Das RS-Forum wählt die 50 besten deutschen Alben

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  • #7764971  | PERMALINK

    go1
    Gang of One

    Registriert seit: 03.11.2004

    Beiträge: 5,645

    Nichts für ungut, SVM, aber diese Aussage:

    Some Velvet MorningIn den Nullern ist es gänzlich uncool geworden deutsche Musik zu hören. Die Besatzungsmächte haben ihr Ziel erreicht.

    die war einfach hanebüchener Unsinn. Der erste Teil stimmt schon rein faktisch nicht (in welchen Kreisen soll das denn der Fall gewesen sein?); und der zweite Teil („die Besatzungsmächte“) ist reines Ressentiment. Solches Gerede entquillt normalerweise nur den Stolzdeutschen, die sich einen schwarzrotgoldenen Fleck aufs Hirn gemacht haben. Einen solchen Satz von Dir lesen zu müssen, hat mich auch schockiert; den Satz hat tops Dir völlig zurecht um die Ohren gehauen. Der Satz unterstellt, „wir Deutschen“ müssten „eigentlich“ Musik aus dem „eigenen Land“ hören und stolz darauf sein, was diese Nation an Kultur hervorbringt. Das ist die Ideologie derjenigen, die gerne von einem „gesunden“, „unverkrampften“ oder „natürlichen“ Verhältnis zur „eigenen Nation“ schwadronieren, das den Deutschen angeblich „ausgetrieben“ worden sei. Und das ist eben Unfug, weil die nationale Identifikation und Parteilichkeit nichts mit Natur und Gesundheit zu tun hat, und weil die Kunstwerke nicht von „Nationen“ hervorgebracht werden, sondern von den Künstlern. Und die lassen sich dabei von anderen Künstlern inspirieren, und zwar von Künstlern aus aller Herren Länder.

    Musik unterteilt sich nicht nach „deutsch“ und „ausländisch“, sondern nach gut und schlecht. Deshalb habe ich auch keine Probleme mit „deutscher Musik“. Gute Musik aus Deutschland ist einfach gute Musik, und wenn sie international verständlich ist, dann ist sie Weltkultur. So wie Kraftwerk. Ich schätze Kraftwerk für ihre Musik, ihre Soundästhetik, ihre genialen Melodien und prägnanten Texte, ihre Eleganz und Emotionalität, für ihre Ideen und ihr Artwork und ihre Originalität – aber mit einer „nationalen Identität“ hat meine Wertschätzung rein gar nichts zu tun. Nationale Kategorien sind sachfremd, wenn es um Kunst geht und nicht um die Politik von Staaten.
    (Nebenbei: Kraftwerk zählen zwar international zu den wichtigsten Acts überhaupt, neben Chuck Berry, The Rolling Stones, The Beatles, The Velvet Underground usw., aber Techno haben sie dann doch nicht erfunden. Sie waren einfach eine wichtige Inspiration für Juan Atkins, Derrick May und Kevin Saunderson und viele andere.)

    Some Velvet MorningEs ist doch scheißegal, ob NEU! deutsch sind, aber ich finde es genauso bescheuert generell jegliche deutsche Musik für beknackt zu halten, eben weil sie aus Deutschland kommt.

    Freilich, aber das ist ein Pappkamerad. Eine generelle Ablehnung von Musik „weil sie aus Deutschland kommt“ gibt es gar nicht; diese Haltung existiert nur in der Einbildung derjenigen, die ihren Nationalstolz mit kulturellen Leistungen stützen wollen. Das ist ein Hirngespinst von Leuten, die es zu einer Frage ihrer Ehre machen, dass Musik aus Deutschland allgemeine Anerkennung erfährt, und die stinkig werden, wenn nicht alle dabei mitmachen. Das ist der Typus des „stets beleidigten Deutschen“.

    Wer nur wenige Platten von hiesigen Künstlern besitzt, hat dafür seine speziellen Gründe. Manche meinen zum Beispiel, dass die deutsche Sprache nicht zu den musikalischen Formen passt, die sie bevorzugen, wie Blues oder Rock ’n‘ Roll; andere können mit den Arten von Musik, die hierzulande in hoher Qualität produziert werden (wie House und Techno), generell nicht viel anfangen und bevorzugen Genres, in denen hiesige Künstler nur blasse Kopien der Originale abliefern; usw. Man braucht diese Ansichten und Abneigungen nicht zu teilen, aber es ist einfach billig, den Leuten ihre Gründe abzusprechen.

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    #7764973  | PERMALINK

    tolomoquinkolom

    Registriert seit: 07.08.2008

    Beiträge: 8,651

    topsBis heute wird man ja in diesem Forum angefeindet, wenn man es wagt, Klassik gut zu finden.

    Nein, nein. Klassik darf nur nicht aus Deutschland kommen und würde gar gesungen, sollten die Sänger vermeiden in dieser Sprache zu singen. Dann ist es schon okay.

    otisIch habe die erste Seite der LP letztens noch einmal gehört. Ja, es hat etwas über den damaligen Alltag Hinausreichendes, und das ist die Schärfe der Produktion, Schwebels Gitarre etwa, der Gesang Heins, dies macht das Album unvergleichlich (was nicht heißt, dass es gleich ein *****er ist). Diese Einheit von Ausdruck, Attitüde, Form und Inhalt ist es in meinen Augen, was Musik (und Kunst überhaupt) aus der Zeitgebundeheit löst. Und nicht, wie du schreibst, die Initialzündung.

    Ich glaube es macht einen entscheidenden Unterschied ob man die Zeit, die dieses Album abzubilden versuchte, auch selbst erlebt hat. Die ganzen Zusammenhänge, die in den Texten angetippt werden, entstehen dann ganz von selbst. In der Rückschau ist dies alles viel schwerer nachzuempfinden.

    Diese Zeitungebundenheit, die Du ansprichst, empfinde ich nicht so; die Energie, also den musikalischen Ausdruck, die Attitüde, wie Du es nennst, schon. Wenn ich MONARCHIE UND ALLTAG gelegentlich auflege, Hein dabei zuhöre wie er ständig ein klein wenig neben der Band singt, denke ich: schon clever, wie die das gemacht haben, denn irgendwie passt das dann gut zum Bild einer Generation, die auch ein wenig daneben stand. Ob ich damit mein eigenes Interpretationsrad überdrehe und dies überhaupt gar keine Intention der Band war, weiß ich natürlich nicht.

    --

    #7764975  | PERMALINK

    patriktroll

    Registriert seit: 08.09.2005

    Beiträge: 1,175

    Jedenfalls beweist diese Diskussion, wenn auch im Kleinen und in den Argumenten meist von anderen, größeren Meinungsmachern übernommenen Argumenten auf beiden Seiten, dass die Deutschen auch heute noch ein total gestörtes Verhältnis zu ihrem Land haben.

    Go1Nationale Kategorien sind sachfremd, wenn es um Kunst geht.

    Diese Aussage kann nur von einem Nichtkünstler stammen, denn sonst wüßte der Urheber des Satzes, dass er nicht stimmt.

    --

    I will hold the tea bag.
    #7764977  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    PatrikTrollDiese Aussage kann nur von einem Nichtkünstler stammen, denn sonst wüßte der Urheber des Satzes, dass er nicht stimmt.

    Das musst du jetzt aber bitte mal genauer erklären, PT.

    --

    #7764979  | PERMALINK

    magicmatthes
    Klassensprecher

    Registriert seit: 23.10.2003

    Beiträge: 3,153

    tolomoquinkolom

    Ich glaube es macht einen entscheidenden Unterschied ob man die Zeit, die dieses Album abzubilden versuchte, auch selbst erlebt hat. Die ganzen Zusammenhänge, die in den Texten angetippt werden, entstehen dann ganz von selbst. In der Rückschau ist dies alles viel schwerer nachzuempfinden.

    Diese Zeitungebundenheit, die Du ansprichst, empfinde ich nicht so; die Energie, also den musikalischen Ausdruck, die Attitüde, wie Du es nennst, schon. Wenn ich MONARCHIE UND ALLTAG gelegentlich auflege, Hein dabei zuhöre wie er ständig ein klein wenig neben der Band singt, denke ich: schon clever, wie die das gemacht haben, denn irgendwie passt das dann gut zum Bild einer Generation, die auch ein wenig daneben stand. Ob ich damit mein eigenes Interpretationsrad überdrehe und dies überhaupt gar keine Intention der Band war, weiß ich natürlich nicht.

    Für mich hat diese Platte auch beim ersten Hören im Jahre 1996 perfekt gepasst, ich habe sie in keinster Weise als nostalgisch o.ä. empfunden. Ich habe sie damals ‚zeitungebunden‘ empfunden, und tue es noch immer. Für mich ohne Frage das beste deutsche Album ever. Ich empfinde die Texte als zeitlos, da sie eigentlich (meiner Meinung nach) relative unpolitisch (sehen wir mal von Apokalypse ab- wobei ja D auch heute noch Waffen massenhaft exportiert) sind, dafür aber persönliche Isolation/ Verzweilung ausdrücken, die 1980 so aktuell wie 2010 ist. Ein Grauschleier liegt auch heute über der Stadt…

    --

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    #7764981  | PERMALINK

    otis
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 22,557

    tolomoquinkolom
    Ich glaube es macht einen entscheidenden Unterschied ob man die Zeit, die dieses Album abzubilden versuchte, auch selbst erlebt hat. Die ganzen Zusammenhänge, die in den Texten angetippt werden, entstehen dann ganz von selbst. In der Rückschau ist dies alles viel schwerer nachzuempfinden.

    Auch wenn es immer noch off topic ist, doch noch eine kleine antwort.
    Ich glaube nicht daran, dass ein Album seine Zeit abbilden kann oder will, sondern denke höchstens, dass sich die Zeit darin spiegelt. Wenn die Musik gut ist, weist sie aber über diese Zeitgebundenheit hinaus. Das ist bei Monarchie der Fall. Das Drängende, das Harte etc… macht es auf ureigene Weise spür- und nachvollziehbar. Wäre es nicht so, würde man es heute nicht mehr verstehen können und wollen.
    Eher sind es also ganz fundamentale Emotionen, die in ihrer Zeit zwar angesiedelt sein mögen, dennoch aber weit über sie hinausreichen. In einem wie auch immer gearteten Paradies voller Glückseligkeit, würde niemand Monarchie hören wollen.

    --

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    #7764983  | PERMALINK

    tops
    This charming man

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 3,598

    Close to the edgeWirklich erstaunlich ist ja, dass du dich überhaupt in dieser unhygienischen deutschen Sprache äußerst.
    Wie muss man nur drauf sein, um aus einer Diskussion über deutsche Musik ein Politikum zu machen, in dem man „Entnazifizierung“ thematisiert?

    Dieses schöne Beispiel von Kannichtverstan habe ich eben erst gesehen, weil Du es nachträglich eingefügt hattest. Mein Rat: Schau‘ im Fremdwörterlexikon nach der Bedeutung von Sarkasmus und lies‘ dann nochmal, was ich geschrieben habe, in Replik auf SVMs „Besatzungsmächte“.

    --

    #7764985  | PERMALINK

    patriktroll

    Registriert seit: 08.09.2005

    Beiträge: 1,175

    pinchDas musst du jetzt aber bitte mal genauer erklären, PT.

    Ich denke, das würde hier zu weit führen.

    Jedenfalls wird in jedem guten Kunstwerk auch etwas genuin nationales, das im Künstler aufgrund seiner Biographie vorhanden sein muss, widergespiegelt. Man denke nur an die Muttersprache (und weiter die Dialekte dieser Muttersprache). Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel, z.b. Menschen mit verschiedenen Herkünften. Nicht umsonst werden beispielsweise deutsche Musiker, die ihre amerikanischen (etc.) Vorbilder nur nachahm(t)en, schnell in Vergessenheit geraten. (z.B.:Peter Kraus wird ein Phänomen seiner Zeit bleiben, Neu! wird eine wichtige Band der deutschen Musikgeschichte werden, da Neu! etwas genuin nationales haben.)

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    #7764987  | PERMALINK

    declan-macmanus

    Registriert seit: 07.01.2003

    Beiträge: 14,707

    Die Tatsache, dass du dich mit der These, „in jedem guten Kunstwerk auch etwas genuin nationales, das im Künstler aufgrund seiner Biographie vorhanden sein muss, widergespiegelt“ wird, freundlich gesagt auf ziemlich dünnem Eis bewegst, untermauerst du eindrucksvoll damit, dass du Du die Begriffe ziemlich durcheinander wirfst:“genuin national“, „Muttersprache“, „Dialekte“usw.

    „genuin national“ schreibst du kursiv – ich nehme an, du willst ein Zitat kennzeichnen. Von wem?

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    Lately I've been seeing things / They look like they float at the back of my head room[/B] [/SIZE][/FONT]
    #7764989  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,074

    waIch gebe auch nicht zu, daß bei mir der Anteil der Tonträger, die nails Anforderungen erfüllen, allenfalls bei 2% liegt.

    Bei mir ist das auch nicht viel anders und so ist es wohl bei vielen hier im Forum. Ich verstehe das Problem nicht, die meisten hören doch vornehmlich anglo-amerikanische Musik.

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #7764991  | PERMALINK

    patriktroll

    Registriert seit: 08.09.2005

    Beiträge: 1,175

    Declan MacManus
    „genuin national“ schreibst du kursiv – ich nehme an, du willst ein Zitat kennzeichnen – von wem?

    Nein, das ist kein Zitat, sondern wird in der Kunst seit ca. Beginn des 20. Jahrhunderts (also der Moderne) allgemein so bezeichnet.
    Ich werfe keine Begriffe durcheinander, Du hast meinen Beitrag nur offenbar nicht verstanden. Ich bewege mich hier auch nicht auf dünnem Eis, sondern habe pinch nur etwas allgemein Bekanntes mitgeteilt, das so ist, wie es ist.
    Natürlich hat jeder gute Künstler einen tiefen Bezug zu seiner Nation, welcher ihm nicht einmal bewußt sein muss.

    Mehr habe ich zu dem Thema an dieser Stelle nicht zu sagen.

    --

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    #7764993  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Danke.

    --

    #7764995  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,074

    PatrikTrollNein, das ist kein Zitat, sondern wird in der Kunst seit ca. Beginn des 20. Jahrhunderts (also der Moderne) allgemein so bezeichnet.
    Ich werfe keine Begriffe durcheinander, Du hast meinen Beitrag nur offenbar nicht verstanden. Ich bewege mich hier auch nicht auf dünnem Eis, sondern habe pinch nur etwas allgemein Bekanntes mitgeteilt, das so ist, wie es ist.
    Natürlich hat jeder gute Künstler einen tiefen Bezug zu seiner Nation, welcher ihm nicht einmal bewußt sein muss.

    Mehr habe ich zu dem Thema an dieser Stelle nicht zu sagen.

    Aber ich und zwar, dass ich Dir zwar zustimme, dass Go1 in seiner Verneinung oben etwas zu weit geht (der Rest seines Beitrages ist aber exzellent), aber das geht mir wiederum ebenfalls zu weit. Es gibt natürlich Künstler, deren nationaler Bezug sich in engen Grenzen hält – von denjenigen, die vor Erfindung des Nationalismus arbeiteten ganz zu schweigen. Außerdem darf man internationale Verbindungen und Einflüsse nie unterschätzen. Wie stark die ausgeprägt sind, ist aber von Künstler zu Künstler unterschiedlich. Dass sehr viele Künstler der letzten 2 Jahrhunderte in der Regel durch Nationalstaaten geprägt wurden und zumindest teilweise in deren Kontexten arbeiteten und damit Teil eines – wie auch immer gearteten nationalen Diskurses sind – ändert daran nichts. Allerdings gibt es auch im Kunstbereich internationale Diskurse und Vernetzungen, die mit rein nationalen Kategorien nicht zu erfassen sind.

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #7764997  | PERMALINK

    go1
    Gang of One

    Registriert seit: 03.11.2004

    Beiträge: 5,645

    PatrikTrollJedenfalls beweist diese Diskussion, (…) dass die Deutschen auch heute noch ein total gestörtes Verhältnis zu ihrem Land haben.

    Der Satz ist typisch und wird immer wieder vorgebracht. Nationalisten wollen ihre eigene Haltung zu Deutschland (Identifikation und fraglose Parteilichkeit) als „natürlich“ verstanden wissen (sie können sie ja nicht begründen) und müssen deshalb jede andere Einstellung als gestört und letztlich krankhaft hinstellen. Sie glauben, mit dem schwarzrotgoldenen Mal auf der Stirn geboren worden zu sein, dass sie sich selber aufgemalt haben.

    PatrikTrollDiese Aussage kann nur von einem Nichtkünstler stammen, denn sonst wüßte der Urheber des Satzes, dass er nicht stimmt.

    Frag doch mal Dirk von Lowtzow, was er davon hält, wenn Du ihn als „Repräsentanten der deutschen Kultur“ vereinnahmen möchtest. Der hat sich übrigens von der Incredible String Band beeinflussen lassen, und die wiederum hat schottische Traditionen mit orientalischen Einflüssen verbunden (und mit Drogenerfahrungen). Und so gehen die Einflüsse hin und her.

    Einige Bands aus Deutschland wie Neu! und Kraftwerk haben ihre internationalen Einflüsse so synthetisiert, dass etwas völlig Eigenes herausgekommen ist; sie waren originell und wurden gerade deshalb einflussreich und stilprägend – wiederum international. Wer diese Leistung von Dinger, Rother, Hütter und Schneider gerne „Deutschland“ aufs Konto buchen möchte, ist nationalistisch verbildet. Nationalisten projizieren ihr Vorurteil auf die Musik und bilden sich dann ein, etwas „genuin Deutsches“ aus ihr herauszuhören – weil sie es so wollen. In Wirklichkeit sind es universelle Erfahrungen, die sich in Themen wie der Mensch-Maschine oder in der „endlosen Gerade“ verdichtet haben. Der Klaus Dinger-Beat spiegelt die Erfahrung wider, eine Fernstraße entlangzucruisen – und das kann ebenso gut ein Interstate Highway sein wie eine Autobahn.

    Die „Muttersprache“ ist erst recht ein schwaches Argument. Gedanken, Ideen lassen sich in jeder Sprache ausdrücken; die Sprache bestimmt nicht darüber, wie man die Welt auffasst; und oft hat man mit Gleichgesinnten auf anderen Kontinenten mehr gemeinsam als mit Leuten aus der eigenen Nachbarschaft, die dieselbe Sprache sprechen wie man selbst. Das gilt für Künstler ebenso wie für jeden anderen.

    --

    To Hell with Poverty
    #7764999  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 14,067

    mir ist irgendwie unklar, warum kleben an amerikanischen Vorbildern so viel schlimmer ist als kleben an deutschen Vorbildern… schlecht gemachte Abziehbilder von Reinhard Mey, den Toten Hosen und Wir sind Helden kriegt man genug zu hören, wenn man durch die BRD reist, ist überhaupt nichts super dran… ist so ähnlich wie wenn man einem (männlichen) Künstler vorwirft, er klebe an weiblichen Vorbildern… kleben ist das Problem, wenn jemand sich erstmal weit genug freigeschwommen (:-)) hat, dann kann man natürlich auch anfangen, den Geburtsort Wiesbaden und was weiß ich in der Musik zu hören versuchen – kann man auch lassen…

    --

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