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lathoCorto-Alben kamen bis zu einem gewissen Punkt (Genaueres weiß ich auch nicht, ich habe große Lücken in der Sammlung, bei mir ab Nr. 9, Das Goldene Haus von Samarkand“ in Farbe) in sw raus, dann wurde auf Farbe umgestellt. Die alten Alben kamen, nachdem sie vergriffen waren, neu heraus, diesmal coloriert (wobei mich die Colorierung an Manara erinnert – sehr fein, pastellfarben und überhaupt nicht aufdringlich). Meines Wissens sind aber die Neuauflagen (zumindest bei Carlsen) ab einem gewissen Zeitpunkt nicht weitergeführt worden. Soweit mein Wissenstand. Ich hatte mir die Neuauflagen alle gekauft – gerade mal nachgesehen, bei mir bis Nr. 4 (Und immer ein Stück weiter).
Okay, danke.
Hier gibts ne Übersicht:
1. Auflage ( da habe ich immerhin die 4)
2. Auflage ( da habe ich die 1,2,3,4,9,11,12)Französisch kann ich zwar etwas, aber ich würde vielleicht 20% verstehen. Das macht ja keinen Sinn.
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WerbungAch und auch von mir:
Herzlich Willkommen, Hardstyler.--
Flow like a harpoon daily and nightlycandycolouredclownOkay, danke.
Hier gibts ne Übersicht:
1. Auflage ( da habe ich immerhin die 4)
2. Auflage ( da habe ich die 1,2,3,4,9,11,12)Französisch kann ich zwar etwas, aber ich würde vielleicht 20% verstehen. Das macht ja keinen Sinn.
Aha, danke. Das erklärt, warum die Kelten immer so teuer sind.
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.candycolouredclownDa kannst Du (oder auch Hardstyler) dann bei Gelegenheit mal den Sinn hinter diesen beiden Auflagen, als der sw und der farbigen, erklären. (die Kult-Editionen sind mir egal). Da bin ich nämlich noch nicht dahinter gestiegen.
Also ich kann mich dunkel daran erinnern, dass die Nachkolorierungen deshalb gemacht wurden, da farbige Comics eine grössere Leserschar ansprechen würden. Die sind auch meine Erfahrungen: Die Mehrzahl der Comicleser zieht farbige Ausgaben vor. Ich seklbst habe bei einem graphisch ansprechenden Comic auch gerne eine s/w Version. Leider ist das aber nur sehr selten zu erhalten. Und wenn, dann meist teuer (Siehe den Blueberrry Band in s/w vor einigen Jahren)
Von „Corto Maltese“ habe ich mir in den letzten Monaten einiges zusammengekauft aber noch nix gelesen. Wenn ich dann mal irgendwann alles habe, wird die Serie (bzw. die beiden Serien) am Stück gepackt.
Immerhin habe ich u.a. schon „Die Kelten“ und „Das Reich Mu“…Hast Du die Farbausgabe von Corto in Sibirien? (Ich hab das dummerweise vor einger Zeit verschenkt). Da sind die einleitenden Seiten sehr interessant. So waren die Hefte Corto Maltese aufgebaut. Zuerst so eine bebilderte Einleitung und dann die Geschichte. Mit Liebe gemacht.
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hardstylerAlso ich kann mich dunkel daran erinnern, dass die Nachkolorierungen deshalb gemacht wurden, da farbige Comics eine grössere Leserschar ansprechen würden. Die sind auch meine Erfahrungen: Die Mehrzahl der Comicleser zieht farbige Ausgaben vor. Ich seklbst habe bei einem graphisch ansprechenden Comic auch gerne eine s/w Version. Leider ist das aber nur sehr selten zu erhalten. Und wenn, dann meist teuer (Siehe den Blueberrry Band in s/w vor einigen Jahren)
Wenn Du den Giraud-Blueberry meinst, der ist in sw Unsinn, denn der lebt spätestens ab den 70ern von der Farbe (siehe eine meiner Empfehlungen in diesem Thread weiter vorn bzw eine Seite vorher).
hardstyler
Hast Du die Farbausgabe von Corto in Sibirien? (Ich hab das dummerweise vor einger Zeit verschenkt). Da sind die einleitenden Seiten sehr interessant. So waren die Hefte Corto Maltese aufgebaut. Zuerst so eine bebilderte Einleitung und dann die Geschichte. Mit Liebe gemacht.Nein, Sibirien habe ich gar nicht, wie gesagt, Lücken in der Sammlung. Ja, die späteren Cortos hatten Einleitungen mit Farbzeichnungen.
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.Diese Besprechung ist fast ein wenig, ähm.. Punk:
Peyo – Le Schtroumpfissime / Schlumpfissimus
Die meisten werden jetzt schon wieder aufgehört haben zu lesen – verständlich, denn was unter dem Titel „Die Schlümpfe“ so alles vermarktet wird, ist unglaublich (Erfinder Peyo ist da nicht unschuldig). Dabei sind sie ursprünglich nur ein Nebenprodukt von Texter und Zeichner Pierre Culliford (1928 – 1992), der sich Peyo nannte. Seinen wichtigsten Comic „Johan & Pirlouit“ (auf deutsch „Johann & Pfiffikus“, „Edelhart & Kukuruz“ habe ich auch mal gesehen) veröffentlichte er ab 1947, Abenteuer-Geschichten um einen mittelalterlichen Knappen. In diesem Comic brachte er seine Kunst bald zur Meisterschaft. Stand Hergé für die Schönheit und Franquin für den Sarkasmus im frankobelgischen Comic, so sind Peyos Comics reiner Minimalismus: stark reduzierte Zeichnungen, spartanischer Strich und eine unglaublich konzentrierte Handlung, die, ganz im Gegensatz zu vielen heutigen Comics, keinen Platz verschenkt, sondern die Geschichten mit fast kinetischer Energie vorantreibt. Peyos Panels (also seine „Inszenierung“) sind immer zweckgebunden, jedes Bild treibt die Handlung voran, bereitet einen Witz vor. Und sind bevölkert von Archetypen: in einem Zimmer steht ein Tisch? Ein Wohnzimmer. Auf dem Tisch steht eine Blume, an der Wand hängt ein Bild? Hier ist es wohnlich, etc. Die Johan-Geschichten sind fast durchweg zu empfehlen (z.B. „Le Sortilege de Maltrochu“ / „Der Zauberer von Schwarzenfels“ oder „Le serment de Vikings“ / „Der Schwur der Wikinger“, alle auf deutsch bei Carlsen), sehr direkte Action-Abenteuer, manchmal sehr witzig, Familiencomics, die Erwachsene nicht langweilen müssen.
Im Johan-Abenteuer „La flûte à six Schtroumpfs“ / „Die Schlümpfe und die Zauberflöte“ von 1958 tauchten sie zum ersten Mal auf: die blauen Gnome (der Name Schtroumpf wurde ursprünglich als Platzhalter, also wie „Dingsda“ benutzt), 100 an der Zahl, angeführt vom rotgewandeten Großen Schlumpf, die im Wald leben und ständig „schlumpfen“. Diese Schlümpfe wurden, sehr zum Leidwesen Peyos, bald bekannter als die Ursprungsserie selber, sicherten Peyo den Lebensunterhalt (dagegen dürfte er nichts gehabt haben) und erlaubten ihm ein Studio aufzubauen, dessen Zeichner ihm vor allem bei den Schlümpfen unterstützen. Ein Hinweis: Peyo und seine Zeichner, darunter Namen wie Walthéry, Wasterlain oder Derib können Schlümpfe zeichnen, sonst keiner. Vor allem die Nasen der Peyo-Figuren sind so einzigartig, dass es überhaupt keine Probleme macht, diese von den ganzen neuen Geschichten zu unterscheiden (und wie das geprägt hat: man sehe sich z.B. mal die Nasen von Deribs Yakari an…), die leider auch unter dem Namen Peyo erscheinen.
Im Gegensatz zu den Abenteuergeschichten von Johan sollten die Schlumpf-Geschichten breitere Themen ansprechen, die Schlümpfe sollten – jeder einzeln – für menschliche Tugenden und Schwächen stehen. Nun muss man solche „erbaulichen“ Geschichten ja mit Vorsicht genießen, all zu oft bleibt da nur der erhobene Zeigefinger übrig (das erinnert mich immer daran, dass Heinz Rühmann solche Geschichten verfilmen wollte – über die Unzulänglichkeit des menschlichen Wesens. Unzulänglichkeiten wie die Scheidung von der Ehefrau, weil sie Halbjüdin war, lassen wir aber lieber weg, nicht wahr, Heinz?).
Aber Peyo wagte sich zumindest in den ersten Geschichten gleich an die ganz großen Themen: Krankheit und Wahnsinn (Les Schtroumpfs noirs / Blauschlümpfe und Schwarzschlümpfe), Fernweh und Abenteuerlust (Le Cosmoschtroumpf / Der Astronautenschlumpf – wunderschön) oder Sex (La Schtroumpfette / Schlumpfine).
Le Schtroumpfissime / Schlumpfissimus von 1965 handelt von Macht und Politik – die Rahmenhandlung ist eine sehr gelungene Parodie auf die Machtergreifung von Diktatoren wie Bonaparte oder Hitler. Und Peyo packt alles in seine Geschichte: Dissidenten (mit Spassbomben), die lustigste Verschwörerrunde aller Comics (Chaplin stand da ein bisschen Pate), Kampf um die Hauptstadt mit anschließender Zerstörung derselben. Die Internationale wird gesungen (in „Schlumpf“) und es ist auch hier „dulce et decorum“ für das Vaterland zu sterben (sprach’s und läuft in einen Tomatenhagel). Und zum Schluß taucht der Große Schlumpf auf (dessen Abwesenheit die Geschichte ins Rollen brachte), der alle ermahnt, jetzt doch wieder aufzuräumen.
Ein Familiencomic mit erwachsenen Themen, kein Wunder, dass im Internet die Fama (wo sonst) umging, die Schlümpfe wären Kommunisten. Jungs, vielleicht sieht der große Schlumpf aus wie Karl Marx, aber die anderen sind alle blau, nicht rot…Die Schlumpf-Comics gibt es bei Carlsen in der übersetzten Dupuis-Edition, ebenso die Johan-Geschichten. Wer die Augen aufhält, kann eventuell noch andere, billigere Ausgaben bekommen (meine ist von Bastei mit dem doofen Namen „Bube, Dame, König, Schlumpf“ –Quatsch, die ersten zwei Begriffe tauchen im Comic gar nicht auf).
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.Es ist für mich immer wieder erstaunlich, wie Du es schaffst, mich für Sachen zu interessieren, an denen ich normalerweise im Laden absichtlich vorbeigehe.
Toll geschrieben, wie immer!
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Flow like a harpoon daily and nightlyPeyo ist so etwas wie Inneneinrichtung – immer da und deswegen nicht wahr genommen. Lohnt sich aber (in ausgewählter Form) definitiv.
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.Peyo lohnt sich meiner Meinung nach immer – allerdings nur der Original-Peyo, nicht das, was heute unter diesem Namen veröffentlicht wird. Das hast du wirklich gut herausgearbeitet.
Allerdings kann ich die Einteilung Herge=Schönheit, Franquin=Sarkasmus und Peyo=Minimalismus nicht nachvollziehen. Immerhin gilt Herge als Gründervater der sogenannten Ligne claire, einem Stil, der sich durch Reduktion und eine sehr realistische Darstellung auszeichnet, wohingegen Franquin und Peyo als Vertreter der „Schule Marcinelle“ gelten, einer Stilrichtung die sich durch ihre Verspieltheit (besondes in den sehr detailreichen Bildern) auszeichnet. Mir passiert es noch heute, dass ich ein Album von Franquin oder Peyo aufschlage und nach dem x-ten Lesen neue Details entdecke. Was ich sagen will: Für mich steht Herge für Minimalismus (auch E.P. Jacobs mit „Blake und Mortimer“) und Franquin/Peyo/Fournier/Seron etc. stehen für Schönheit und Verspieltheit. Bei allem ernsthaften Hintergrund, den ihre Albem manchmal haben – ich denke da z.B. an QRN ruft Bretzelburg von Franquin.
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Denk nicht zuviel. Das macht die anderen Primaten nervös.George GoodnightPeyo lohnt sich meiner Meinung nach immer – allerdings nur der Original-Peyo, nicht das, was heute unter diesem Namen veröffentlicht wird. Das hast du wirklich gut herausgearbeitet.
Allerdings kann ich die Einteilung Herge=Schönheit, Franquin=Sarkasmus und Peyo=Minimalismus nicht nachvollziehen. Immerhin gilt Herge als Gründervater der sogenannten Ligne claire, einem Stil, der sich durch Reduktion und eine sehr realistische Darstellung auszeichnet, wohingegen Franquin und Peyo als Vertreter der „Schule Marcinelle“ gelten, einer Stilrichtung die sich durch ihre Verspieltheit (besondes in den sehr detailreichen Bildern) auszeichnet. Mir passiert es noch heute, dass ich ein Album von Franquin oder Peyo aufschlage und nach dem x-ten Lesen neue Details entdecke. Was ich sagen will: Für mich steht Herge für Minimalismus (auch E.P. Jacobs mit „Blake und Mortimer“) und Franquin/Peyo/Fournier/Seron etc. stehen für Schönheit und Verspieltheit. Bei allem ernsthaften Hintergrund, den ihre Albem manchmal haben – ich denke da z.B. an QRN ruft Bretzelburg von Franquin.
Der „Dreisatz“ war jetzt aus meiner Sicht so hingeschmissen. Auf die verschiedenen Schulen will ich nicht eingehen (nur sagen, dass unter dem Label „ligne claire“ auch vieles auftaucht, was ich da nicht unbedingt verorten würde), finde aber den Minimalismus in Peyos Zeichnungen schon deutlich – ich meinte damit aber weniger den Zeichenstil, sondern eher was er abbildet.
Franquin =Sarkasmus war aus dem Bauch heraus (auch wieder eher auf die Handlung bezogen), „verspielt“ ist sehr gut.
Sehr erhellende Anmerkungen, danke!--
If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.Schöner Artikel, latho.
Ich muss zugeben, ich habe die Schlümpfe eigentlich auch immer links liegen lassen. War vielleicht ein Fehler.--
Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!Hallo latho,
habe mich inzwischen mal durch den gesamten thread gelesen. Hätte ich vielleicht machen sollen, bevor ich meinen Senf poste
Deine Empfehlungen finde ich sehr lesenswert und wahrscheinlich schaffst du es sogar durch deine wirklich gelungenen Ausführungen, dass ich mich mal etwas mehr mit dem amerikanischen Markt auseinander setze. Noch sind meine Lieblingszeichner im frankobelgischen Raum angesiedelt.So verkehrt war dein Bauchgefühl gar nicht. Franquin ist bzw. war tatsächlich einer der sarkastischsten der frankobelgischen Zeichner/Autoren. Hat wohl was mit seiner Krankheit zu tun gehabt. Seine „Schwarzen Gedanken“ sind ja auch im Krankenhaus entstanden. Vielleicht mache ich mir demnächst mal die Mühe, etwas über meinen Lieblingszeichner zu schreiben – wenn du nichts dagegen hast.
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Denk nicht zuviel. Das macht die anderen Primaten nervös.@george: nein, überhaupt nicht, im Gegenteil.
Franquin hat in seinen Spirou-Bänden den Sarkasmus gut versteckt, aber in Hightlights wie QRN zeigt es sich dann doch. QRN ist mein Lieblings-Franquin, es stimmt einfach alles, der Zeichenstil gefällt mir sehr, die Handlung ist aberwitzig (und, ahem, oberwitzig) und das Marsupilami richtig eingesetzt (bevor es quasi zum Geldverdienen „outgesourct“ wurde). Vielleicht schreibe ich mal was drüber.
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.latho@George: nein, überhaupt nicht, im Gegenteil.
Franquin hat in seinen Spirou-Bänden den Sarkasmus gut versteckt, aber in Hightlights wie QRN zeigt es sich dann doch. QRN ist mein Lieblings-Franquin, es stimmt einfach alles, der Zeichenstil gefällt mir sehr, die Handlung ist aberwitzig (und, ahem, oberwitzig) und das Marsupilami richtig eingesetzt (bevor es quasi zum Geldverdienen „outgesourct“ wurde). Vielleicht schreibe ich mal was drüber.
Yepp – das arme Marsupilami. Und ich Idiot bin auch noch drauf reingefallen und habe mir einige Bände dieser Reihe gekauft :doh:
QRN ist auch in meinen Augen ein echtes Highlight im Werk von Franquin. Getoppt wird dieser Band nur noch von einigen Gaston-Sketchen, wobei mir dort auch die späteren Werke besser gefallen. Auch in den späten Gaston zeigt sich Franquins realistische, manchmal sogar depressive Sicht der Dinge – auch wenn er sie immer wieder in einen Gag verpackt (siehe Stellungnahmen zum Walfang, zur Umweltverschmutzung etc.).--
Denk nicht zuviel. Das macht die anderen Primaten nervös.Ich habe gestern gesehen, dass ich hier schon länger nichts mehr geschrieben habe – also habe ich mich den Abend hingesetzt und nochmal einen meiner Lieblinge gelesen. Das alles, weil der Artikel über Cerebus sich so hinzieht …
Bourgeon – Reisende im Wind / Les passagers du vent
(1. Blinde Passagiere / La fille sous la dunette
2.Das Gefangenenschiff / Le Ponton
3.Handel mit schwarzer Ware / Le Comptoire de Juda
4.Die Stunde der Schlange / L’heure du serpent
5.Gefährliche Fracht / Le bois d’ebene)Das 18. Jahrhundert ist ein prächtiger Schauplatz für Geschichten, es gibt noch nicht die Grenzen der Nationalstaaten, keine Beschränkungen durch Nationalitäten und ihre Passkontrollen. Die Welt war nicht erforscht, noch nicht so ein geheimnisloser Ort wie auf den Satelliten-Bildern des Raumfahrtzeitalters. Der Antrieb für die weiten Reisen war der Wind…
François Bourgeon (Jhg. ’45) war ursprünglich Glasmaler, wurde dann, der schlechten Auftragslage wegen, Comic-Zeichner. Nach Mitarbeit an der Mittelalter-Märchen-Serie Britta und Colin (Brunelle et Colin) begann er Ende der 70er für Glénat mit den Reisenden im Wind, einem der ersten europäischen Comic-Romane (graphic novel – abgeschlossene Geschichte, keine Serie). Das Handwerk des Glasmalers erscheint zunächst einmal für die Comic-Zeichnerei naheliegend: ganz klassische schwarze Strichzeichnungen, die mit Farbe ausgefüllt werden. Sieht man sich Bourgeons Bilder an, so gibt es schon Ähnlichkeiten, aber bei den Reisenden im Wind arbeitete Burgeon bereits mit einer stark erweiterten Farbpalette, die sehr stimmungsvolle Bilder schafft (die afrikanische warme Sonne, das kalte, klare Licht auf dem Atlantik) – also nicht die eigentlich naheliegenden Pastellfarben der ligne claire.
Seine Zeichnungen, sein Strich erinnert mich an Hermann. Wie bei Huppen auch sind Bourgeons Menschen nicht wirklich schön und das passt sehr gut zur Geschichte, in der die Charaktere alle keine Engel sind. Bourgeon zeichnet eigentlich unglaublich fein und detailliert (ich habe mal eine Bleistift-Zeichnung in einer Ausstellung gesehen und stand eine halbe Stunde davor, um alle Einzelheiten mitzubekommen), reduziert seinen Tintenstrich dann aber auf wenige Linien, um seine stimmungsvollen Farben anbringen zu können.
Bourgeon ist meines Wissens einer der ersten französischen Comic-Zeichner, der das Kastenschema der Comics (also rechteckige Panel folgt auf auf ebensolches Panel) unterbrach und mit großformatigen Bildern arbeitete, in die er kleine Insets malte, die Details zeigten, die für die Geschichte wichtig sind. Und seine Geschichte lebt von Details: Burgeon hatte die Idee zu den passagers beim Bau eines Schiffsmodells und so sind seine Schiffe (auf denen erwartungsgemäß ein Großteil seiner Geschichte spielt) von einer Detailverliebtheit und Authentizität, die ich aus keinem anderen Comic kenne. Die Sklavenhalterburg an der Küste Afrikas baute er ebenfalls als Modell, überhaupt wirkt sein Afrika unglaublich real, lebendig. Für seine Figuren fertigte Bourgeon Vorzeichnungen und Studien an, selbst für so etwas Banales wie die Hauptfigur, die eine Pistole abschießt. Und diese Detailverliebtheit ist nicht aufdringlich, ordnet sich der Geschichte unter:
1780 ist die junge Isabeau de Marnaye als Gesellschafterin für die Adelige Agnes de Roselande auf dem Schiff von Agnes Bruder im westlichen Atlantik unterwegs, als der junge Seeman Hoel die in der Kapitänskajüte versteckten Mädchen sieht. Isabeau, ein Freigeist, politisch wie sexuell und immer auf Gegenkurs zur gesellschaftlichen Realität, vertraut sich Hoel an und erzählt im ihre Geschichte, ein Drama von Shakespeare’scher Wucht. Hoel wird entdeckt und festgenommen, was wiederum eine Kette von Ereignissen nach sich zieht, Morde, Verschwörungen und eine Seeschlacht. Und das alles im ersten Band!
Die Handlung führt dann über Inseln im Atlantik und Gefangenenschiffen in englischen Sümpfen über Frankreich zur Küste Westafrikas (die Bücher über den Sklavenhandel sind äußerst interessant) und endet dann in den karibischen Inseln. Das alles ist aber keine Abenteuergeschichte klassischen Zuschnitts (trotz der umfangreichen Recherche), Bourgeon hat komplexe Charaktere erschaffen, die ihre Schwächen und Stärken haben (Männer kommen bei Burgeon eher schlechter weg). Personen auf der Suche nach Liebe, Geborgenheit und Freundschaft, die sich treffen, kennen lernen und wieder trennen, denn das Leben ist bei Bourgeon wie der Wind, frei, launisch, manchmal grausam und immer unvorhersehbar. „Sie ist wie der Wind“ sagt Isabeau über ihre Freundin Mary und meint auch sich selbst, Menschen auf der Suche, die getrieben werden (vor allem im Fall der Sklaven) und die sich treiben lassen. Für Isabeau (und den Leser) endet die Geschichte an einem Strand bei Santo Domingo mit dem zweitschönsten Satz der Comic-Geschichte „Freitag, den 29. März 1782 … An jenem Tag hätte ich beinahe vergessen, dass ich erst 18 Jahre alt bin und schließlich noch das ganze Leben vor mir habe.“ Und hoffnungsvollen Bildern, die man nicht vergisst.
(Isabeau findet während der Seeschlacht
einen schwer verwundeten Schiffsjugen)Die Reisenden im Wind habe ich bei Carlsen nicht mehr finden können, die Vorzugsausgabe mit allen Bänden in HC ist sehr teuer. Man muss dazu sagen, dass das Lettering merkwürdig ist und die Übersetzung schlecht (lieber Übersetzer, „Maschinengewehre“ hatte man 1780 noch nicht, auch nicht in England – Karronaden da-gegen schon). Wer also französisch kann…
Ganz neu: meine „amazon-Anmerkungen“! Wer das liest, mag auch: Burgeons Folgewerke, die unglaublich gute Fantasy-Mittelalter-Emanzipationsgeschichte „Gefährten der Dämmerung“ und die neueste Serie „Cyann – Tochter der Sterne“, die etwas daran krankt, dass ich auf neue Bände im Durchschnitt 5 Jahre warten muss.--
If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words. -
Schlagwörter: Comics, Empfehlung
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