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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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gypsy-tail-windGibt wohl ein paar Redundanzen – ist echt viel Arbeit, das (Zitat-)Material zu bündeln, zu gruppieren, durchzustrählen, auszuwerten … komme mir fast ein wenig vor wie früher im Studium
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)immer her mit den monsterposts!
während du geschrieben hast, war ich im kino und habe NOTHING BUT A MAN gesehen – eine intensive, ziemlich verstörende erfahrung. aber dazu vielleicht kurz, wenn es zeitlich passt. außerdem lese ich gerade maya angelou, bin aber beim 7-bändigen autobiografischen werk natürlich vorne angefangen.
die tv-aufnahmen der freedom suite, die auf youtube kursieren, machen auch später sinn, oder? das ist ja dann schon die band mit clifford jordan 1964. und der auftritt beim harlem cultural festival erst 1969, am ende der beziehung.
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Oh, dazu lese ich dann gerne mehr (Film und wenn Du irgendwann magst auch Angelou).
Die geplanten nächsten paar Posts schweben mir so vor:
– „Straight Ahead“
– die letzten Aufnahmen mit Roach 1961/62 + „going social“
– Rest der Sechziger mit YT-Videos/Bootlegs (zu den Filmen kann ich glaub ich nicht viel mehr schreiben, als oben schon in der Einleitung steht)Die ersten zwei hatte ich ja einst als Teil des obigen Posts (den hab ich seit vorletztem Wochenende in das Word-Dokument geschrieben, in dem ich schon die ganzen Zitate aus dem 1996er-Interview, vom Text von Baraka usw. gesammelt und grob vorsortiert habe – man kann doch im Alter noch was lernen ) geplant gehabt.
Die Videos/Bootlegs habe ich noch gar nicht zusammenzutragen versucht … wenn ich die Diskographie gucke:
https://jazzdiscography.com/Artists/Lincoln/al-disc.phpKenne ich definitiv nicht: den „Six Bits Blues“ (ca. 1963).
Der ganze Rest ist unklar, muss ich nachschauen: Europa im Januar 1964 (Magnetic-CD mit Aufnahmen aus Skandinavien, Mitschnitt von Radio Bremen), Newport 1964, Europa 1968 (das Bootleg habe ich jedenfalls nicht).
Der Mitschnitt aus Belgien (hier unkoloriert inkl. Intro, das bei der s/w-Version auf YT fehlt) gehört wohl auch in den Januar 1964? (Der steht in der Diskographie nicht – die bräuchte wohl mal ein Update.)
Bremen ist wohl auch hier zu finden – passt jedenfalls, Reihenfolge ist halt anders. Newport ist auch in der Tube.
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Die Videos/Bootlegs habe ich noch gar nicht zusammenzutragen versucht … wenn ich die Diskographie gucke:
https://jazzdiscography.com/Artists/Lincoln/al-disc.php
Kenne ich definitiv nicht: den „Six Bits Blues“ (ca. 1963).
Der ganze Rest ist unklar, muss ich nachschauen: Europa im Januar 1964 (Magnetic-CD mit Aufnahmen aus Skandinavien, Mitschnitt von Radio Bremen), Newport 1964, Europa 1968 (das Bootleg habe ich jedenfalls nicht).
Der Mitschnitt aus Belgien (hier unkoloriert inkl. Intro, das bei der s/w-Version auf YT fehlt) gehört wohl auch in den Januar 1964? (Der steht in der Diskographie nicht – die bräuchte wohl mal ein Update.)
Bremen ist wohl auch hier zu finden – passt jedenfalls, Reihenfolge ist halt anders. Newport ist auch in der Tube.oje, das ist ein ziemliches durcheinander, fürchte ich. diesen „six bits blues“ habe ich auch nicht, aber die beiden bootlegs LOVE FOR SALE (ich vermute auch, dass das der bremen-auftritt ist, die cd behauptet aber – neben vielen falschen angaben – „recorded in new york 1964“) und SOUNDS AS A ROACH (1968 in rom mit steve lacy, die lotus-vinyl-ausgabe). außerdem habe ich noch einen in der diskografie nicht aufgeführten deutschlandfunk-mitschnitt aus koblenz vom 30.4.1967, auch hier wird die freedom now suite aufgeführt, gast ist klaus doldinger am tenor, anlass eine „feierstunde des dgb“. wurde erst am 21.5.2016 gesendet.
FOR LOVE OF IVY habe ich leider noch nie gesehen, aber davon gibt es eine us- und eine spanische dvd.
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Von 1967 habe ich bei mir auch noch zwei Dinge gefunden (Koblenz mit Doldinger und Paris) … aber noch nicht mal richtig gesucht
Hatten den Post angefangen, bevor ich begriff, wie lückenhaft da die Diskographie ist. Das kommt ja alles erst. Zu „Sounds of Roach“ kannst Du dann ev. was ergänzen, falls ich da nicht fündig werde.
Nach den Filmen habe ich noch gar nicht gesucht. Von „Ivy“ scheint es diverse DVD-Ausgaben zu geben, und auch eine BluRay, was wohl dieselbe Ausgabe ist, die Du meinst? Beim Kauf von Filmen bin ich völlig unbedarft, scheint ja auch viele üble Ausgaben (gekürzt, Formatprobleme, hard-coded Untertitel usw.) zu geben.
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vorgarten
ich habe jetzt die spanische dvd bestellt, da ist auch die originalfassung drauf, aber ansonsten ein schuss ins blaue.Die hatte ich auch gesehen – aber selbst die krieg ich hier aber nicht für unter 20 (diverse Anbieter liefern nicht in die Schweiz, da steht dann „ab 7€“ und wenn ich drauf klicke kommen Angebote für 18 oder 20€), drum würde ich wenn schon eher zur Bluray oder halt der DVD-Version derselben Ausgabe tendieren … aber ich gucke erstmal nach Behelfsversionen.
Das andere, was ich von 1967 noch habe, ist das hier, auch erst vor ein paar Jahren (wieder) ausgestrahlt:
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Abbey Lincoln & Max Roach
Studio 104, Maison de la Radio, Paris, France
19 may 1967
53:16Abbey Lincoln (vocal)
Max Roach (drums)
Johnny Griffin (tenor sax)
Maurice Vander (piano)
Gilbert Rovère (bass)01 Right Now (Max Roach) 10:52
02 Lonesome Lover (Max Roach) 3:50
03 I Feel Thinking (Max Roach) 3:38
04 Africa (John Coltrane) 4:52
05 C’est L’Homme (Léo Ferré) 5:06
06 Up Jumped Spring (Freddie Hubbard) 2:40
07 Prelude (Heitor Villa-Lobos) 2:50
08 When Malindy Sings (Oscar Brown Jr.) 4:57
09 Triptych: Prayer/Protest/Peace (Max Roach) 2:49
10 Sunday Afternoon (Max Roach) 6:14
11 Sunday Afternoon (Encore) (Max Roach) 5:28Falls die Angaben stimmen, ist da weniger als drei Minuten „Freedom Now Suite“ drauf …
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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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gypsy-tail-wind…. was ich von 1967 noch habe, ist das hier, auch erst vor ein paar Jahren (wieder) ausgestrahlt: — Abbey Lincoln & Max Roach Studio 104, Maison de la Radio, Paris, France 19 may 1967 53:16 Abbey Lincoln (vocal) Max Roach (drums) Johnny Griffin (tenor sax) Maurice Vander (piano) Gilbert Rovère (bass) 01 Right Now (Max Roach) 10:52 02 Lonesome Lover (Max Roach) 3:50 03 I Feel Thinking (Max Roach) 3:38 04 Africa (John Coltrane) 4:52 05 C’est L’Homme (Léo Ferré) 5:06 06 Up Jumped Spring (Freddie Hubbard) 2:40 07 Prelude (Heitor Villa-Lobos) 2:50 08 When Malindy Sings (Oscar Brown Jr.) 4:57 09 Triptych: Prayer/Protest/Peace (Max Roach) 2:49 10 Sunday Afternoon (Max Roach) 6:14 11 Sunday Afternoon (Encore) (Max Roach) 5:28 Falls die Angaben stimmen, ist da weniger als drei Minuten „Freedom Now Suite“ drauf …
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)Genau! In meiner (Dime-)Version ist das Radiogequatsche wo immer möglich rausgeschnitten, daher wohl die etwas kürzere Laufzeit.
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Falls nicht eh schon bekannt …. :
Max Roach und Abbey Lincoln ca 1965 in New York (Photographie : Michael Ochs) ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)gypsy-tail-wind
Im Spätsommer 1960 entsteht daraus eins der wichtigsten Alben des Jazz. Das Trio aus Max Roach, Abbey Lincoln und Oscar Brown Jr. legt mit We Insist! Max Roach’s – Freedom Now Suite ein Meisterwerk vor, das nur auf dem kleinen Label Candid Records, gegründet vom Kritiker Nat Hentoff, erscheinen konnte. Hier kommt so viel zusammen, dass es nicht leicht, die passenden Worte zu finden. Über dem Album schwebt der Geist der Sit-Ins (vgl. das Cover) und der Bürgerrechtsbewegung, für die Roach, Brown und Lincoln sich engagierten. Work Songs; Percussion-Ensembles mit afrikanischen Trommeln und Rhythmen, über die Lincoln die Namen von afrikanischen Stämmen chantet; im Opener das in Solo des Veteranen und „Erfinders“ des Tenorsaxophon Coleman Hawkins, von einer mitreissenden Stringenz; die quecksilbrige und dennoch sehr lyrische Bebop-Trompete des Rückkehrers Booker Little; die rhythmischen Experimente von Roach in Sachen Jazz (der Opener mit Hawkins ist ein 5/4-Stück) und afrikanische Rhythmen; und über allem die unglaubliche Stimme von Abbey Lincoln, die klagt, anklagt, fordert, fleht, zürnt, aus der Trauer und Wut gleichermassen zu sprechen scheinen. „We Insist!“ ist nichts weniger als ein Meilenstein der Jazzgeschichte.schön und treffend beschrieben. hier endlich auch mal wieder, ein unfassbares album. die vielen programmatischen aspekte muss man wohl sehr ernst nehmen: dass sich hier nicht nur junge wilde präsentieren, sondern auch coleman hawkins dabei ist; dass die suite nicht kulturhistorisch als erklärservice mit der afrikanischen trommel anfängt, sondern direkt mit der skavenhalterpeitsche, die trommel dagegen im licht des sharpeville-massakers in die südafrikanische gegenwart geholt wird; dass der „protest“ hier als schmerzensschrei artikuliert wird, sozusagen als äußerstes. und dann: „whisper“ und „listen“, das andere sprechen und das andere hören, um für die neuen inhalte zu sensibiliseren. ich habe immer ein bisschen angst vor dem „triptych“ und abbey lincolns schreien – aber was sie da vorher und nachher in die luft und auf den boden setzt, nur begleitet von roach, zwei formen der sophistication, die nichts rohes, einfaches, illustratives behaupten, sondern schon den meister:innenhaften umgang mit den alltäglichen herausforderungen…
was merkwürdig ist (und mir nie aufgefallen?): die offizielle candid-cd ist ein vinyl-rip. wo siend die originalbänder und wieso kam man nicht dran oder hat sie nicht verwendet?
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Danke für die schöne Ergänzung!
Was die Ausgabe(n) angeht (auch „Straight Ahead“ und, all die Mingus- und Taylor, das Little-Album usw.) – die japanischen Mono-CDs sind wirklich klasse – und das hier glaub ich bereits eine Budget-Neuausgabe davon (es gibt seit Dezember 2020 vier Ausgaben des Albums, eine kam zum regulären Preis, die anderen zu demselben wie hier – auch zum teureren Preis noch recht günstig und besonders bei Mingus echt ein Ohröffner):
https://www.cdjapan.co.jp/product/UVJZ-30098Das UK-Candid-Label hat aber schon die Rechte am historischen Label gekauft, daher wirklich seltsam … es gab auch deutsche Ausgaben (ZYX), die manchmal noch übler waren (so kannte ich „Mingus Presents Mingus“, das ich inzwischen dreimal gekauft habe).
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbamaya angelou (1928-2014)
ein kleiner exkurs, von @gypsy-tail-wind eingefordert ;-), weil angelous und lincolns karrieren – neben einer engen freundschaft zwischen 1957 und 1961 – auf interessante weise parallel verliefen, es von angelou allerdings einen umfangreichen autobiografischen bericht gibt. die idee einer wechselseitigen erhellung führt allerdings nicht allzu weit, weil sich angelous 7-bändiges autobiografisches werk einige literarische freiheiten nimmt, außerdem dezidiert nur für sich selbst sprechen möchte und nicht als allgemeingültige schilderung weiblicher afroamerikanischer lebenswege dieser zeit verstanden werden will (es gibt auch kein personenregister und die zeitangaben im text sind spärlich).
angelou und lincoln lernten sich 1957 in westlake (stadtviertel von l.a.) kennen, angelou war dort als alleinerziehende mutter nach einer europa (plus ägypten und israel)-tour mit dem „porgy&bess“-ensemble in der näher ihrer mutter gestrandet und kam mehr schlecht als recht als nachtclubsängerin mit einem calypso-novelty-act über die runden, den sie anfang der 50er in einem strip-lokal entwickelt und nachher im berühmten „purple onion“ weiter ausgebaut hatte. in diesem kontext die erste parallele: lincoln, deren supper-club-programm 1956 zu einer filmnummer in THE GIRL CAN’T HELP IT und anschließend zum liberty-debüt ABBEY LINCOLN’S AFFAIR führte (bevor sie nach london ging und kurz mit dem musical JAMAICA auf tour war) – angelou, deren calypso-nummer im zuge des welthits von harry belafonte (CALYPSO, 1956, rca) plötzlich in mode kam, nimmt ebenfalls für liberty ihr debütalbum MISS CALYPSO auf und präsentierte zwei nummern in dem film CALYPSO HEAT WAVE (1957).
man kann in diesen szenen ihren vom tanz kommenden performativen ansatz gut nachvollziehen, aber den film erwähnt angelou in ihren büchern mit keinem wort, und von dem album nur, dass sie darauf ein paar selbst geschriebene songs eingespielt hätte.
mit den songs fängt das eigene schreiben an. der autor john killens überredet sie, nach new york zu kommen und sich dort für die harlem writer’s guild zu bewerben. lincoln ist bereits dort, mit max roach zusammen und unterstützt den umzug, den angelou mit ihrem sohn 1959 wagt.
ihr vorerst letzten gesangsauftritt absolviert angelou im harlemer apollo, sie skandiert mit olatunji auf swahili „freiheit“ („uhuru“) und wider erwarten macht das publikum mit. ihr zweiter versuch, ihre miete in new york zu bezahlen, ist der entwurf einer revue, die sie, nachdem sie martin luther king hat predigen hören, dem sclc (southern christian leadership conference)-büro als fundraising-gelegenheit verkauft. sie und der komiker godfrey cambridge nennen die revue „cabaret of freedom“ (parallel nehmen roach und lincoln die „freedom now suite“ auf), sie läuft den sommer 1960 über im village gate, mit verschiedenen gästen, z.b. mit ernestine anderson und mal waldron:
die meisten beteiligten künstler:innen waren danach wieder arbeitslos, angelou bekommt vom sclc das angebot, als koordinatorin für den norden zu arbeiten, was sie 6 monate lang macht und dabei natürlich auch ihren chef martin luther king kennenlernt.
mit abbey lincoln und rosa guy gründet angelou ende 1960, anfang 1961 die CAWAH (cultural association for women of african heritage), um als weiblicher talentpool fundraising-veranstaltungen für die sclc zu ermöglichen. in ihren feminismus-vorstellungen gehen angelou und lincoln ziemlich auseinander. lincoln sieht die entmännlichung der schwarzen männer durch den rassismus als grundproblem an, angelou fordert auch gegenüber den eigenen männern eigene freiheiten und bewegungsspielräume (das kapitel ist relativ traurig, angelou nimmt immer wieder jobs an, um selbstständig zu sein, die sie aber sofort wieder aufgibt, sobald sich ein mann an sie bindet, so auch den sclc-koordinationsjob). gemeinsam protestieren sie gegen das verschweigen der ermordung lumumbas im januar 1961 vor den vereinten nationen. in dieser zeit lernt angelou den südafrikanischen pac-lobbyisten vusumzi make kennen, mit dem sie 1961 nach ägypten geht, sich aber dort ein jahr später wieder trennt und sich in ghana schließlich als journalistin etabliert.
das traurige schlusskapitel der gemeinsamen new yorker zeit von lincoln und angelou ist die vorbereitung der off-broadway-inszenierung von jean genets THE BLACKS, für die max roach die musik schreibt und angelou und lincoln neben u.a. cicely tyson, lou gossett, james earl jones, roscoe lee brown und godfrey cambridge als darstellende engagiert werden (die produktion läuft im st. marks playhouse überaus erfolgreich mit 1400 vorstellungen). am tag der premiere zieht roach seine musik zurück und verbietet lincoln den auftritt (die weißen produzenten hatten ihre absprachen nicht erfüllt). angelou schreibt in ein paar stunden mit lincolns zweitbesetzung die songs der aufführung (und wird dafür nie bezahlt).
(maya angelou als „white queen“ in THE BLACKS, 1961)
angelou stellt abbey lincoln als ziemlich in ihrer ehe absorbiert dar, sie und roach gehören zu ihren engsten freunden, man trifft sich in deren luxuriöser penthouse-wohnung, sie nehmen in der zeit „komplizierte musik“ auf. der literarische trick von angelou in ihren autobiografischen büchern ist, jeweils ihre perspektive der erzählten zeit zu übernehmen und meist stellt sie sich als ziemlich naive, oft nur bluffende frau dar, die oft unverschämtes glück hat und trotzdem viele schlechte lebensentscheidungen trifft. wenn man genauer liest, merkt man, wie konsequent einzelne themen und motive entwickelt werden, ohne dass sie jemals in ein philosophisches räsonieren verfällt – es ist einfach die frage, was sie erzählt und was sie – aus motivischen gründen – nicht erzählt (wozu einige freundschaften zählen, auch z.b. plastische erzählungen der künstler:innenszene der zeit, in der sie ja selbst nicht als künstlerin arbeitet). das grundthema ist natürlich ihre völlig unwahrscheinliche entwicklung aus der situation eines von den eltern zur großmutter in den süden abgeschobenen, nicht sonderlichen hübschen mädchens, das verschiedene traumatische erfahrungen macht, durch die literatur aber immer ein grundvertrauen in alternativen und mögliche utopien behält. krass ist ihre darstellung von weißen menschen (aus der erfahrung der segregation heraus), in deren gegenwart sie sich fast immer unwohl fühlt – man liest sogar clintons überschwengliche umarmungen nach ihrem vortrag zu seiner inauguration („a rock, a river, a tree“) als cringe-moment, wenn man ihre perspektive kennt:
das ist natürlich der moment, in dem sie in ganz usa berühmt wird. in deutschland war bis vor kurzem nur der erste teil der bücher, „i know why the caged bird sings“ (den titel wird sich abbey lincoln später für eine komposition ausleihen), übersetzt – nun erscheinen bei suhrkamp nach und nach auch die anderen (zwei fehlen immer noch), was wahrscheinlich mit dem black-lives-matter-momentum zu tun hat.
die bücher lesen sich ein bisschen wie im rausch. am bescheidenen ton, der vor allem die minderwertigkeitskomplexe herausarbeitet, kann man allerdings überhaupt nicht die wirkung eines anderswo archivierten angelou-vortrags abschätzen, wie dem hier z.b.:
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Schlagwörter: Abbey Lincoln, Jazzsänger*innen, Max Roach, Modern Jazz, Vocal Jazz
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