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hawes, mitchell, bailey, the seance (1966)
ich kenne I’M ALL SMILES, den nachzügler vom gleichen aufnahmetag, besser, aber dafür brauche ich mehr ruhe, weil er auch ein top20-kandidat ist. hier kippt für mich das konzept ein bisschen, die jungs haben schon 9 monate in diesem kleinen club gespielt und scheinen sich z.t. mit dem material zu langweilen. dadurch schlagen sie vielleicht die eine pirouette zuviel und landen im denny-zeitlin-gebiet. aber das ist natürlich auch quatsch, ich höre hier ein anderes fundament, und sie klingen, wenn sie einfach nur swingen und ein paar akkorde verschieben, unfassbar gut. aber vieles ist einfach bekloppt. und das ist auch gut so.
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guaraldi, budwig, bailey, jazz impressions of a boy named charlie brown (1964)
zur abwechslung mal einen klassiker
ohne den kontext, dass das millionen menschen zum jazz verführt hat, kann man das natürlich nicht hören, davon abgesehen ist das ein super geschmackvoll agierendes trio, das weniger den pop ansteuert als hampton hawes zu der zeit (haha) und natürlich seinen bill evans gehört hat. ihr kommt jetzt bestimmt mit super guaraldi-tipps um die ecke, als er noch nichts mit zeichentrick zu tun hatte, aber mir fiel gerade das hier ein…--
Guaraldi hab ich die Tage auch ein paarmal probiert, aber das scheint eher nicht für mich zu sein…


Was jetzt eben im Zug lief ist „The Scene is Clean“ von Henri Texier mit Alain Jean Marie und Aldo Romano, ein Album, das ich schon ewig kenne… Das Konzept ist für Texier und 1991 durchaus überraschend: ein Programm von lyrischen Hard Bop Klassikern von Dameron, Gryce, Golson, Powell, Dorham… Tatsächlich hat die Band einen Hauch von Jarrett Standards Trio, Romano kann die Rolle, Marie kann sie gar nicht so schlecht, und Texier ist ihr voll und ganz gewachsen… Nur, dass die Standards halt nicht aus dem Great American Songbook sind, sondern aus dem Jazzkanon… Schönes Album
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.das klingt durchaus attraktiv. alain jean marie war an einigen (oder nur einem? weiß ich gerade nicht) comeback- alben von abbey lincoln beteiligt, daher kenne ich ihn.
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Ich denk bei Alain Jean Marie vor allem an ein paar tolle Barney Wilen Alben aus den 80ern, aber in den 90ern war er noch im Gitanes Kosmos unterwegs… Und diese karibo-europäischen Biografien sind ja sowieso immer interessant…
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.Die „Biguine Reflections“-Alben sind ja auch tatsächlich im Trio – ohne die ev. zu erwartende Extra-Percussion. Kenne ich allerdings nicht bis kaum … „Lazy Afternoon“ gibt es auch noch, von 1999 mit Naturel/Betsch. Das Texier Trio hab ich glaub ich deinetwegen (danke!) vor einer Weile mal gekauft … 90er-Kontext glaub ich?
Ich höre jetzt endlich mal Jamal (nach einem phänomenalen Solo-Set von Marilyn Crispell und einer langen Pause seither) – und erinnere mich erst beim Einlegen der CD wieder, dass ja beim ersten p/b/d-Trio-Album für Argo noch Walter Perkins an den Drums sitzt. Jamal hatte zwar bereits Fournier anheuern wollen, aber der war einer der meistbeschäftigten Drummer der Stadt und hatte (noch) keine Zeit:

Ahmad Jamal Trio – Count ‚Em 88 | Und dass das Originalcover noch ausschaut wie aus der Zeit, bevor LP-Covers auch was mit Design zu tun hatten, hatte ich auch erfolgreich verdrängt. Hier ist das Konzept schon einigermassen da, aber noch nicht ausgereift … Liner Notes von Musikern sind ein Bonus, den es bei Mosaic nicht so oft gibt, nach Dick Katz im „Columbia Jazz Piano Moods“-Booklet ist hier Kenny Washington zuständig, und der macht den Punkt, dass Perkins in seiner recht kurzen Zeit mit Jamal schon den Drum-Stil des neuen Trios etabliert habe. Dafür hat er z.B. die Faux-Conga-Sounds, für die davor Gitarrist Ray Crawford zuständig war, auf die Drums übertragen. In der linken hat er mit einem Mallet (Schlägel mit Filzkopf) statt einem Stick gespielt, was den weicheren Sound erklärt, wenn er diese Conga-artigen Beats spielt (z.B. in „How About You“ zu hören). Die fehlende Gitarre befreiten Jamal also und erlaubte es ihm, harmonisch sehr viel freier zu agieren … und die neuen Drums funktionierten auf eine Weise, die dem ganzen Trio einen leichteren Touch gab. Und klar: Fournier hat das alles später erweitert und perfektioniert … und auch klar: Crosbys tiefer, dunkler Bass bildet einen Kontrapunkt zu den leichten Drums und dem oft in die Höhe schweifenden Piano, der das ganze perfekt erdet. Die Magie ist hier noch nicht zu oder erst in Ansätzen hören, aber das ist dennoch schon ein tolles, total frisches Trio. Es gibt auch schon das eklektische Repertoire, wenn das Album mit dem „Volga Boatman“ öffnet, dann ein paar (später) populäre Standards und Obskuritäten folgen, darunter die wohl erste Jazz-Version von „On Green Dolphin Street“ (19 Monate vor der Davis-Aufnahme, die alle Welt kennt), Nat Coles „I Just Can’t See or Lookin'“ (eingetragen unter dem Namen von Nadine Robinson, der ersten Ehefrau Coles) sowie einer auffälligen und tollen Version von „Spring Will Be a Little Late This Year“ zum Abschluss, bevor das Jamal-Segment von der B-Seite der Platte beginnt, das noch von „Easy to Remember“ unterbrochen wird – nicht als Ballade sondern im „businessman’s bounce“-Tempo, da verwendet Washington denselben Ausdruck, den schon Katz gebraucht hat. Hier gibt es die raren Soli für Bass und Drums und Jamal spielt am Ende, wobei Washington den hörbaren Tatum- und Basie-Einfluss herausstreicht. In „Maryam“, für seine erste Frau, zeigt Jamal, dass auch Balladen bei ihm keine Füller waren sondern jeder Ton ernst gemeint ist. Ein starker Auftakt in eine neue Schaffensphase.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #168: Wadada & Friends - Neuheiten 2025 (Teil 2) - 9.12., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
This Is Hampton Hawes Vol. 2: The Trio | Ein gutes Jahr früher in Kalifornien spielt Hawes sein zweites Album mit Red Mitchell und Chuck Thompson ein – und das mag ich so gerne, dass ich noch eine neue Japan-Ausgabe vorbestellt habe, um meine CD von 1987 (vermutlich ja eine Nachpressung, aber halt dieselbe Ausgabe) zu ersetzen … mein liebstes Hawes-Album vielleicht, das mit Mingus das meistgehörte. Die übermässige Virtuosität (pardon, wenn das kein korrektes Zitat ist, aber das ist ja doch der Kern der Aussage) höre ich hier wirklich keinen Moment … ich höre hier ein frisches Klavierspiel, voller Ideen und Einfälle, mit einem enorm tollen Ansatz und einem Klangreichtum, wie es ihn selten gibt. Sicher nicht das geschmackvollste Klavier – dafür ist es zu nah an den irren Piano-Überschwappungen von Freeman, Wallington, Marmarosa etc., aber mir gefällt das wahnsinnig gut.
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gypsy-tail-wind Jetzt hab ich oben zu John Young nachträglich reineditiert, macht ja nichts …
ich habe jetzt länger überlegt, wo mir der junge john young schon mal begegnet ist (der späte, klar, bei von & george freeman). dann kam ich drauf – ich höre ja manchmal nicht nach alben, sondern nach versionen von songs von komponist*innen, die ich interessant finde, und hier waren zwei loesser-interpretationen drauf, die mir auffielen:
young, kidd, thomas, a touch of pepper (1962) „joey“ und der „inchworm“, aber auch sonst ein händchen für ungewöhnliche, durchaus poppige themen, mit einem schlanken, schnellen trio exekutiert – das hat auf anhieb witz und punch – also eher nicht die von thelonica gewünschte lässigkeit, das ist eher auf reibung aus. aber, vielleich verstehe ich es auch nicht, ich schrieb ja von eleganz bei bryant (und fehlender lässigkeit bei fischer), denn auch den verschmähten don pullen finde ich ja oft sehr lässig. aber zurück zu young und kidd (und eigentlich müsste der drummer jetzt noch „teen“ heißen oder sowas) – das ist eine andere idee von entertainment, scheint mir – denen muss man nicht mit debussy kommen (aber wenn sie das bräuchten, hätten sie in zwei nächten drauf, was sie davon verwenden könnten). ob das allerdings ein herausstechendes album ist, ist allerdings eine andere frage.Witz und punch schließe ich nicht aus, bei John Young kannst Du ja die Qualitäten gut erkennen, variety ist hörbar. Der Drummer klingt allerdings teilweise nicht durchgehend wirklich entspannt (vielleicht liegt es am Instrument), ab der Mitte wird es noch mal richtig interessant (wegen Percussion). Bei Bryant wollte ich das Zitat mit Jo Jones anbinden, weil dessen Tipps Bryant auch weitergebracht hatten. Diese lyrische Seite, besonders beim frühen Ray Bryant, ist richtig toll (er hat sich mit Teddy Wilson beschäftigt, Hank Jones ja auch). Er hatte später auch ein paar tolle Drummer bekommen (Freddie Waits z.B.), mit den beiden Schülern von Jo Jones (Oliver Jackson und Eddie Locke) war Bryant ebenfalls im Studio und unterwegs. Hier mal ein Beispiel, wie man vielleicht nicht spielen sollte (Barron und Lewis, die es eigentlich besser wissen müssten). Ich kann mir kaum vorstellen, dass Lehrer wie Barry Harris oder Fred Hersch sich für den Track sehr begeistert hätten. Sullivan Fortner wurde von seinen Lehrern Harris & Hersch mitgeteilt, dass er schon toll klingt, aber sein Spiel noch etwas ausdünnen könnte. Ab dem Punkt wird es schon interessanter, wenn es umgesetzt wird. Weil sich ab da viel mehr Möglichkeiten öffnen (hören was die anderen spielen, Entspannung setzt eventuell ein, der Klang der Musik wird besser, Improvisation, Komposition u. Performance profitieren auch davon und noch viel mehr). Miles und Kenny Dorham haben das in den frühen Zeiten des Be Bops schon erkannt. Es gab auch immer Musiker (im früheren Jazz), die fast immer mit hoher Intensität (physisch und mental) spielen konnten, dabei aber trotzdem noch „entspannt“ wirkten: Z.B. Art Tatum, Elvin Jones. Die meine ich aber weniger.
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thelonicaDiese lyrische Seite, besonders beim frühen Ray Bryant, ist richtig toll (er hat sich mit Teddy Wilson beschäftigt, Hank Jones ja auch). Er hatte später auch ein paar tolle Drummer bekommen (Freddie Waits z.B.), mit den beiden Schülern von Jo Jones (Oliver Jackson und Eddie Locke) war Bryant ebenfalls im Studio und unterwegs. Hier mal ein Beispiel, wie man vielleicht nicht spielen sollte (Barron und Lewis, die es eigentlich besser wissen müssten). Ich kann mir kaum vorstellen, dass Lehrer wie Barry Harris oder Fred Hersch sich für den Track sehr begeistert hätten.
naja, das stück heißt „dexterity“, und das ist hier doch genau der ansatz, oder? und bis heute hat mir noch niemand erklären können, was die „lyrische seite“ oder das „lyrische spiel“ im jazz bedeuten könnten. ich glaub nicht, dass wir uns irgendwo widersprechen, aber das nachvollziehen fällt mir gerade nicht leicht…
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But Not for Me: Ahmad Jamal Trio at the Pershing / Jamal at the Pershing Volume 2 | Etwas über ein Jahr nach der Studio-Session mit Walter Perkins wird im Januar 1958 das Trio, nun mit Vernel Fournier am Schlagzeug, erstmals aufgenommen: live im Pershing in Chicago – und damit ist die Formel perfekt. Die drei finden ihren Weg durch das oft originell gewählte Repertoire – mit dem Jamal ja auch andere beeinflusste, nicht zuletzt Miles Davis. „(Put Another Nickel in) Music! Music! Music!“ ist hier z.B. zu erwähnen, ein 1950er Hit für Teresa Brewer und ein ziemlich steifes Stück, das Jamals Trio sublimiert, oder „Surrey with the Fringe on Top“, von dem ich es ja schon mal hatte (bei Claude Williamson, Seite 15). Da sind auch „Poinciana“ – mit einer grandiosen Fournier-Performance, Washington erläutert, wie er hier wie ein linkshändiger Drummer spiele, mit Mallet und Stick, Time mit der Linken auf den Becken, mit der rechten Akzente auf der Snare und dem Steh-Tom … teils schlägt er gleichzeitig mit dem Schlegel auf das Fell und mit dem Holzgriff desselben Schlegels auf den Rahmen derselben Trommel – , da ist „There Is No Greater Love“ im Businessman’s Bounce-Tempo und mit einer Art Gegenmelodie von Crosby, da ist „My Funny Valentine“, da ist wieder „Billy Boy“ (ein Lied, das anscheinend im angelsächsischen Raum alle im Kindergarten singen, schreibt Washington, also so hip wie der Brewer-Hit), oder „Gone with the Wind“, ein Balladenmeisterwerk.

Und natürlich ist da die famose Version von „But Not for Me“, mit der das erste Album öffnet, auch ein „businessman’s bounce“, mit neuem Arrangement, das 2-taktige Breaks for Crosbys Bass freilässt, der so in den Dialog mit Jamal treten kann. Vom Pianisten kann man hier perfekt den „less is more“-Approach hören. Wie Washington erläutert, lässt er mit der rechten Hand praktisch alle Grundtöne weg, spielt dazu mit der linken kaum Akkorde. Am Ende des Chorusses deutet er knapp die Melodie an, damit man überhaupt merkt, was er tut – und dann wechselt er noch schnell die Tonart, spielt ein paar Takte aus „Man with a Horn“. Egal, wie oft man die Aufnahme gehört hat, sie bleibt umwerfend. Und dabei ist das ja erst der Anfang … Ich höre das ja aus der Mosaic-Box und da war man klug genug, die Album-Konfigurationen der beiden Volumen stehen zu lassen, denn das Pacing ist bei Jamal nicht nur innerhalt der Stücke sondern auch auf Albumlänge entscheidend und hier wirklich perfekt gelungen.

Ahmad Jamal Trio – Singles-Session | Am 30. Juni 1958 war das Trio dann zum ersten Mal im Studio und wollte einen Nachfolger zu „Count ‚em 88“ einspielen. Der „Secret Love“ und „Soft Winds“ kamen als Singles heraus, beide mit der B-Seite „Taking a Chance on Love“. Die anderen sechs Stücke wurden damals von Jamal „rejected“, aber beim Wiederhören für das Mosaic-Set gab er sie zur Veröffentlichung frei. „Secret Love“, „Cheek to Cheek“, „Soft Winds“ oder „Love for Sale“ sind klassischer Jamal. Porters Stück gehörte zum Repertoire der Three Strings, dem Vorgänger Trio mit Hank Crawford – die neue Version ist klasse, Washington streicht sie in seinem Text heraus und meint, der Erfolg sei „due in no small part to Vernel, who changes the original Three Strings‘ Latin feeling to a funky New Orleans second-line rhythm“.
Es gibt auch ein schönes Remake von „Aki and Ukthay“ aus dem Repertoire des alten Trios und eine tolle Version von „Love“ (Martin-Blane, glaub nicht, dass ich das Stück kenne) mit einem insistierenden Bass-Riff. Da ist die Formel jedenfalls gefunden, auch wenn das meist kurze Stücke bleiben. „Cheek to Cheek“ und „Love for Sale“ sind länger, der Rest zwischen knapp zwei und gut drei Minuten.

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #168: Wadada & Friends - Neuheiten 2025 (Teil 2) - 9.12., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaLyrisch heißt einfach, dass es von Teddy Wilson, Tadd Dameron, Freddie Webster herkommt… Und kommt da nicht irgendwie alles her? So beginnt die Diskussion…
Hier läuft gerade jedefalls wieder was lyrisches, das Al Haig Trio auf Esoteric, Konsolidierung für die Liste… Here and Now von Hawes lief davor auch nochmal, erweiterter Kreis ist das sicher, aber für die Top 20 reicht es am Ende wohl nicht ganz… Wahrscheinlich.
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.redbeansandrice
Lyrisch heißt einfach, dass es von Teddy Wilson, Tadd Dameron, Freddie Webster herkommt… Und kommt da nicht irgendwie alles her? So beginnt die Diskussion…Hätte ich auch so ähnlich gesagt … und für mich gibt es da dann auch Ausschlusskriterien: funky Akkorde oder stark perkussives Spiel schliessen „lyrisch“ eher aus. Also was zu funky wird, in Blues-, Gospel- oder Soul Jazz-Richtungen geht, ist nicht lyrisch eher nicht lyrisch, Bryant oder Mance sind nicht lyrisch, John Wright oder John Young auch nicht, Hawes und Jamal ebensowenig … aber klar ist das alles sicher nicht, schon klar
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thelonicaDiese lyrische Seite, besonders beim frühen Ray Bryant, ist richtig toll (er hat sich mit Teddy Wilson beschäftigt, Hank Jones ja auch). Er hatte später auch ein paar tolle Drummer bekommen (Freddie Waits z.B.), mit den beiden Schülern von Jo Jones (Oliver Jackson und Eddie Locke) war Bryant ebenfalls im Studio und unterwegs. Hier mal ein Beispiel, wie man vielleicht nicht spielen sollte (Barron und Lewis, die es eigentlich besser wissen müssten). Ich kann mir kaum vorstellen, dass Lehrer wie Barry Harris oder Fred Hersch sich für den Track sehr begeistert hätten.
naja, das stück heißt „dexterity“, und das ist hier doch genau der ansatz, oder? und bis heute hat mir noch niemand erklären können, was die „lyrische seite“ oder das „lyrische spiel“ im jazz bedeuten könnten. ich glaub nicht, dass wir uns irgendwo widersprechen, aber das nachvollziehen fällt mir gerade nicht leicht…
Beim Original höre ich mir dir das Solo von Miles an, Duke Jordan (?) klingt sehr relaxed beim kurzen Solo. Barron und Lewis wurden dagegen zu Rennfahrern für die Aufnahme, es klingt einfach nicht toll (eher lieblos schnell runtergespielt, also nicht wirklich inspiriert). „Trinkle Tinkle“ vom Album wird auch irgendwie passend gemacht, aber toll klingt es trotzdem nicht.
Bryant wusste jedenfalls schon ganz gut welche Stücke zu ihm passten („Django“ spielte damals üblicherweise das MJQ, seine Version geht ein bißchen in die Richtung wie es Teddy Wilson vielleicht gemacht hätte). Wie man Stücke strukturiert, formt und geschmeidig macht, welche Variationen gespielt werden können, an welchen Stellen softer/leiser gespielt werden konnte, das war alles schon da. Er hatte nicht nur an seiner Technik gearbeitet. Und natürlich hängt alles mit dem Spiel zusammmen, mit dem Touch, wie was umgesetzt wird. Stücke wie Autumn Leaves kann man fast perfektionieren zusammen mit dem Drummer und Bassisten, Bryant wusste wie das möglich ist, der Drummer kann sogar den Pianisten noch besser klingen lassen.
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danke für die erklärungsversuche. ich verstehe einfach „lyrisch“ in bezug auf musik nicht, das macht von der wortbedeutung her keinen sinn – aber es wird häufig verwendet, also markiert es ja etwas, das man ausdrücken will, für das es aber eigentlich kein passendes wort gibt…
ich lese jetzt lyrisch vs. funky / souljazz/ blues/ gospel
oder im sinne von „geschmeidig“, lässig, als gegensatz zur zurschaustellung von technik und virtuosität –ich glaube, für mich gehört reibung existenziell zum jazz dazu (im aufbauen und aushalten – s. elvin jones, aber da gibt es ja auch schon studien zu drum patterns in der yoruba-tradition), deshalb bin ich vorsichtig, geschmeidigkeit oder lässigkeit zu einem wert an sich zu machen. wir hören ja, dass bill evans auch funky sein konnte und sehr viel mit reibung gearbeitet hat, young eben auch (allein durch das material), und hawes erst recht. und ich will all denen nicht absprechen, dass sie sich nicht auf teddy wilson oder tadd dameron beziehen. vielleicht ist das auch wieder ein beschreibungsproblem, das vor allem bei klavier auftritt? (hatten wir ja jetzt schon häufiger.)
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ja, es ist beim Klavier schwieriger als anderswo… und: diese Einflüsse von Wilson / Webster / Dameron gibt es ja als Beimischungen auch ausserhalb des lyrischen jazz… Benny Golson für sich oder mit Art Farmer ist klar lyrisch, aber wenn Golson dann bei Art Blakey ist, ist das Endergebnis eine Mischung… Dizzy Gillespie hat sich vom Trompetensound her auf Webster bezogen, aber seine Musik hat nochmal eine andere Stimmung… ich hab das Wort eigentlich vor allem aus Kapitel 5 „The Lyricists“ in David Rosenthal’s Hard Bop Buch, das mich in der Hinsicht ziemlich beeinflusst hat… aber ich hatte das nur mal aus der Bibliothek und kann jetzt nicht so leicht darin nachlesen…
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Schlagwörter: Jazz, Piano, Piano Trio
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