Country – eine reaktionäre Musik?

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  • #7046625  | PERMALINK

    saffer38

    Registriert seit: 26.08.2003

    Beiträge: 3,091

    j.w.Lieber Stefan, da das hier aber ein Musik- und nicht ein Musikerforum ist, kommt das finde ich etwas unpassend rüber. Wieso sollte man Musik MACHEN, wenn man sich doch darüber austauschen will?

    Sorry nochmal, habt ja alle recht! War nich gut von mir und wollte keinem zu nahe treten! Ok?

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    #7046627  | PERMALINK

    tolomoquinkolom

    Registriert seit: 07.08.2008

    Beiträge: 8,651

    Sonic JuiceZunächst muss ich sagen, dass auch ich mich – neben diversen anderen Aspekten Deiner Argumentation – insbesondere daran störe, dass Du viele unterschiedliche Spielarten der sog. „Country & Western“-Musik in einen Topf wirfst, um möglichst alle negativen Klischees unter einen Deckel zu bekommen. Bluegrass, Blue Yodel, Hillbilly, Western, Western Swing usw.

    Diese Irritation kann ich nachvollziehen. Die begriffliche Zusammenführung diverser Spielarten stammt nicht von mir, sie diente lediglich als Hilfskonstruktion, um zu erklären was ich für mich als (frühen) C&W erkenne (Hillbilly, Old-Music, Blue Yodel, Western Swing).

    Sonic JuiceWenn Du bei Rodgers, dem blue yodeler, nun vielleicht anerkennen würdest, dass seinem Werk mit „Volkstümelei oder auch schlechten Geschmack“, „Ausgrenzung“ etc. massives Unrecht angetan wird, fällt m.E. Deine gesamte These wie ein Kartenhaus zusammen, da ihr das tragende Fundament fehlt.

    Weder Rogers noch Rodgers, überhaupt keinem Musiker, werfe ich etwas vor. Dieses hartnäckige Missverständnis zieht sich durch diesen Thread und beruht auf einer grob verkürzten Formulierung, die sich zudem noch auf einen anderen Zusammenhang in einem anderen Thread bezieht.

    Ich versuche schon eine Weile klarzustellen, dass ich weder Musiker noch Songs als ‘reaktionär’ ansehe, sondern eine bestimmte bigotte Bevölkerungsgruppe, die jene Musik hörte, die ich als C&W bezeichne (siehe oben). Ich verunglimpfe also keine Künstler. Das wäre auch unsinnig, denn gerade diese, egal ob weiß oder schwarz, haben die auf der Segregation beruhenden gesellschaftlichen Barrieren ignoriert, wo dies möglich war. Weiße wie schwarze Musiker haben zusammen gespielt und sich gegenseitig beeinflusst, auch wenn keine gemeinsamen Auftritte möglich waren.

    Das was ich an Liedern aus dieser frühen C&W-Phase (Old-Music, Hillbilly, Western etc.) aus diversen Compilations & Boxen kennenlernen durfte – und nur von dieser Phase habe ich die ganze Zeit gesprochen – halte ich zu einem großen Teil allerdings tatsächlich für volkstümelnde, seichte Musik. Die von Dir zitierte ‘Ausgrenzung’ bezieht sich nicht auf Songs, sondern auf die ländliche Darbietung während der Anfänge von Country, der eine weiße Veranstaltung war, bei der schwarze Bevölkerungsschichten ausgeschlossen waren (etwa zwischen 1920 und bis in die Mitte der 50er Jahre). Das Umfeld dieser Veranstaltungen, diese bigotte intolerante Schicht verurteile ich. Der gesellschaftspolitische Vorwurf richtet sich also nicht gegen Songs, nicht gegen Künstler selbst; jene sind eine persönliche Geschmacksfrage.

    Sonic JuiceÜbrigens würde ich es begrüßen (nicht nur speziell an Dich gerichtet), wenn man die Begrifflichkeit Country & Western tatsächlich einfach als Oberbegriff für zwei eigene Genres ansehen würde, nicht als eigenes Genre wie „Rhythm & Blues“. Wenn es tatsächlich nur um/gegen die singenden Cowboys vor der Monument Valley-Fototapete gehen soll, dann stimmt der Begriff „Western“ (ohne Country) nach wie vor. Sonst wird es wieder unscharf.

    Mit diesen unterschiedlichen Begriffen haben eine Menge Leute Probleme. Mir selbst gefällt am Liebsten, was ich aus der Box ANTHOLOGY OF AMERICAN FOLK MUSIC und einiger anderer Veröffentlichungen von Smithsonian Folkways gelernt habe. Dort werden sämtliche Spielarten (Country, Folk und Blues) unter dem sinnvollen Oberbegriff ‘American Folk Music’ zusammengefasst.

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    #7046629  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,074

    tolomoquinkolom
    Ich versuche schon eine Weile klarzustellen, dass ich weder Musiker noch Songs als ‘reaktionär’ ansehe, sondern eine bestimmte bigotte Bevölkerungsgruppe, die jene Musik hörte, die ich als C&W bezeichne (siehe oben).

    Die von Dir zitierte ‘Ausgrenzung’ bezieht sich nicht auf Songs, sondern auf die ländliche Darbietung während der Anfänge von Country, der eine weiße Veranstaltung war, bei der schwarze Bevölkerungsschichten ausgeschlossen waren (etwa zwischen 1920 und bis in die Mitte der 50er Jahre). Das Umfeld dieser Veranstaltungen, diese bigotte intolerante Schicht verurteile ich. Der gesellschaftspolitische Vorwurf richtet sich also nicht gegen Songs, nicht gegen Künstler selbst; jene sind eine persönliche Geschmacksfrage.

    Was ja alles nicht überraschend ist, sofern man anerkennt, dass die Musik einer segregierten Gesellschaft vermutlich selbst wieder segregiert ist. Oder zumindest, dass sich die segregierten Formen im Musikbetrieb ebenso zeigen wie in allen übrigen gesellschaftlichen Zusammenhängen. Es wäre schon interessant, das näher zu beleuchten, aber eine Polemik als Ausgangspunkt zu nehmen, ist eben eher kontraproduktiv. Ich weiß, dass Du das nicht im Sinn hattest, aber dennoch.

    --

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    #7046631  | PERMALINK

    sonic-juice
    Moderator

    Registriert seit: 14.09.2005

    Beiträge: 10,983

    tolomoquinkolomDiesem damaligen C&W-Hillbilly-Kram kann man Volkstümelei oder auch schlechten Geschmack, aber (den Songs selbst) nichts reaktionäres vorwerfen.

    tolomoquinkolom
    Weder Rogers noch Rodgers, überhaupt keinem Musiker, werfe ich etwas vor. Dieses hartnäckige Missverständnis zieht sich durch diesen Thread und beruht auf einer grob verkürzten Formulierung, die sich zudem noch auf einen anderen Zusammenhang in einem anderen Thread bezieht.

    Hartnäckiges Missverständnis? Wo findest Du denn nun bei Rodgers Volkstümelei, Seichtheit und schlechten Geschmack? Oder bei Ernest Tubbs? Bei Bob Wills? Auf welche bedeutenden Country-Musiker, Blue Yodeler etc. dieser Epoche beziehst Du denn deine Kritik, wenn nicht auf die wichtigsten, die Du scheinbar garnicht kennst? Und wie kann man über eine ganze musikalische Phase geschmacklich urteilen, wenn man die wichtigsten Repräsentanten dieser Phase nicht kennt?

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    #7046633  | PERMALINK

    sonic-juice
    Moderator

    Registriert seit: 14.09.2005

    Beiträge: 10,983

    nail75Was ja alles nicht überraschend ist, sofern man anerkennt, dass die Musik einer segregierten Gesellschaft vermutlich selbst wieder segregiert ist. Oder zumindest, dass sich die segregierten Formen im Musikbetrieb ebenso zeigen wie in allen übrigen gesellschaftlichen Zusammenhängen.

    Die Frage, die ich mir diesbezüglich stelle, ist, welche Musik in den USA eigentlich bis in die 60er Jahre nicht bei Auftritten zu einer faktischen Rassentrennung führte. Schwarze Jazzmusiker mussten in den Clubs vor rein weißem Publikum spielen. Ab wann hat denn Elvis, wann Frank Sinatra vor einem gemischten Publikum gespielt?

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    #7046635  | PERMALINK

    amadeus

    Registriert seit: 04.12.2003

    Beiträge: 10,741

    weilsteinOK. Du hast tatsächlich nicht den blassesten Schimmer. Ähnlich kundig würde ich mich wahrscheinlich zum Bohr’schen Atommodell äußern.

    Wohl wahr. Andererseits eine gute Gelegenheit, um etwas Aufklärungsarbeit zu betreiben, wie es Rossi bereits angesprochen hat. Ich würde das tun, wenn ich die Fachkompetenz hätte, die mir jedoch fehlt.

    p.s. Edit: schrieb ich, bevor ich bemerkte, dass dies bereits voll im Gang ist.

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    #7046637  | PERMALINK

    tolomoquinkolom

    Registriert seit: 07.08.2008

    Beiträge: 8,651

    Sonic JuiceHartnäckiges Missverständnis? Wo findest Du denn nun bei Rodgers Volkstümelei, Seichtheit und schlechten Geschmack? Oder bei Ernest Tubbs? Bei Bob Wills? Auf welche bedeutenden Country-Musiker, Blue Yodeler etc. dieser Epoche beziehst Du denn deine Kritik, wenn nicht auf die wichtigsten, die Du scheinbar garnicht kennst? Und wie kann man über eine ganze musikalische Phase geschmacklich urteilen, wenn man die wichtigsten Repräsentanten dieser Phase nicht kennt?

    Ein letztes Mal: Meine Kritik richtet sich nicht gegen Musiker; weder gegen die von Dir genannten, noch gegen andere. Genau das ist das Missverständnis welches ich meine.

    Es ist allerdings richtig, dass die mir bekannten Songs von z.B. Bill Monroe, Roy Rogers, Gene Autry, Jimmie Rodgers oder Ernest Tubbs und auch die der Carter Family, ganz unabhängig von deren großer Bedeutung für C&W, nicht besonders gefallen. Mein persönlicher Geschmack hat allerdings nichts mit der formulierten Gesellschaftskritik zum Umfeld der frühen C&W Music zu tun.

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    #7046639  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,074

    Sonic JuiceDie Frage, die ich mir diesbezüglich stelle, ist, welche Musik in den USA eigentlich bis in die 60er Jahre nicht bei Auftritten zu einer faktischen Rassentrennung führte. Schwarze Jazzmusiker mussten in den Clubs vor rein weißem Publikum spielen. Ab wann hat denn Elvis, wann Frank Sinatra vor einem gemischten Publikum gespielt?

    Keine Ahnung. Aber diese musikalische Rassentrennung wurde in Filmen mehrfach thematisiert: Im Film „Liberty Heights“ gibt es eine Szene, in der zwei weiße Jugendliche ein James Brown Konzert besuchen. Da fällt der Satz: „Ist Dir klar, dass wir die einzigen Weißen hier sind?“
    http://www.youtube.com/watch?v=L8UZ2SI6CNo

    Oder denk‘ an „Remember The Titans“ – da werden die Rassegrenzen auch gerade anhand der Musik verdeutlicht. Im Film „Ray“ ist es ja auch so.

    Noch Otis Redding spielte vor monochromem Publikum. ;-)

    --

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    #7046641  | PERMALINK

    sonic-juice
    Moderator

    Registriert seit: 14.09.2005

    Beiträge: 10,983

    tolomoquinkolomEin letztes Mal: Meine Kritik richtet sich nicht gegen Musiker; weder gegen die von Dir genannten, noch gegen andere. Genau das ist das Missverständnis welches ich meine.

    Das ist kein Missverständnis von mir, sondern ein Widerspruch von Dir zu Deinen früheren Aussagen, von denen ich oben einige zitiert habe. Oder, positiv gewendet: ein Widerruf. Wenn Du Country demnach nicht mehr pauschal für volkstümelnd, seicht, (scheinheilig) moralisch und für schlechten Geschmack stehend hälst und die Musik thematisch auf „Kleinbürgerkram und Gemeinplätze“ kleinredest: wunderbar. Und wenn Du Nashville künftig nicht mehr auf eine „peinliche Schlagererzeugungsindustrie“ reduzierst, wirst Du auch diesbezüglich von mir keine Widerworte mehr hören. Ich glaube, damit habe ich die wesentliche Kritik, die Du in Beiträgen zuvor nicht an der Hörerschaft, sondern direkt an der Musik (und natürlich damit auch implizit an den Musikern) angebracht hast, aufgezählt. Hoffe, Du besteht nicht darauf, dass ich das alles noch mal in Zitaten anführe.

    Um die (durchaus diskutierenswerte) Frage, in welchem gesellschaftlichen und politischen Umfeld diese Musik gehört wurde, ging es mir mit meinem Beitrag übrigens nicht vornehmlich, sondern um Deine Aussagen über die Qualität der Musik (und der Musiker).

    --

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    #7046643  | PERMALINK

    amadeus

    Registriert seit: 04.12.2003

    Beiträge: 10,741

    Sonic Juice
    Um die (durchaus diskutierenswerte) Frage, in welchem gesellschaftlichen und politischen Umfeld diese Musik gehört wurde, ging es mir mit meinem Beitrag übrigens nicht vornehmlich, sondern um Deine Aussagen über die Qualität der Musik (und der Musiker).

    Die Frage, die ich mir stelle ist nicht, in welchem Umfeld die Musik gehört wurde, sondern inwieweit die Entstehung der Musik vom gesellschaftlichen und politischen Umfeld geprägt wurde. Wäre z.B. der Blues auch in einem Umfeld entstanden, in dem es keine Unterdrückung bzw. Ausbeutung gegeben hätte?

    --

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    #7046645  | PERMALINK

    blitzkrieg-bettina

    Registriert seit: 27.01.2009

    Beiträge: 11,779

    Wobei die Cowboy-Musik die wir hier als wichtigsten Einfluss für Country festgestellt haben, von einer Berufsgruppe stammte, die zu ihrer Zeit ebenfalls am Rande der Gesellschaft lebten, sosehr sie auch später zum Idealtypus amerikanischen Heldentums hochstilisiert wurden.

    --

    Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht.
    #7046647  | PERMALINK

    amadeus

    Registriert seit: 04.12.2003

    Beiträge: 10,741

    Blitzkrieg BettinaWobei die Cowboy-Musik die wir hier als wichtigsten Einfluss für Country festgestellt haben, von einer Berufsgruppe stammte, die zu ihrer Zeit ebenfalls am Rande der Gesellschaft lebten, sosehr sie auch später zum Idealtypus amerikanischen Heldentums hochstilisiert wurden.

    Kann man so sehen. Ein Cowboy war auch nichts anderes als ein Tagelöhner ohne irgendwelche Arbeitnehmerrechte. Jedoch war er zumindest kein Sklave und wurde nicht aufgrund seiner Rasse diskriminiert.

    --

    Keep on Rocking!
    #7046649  | PERMALINK

    otis
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 22,557

    Blitzkrieg BettinaWobei die Cowboy-Musik die wir hier als wichtigsten Einfluss für Country festgestellt haben…

    Wer hat das hier wo festgestellt?

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    #7046651  | PERMALINK

    sonic-juice
    Moderator

    Registriert seit: 14.09.2005

    Beiträge: 10,983

    otisWer hat das hier wo festgestellt?

    Und was genau ist Cowboy-Musik?

    Blitzkrieg BettinaWobei die Cowboy-Musik die wir hier als wichtigsten Einfluss für Country festgestellt haben, von einer Berufsgruppe stammte, die zu ihrer Zeit ebenfalls am Rande der Gesellschaft lebten, sosehr sie auch später zum Idealtypus amerikanischen Heldentums hochstilisiert wurden.

    Filmstars?

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    #7046653  | PERMALINK

    blitzkrieg-bettina

    Registriert seit: 27.01.2009

    Beiträge: 11,779

    Dachte ich jetzt. Oder ist der Einfluss völlig falsch? Hier wurde ausführlich über singende Cowboys gesprochen, oder nicht?

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    Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht.
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