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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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„Ohne Gram Parsons hätte es keinen Waylon Jennings, hätte es das ganze Outlaw Movement in der Country-Music nicht gegeben. Er hat ihnen einen neuen Weg gewiesen, dass Country nicht nur eine engstirnige Sache für Rednecks sein muss.“ Keith Richards, „Life“
Jenseits der Frage, ob Richards mit seiner Einschätzung richtig liegt – das Zitat belegt, dass Country bis zum Auftauchen der Outlaw-Country-Protagonisten mit ihrem „neuen Weg“ nicht nur im fernen Deutschland als „engstirnige Sache für Rednecks“ wahrgenommen wurde.
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WerbungZiemlicher Humburg den Richards da verbreitet, Jennings war schon lange vor Parsons aktiv.
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Joshua TreeZiemlicher Humburg den Richards da verbreitet, Jennings war schon lange vor Parsons aktiv.
War er damals auch schon so unangepasst? (Ehrliche Frage, ich bin da nicht so in der Materie)
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Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage BlueMir scheint, dass Dylan, die Beatles und die Stones für die „leftfield“ Country/Nashville-Musiker der 60s, die dann in den 70s zum Teil als Outlaws gelabelt wurden (Nelson, Jennings, Cash, Kristofferson, Newbury…), deutlich prominentere Einflüsse waren als Parsons. Ich bin allerdings offen gesagt nicht im Bilde, wie stark die Byrds (und Parsons als Teil davon) damals in Nashville wahrgenommen wurden. Essenzielle Alben wie „Kristofferson“, „Frisco Mabel Joy“, „Singer of Sad Songs“, „Yesterday’s Wine“ auf der einen und „Nashville Skyline“, Will the Circle Be Unbroken“ auf der anderen Seite Nashvilles waren jedenfalls schon erschienen, bevor Parsons Solo-Alben kamen.
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I like to move it, move it Ya like to (move it)j.w.War er damals auch schon so unangepasst? (Ehrliche Frage, ich bin da nicht so in der Materie)
Was heißt denn unangepasst? Darum kann es doch nicht gehen. Ist Unangepasstheit ein Qualitätskriterium? Manches Spätere von ihm als „Outlaw“ empfinde ich als angepasster als vieles aus den 60s. Höre die Don’t think Twice Version von ’64 von ihm und du wirst nie wieder fragen.
Waren Hank, Lefty, George Jones, Snow, Nelson, Patsy, Loretta etc. un/angepasst? Das klassisch rechte Redneck-Denken definiert sich doch nicht durch die Musik und die Musik sich nicht durch solche Hörer. Die Klasse des Country ist sicher nicht seine politische Attitüde (wenn, dann sind in den letzten Jahren tatsächlich eher rechtsgerichtete wahrnehmbar, keine Frage). die Klasse des Country ist doch, dass er in seinen Songs ziemlich direkt und lebendig Alltagsgeschichten und -mythen erzählt, und das oft genug wunderbar poetisch.
Wenn Keith sich auf Parsons bezieht, dann doch auch deshalb, weil er durch ihn ein Ohr für jene Countrymusik bekommen hat, von der Keith vorher glaubte, es gebe sie gar nicht.
Ich bin auch gespannt, was tolo aus dem o.a. Buch zu berichten weiß.
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FAVOURITESParsons ist mit den Byrds zwar einmal in der Opry aufgetreten, aber in Nashville hat damals von ihm niemand Notiz genommen, auch nicht von den Flying Burrito Brothers.
@otis: alles richtig und auf den Punkt gebracht. Zusatz: was für eine politische Attitüde hatte beispielsweise bis Ende der Sechziger der Blues?
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bullschuetzJenseits der Frage, ob Richards mit seiner Einschätzung richtig liegt – das Zitat belegt, dass Country bis zum Auftauchen der Outlaw-Country-Protagonisten mit ihrem „neuen Weg“ nicht nur im fernen Deutschland als „engstirnige Sache für Rednecks“ wahrgenommen wurde.
Das ist per se auch gar nicht falsch, nur unschön formuliert. Man könnte auch sagen, dass sich Country vor allem im ländlichen Raum zaghafte daraus entwickelte, dass primär europäische Einwanderer den Sound ihrer Heimat versuchten nachzuahmen oder zu konservieren und dabei lange weitgehend von anderen Einflüssen isoliert blieben. Und daran ist zunächst einmal überhaupt nichts verwerflich.
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Joshua Tree
…alles richtig und auf den Punkt gebracht. Zusatz: was für eine politische Attitüde hatte beispielsweise bis Ende der Sechziger der Blues?Gute Frage, obwohl es mir noch zu früh ist, um darüber nachzudenken.
Mit Junior Wells könnte man als Beispiel was anfangen. Wells pflegte das Image des tough guys und orientierte sich zusätzlich am Soul von James Brown, der ja bekanntlich nicht schüchtern die 60er prägte („Say It Loud – I’m Black and I’m Proud“). Oder nimm J.B. Lenoir.Musikalische Statements (s.o.) dürften sich sicherlich finden lassen, auch besonders textliche, notfalls auch in Form von Interviews.
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BullittDas ist per se auch gar nicht falsch, nur unschön formuliert. Man könnte auch sagen, dass sich Country vor allem im ländlichen Raum zaghafte daraus entwickelte, dass primär europäische Einwanderer den Sound ihrer Heimat versuchten nachzuahmen oder zu konservieren und dabei lange weitgehend von anderen Einflüssen isoliert blieben. Und daran ist zunächst einmal überhaupt nichts verwerflich.
Country blieb von anderen Einflüssen unberührt? Ach deshalb tragen so viele Jimmie Rodgers- oder Delmore Brothers- oder … Songs aus den 30ern das Wort „Blues“ im Titel?
Das waren doch alles längst keine Einwanderer mehr. Dass sich gewisse europäische musikalische Eigenheiten auch im Country zeigen, ist davon völlig unberührt.
Ich bleibe dabei: Country ist der Blues resp. Soul der US-Weißen, mit all seinen gesellschaftlichen Bedingtheiten. Dass es andere waren als auf Seiten der Schwarzen, keine Frage.
Aber deshalb ist Country ja nicht von vornherein reaktionär oder angepasst. Schwarz/Weiß-Denken. Ach, davon kommt das!--
FAVOURITESTHELONICA
Mit Junior Wells könnte man als Beispiel was anfangen. Wells pflegte das Image des tough guys und orientierte sich zusätzlich am Soul von James Brown, der ja bekanntlich nicht schüchtern die 60er prägte („Say It Loud – I’m Black and I’m Proud“). Oder nimm J.B. Lenoir.Das sind aber hauptsächlich Beispiele aus der zweiten Hälfte der Sixties, da entwickelte sich ja gerade auf breiter Front ein afro-amerikanisches Selbstbewusstsein.
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otisCountry blieb von anderen Einflüssen unberührt? Ach deshalb tragen so viele Jimmie Rodgers- oder Delmore Brothers- oder … Songs aus den 30ern das Wort „Blues“ im Titel?
Das waren doch alles längst keine Einwanderer mehr.Jimmie Rodgers war ja auch schon Verwerter in der 3. Generation. Die Geschichte beginnt ja nicht erst mit der kommerziellen Nutzung der Musik. Ansonsten stimme ich dir zu.
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otisCountry blieb von anderen Einflüssen unberührt?
Natürlich nicht. Trotz allem Rassismus gab es einen heftigen Austausch zwischen schwarzen und weißen Musikern bzw. Musikstilen, selbst die Weißen sind ja keine einheitliche Gruppe, da gab es Einwanderer aus Irland, Deutschland, England, die sog. Scots-Irish, Migranten aus anderen europäischen Ländern. Country ist auf keinen Fall die Musik, die diese Leute von zu Hause kannten und in den USA nur weitergespielt haben. Die Mundharmonika beispielsweise wurde von deutschen Migranten in die USA gebracht, das machte sie dort populär.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Noch ein paar Worte mehr dazu.
Country (ich rede vom klassischen Country) ist eben kein Folk, wie es oben bei Bullitt anklang und es ist auch nicht „volkstümliche Musik“, wie wir sie bei uns schätzen und lieben gelernt haben. Es ist eine neue Musik, die sich drüben entwickelt hat, aus eben sehr vielen Einflüssen: europäischem Folk, europäischer Tanzmusik, schwarzen Einflüssen. Zu einem kleineren Teil funktional auf Tanzevents hin ausgerichtet, zum größeren Teil aber ist er klassische Singer/Songwritermusik wie der Blues. Ja, man mag diesen ruhig so sehen dürfen.
Und Kriterien wie „Un/Angepasstheit“ geben da in meinen Augen gar nichts her. Man muss da auch nicht lange nach politischen Aussagen in den Texten suchen, nicht in den schwarzen, nicht in den weißen. Solange es Musik und Texte des Alltags sind, sind sie auf ihre Art jeweils mehr oder authentisch/nachvollziehbar/etc…
Jeder Songwriter, der Bluesgitarrist wie der Country-Sänger, ist zunächst einmal ein kleiner Künstler – er mag sich zumindest so fühlen – und in dieser Rolle mit sich und seiner Musik allein, da ist er und sicherlich zunächst einmal nicht „angepasst“.
Keine Frage aber auch, dass es im Country (wie in der schwarzen Musik) zuhauf textliche und musikalische Stereotypen gibt, die den Verdacht auf Angepasstheit belegen könnten. Aber darüber muss nicht gestritten werden.
Dass die Weiße Countrymusik gegenüber der Schwarzen aber in toto die weitaus besseren Texte hervorgebracht hat, darf ohne Weiteres dem entgegengestellt werden, dass Blues, Jazz und Soul die Musikwelt weit nachhaltiger beeinflusst haben.Dass Keith den großartigen Songwriter Hank z.B. indirekt in die Redneck-Ecke stellt, zeigt einfach nur, dass auch er das damals nicht verstanden hatte/verstehen wollte.
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FAVOURITESBullittJimmie Rodgers war ja auch schon Verwerter in der 3. Generation. Die Geschichte beginnt ja nicht erst mit der kommerziellen Nutzung der Musik. Ansonsten stimme ich dir zu.
Inwiefern Verwerter der dritten Generation? Rodgers dürfte mit zu den genrebildenen Künstlern gehört haben, wie die Carter Family. Country gibt es doch erst seit dem letzten Jahrhundert, alles andere zuvor war Folk, war vorläuferhaft. Diese Vermischung ist es doch, die Country ausmacht, nicht das was man im 19.Jhdt. daheim oder auf Tanzböden spielte.
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FAVOURITESotisInwiefern Verwerter der dritten Generation? Rodgers dürfte mit zu den genrebildenen Künstlern gehört haben, wie die Carter Family. Country gibt es doch erst seit dem letzten Jahrhundert, alles andere zuvor war Folk, war vorläuferhaft. Diese Vermischung ist es doch, die Country ausmacht, nicht das was man im 19.Jhdt. daheim oder auf Tanzböden spielte.
Klar, als verschlagwortetes Label gibt es County Music erst seit der kommerziellen Auswertung aber das Genre entstand ja nicht aus einem luftleeren Raum. Aus anglokeltischen Versatzstücken, französischen und spanischen Einflüssen hatte sich bereits eigenständige Folklore entwickelt, lange bevor ein Ton aufgezeichnet wurde. Das würde ich nicht so einfach als vorläuferhaft abtun. Ob man das nun Country, Folk, Hillbilly oder Old-Time Music nennen will, es bildet die Grundlage dessen, was Country als Musik-Genre im 20. Jahrhundert ausmachte.
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Schlagwörter: Country Music
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