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FifteenJugglersWas aber auch irgendwie zur Rolle passt.
Ja, genau. Eine Frau, die in ihrem Kopf lebt, weil ein ehrlicher Abgleich mit der Realität für sie zu ungünstig und vor allem schmerzhaft ausfallen würde.
Napoleon Dynamite
Weil es diese stereotypischen Schemen, die früher für etwas standen, was man erstmal mit der Kunst aus vollem Recht angreifen musste, heute in Filmen, im Theater, in der Literatur einfach nicht mehr gibt und Allen lediglich ein bewährtes Prinzip für Preisnominierungen und Kritikerlob aufwärmt.
Muss denn Kunst sich etwa notwendigerweise von anderer Kunst abgrenzen? Ich denke nicht. Und wenn es auch stimmen mag, dass sich das Plotprinzip, das du als „reiche Ex-Gattin fällt auf die Nase und will wieder reich heiraten“ bezeichnest, etwas anachronistisch anfühlt, hat es durch das betrügerische Finanzgebaren ihres Gatten vor dem Hintergrund der Finanzkrise doch einen anderen Twist bekommen. Dass dieser Twist Blanchetts Figur völlig egal ist, passt ins (Krankheits-)Bild dieser Frau.
Und weil er es, meiner Meinung nach, teilweise auch etwas arg kaltherzig macht: Wer möchte denn schon die Beziehung von Jasmines Schwester scheitern sehen, indem sich Louis C.K. durch einen blöden Plottwist als bereits verheiratet herausstellt?
Stimmt schon, der Schwester hätte Allen nicht auch noch so arg zusetzen müssen.
Was Kunstfiguren betrifft, bin ich immer der Meinung, dass man ihnen in punkto Mitgefühl auch etwas schuldig ist, sie nicht bloss Mittel sein dürfen, um den Zuschauer zu überraschen.
Hmm, wie hätte Allen seine Figur denn anders behandeln sollen? Ihr am Ende einen neuen reichen Gatten an die Seite stellen?
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