Das Piano-Trio im Jazz

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  • #12567937  | PERMALINK

    thelonica

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    vorgarten… ich lese jetzt lyrisch vs. funky / souljazz/ blues/ gospel oder im sinne von „geschmeidig“, lässig, als gegensatz zur zurschaustellung von technik und virtuosität – . vielleicht ist das auch wieder ein beschreibungsproblem, das vor allem bei klavier auftritt? (hatten wir ja jetzt schon häufiger.)

    genau das meine ich nicht, ich wollte nicht zu viel vermischen. Man kann es allerdings erkennen, wenn ein Musiker verkrampft, nicht entspannt oder sogar nicht lässig spielt, ganz simpel. Aber es geht auch verschiedenes zusammen: lyrisch, funky, geschmeidig, entspannt und sogar fast aggressiv wegen Schmerz (Hawkins oder Webster). Ben Webster konnte das sehr schön.

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    #12567943  | PERMALINK

    vorgarten

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    thelonica

    vorgarten… ich lese jetzt lyrisch vs. funky / souljazz/ blues/ gospel oder im sinne von „geschmeidig“, lässig, als gegensatz zur zurschaustellung von technik und virtuosität – . vielleicht ist das auch wieder ein beschreibungsproblem, das vor allem bei klavier auftritt? (hatten wir ja jetzt schon häufiger.)

    genau das meine ich nicht, ich wollte nicht zu viel vermischen. Man kann es allerdings erkennen, wenn ein Musiker verkrampft, nicht entspannt oder sogar nicht lässig spielt, ganz simpel. Aber es geht auch verschiedenes zusammen: lyrisch, funky, geschmeidig, entspannt und sogar fast aggressiv wegen Schmerz (Hawkins oder Webster). Ben Webster konnte das sehr schön.

    und wo ordnest du da cecil taylor ein? oder don pullen? oder jaki byard? (bzw. jazzmusiker*innen nach 1960?)

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    #12567961  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Everybody Likes Hampton Hawes, Vol. 3: The Trio | Gestern auch noch gehört: Vol. 3 der Hawes-Reihe mit Red Mitchell und Chuck Thompson. Das konsolidiert weiter, ist mehr auf den Punkt und im Spiel wie mich dünkt auch etwas fokussierter und knapper als noch auf Vol. 2 … und vielleicht mag ich das am Ende auch noch eine Spur lieber. Interessant jedenfalls, diese Aufnahmen wieder mal zu hören und die doch recht rasche Entwicklung von Hawes in den wenigen Monaten nachzuvollziehen.

    The Ahmad Jamal Trio – Volume IV / Ahmad Jamal – Portfolio of Ahmad Jamal | Hier auch Konsolidierung, aber zugleich auch Erklimmen von höchsten Gipfeln … es ist der Live-Mitschnitt aus dem Spotlight Club in Washington von September 1958 (wie der im Pershing über zwei Tage) mit Crosby/Fournier, der mich in die Welt von Ahmad Jamal einführte und auf Anhieb begeisterte. Eine LP brachte Argo als „Volume IV“ heraus – und legte 1959 noch eine Doppel-LP mit fünfzehn weiteren Stücken nach, limitiert und mit bemerkenswerter Aufmachung: „An Audio Odyssey by Argo“ steht auf dem Rückcover der zurückhaltend gestalteten Hülle.

    Der Club war laut Washington nicht viel mehr als eine „neighborhood bar […] on the ground floor of a high-rise apartment building which spotted the crème de la crème of prominent African American doctors, dentists and lawyers“. Die Atmosphäre ist maximal entspannt, auch wenn viel Stücke weiterhin kurz gehalten werden, scheint das Trio sich maximal viel Zeit zu lassen – die Kunst, den Augenblick zu dehnen, drei Minuten wie eine ganze Ewigkeit scheinen zu lassen – eine Audio-Odyssee eben.

    Highlights gibt es hier so viele, ich mag da gar nicht so sehr in Detail gehen: „Taboo“, „Squatty Roo“, „Secret Love“ (wieder, mag ich glaub ich nie besser als hier) … „Autumn Leaves“ dauert fast acht StundenMinuten und ist ein Highlight in Jamals Werk, eine allmähliche Steigerung und Verdichtung (ein g’day mate to The Necks) schon in einem zügigen Tempo und sehr snappy – mehr noch als späteren Versionen von Miles Davis vielleicht, der sich bestimmt hier inspirieren liess. In „Ahmad’s Blues“ oder „Ivy“ (Hoagy Carmichael) erschüttert Crosbys Bass die Fundamente des Hochhauses, in dem Club sich befindet. In „It Could Happen to You“ wird das Trio sukzessive langsamer – „digging coal“ nannten laut Washington ältere Musiker die Art, wie Fournier hier mit den Besen spielt. Fournier, so mein Eindruck, könnte auch bloss auf 2 und 4 das Hi-Hat schliessen und damit schon einen irren Swing entwickeln. Jamal weiss seine Mittel einzusetzen, streut Block-Akkorde ein, Wiederholungen, Variationen, er verweilt auch mal einen Moment auf einem Ton im Diskant – und die Begleiter sind wirklich perfekt eingespielt, das alles verschmilzt zu einer gemeinsam atmenden Einheit. Die Musik dieses Trios ist unglaublich frisch, entwickelt einen immensen Sog, ist dabei stets von vollendeter Eleganz – und immer maximal hip.

    Als Bonus in der Mosaic-Box noch zwei Stücke, die damals nicht erscheinen sind: „Too Late Now“ (Lane-Lerner) und „The Night Has a Thousand Eyes“, das Coltrane zwei Jahre später aufnahm (1964 auf „Coltrane’s Sound“ erschienen), Sonny Rollins nahm das Stück zwar erst im Frühling 1962 auf, aber seine Version kam schon im Sommer desselben Jahres heraus. Jamals Version musste bis 2010 warten, aber bestimmt nicht, weil sie nicht gut ist, sondern wohl weil der Tonmeister noch etwas mit dem Sound herumspielt („Too Late Now“ ist das erste Stück, danach folgten „A Gal in Calico“ und „I Didn’t Know What Time It Was“, die auf „Portfolio“ zu finden sind, dann „The Night….“ und ab da ist dann allers veröffentlicht worden).

    zuletzt geändert von gypsy-tail-wind

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    #12567975  | PERMALINK

    thelonica

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    @ vorgarten Ich ordne die gar nicht ein, weil ich die zu selten höre (Bands von Byard nur ab und zu, Taylor auch nur so ein bißchen, Pullen klang mir sehr verkopft/kalt bei der Platte mit den Monk Stücken, das lasse ich dann lieber, die LP soll ja gut sein). Nach 1960? Lass uns lieber über Jazz nach 1989 schreiben (Bertha Hope, Hank Jones, Shirley Horn…). Oder Piano Jazz ab 1975/76. Oder Piano Jazz auf MPS ab 1967.  ;-)

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    #12567995  | PERMALINK

    vorgarten

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    thelonica Nach 1960? Lass uns lieber über Jazz nach 1989 schreiben (Bertha Hope, Hank Jones, Shirley Horn…). Oder Piano Jazz ab 1975/76. Oder Piano Jazz auf MPS ab 1967.

    da müsste ich zu vieles ausklammern, bei dem gerade, was klaviertrio angeht, sehr viel passiert ist. aber das hilft auf jeden fall bei der einordnung, wo du lyrisches spiel hörst – genauso, dass redbeans den begriff aus einer hardbop-darstellung kennt.

    @gypsy-tail-wind acht stunden „autumn leaves“? das würde ich noch nicht mal den necks zutrauen ;-) aber danke, sehr schöne beschreibung, ich fand „ivy“ auch eine ziemliche entdeckung.

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    #12568001  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Ich denke schon, dass das nur ein Behelfswort ist @vorgarten – und dass redbeans und ich das wohl auch anders einsetzen als thelonica. Rosenthal ist auch meine Referenz (finde die Gruppe von Leuten, die er da zusammenbringt, sehr einleuchtend, aber klare Abgrenzungen sind das natürlich auch nicht … Sonny Clark ist aus der Noir-Schule, ist funky, bluesy und dennoch oft sehr lyrisch) und hier. Ich suche das Buch mal hervor zum späteren nachschlagen, aber ich muss grad ein paar Stunden in Bob Marley investieren.

    Und dabei höre ich einfach weiter Jamal, gerade das nächste Studio-Album, das im Januar 1960 (jetzt auch an zwei Tagen) entsteht:

    Ahmad Jamal – Happy Moods | Runde drei im Studio mit Crosby/Fournier, Album Nummer zwei – Der Sound ist sicher eine Spur besser, aufgeräumter – und die Live-Atmosphäre fehlt mir schon ein wenig. In „Pavanne“ (dem Mittelteil aus Morton Goulds „American Symphonette No. 2“) passiert etwas besonders: für die Solo-Section wechselt Jamal in einen 12taktigen Blues – die einzige solche Aufnahme mit diesem Trio („Ahmad’s Blues“ ist in diesem engen Sinn kein Blues). Jamal hat das Washington gegenüber erklärt: er habe in jungen Jahren so oft Blues gespielt, als Begleiter von Sänger*innen und Instrumentalisten, dass er schlicht keine Lust darauf mehr habe. Den Blues und „Auld Lang Syne“ würde er nie spielen – das war seine rote Linie. Natürlich durchzieht der Blues praktisch alles, was Jamal spielte – aber in der Form gibt es halt keine Blues-Nummern in seinem Repertoire (auch das hier zu hörende „Excerpts from the Blues“ ist kein Blues).

    Ein Highlight hier ist „Raincheck“ von Billy Strayhorn – mittelschnelles Tempo, verschrobener Beat von Fournier mit kleinen Verschleppungen, Jamal üppig im Sound und ellingtonesk in den Verzierungen und Fills (und in Zitierlaune, wenn er „I’m Beginning to See the Light“ ansteuert). Die Fieberkurve steigt – eine klassische Jamal-Performance – stetig, von Chorus zu Chorus – und am Schluss, wenn die Spannung auf dem Höhepunkt ist, spielt Jamal die letzten acht Takte des Themas und Schluss.

    Zur „Pavanne“ schreibt Washington auch noch, dass es Kritiker gebe, die meinen, bei Jamal finde sich im Interlude eine Figur, aus der Miles Davis „So What“ (und Coltrane dann „Impressions“) geschrieben habe … doch die Phrase stammt aus Goulds Originalthema und findet sich auch in Aufnahmen, die Jimmie Lunceford oder Glenn Miller von der „Pavanne“ gemacht haben. Hier Lunceford, die Phrase kommt bei 1:06 von einer Trompete und danach im Satz:

    Im Februar 1959 hatte das Trio mit Streichern unter der Leitung von Joe Kennedy, einem Kindheitsfreund Jamals, das Album „Jamal at the Penthouse“ aufgenommen. Im August 1960 gab es mit „Listen to the Ahmad Jamal Quintet“ einen Nachschlag der Zusammenarbeit. Der fünfte Mann ist ein alter Bekannter, Ray Crawford nämlich. Am 5. Juni 1961 folgte dann eine Session im Studio mit dem Trio, von der Mosaic drei Stücke veröffentlicht hat – die letzte Studio-Session mit Crosby und Fournier. „I’m Old Fashioned“ (Kern/Mercer), „We Kiss in a Shadow“ (Rodgers/Hammerstein) und „Chi-town (aka Gem)“ von Bill Lee sind dabei. Washington schreibt, wie er erst nach langem Rätseln dem Intro von „Old Fashioned“, das ihm sehr bekannt vorgekommen sei (dasselbe ist in der Mosaic-Box nochmal in einer zuvor unveröffentlichten Live-Version aus dem Blackhawk zu hören) auf die Spur kam, sich am Ende aufs Fahrrad setzte und die 5 Minuten zu Lee rüberfuhr, der im bestätigte, dass er das Arrangement geschrieben habe. Lee lebte damals in Chicago und „was very much influenced by Israel Crosby’s bass playing and was a big fan of the trio“ (Washington).

    Den blöden Fehler oben hab ich korrigiert, danke :-)

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    #12568227  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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    Larry Willis „The Big Push“ (HighNote) 2006 …. dieser „Journeyman“ des Jazz-/Funkpianos bekam folgend ab den späten 1980ern auch die Möglichkeit für eigene Piano Trio Aufnahmen … ggstdl von Don Sickler liebevoll produzierte Session sticht dabei besonders hervor, daran haben Buster Williams (b) und Al Foster (dr) (ähnlich wie auch auf Danny Zeitlin’s „As long as there’s Music“) maßgeblichen Anteil …. btw der Track eine Wayne Shorter Komposition ….

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      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #12568237  | PERMALINK

    thelonica

    Registriert seit: 09.12.2007

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    vorgarten

    thelonica Nach 1960? Lass uns lieber über Jazz nach 1989 schreiben (Bertha Hope, Hank Jones, Shirley Horn…). Oder Piano Jazz ab 1975/76. Oder Piano Jazz auf MPS ab 1967.

    da müsste ich zu vieles ausklammern, bei dem gerade, was klaviertrio angeht, sehr viel passiert ist. aber das hilft auf jeden fall bei der einordnung, wo du lyrisches spiel hörst – genauso, dass redbeans den begriff aus einer hardbop-darstellung kennt. @gypsy-tail-wind acht stunden „autumn leaves“? das würde ich noch nicht mal den necks zutrauen aber danke, sehr schöne beschreibung, ich fand „ivy“ auch eine ziemliche entdeckung.

    Amerikanische Musiker sprechen ja öfter über vocabulary, da gehören unterschiedliche Ausdrucksmöglichkeiten bestimmt mit rein.  Ganz interessant ist das Jeff Parker Interview vom 20.11.25 aus der  Wochenzeitung Die Zeit. Da wurde Parker gefragt: Es geht ihnen nicht um Virtuosität? Parker antwortete: Ich strebe nach Klarheit und Einfachheit.

    Und „Einfachheit“ (und Klarheit) ist in der Musik (auch beim Piano/Trio) oft gar nicht so einfach umzusetzen, wenn es denn kreativ bleiben soll. Einfachheit hat ja Vorteile: Kann besser sein für das Spielen in der Gruppe, Ideen und Details kommen besser zur Wirkung, es verändert die Dynamik in der Gruppe und die Musik ebenfalls (denke an Kind of Blue z.B., oder irgendwas vom Trio Peterson/Brown/Thigpen, oder The Three Sounds). Und es gab Musiker, die fast überall passten (z.B. Tommy Flanagan, Sam Jones oder Billy Higgins), weil Erfahrung vorhanden war.

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    #12568371  | PERMALINK

    vorgarten

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    hawes, mitchell, bailey, i’m all smiles (1966/73)

    nicht ganz so auf reibung aus wie HERE AND NOW, aber voller besonderer momente. ich bin da relativ wehrlos, drei lieblingssongs auf seite 1 (das titelstück, der karnevalsmorgen und „another shattering ballad“ [alec wilder]: „spring is here“), dann ausgedehnt über „the shadow of your smile“, von red mitchell mal direkt von den soundtrack-aufnahmen zu THE SANDPIPER zu hawes mitgebracht, und als abschluss ein freier blues, mit sowas hätten sie eh damals jedes set beendet, schreibt hawes von 1973 aus (die zeit des coverfotos und seiner synthesizer- und ringmodulator-experimente). bailey macht etwas sehr verrücktes bei den latin beats (schellen am fuß?), und aus dem manha de carnaval, das sie erst so frisch wie das tamba trio spielen (mit schnellen oktavfiguren, in schnellem tempo), wird am ende ein jarrettsches fragezeichen. ich kenne außerdem nur eine weitere version von „i’m all smiles“, in der so viele emotionen aufscheinen, die man kaum in dem kleinen stück vermuten würde (trauer, vergeblichkeit, kurzes aufflammen, verleugnung, selbstbetrug, falsche fröhlichkeit, tiefe depression), und die kommt noch (von allen/haden/motian). man steigt insgesamt tiefer ein in die haweschen dramaturgien, und mitchell und bailey machen dazu unaufdringlich immer was sehr interessantes. große kunst.

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    #12568391  | PERMALINK

    vorgarten

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    hope, ore, boykins, jones, jarvis (1966)

    das ist ein bisschen traurig mitanzuhören. hope lässt sich hier nicht mehr von seinen guten begleitern inspirieren, spielt flach, unpräzise, reagiert kaum mehr. keine totalkatastrophe, aber kein funke mehr. mal ein trauriger blues („toothsome threesome“), mal ein bisschen dynamik („night in tunesia“), der rest versandet. ich konnte das nicht in gänze anhören.

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    #12568417  | PERMALINK

    lotterlotta
    Schaffnerlos

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    Beiträge: 6,439

    vorgarten hawes, mitchell, bailey, i’m all smiles (1966/73) nicht ganz so auf reibung aus wie HERE AND NOW, aber voller besonderer momente. ich bin da relativ wehrlos, drei lieblingssongs auf seite 1 (das titelstück, der karnevalsmorgen und „another shattering ballad“ [alec wilder]: „spring is here“), dann ausgedehnt über „the shadow of your smile“, von red mitchell mal direkt von den soundtrack-aufnahmen zu THE SANDPIPER zu hawes mitgebracht, und als abschluss ein freier blues, mit sowas hätten sie eh damals jedes set beendet, schreibt hawes von 1973 aus (die zeit des coverfotos und seiner synthesizer- und ringmodulator-experimente). bailey macht etwas sehr verrücktes bei den latin beats (schellen am fuß?), und aus dem manha de carnaval, das sie erst so frisch wie das tamba trio spielen (mit schnellen oktavfiguren, in schnellem tempo), wird am ende ein jarrettsches fragezeichen. ich kenne außerdem nur eine weitere version von „i’m all smiles“, in der so viele emotionen aufscheinen, die man kaum in dem kleinen stück vermuten würde (trauer, vergeblichkeit, kurzes aufflammen, verleugnung, selbstbetrug, falsche fröhlichkeit, tiefe depression), und die kommt noch (von allen/haden/motian). man steigt insgesamt tiefer ein in die haweschen dramaturgien, und mitchell und bailey machen dazu unaufdringlich immer was sehr interessantes. große kunst.

    …sehr schön beschrieben, würde da aber noch ein wort im letzen kurzsatz hinzufügen….sollte bei mir unter den möglichen top 20 zu finden sein, wenn ich dieses mammutprojekt mitmachen sollte…

    ich steig mal mit powell ein, album wurde ja hier schon erwähnt und beschrieben…

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    Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!  
    #12568427  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

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    In meiner Top20 dürfte I’m all smiles auch sein… Sehr schön beschrieben!

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    #12568435  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 13,364

    danke. ist schon verrückt, I’M ALL SMILES ist ja nur resteverwertung, funktioniert als album aber perfekt.

    zeitlin, haden, granelli, shining hour (1965)

    ich bleib dran, der bart von dr. zeitlin wird länger, er darf in gegenkultur-epizentren auftreten mit seinem immer introvertierter spielenden trio. mir sind das immer noch zu viele noten, aber seine eigenen kompositionen bauen schöne stimmungen auf. „carol’s waltz“ hier würde auf keinem aktuellen ECM-album störend auffallen, „quiet now“ wird ihm kurz darauf von bill evans himself abgenommen und veredelt, aber es gibt noch genug anderes, was hier potenzial hat, „lonely woman“ zum beispiel, aber auch das gibt es später von anderen haden-mitspieler*innen noch besser.

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    #12568453  | PERMALINK

    vorgarten

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    bley, swallow, altschul, closer (1965)

    dieses trio experimentiert hier mit freien tempi, bleibt aber in song-strukturen (fast alles von carla komponiert). das klappt mal sehr gut, mal weniger, laborsituation, vor allem die drums müssen ihren platz suchen. bleys trio-arbeit zu dieser zeit steht ein bisschen für sich, obwohl es natürlich referenzen gibt (ornette coleman vor allem). interessant ist auch die kürze, nur drei der zehn stücke gehen über 3 minuten.

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    #12568457  | PERMALINK

    lotterlotta
    Schaffnerlos

    Registriert seit: 09.04.2005

    Beiträge: 6,439

    also ich mag shining hour ja sehr, hat aber bei der qual der wahl keine chance, das im moment laufende powell album dagegen schon sehr große, da gehts von der ersten sekunde zur sache und klangtechnisch ist das allererste sahne, hab da eine japan-pressung, müsste ich allerdings mal wieder durch die waschmaschine jagen, gerade seite zwei am laufen, genau das richtige bevor es gleich wie jeden samstag ganz heiß her geht..

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    🖤🖤🖤🖤🖤+

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    Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!  
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