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But Not for Me: Ahmad Jamal Trio at the Pershing / Jamal at the Pershing Volume 2 | Etwas über ein Jahr nach der Studio-Session mit Walter Perkins wird im Januar 1958 das Trio, nun mit Vernel Fournier am Schlagzeug, erstmals aufgenommen: live im Pershing in Chicago – und damit ist die Formel perfekt. Die drei finden ihren Weg durch das oft originell gewählte Repertoire – mit dem Jamal ja auch andere beeinflusste, nicht zuletzt Miles Davis. „(Put Another Nickel in) Music! Music! Music!“ ist hier z.B. zu erwähnen, ein 1950er Hit für Teresa Brewer und ein ziemlich steifes Stück, das Jamals Trio sublimiert, oder „Surrey with the Fringe on Top“, von dem ich es ja schon mal hatte (bei Claude Williamson, Seite 15). Da sind auch „Poinciana“ – mit einer grandiosen Fournier-Performance, Washington erläutert, wie er hier wie ein linkshändiger Drummer spiele, mit Mallet und Stick, Time mit der Linken auf den Becken, mit der rechten Akzente auf der Snare und dem Steh-Tom … teils schlägt er gleichzeitig mit dem Schlegel auf das Fell und mit dem Holzgriff desselben Schlegels auf den Rahmen derselben Trommel – , da ist „There Is No Greater Love“ im Businessman’s Bounce-Tempo und mit einer Art Gegenmelodie von Crosby, da ist „My Funny Valentine“, da ist wieder „Billy Boy“ (ein Lied, das anscheinend im angelsächsischen Raum alle im Kindergarten singen, schreibt Washington, also so hip wie der Brewer-Hit), oder „Gone with the Wind“, ein Balladenmeisterwerk.

Und natürlich ist da die famose Version von „But Not for Me“, mit der das erste Album öffnet, auch ein „businessman’s bounce“, mit neuem Arrangement, das 2-taktige Breaks for Crosbys Bass freilässt, der so in den Dialog mit Jamal treten kann. Vom Pianisten kann man hier perfekt den „less is more“-Approach hören. Wie Washington erläutert, lässt er mit der rechten Hand praktisch alle Grundtöne weg, spielt dazu mit der linken kaum Akkorde. Am Ende des Chorusses deutet er knapp die Melodie an, damit man überhaupt merkt, was er tut – und dann wechselt er noch schnell die Tonart, spielt ein paar Takte aus „Man with a Horn“. Egal, wie oft man die Aufnahme gehört hat, sie bleibt umwerfend. Und dabei ist das ja erst der Anfang … Ich höre das ja aus der Mosaic-Box und da war man klug genug, die Album-Konfigurationen der beiden Volumen stehen zu lassen, denn das Pacing ist bei Jamal nicht nur innerhalt der Stücke sondern auch auf Albumlänge entscheidend und hier wirklich perfekt gelungen.

Ahmad Jamal Trio – Singles-Session | Am 30. Juni 1958 war das Trio dann zum ersten Mal im Studio und wollte einen Nachfolger zu „Count ‚em 88“ einspielen. Der „Secret Love“ und „Soft Winds“ kamen als Singles heraus, beide mit der B-Seite „Taking a Chance on Love“. Die anderen sechs Stücke wurden damals von Jamal „rejected“, aber beim Wiederhören für das Mosaic-Set gab er sie zur Veröffentlichung frei. „Secret Love“, „Cheek to Cheek“, „Soft Winds“ oder „Love for Sale“ sind klassischer Jamal. Porters Stück gehörte zum Repertoire der Three Strings, dem Vorgänger Trio mit Hank Crawford – die neue Version ist klasse, Washington streicht sie in seinem Text heraus und meint, der Erfolg sei „due in no small part to Vernel, who changes the original Three Strings‘ Latin feeling to a funky New Orleans second-line rhythm“.
Es gibt auch ein schönes Remake von „Aki and Ukthay“ aus dem Repertoire des alten Trios und eine tolle Version von „Love“ (Martin-Blane, glaub nicht, dass ich das Stück kenne) mit einem insistierenden Bass-Riff. Da ist die Formel jedenfalls gefunden, auch wenn das meist kurze Stücke bleiben. „Cheek to Cheek“ und „Love for Sale“ sind länger, der Rest zwischen knapp zwei und gut drei Minuten.

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #168: Wadada & Friends - Neuheiten 2025 (Teil 2) - 9.12., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba