Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Die musikalische Länderkunde › Brasilien
-
AutorBeiträge
-
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
Beiträge: 56,506
vorgartenerstaunlich, dass ihr die komprimierung nicht hört (oder sie stört euch nicht, geht mir ja auch so). wie @wahr ja sagt, ist das album recht aufwendig produziert, man wird seinen ohren nicht trauen, wenn es irgendwann mal ein reissue von den originalbändern geben soll, die laut diesem text (und laut sony) wohl noch existieren ….
Habe nach Deiner initialen Beschreibung eine wesentlich schlechtere Klangqualität erwartet, das mag auch ein Faktor sein …. desweiteren ergibt hier der Wiederspruch der Produktionsoppulenz und dem in diesem Transfer eingeschränkten Klang noch ein Mehr an fast geheimnisvoller Stimmung (war zumindest bei mit so) …..
--
"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)Highlights von Rolling-Stone.de11 coole Zitate aus „Und täglich grüßt das Murmeltier“
So klingen die größten Schlagzeuger ohne ihre Band
Welches Equipment verwenden eigentlich…Pink Floyd?
Musikalische Orgasmen: 6 Songs voller Höhepunkte
Dies ist (laut Fans und Kritikern) die beste Folge von „Friends“
Studio-Magier: Die 8 besten Musikproduzenten
Werbungnegro leo, desejo de lacrar (2020, nur digital: https://negroleo.bandcamp.com/album/desejo-de-lacrar)
eins meiner lieblingsalben von 2020, will ich seitdem hier vorstellen. obwohl es mich immer noch völlig überfordert. ist so ziemlich das gegenteil des carlos-walker-albums, erzielt aber einen ganz ähnlichen effekt, man wird ein bisschen verrückt daran. DESEJO DE LACRAR ist kein verloren gegangenes hippie-album, sondern komplett aus dem digitalen heraus konzipiert, aus überangeboten, billigen vorlagen, einfachen zugängen, schlafzimmerproduziert, eine jonglage aus merkwürdigen effekten, bearbeitungen, filtern, glitches, bei denen nur der künstler selbst den überblick behält, der immer wieder auch dann klar definierte melodielinien singt, wenn um ihn herum die akkordgebenden synthesizerakkorde abstürzen oder ausleiern.
der einstig ist hart, eine surrealer chor, der eher laute ausstößt als text singt, dann ein hyperaktives zeitrafferstück, in dem aber schon erste schöne funk-elemente auftauchen, ab dem dritten stück, einer erstaunlich tiefgehenden ballade mit besagten abstürzenden synthesizern, wird es richtig gut und immer besser. negro leo (ein angeeignetes schimpfwort) ist im norden geboren und in rio aufegwachsen, lebt mittlerweile in são paulo, ist mit einer künsterlin verheiratet, aber (und/trotzdem/außerdem/deswegen) ziemlich queer unterwegs (der titel des albums verwendet ein lgbt-slangwort für analsex), mag es überhaupt nicht, als tropicalist gelabelt zu werden und bezieht sich, wenn überhaupt („alle, die ich bewundere, sind tot“) auf westafrika & polyrhythmen, dennoch kann so ein album wie das hier nur aus brasilien kommen, das hört man sofort. nicht nur wegen der surrealen folklore, den baile-funk-einlagen oder der großartigen durchgefilterten hommage auf männer-mit-gitarre-melancholie auf dem 8. stück.
negro leo war 2020 auch schon beim jazzfest berlin zugeschaltet, irgendwann ziehen leute wie er momentan sowieso nach berlin (und machen schlechte kunst), welcher freigeist will schon unter bolsonaro leben. DESEJO DE LACRAR ist in der jüngeren vergangenheit das einzige von ihm, was so halbwegs einem album ähnelt. ich bin auf alles weitere sehr gespannt. auch wenn es mich noch überfordert und mich an den schönen details festhalte, den drum-, ebass- und synthiesounds, den manchmal nur gepfiffenen melodien, wächst es bei jedem hören.
--
Zum Soundtrack meiner frühen Sommerferien gehören dieses Jahr die beiden Alben von José Mauro – beide in den CD-Reissues von Far Out, wo „Obnoxius“ von 2016 leider längst wieder vergriffen ist – ich hab dafür so viel hingeblättert, dass ich die CD letzten Sommer gar nie zu hören wagte, aus der Angst, dass die Erwartungen nicht erfüllt werden könnten und der Fuffi sich doch nicht gelohnt haben könnte … zum Glück völlig unbegründet, denn das ist ein tatsächlich ganz wunderbares Album!
Der Artikel, der mir diese Musik erstmals schmackhaft machte, erschien 2021 aus Anlass der Neuauflage des zweiten Albums, „A Viagem Das Horas“ (erstmals 1976, aber die Geschichte ist etwas komplizierter, die CD-Reissues geben netterweise, wie es sich für solche englischen Hipster-Label gehört auch nur bruckstückhafte Infos weiter, die man aus den Liner Notes heraussuchen muss) – und er verspricht echt nicht zu viel:
https://www.theguardian.com/music/2021/jun/02/that-was-the-day-i-knew-i-had-died-jose-mauro-the-reborn-genius-of-bossa-nova--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaIn Wien gefunden … muss der Einfluss von @vorgarten sein, jedenfalls ist die obige Scheibe wunderbar und die unten geht ähnlich klasse los.
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaaber die demoraes/toquinho-alben kenne ich alle nicht…
--
vorgarten
aber die demoraes/toquinho-alben kenne ich alle nicht…Meinte es ganz allgemein – also so, dass ich ohne deine Brasilien-Posts hier die zwei CDs gar nicht genauer angeschaut hätte … lohnen jedenfalls, soweit ich als kompletter Laie das beurteilen kann (beides Live-Mitschnitte, keine Ahnung, ob es dazu vielleicht bessere Studio-Alben gäbe oder sowas …)
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaWas für ein groovender Funk von Tulipa Ruiz – „Samaúma“
--
“It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike Roykojoyce moreno, mauricio maestro, claus ogerman, natureza (1977/2022)
auf dieses album, das nach den aufnahmen und der postproduktion 1977 in den schrank gewandert ist, und dessen bänder offenbar z.t. verlorengegangen sind, habe ich lange gewartet. die geschichte steht hier. und was davon jetzt zu hören ist, wie sehr im einzelnen auch die tollen ogerman-arrangements nun in komprimierter form dahinwabern, ist absolut fantastisch.
--
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
Beiträge: 56,506
Gal Costa (1945 – 2022) R.I.P ….
--
"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
Beiträge: 56,506
--
"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)gal costa, s/t (1969)
gal costas tod ist die erste verlustanzeige unter den noch irgendwo irrlichternden tropicalist:innen, unter die sie irgendwie geraten war, nachdem sie mit 10 jahren die späteren ehefrauen von caetano veloso und gilberto gil kennen gelernt hatte. für mich war costa nie die psychedelische rockerin im clinch mit dem militärregime, so wie man sich den tropicalismo normalerweise erklärt, sie war immer eine fantastische sängerin des intimen, sanft die rhythmen dehnend, reflektierend, eine singer/songwriterin ohne eigenes songwriting. GAL COSTA kam heraus, als die anderen kombattant:innen gerade probleme hatten, gal costa sang stellvertretend ihre songs, machte aber etwas eigenes daraus, was heute für sich steht. die verzerrten klangschichten des anfangs werden immer wieder zart durchbrochen, aber es ist vor allem die zweite seite, und da vor allem das nacheinander von „que pena“ und „baby“, in den flirrenden streicherarrangements des stockhausen- und boulez-schülers rogério duprat, das hier in eine andere umlaufbahn führt. neben der harschen aktivistischen performance von maria bethania war gal costa die sanfte stimme der utopie, zwei varianten brasilianischer queerness, die eine andere welt vorstellbar machten als die herrschende. und doch, bei aller sanftheit, höre ich das album heute als ein monument, sehe ich eine große geste – in diesem album steckt so vieles drin, was in der luft lag, und es hat eine form gefunden. ein meisterinnenwerk.
--
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
Beiträge: 56,506
wahr Schön geschrieben, vorgarten.
Amen ….
--
"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)Zwischen all dem Jazz mal wieder ein Abstecher nach Brasilien – zwei Klassiker, nehme ich an? Beides Alben, die mich spontan ziemlich begeistern. Und von Musiker, die mir überhaupt nichts sagen. Das Album von Tim Maia ist sehr funky, das von Arthur Verocai klanglich vielleicht spezieller, vielschichtiger, manchmal etwas rätselhafter? Hab die zwei dazugenommen, als ich neulich am Bandcamp Friday bei Mr. Bongo was aus Südafrika bestellt habe („Mr. Teaspoon and The Waves“, ebenfalls toll) … muss da wohl bei der nächsten Gelegenheit noch etwas weiterstörbern. Gibt es >da< im Hinblick auf Brasilien Empfehlungen @vorgarten @soulpope @wahr?
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaweiß nicht, ob der Link hier schonmal gesetzt wurde…
zum Leben von Tim Maia gab’s 2020 auf Dlf ein sehr interessantes Feature:
https://www.hoerspielundfeature.de/der-irrationale-samba-soul-des-tim-maia-que-beleza-100.html--
-
Schlagwörter: Bossa Nova, Brasilien, Brazil, MPB
Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.