Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Country › Country – eine reaktionäre Musik? › Re: Country – eine reaktionäre Musik?
Noch ein paar Worte mehr dazu.
Country (ich rede vom klassischen Country) ist eben kein Folk, wie es oben bei Bullitt anklang und es ist auch nicht „volkstümliche Musik“, wie wir sie bei uns schätzen und lieben gelernt haben. Es ist eine neue Musik, die sich drüben entwickelt hat, aus eben sehr vielen Einflüssen: europäischem Folk, europäischer Tanzmusik, schwarzen Einflüssen. Zu einem kleineren Teil funktional auf Tanzevents hin ausgerichtet, zum größeren Teil aber ist er klassische Singer/Songwritermusik wie der Blues. Ja, man mag diesen ruhig so sehen dürfen.
Und Kriterien wie „Un/Angepasstheit“ geben da in meinen Augen gar nichts her. Man muss da auch nicht lange nach politischen Aussagen in den Texten suchen, nicht in den schwarzen, nicht in den weißen. Solange es Musik und Texte des Alltags sind, sind sie auf ihre Art jeweils mehr oder authentisch/nachvollziehbar/etc…
Jeder Songwriter, der Bluesgitarrist wie der Country-Sänger, ist zunächst einmal ein kleiner Künstler – er mag sich zumindest so fühlen – und in dieser Rolle mit sich und seiner Musik allein, da ist er und sicherlich zunächst einmal nicht „angepasst“.
Keine Frage aber auch, dass es im Country (wie in der schwarzen Musik) zuhauf textliche und musikalische Stereotypen gibt, die den Verdacht auf Angepasstheit belegen könnten. Aber darüber muss nicht gestritten werden.
Dass die Weiße Countrymusik gegenüber der Schwarzen aber in toto die weitaus besseren Texte hervorgebracht hat, darf ohne Weiteres dem entgegengestellt werden, dass Blues, Jazz und Soul die Musikwelt weit nachhaltiger beeinflusst haben.
Dass Keith den großartigen Songwriter Hank z.B. indirekt in die Redneck-Ecke stellt, zeigt einfach nur, dass auch er das damals nicht verstanden hatte/verstehen wollte.
--
FAVOURITES