #4525173  | PERMALINK

    fifteenjugglers
    war mit Benno Fürmann in Afghanistan

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 11,597

    Joshua TreeEine Interaktion mit den anderen Figuren findet nicht statt, auch nicht mit den Darstellern.

    Was aber auch irgendwie zur Rolle passt.

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    "Don't reach out for me," she said "Can't you see I'm drownin' too?"
    #4525175  | PERMALINK

    fifteenjugglers
    war mit Benno Fürmann in Afghanistan

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 11,597

    03.01.14

    „Only Lovers Left Alive“ von Jim Jarmusch (Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Zypern, USA 2013). 7,5/10.

    07.01.14

    „La vie d‘ Adèle: chapitres 1 et 2“ von Abdellatif Kechiche (Frankreich, Belgien, Spanien 2013). 7,5/10.

    10.01.14

    „All Is Lost“ von J.C. Chandor (USA 2013). 7/10.

    11.01.14

    „Das fünfte Element“ von Luc Besson (Frankreich 1997). 6/10.

    12.01.14

    „Mulholland Drive“ von David Lynch (Frankreich, USA 2001). 9,5/10.

    Alle im Kino bis auf Besson (TV).

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    "Don't reach out for me," she said "Can't you see I'm drownin' too?"
    #4525177  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
    Moderator

    Registriert seit: 09.11.2002

    Beiträge: 21,865

    FifteenJugglers
    „La vie d‘ Adèle: chapitres 1 et 2“ von Abdellatif Kechiche (Frankreich, Belgien, Spanien 2013). 7,5/10.

    Wären das * * * 1/2? Warum nicht mehr? Das ist ein Film, der mich noch Wochen später immer wieder umspukt. Nach dem zweiten Sehen werde ich vermutlich fünf Sterne geben.

    --

    A Kiss in the Dreamhouse  
    #4525179  | PERMALINK

    witek-dlugosz

    Registriert seit: 19.11.2010

    Beiträge: 5,114

    FifteenJugglersWas aber auch irgendwie zur Rolle passt.

    Ja, genau. Eine Frau, die in ihrem Kopf lebt, weil ein ehrlicher Abgleich mit der Realität für sie zu ungünstig und vor allem schmerzhaft ausfallen würde.

    Napoleon Dynamite

    Weil es diese stereotypischen Schemen, die früher für etwas standen, was man erstmal mit der Kunst aus vollem Recht angreifen musste, heute in Filmen, im Theater, in der Literatur einfach nicht mehr gibt und Allen lediglich ein bewährtes Prinzip für Preisnominierungen und Kritikerlob aufwärmt.
    Muss denn Kunst sich etwa notwendigerweise von anderer Kunst abgrenzen? Ich denke nicht. Und wenn es auch stimmen mag, dass sich das Plotprinzip, das du als „reiche Ex-Gattin fällt auf die Nase und will wieder reich heiraten“ bezeichnest, etwas anachronistisch anfühlt, hat es durch das betrügerische Finanzgebaren ihres Gatten vor dem Hintergrund der Finanzkrise doch einen anderen Twist bekommen. Dass dieser Twist Blanchetts Figur völlig egal ist, passt ins (Krankheits-)Bild dieser Frau.

    Und weil er es, meiner Meinung nach, teilweise auch etwas arg kaltherzig macht: Wer möchte denn schon die Beziehung von Jasmines Schwester scheitern sehen, indem sich Louis C.K. durch einen blöden Plottwist als bereits verheiratet herausstellt?

    Stimmt schon, der Schwester hätte Allen nicht auch noch so arg zusetzen müssen.

    Was Kunstfiguren betrifft, bin ich immer der Meinung, dass man ihnen in punkto Mitgefühl auch etwas schuldig ist, sie nicht bloss Mittel sein dürfen, um den Zuschauer zu überraschen.

    Hmm, wie hätte Allen seine Figur denn anders behandeln sollen? Ihr am Ende einen neuen reichen Gatten an die Seite stellen?

    --

    #4525181  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
    Moderator

    Registriert seit: 09.11.2002

    Beiträge: 21,865

    Witek DlugoszMuss denn Kunst sich etwa notwendigerweise von anderer Kunst abgrenzen?

    Nein, natürlich nicht. Was ich damit sagen wollte, ist, dass solche Stereotypen heutzutage einfach nicht mehr funktionieren. Nicht, weil es eine Figur wie Jasmine nicht mehr gibt, sondern weil der Zuschauer von z.B. „Breaking Bad“ etc. viel weiter in punkto Empathie und klaren Gut-Böse-Gegensätzen ist. Mich würde das im Grunde auch überhaupt nicht stören („Blue Jasmine“ ist ein wirklich bekömmlicher Film), wenn nicht klar wäre, wie kalkuliert Allen hier mal wieder einen sich ernster gebenden Kritikererfolg dreht. Er war mir viel näher, als insbesondere seine Darstellerinnen sich noch selbst in ihre Figuren einbringen konnten und nicht bloß ein Muster ausfüllten – davon ist in Blanchetts Schauspiel nichts mehr übrig, sie macht nur Oscar-Bait-Grimassen. In der schönsten Woody Allen-Szene aus dem schönsten Woody Allen-Film sprach Juliette Lewis vor 20 Jahren noch Allens eigene Selbstkritik aus:

    Witek Dlugosz
    Hmm, wie hätte Allen seine Figur denn anders behandeln sollen? Ihr am Ende einen neuen reichen Gatten an die Seite stellen?

    Das bezog sich auf die Schwester. Für Jasmine bleibt ja die Zukunft eher offen, oder?

    --

    A Kiss in the Dreamhouse  
    #4525183  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,074

    Napoleon DynamiteDrei Sterne würde ich auch noch knapp geben. […]Die filmischen Kniffe, mit denen das kompensiert wird, sind mittlerweile aber auch einfach nicht mehr frisch: Bei „From Rome With Love“ indem einfach mehrere halbgare Geschichten episodisch abendfüllend gemacht werden, in „Blue Jasmine“ durch eine Rückblende nach der anderen (in der Regel ja immer ein Zeichen für schlechtes Storytelling).

    Das ist ein guter Punkt, ich fand die Rückblenden in der Tat nicht sonderlich interessant und frage mich, ob der Film in chronologischer Erzählweise nicht effektiver gewesen wäre.

    --

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    #4525185  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,712

    Napoleon DynamiteUm das mal noch etwas konkreter am Plot und Stil von „Blue Jasmine“ festzumachen: Blanchetts Figur ist keine plastisch konzipierte (oder gerne auch, weil Drehbücher gar nicht so wichtig sein müssen, einfach nur: gespielte) Person, sondern eben lediglich ein Plotprinzip – reiche Ex-Gattin fällt auf die Nase und will wieder reich heiraten. Und so wird diese Jasmine schauspielerisch ja von der ersten bis zur letzten Minute auch gegeben, mit einem unveränderlich steinkalten, illusorischen Blick. Altes Theaterdramen-Prinzip, als müsste man heute noch jemandem Arthur Miller oder Tennesse Williams in verwässerter Form präsentieren. Du nennst das, zugegeben mit einem gewissen Recht, unbarmherzig, ich bezeichne es eher als unehrlich. Weil es diese stereotypischen Schemen, die früher für etwas standen, was man erstmal mit der Kunst aus vollem Recht angreifen musste, heute in Filmen, im Theater, in der Literatur einfach nicht mehr gibt und Allen lediglich ein bewährtes Prinzip für Preisnominierungen und Kritikerlob aufwärmt. Und weil er es, meiner Meinung nach, teilweise auch etwas arg kaltherzig macht: Wer möchte denn schon die Beziehung von Jasmines Schwester scheitern sehen, indem sich Louis C.K. durch einen blöden Plottwist als bereits verheiratet herausstellt? Was Kunstfiguren betrifft, bin ich immer der Meinung, dass man ihnen in punkto Mitgefühl auch etwas schuldig ist, sie nicht bloss Mittel sein dürfen, um den Zuschauer zu überraschen. Vermutlich mag ich auch deswegen so sehr Filme, die keine allzu großen Dramen erzählen.

    Wir sind gar nicht so weit auseinander: * * * 1/2 würde ich dem Film geben. Ja, die Rückblenden nerven, es gibt kaum sympathische Figuren und der narrative Bogen ist nicht besonders gespannt. Aber trotzdem mochte ich den Film: Allen hat in meinen Augen einen fast abstrakten Hintergrund eingebaut: das oder der in Allen-Filmen eher selten auftauchende Böse ist hier das easy money der Banker. Baldwin verschwindet hinter seiner Aalglätte und bietet gar keine Konturen mehr, selbst wenn er seiner Frau Seitensprünge beichtet. Und Blanchetts Figur lässt sich ganz einfach kaufen, ist eine Mitläuferin. Und um die Bewusstwerdung und das Bewältigen ihrer Schuld geht es in Blanchetts Figur. Und Allen hat das hart und kühl in Szene gesetzt – ungewohnt bei ihm, aber nicht das erste Mal. Das fand ich das Spannende bei Blue Jasmine: hat Allen überhaupt Mitleid mit der Figur, gibt es da etwas zu retten, kann man da noch etwas Menschliches sehen? Ich glaube eher nicht, auch nicht bei dem (vielleicht) offenen Ende.
    Dass Blanchett da in die Hände der Oscar-Wähler spielt, die in der Figur die Tragödie sehen, die Allen nicht drehte, ist nicht Blanchetts und auch nicht Allens Schuld. McConaughey ist ja auch nicht vorzuwerfen, dass er einen AIDS-Kranken spielt.

    Sonic JuiceOh, oh, eine unerwartete Achse des Bösen firmiert sich.

    Höchste Zeit, die negative Thread-Energie auf den Perückenwitzfilm „American Hustle“ umzulenken.

    Kommt nur her! Ich fand den Film toll! Endlich mal ein 70er-Jahre-Schauspieler-Film, wie ihn Scorcese schon seit längerem nicht mehr hinbekommt.

    Sonic JuiceBitte meinen Post ignorieren und wieder der seriösen Filmkritik zuwenden, die diesen Thread groß gemacht hat.

    Das dürfte hier gewesen sein.

    --

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    #4525187  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
    Moderator

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    Beiträge: 21,865

    latho
    Das Blanchett da in die Hände der Oscar-Wähler spielt, die in der Figur die Tragödie sehen, die Allen nicht drehte, ist nicht Blanchetts und auch nicht Allens Schuld.

    Ja. Kann schon gut sein, dass ich durch all die „Woody-wieder-gut-und-ernsthaft“-Jubelarien etwas zu voreingenommen bin.

    lathoDas dürfte hier gewesen sein.

    Zombie Holocaust, riesige Brüste: Wo ist er nur hin, dieser süße Wind der frühen Forumstage? Ich kann das eigentlich nur nochmal so kommentieren, wie anno dazumal:

    Napoleon DynamiteAber hallo. :liebe:

    --

    A Kiss in the Dreamhouse  
    #4525189  | PERMALINK

    candycolouredclown
    Moderator

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    „Mayak“ (Mariya Saakyan)

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    #4525191  | PERMALINK

    sonic-juice
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