Antwort auf: Das Piano-Trio im Jazz

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gypsy-tail-wind
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Ich denke schon, dass das nur ein Behelfswort ist @vorgarten – und dass redbeans und ich das wohl auch anders einsetzen als thelonica. Rosenthal ist auch meine Referenz (finde die Gruppe von Leuten, die er da zusammenbringt, sehr einleuchtend, aber klare Abgrenzungen sind das natürlich auch nicht … Sonny Clark ist aus der Noir-Schule, ist funky, bluesy und dennoch oft sehr lyrisch) und hier. Ich suche das Buch mal hervor zum späteren nachschlagen, aber ich muss grad ein paar Stunden in Bob Marley investieren.

Und dabei höre ich einfach weiter Jamal, gerade das nächste Studio-Album, das im Januar 1960 (jetzt auch an zwei Tagen) entsteht:

Ahmad Jamal – Happy Moods | Runde drei im Studio mit Crosby/Fournier, Album Nummer zwei – Der Sound ist sicher eine Spur besser, aufgeräumter – und die Live-Atmosphäre fehlt mir schon ein wenig. In „Pavanne“ (dem Mittelteil aus Morton Goulds „American Symphonette No. 2“) passiert etwas besonders: für die Solo-Section wechselt Jamal in einen 12taktigen Blues – die einzige solche Aufnahme mit diesem Trio („Ahmad’s Blues“ ist in diesem engen Sinn kein Blues). Jamal hat das Washington gegenüber erklärt: er habe in jungen Jahren so oft Blues gespielt, als Begleiter von Sänger*innen und Instrumentalisten, dass er schlicht keine Lust darauf mehr habe. Den Blues und „Auld Lang Syne“ würde er nie spielen – das war seine rote Linie. Natürlich durchzieht der Blues praktisch alles, was Jamal spielte – aber in der Form gibt es halt keine Blues-Nummern in seinem Repertoire (auch das hier zu hörende „Excerpts from the Blues“ ist kein Blues).

Ein Highlight hier ist „Raincheck“ von Billy Strayhorn – mittelschnelles Tempo, verschrobener Beat von Fournier mit kleinen Verschleppungen, Jamal üppig im Sound und ellingtonesk in den Verzierungen und Fills (und in Zitierlaune, wenn er „I’m Beginning to See the Light“ ansteuert). Die Fieberkurve steigt – eine klassische Jamal-Performance – stetig, von Chorus zu Chorus – und am Schluss, wenn die Spannung auf dem Höhepunkt ist, spielt Jamal die letzten acht Takte des Themas und Schluss.

Zur „Pavanne“ schreibt Washington auch noch, dass es Kritiker gebe, die meinen, bei Jamal finde sich im Interlude eine Figur, aus der Miles Davis „So What“ (und Coltrane dann „Impressions“) geschrieben habe … doch die Phrase stammt aus Goulds Originalthema und findet sich auch in Aufnahmen, die Jimmie Lunceford oder Glenn Miller von der „Pavanne“ gemacht haben. Hier Lunceford, die Phrase kommt bei 1:06 von einer Trompete und danach im Satz:

Im Februar 1959 hatte das Trio mit Streichern unter der Leitung von Joe Kennedy, einem Kindheitsfreund Jamals, das Album „Jamal at the Penthouse“ aufgenommen. Im August 1960 gab es mit „Listen to the Ahmad Jamal Quintet“ einen Nachschlag der Zusammenarbeit. Der fünfte Mann ist ein alter Bekannter, Ray Crawford nämlich. Am 5. Juni 1961 folgte dann eine Session im Studio mit dem Trio, von der Mosaic drei Stücke veröffentlicht hat – die letzte Studio-Session mit Crosby und Fournier. „I’m Old Fashioned“ (Kern/Mercer), „We Kiss in a Shadow“ (Rodgers/Hammerstein) und „Chi-town (aka Gem)“ von Bill Lee sind dabei. Washington schreibt, wie er erst nach langem Rätseln dem Intro von „Old Fashioned“, das ihm sehr bekannt vorgekommen sei (dasselbe ist in der Mosaic-Box nochmal in einer zuvor unveröffentlichten Live-Version aus dem Blackhawk zu hören) auf die Spur kam, sich am Ende aufs Fahrrad setzte und die 5 Minuten zu Lee rüberfuhr, der im bestätigte, dass er das Arrangement geschrieben habe. Lee lebte damals in Chicago und „was very much influenced by Israel Crosby’s bass playing and was a big fan of the trio“ (Washington).

Den blöden Fehler oben hab ich korrigiert, danke :-)

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