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Die „Biguine Reflections“-Alben sind ja auch tatsächlich im Trio – ohne die ev. zu erwartende Extra-Percussion. Kenne ich allerdings nicht bis kaum … „Lazy Afternoon“ gibt es auch noch, von 1999 mit Naturel/Betsch. Das Texier Trio hab ich glaub ich deinetwegen (danke!) vor einer Weile mal gekauft … 90er-Kontext glaub ich?
Ich höre jetzt endlich mal Jamal (nach einem phänomenalen Solo-Set von Marilyn Crispell und einer langen Pause seither) – und erinnere mich erst beim Einlegen der CD wieder, dass ja beim ersten p/b/d-Trio-Album für Argo noch Walter Perkins an den Drums sitzt. Jamal hatte zwar bereits Fournier anheuern wollen, aber der war einer der meistbeschäftigten Drummer der Stadt und hatte (noch) keine Zeit:

Ahmad Jamal Trio – Count ‚Em 88 | Und dass das Originalcover noch ausschaut wie aus der Zeit, bevor LP-Covers auch was mit Design zu tun hatten, hatte ich auch erfolgreich verdrängt. Hier ist das Konzept schon einigermassen da, aber noch nicht ausgereift … Liner Notes von Musikern sind ein Bonus, den es bei Mosaic nicht so oft gibt, nach Dick Katz im „Columbia Jazz Piano Moods“-Booklet ist hier Kenny Washington zuständig, und der macht den Punkt, dass Perkins in seiner recht kurzen Zeit mit Jamal schon den Drum-Stil des neuen Trios etabliert habe. Dafür hat er z.B. die Faux-Conga-Sounds, für die davor Gitarrist Ray Crawford zuständig war, auf die Drums übertragen. In der linken hat er mit einem Mallet (Schlägel mit Filzkopf) statt einem Stick gespielt, was den weicheren Sound erklärt, wenn er diese Conga-artigen Beats spielt (z.B. in „How About You“ zu hören). Die fehlende Gitarre befreiten Jamal also und erlaubte es ihm, harmonisch sehr viel freier zu agieren … und die neuen Drums funktionierten auf eine Weise, die dem ganzen Trio einen leichteren Touch gab. Und klar: Fournier hat das alles später erweitert und perfektioniert … und auch klar: Crosbys tiefer, dunkler Bass bildet einen Kontrapunkt zu den leichten Drums und dem oft in die Höhe schweifenden Piano, der das ganze perfekt erdet. Die Magie ist hier noch nicht zu oder erst in Ansätzen hören, aber das ist dennoch schon ein tolles, total frisches Trio. Es gibt auch schon das eklektische Repertoire, wenn das Album mit dem „Volga Boatman“ öffnet, dann ein paar (später) populäre Standards und Obskuritäten folgen, darunter die wohl erste Jazz-Version von „On Green Dolphin Street“ (19 Monate vor der Davis-Aufnahme, die alle Welt kennt), Nat Coles „I Just Can’t See or Lookin'“ (eingetragen unter dem Namen von Nadine Robinson, der ersten Ehefrau Coles) sowie einer auffälligen und tollen Version von „Spring Will Be a Little Late This Year“ zum Abschluss, bevor das Jamal-Segment von der B-Seite der Platte beginnt, das noch von „Easy to Remember“ unterbrochen wird – nicht als Ballade sondern im „businessman’s bounce“-Tempo, da verwendet Washington denselben Ausdruck, den schon Katz gebraucht hat. Hier gibt es die raren Soli für Bass und Drums und Jamal spielt am Ende, wobei Washington den hörbaren Tatum- und Basie-Einfluss herausstreicht. In „Maryam“, für seine erste Frau, zeigt Jamal, dass auch Balladen bei ihm keine Füller waren sondern jeder Ton ernst gemeint ist. Ein starker Auftakt in eine neue Schaffensphase.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #168: Wadada & Friends - Neuheiten 2025 (Teil 2) - 9.12., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba