Bruce Springsteen

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  • #321229  | PERMALINK

    lattenschuss

    Registriert seit: 06.06.2011

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    bullschuetzIch bin auch kein Fan des Albums, aber ein interessantes Phänomen bleibt es. Und ja, Begriffe wie Land, Nation, Heimat, Gemeinschaft sind Linken bei uns in der Regel verdächtig. Für Springsteens Werk sind das Schluesselbegriffe.

    Ich würde das nicht so in einen Links-Rechts-Vergleich pressen. Natürlich sind das in der gesamten US-Musik Schlüsselbegriffe. Nicht nur in der Musik, die Menschen aus allen Teilen der Welt brauchten und brauchen diesen Klebstoff, der den ganzen Laden irgendwie zusammenhält.

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    #321231  | PERMALINK

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    Speaking of how the song was misinterpreted, he added: „In my songs, the spiritual part, the hope part is in the choruses. The blues, and your daily realities are in the details of the verses. The spiritual comes out in the choruses, which I got from Gospel music and the church.“ … “I make American music, and I write about the place I live and who I am in my lifetime. Those are the things I’m going to struggle for and fight for.“ (BS 2005)

    Weder Zynismus als Schlagzeile noch schielen auf die „rechte Ecke“. Ich denke schon, dass die Größenordnung des Missverständnisses überrascht hat. Er war 84 schließlich kein unbeschriebenes Blatt mehr, dem man allein wegen einer Flagge und einer Titelzeile eine ultra-konservative Nähe andichten kann. Interessierte Kreise können es natürlich immer versuchen … oder man hört nur, was man grölen will.

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    #321233  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

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    Eigentlich wollte ich über meine Eindrücke zu Amerika schreiben, doch ich bin an folgenden Worten von badpit hier hängen geblieben:

    Begriffe wie Land, Nation, Heimat, Gemeinschaft sind Linken bei uns in der Regel verdächtig. Für Springsteens Werk sind das Schluesselbegriffe.

    Für mich sehen die „Schlüsselbegriffe“ anders aus. Wenn ich an die ersten Platten denke, besonders natürlich an „Born to run“, dann denke ich an Aufbruch, an das Ungestüme, junge, wilde Leben voller Träume, auch wenn das Ziel noch nicht klar ist, an Chancen, die man ergreifen muss, jetzt oder nie (Thunder road, Born to run) Natürlich denke ich an Romantik, an Poesie, an Dramatik (Jungelland). Ein großes Springsteen Thema ist natürlich Freundschaft („Backstreets“).

    Drei Jahre später singt Springsteen von weiteren bedeutenden Themen: Den Verlust der Unschuld, verloreneTräume („Racing in the streets“), Liebe, das was bei „Born to run“ als großer, langer Traum einer Sommernacht erschien, fliegt einem plötzlich nicht mehr so einfach zu, man muss dafür arbeiten („Proof it all night“), man erfährt über die Tristess des Arbeiterlebens, es sind Songs über das Erwachsenwerden oder das Leben als Erwachsener. Und dennoch gibt es die Hoffnung und den Glauben an eine bessere Zukunft und Hoffnung auf das gelobte Land („Promised Land“), fast wütend und trotzig haut Springsteen diese Worte raus. Und natürlich steckt dahinter dieser unbändige Wille immer weiterzumachen.

    Die dunkle Seite des amerikanischen Traums besingt Springsteen in dem geisterhaften und fast schon beängstigend intensiven „Nebraska“. Tiefer kann man in die dunkle Seele Amerikas nicht blicken.

    Auf „The River“ kommen dann auch biblische und religiöse Themen dazu, die für mich auch zu den wichtigen Themen Springsteens gehören. Natürlich gibt es auch fröhliche Power Songs, die auch ein Markenzeichen Springsteens sind.

    Auch auf „Tunnel of love“ findet man große, biblische Themen oder Bilder. z.B. in „Spare parts“. Eine verzweifelte Mutter, die ihr Kind alleine großziehen muss, weil der Vater ein Taugenichts ist, denkt gar daran, ihr Kind im Fluss zu ertränken. Doch stattdessen tauft sie es am Fluss. Auch ein großartiges Bild, in dem die Sünden weggewaschen werden (ähnlich wie bei „Racing in the streets“: …tonight my baby and me we‘re gonna ride to the sea and wash these sins of our hands…). Doch auch Vertrauen spielt ein zentrales Thema des Albums.

    Es wäre mal interessant, die jüngeren Alben genauer zu beleuchten, denn auch „Devils and Dust“, „The Rising“, „Magic“ oder auch einzelne Songs seiner letzten Alben bieten sehr viel tiefgreifende und komplexe Themen, die man leider zu schnell übersieht.

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    #321235  | PERMALINK

    lattenschuss

    Registriert seit: 06.06.2011

    Beiträge: 12,659

    gollumSpeaking of how the song was misinterpreted, he added: „In my songs, the spiritual part, the hope part is in the choruses. The blues, and your daily realities are in the details of the verses. The spiritual comes out in the choruses, which I got from Gospel music and the church.“ … “I make American music, and I write about the place I live and who I am in my lifetime. Those are the things I’m going to struggle for and fight for.“ (BS 2005)

    Weder Zynismus als Schlagzeile noch schielen auf die „rechte Ecke“. Ich denke schon, dass die Größenordnung des Missverständnisses überrascht hat. Er war 84 schließlich kein unbeschriebenes Blatt mehr, dem man allein wegen einer Flagge und einer Titelzeile eine ultra-konservative Nähe andichten kann. Interessierte Kreise können es natürlich immer versuchen … oder man hört nur, was man grölen will.

    Wir hatten das doch aber schon auf den vorherigen Seiten in diesem Thread. Irgendwas zwischen Plan, Kalkül, Kalkulation und Zielgruppenorientierung war da 1984 mit im Spiel.

    Es ging um den Aufstieg zum Superstar. Die Verkaufszahlen waren mit „Nebraska“ vermutlich deutlich eingebrochen. Man sagt immer so leichtfertig „damals….

    Damals ging es aber wirklich noch um Stückzahlen und um die Anzahl verkaufter Tickets. In vielen Teilen und Szenen der Welt ist das Album dann vielleicht falsch rübergekommen. (?)

    Heute wird man das nicht mehr genau beantworten können.

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    #321237  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,585

    Mick67Nix dated und alle Songs sind hervorragend.

    Das klingt schon sehr nach 80er, aber dated ist für sich eigentlich nichts schlechtes. Cover Me konnte ich auch zu meinen Springsteen-Hochzeiten nie ab, als Song taugt er auch nichts.

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    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #321239  | PERMALINK

    lattenschuss

    Registriert seit: 06.06.2011

    Beiträge: 12,659

    Mr. Badlands

    Es wäre mal interessant, die jüngeren Alben genauer zu beleuchten, denn auch „Devils and Dust“, „The Rising“, „Magic“ oder auch einzelne Songs seiner letzten Alben bieten sehr viel tiefgreifende und komplexe Themen, die man leider zu schnell übersieht.

    The Rising“ wird ja immer als sein 9/11-Album gesehen.

    Für uns hier im alten Europa ist das zu komplex. Wir wissen nicht, was dieser Tag in den USA angerichtet hat. Wir kennen das aus den hektischen TV-Bildern an diesem Tag. Am Ende war es dann aber nicht Berlin oder Frankfurt.

    Das ist genau das, was ich meine, wenn wir eigentlich über ein fremdes Land schreiben. Wie die da richtig ticken, wissen wir nicht. Wir haben Bücher, Musik und Reisen. Ob das wirklich ausreichend ist, kann man nicht sagen.

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    #321241  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    LattenschussThe Rising“ wird ja immer als sein 9/11-Album gesehen.

    Für uns hier im alten Europa ist das zu komplex. Wir wissen nicht, was dieser Tag in den USA angerichtet hat. Wir kennen das aus den hektischen TV-Bildern an diesem Tag. Am Ende war es dann aber nicht Berlin oder Frankfurt.

    Das ist genau das, was ich meine, wenn wir eigentlich über ein fremdes Land schreiben. Wie die da richtig ticken, wissen wir nicht. Wir haben Bücher, Musik und Reisen. Ob das wirklich ausreichend ist, kann man nicht sagen.

    Das große an Springsteen ist doch, dass seine Songs mit den Texten wirken, auch wenn wir nicht aus den USA stammen. Seine Songs inkl. der Texte werden in ganz unterschiedlichen Kulturen und Ländern begeistert aufgenommen. Das ist doch der wahre Zauber dahinter, denn für mich sind viele seiner Songs keine Fremden, sondern sehr vertraut und berührend.

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    #321243  | PERMALINK

    lattenschuss

    Registriert seit: 06.06.2011

    Beiträge: 12,659

    Mr. BadlandsDas große an Springsteen ist doch, dass seine Songs mit den Texten wirken, auch wenn wir nicht aus den USA stammen. Seine Songs inkl. der Texte werden in ganz unterschiedlichen Kulturen und Ländern begeistert aufgenommen. Das ist doch der wahre Zauber dahinter, denn für mich sind viele seiner Songs keine Fremden, sondern sehr vertraut und berührend.

    Natürlich. Die Sprache ist da ziemlich eindeutig und überall zu entschlüsseln. Mit „Youngstown“ oder „My Hometown„, Lieder über sterbende Städte, vergangene Schwerindustrie und untergegangene Alltagskultur, kann man sich an vielen Orten dieser Welt identifizieren.

    Das ist wie, als wenn Herbert in unserer Sprache über „Bochum“ singt.

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    #321245  | PERMALINK

    anita

    Registriert seit: 28.02.2013

    Beiträge: 422

    Mal was anderes: Ich schau mir gerade das Tempe-Konzert aus der River-Box an: Was für ein unglaublicher Typ, was für eine unglaubliche Band, was für eine unglaubliche Energie! Die spielen ja alle um ihr Leben…

    Und was die letzten Beiträge angeht: Ich bin zwar gelegentlich in den USA gewesen, aber ich glaube, mit das Meiste über dieses Land und seine Seele habe ich aus Springsteen-Songs gelernt. Vielleicht ist das ja alles ein plattes Klischee, als das es in unseren Feuilletons gerne schon mal abgetan wird, aber als jemand, der im Ruhrgebiet geboren wurde, verstehe ich diese Sprache, und auch ein bisschen den Ton zwischen den Zeilen.

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    "Du nicht, Schickelgruber!" (Der Wendepunkt, Klaus Mann)
    #321247  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    latho…Cover Me konnte ich auch zu meinen Springsteen-Hochzeiten nie ab, als Song taugt er auch nichts.

    Die Live Version auf der ’75-’85 Box‘ ist sehr gut, besonders das Intro mit Patti, dann setzt Bruce ein, und natürlich das Ende „I’ve Seen enough, I dont wanna See no more…Cover me, Cover me, Cover me“, immer wiederholend, halb gesprochen, halb gesungen, dann ein letzter Schrei der Verzweiflung, der schließlich verebbt.

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    #321249  | PERMALINK

    lattenschuss

    Registriert seit: 06.06.2011

    Beiträge: 12,659

    AnitaMal was anderes: Ich schau mir gerade das Tempe-Konzert aus der River-Box an: Was für ein unglaublicher Typ, was für eine unglaubliche Band, was für eine unglaubliche Energie! Die spielen ja alle um ihr Leben…

    Und was die letzten Beiträge angeht: Ich bin zwar gelegentlich in den USA gewesen, aber ich glaube, mit das Meiste über dieses Land und seine Seele habe ich aus Springsteen-Songs gelernt. Vielleicht ist das ja alles ein plattes Klischee, als das es in unseren Feuilletons gerne schon mal abgetan wird, aber als jemand, der im Ruhrgebiet geboren wurde, verstehe ich diese Sprache, und auch ein bisschen den Ton zwischen den Zeilen.

    Natürlich versteht man das. Wer nicht so ganz auf den Kopf gefallen ist, der kann auch zwischen den Zeilen lesen und hören.

    Ich komme selbst aus so einer sterbenden Stadt. Kohle, Stahl und Kokerei sind jetzt schon mehr als 15-20 Jahre Geschichte. Mit den Montanverträgen ging zu Beginn der Stahl. Später dann die schmutzige Kokerei. Am Ende war es dann die „Zeche Westfalen“. Nichts ist von dieser alten Industrie geblieben. Das hat die Menschen hier unglaublich verunsichert und traurig gemacht.

    Wie sehr es sich hier verändert hat in diesem Zeitraum. Ganze Stadtteile sind untergegangen. Direkt vor der Haustür. Man kann sich das als Außenstehender vielleicht nicht vorstellen. Hier ist es Alltag.

    Ahlen hatte sogar noch Glück. Das starke Münsterland im Rücken hat sehr vieles aufgefangen. In Richtung Hamm und Dortmund wäre das kaum möglich gewesen.

    In der Schwerindustrie wurde sehr gut ausgebildet. Diese guten Jungs hat das Münsterland dann abgegriffen. Viele von den alten Freunden sind auch in die Schweiz gegangen. Gute Tunnelbauer haben dort immer einen Arbeitsplatz. Die buddeln ja unter den Alpen ständig. Die drei Söhne meiner Nachbarn sind in der Schweiz und verdienen dort unter Tage gutes Geld.

    --

    #321251  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,585

    Mr. BadlandsDie Live Version auf der ’75-’85 Box‘ ist sehr gut, besonders das Intro mit Patti, dann setzt Bruce ein, und natürlich das Ende „I’ve Seen enough, I dont wanna See no more…Cover me, Cover me, Cover me“, immer wiederholend, halb gesprochen, halb gesungen, dann ein letzter Schrei der Verzweiflung, der schließlich verebbt.

    Ne, das mochte ich auch nicht.

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    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #321253  | PERMALINK

    mick67

    Registriert seit: 15.10.2003

    Beiträge: 76,902

    Ach was?

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    #321255  | PERMALINK

    latho
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    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,585

    Mick67Ach was?

    Yep. Gefolgt von Bobby Jean und Glory Days. Aber ganz generell gefallen mir die nachdenklichen Songs im Verbund mit der Hurra-Produktion nicht. Ist eben so. Es sieht mir heute danach aus, als hätte Springsteen das später ähnlich gesehen.

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    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #321257  | PERMALINK

    bullschuetz

    Registriert seit: 16.12.2008

    Beiträge: 2,216

    Ich hab gelitten, als BITU rauskam. Die alten Platten hatte ich fast kaputtgehört, dieses Überbordende, Strudelnde, Überdrehte, ich konnte davon nicht genug kriegen, die Dynamik, alles schien möglich auf diesen Dingern. Vor allem auf „The Wild …“ – das Westside-Story-Flair, die Streuner-Romantik, nächtliche Jazz-Tupfer, vom Strand her weht ein Akkordionklang rüber und von der Straßenecke Soul im Latin-Fieber, und diese unsterblichen Strizzi-Schlawiner-Zeilen – ein Stromer, der alle Register zieht: „Love me tonight, for I may never see you again … love me tonight and I promise I’ll love you forever.“ Ich hab‘s geliebt.

    Aber all diese Platten hörte ich erstmals nachträglich, lange nach ihrem Erscheinen. Ich hatte mal wieder das Gefühl, dass das Beste vor meiner Zeit passiert war. Die erste, die ich mir gleich nach Veröffentlichung kaufte, die erste, an der ich im Hier und Jetzt teilhatte, die erste, bei der ich spürte, es passiert und ich bin dabei, war Nebraska – und zunächst ernsthaft enttäuschend.

    Nun gut, ich lernte die Scheibe zu schätzen (heute ist sie eine meiner liebsten von Springsteen) – als allerdings die ersten Gerüchte durchdrangen, dass eine neue rauskomme, wieder mit voller Band, war ich elektrisiert: Jetzt aber, endlich, eine „echte“ Springsteen, und ich bin dabei …

    Nach dem ersten Hören war ich fast deprimiert. Das war alles so dermaßen am Anschlag, alles nur Wums, statt Laut/Leise, statt Dynamik alles komprimiert auf hohem Level, so unsubtil, und die Stimme, die früher alle Nuancen ausgelotet hatte bis zum Flüstern, Brechen, Verstummen … ach herrje.

    Ich kann die Platte heute gelten lassen. Aber Springsteen bis einschließlich „Nebraska“, das bleibt bei mir Liebe – für alles danach empfinde ich mal wohlwollendes, mal distanziertes Interesse.

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