Wörter und Unwörter – Der gepflegte Stilistik-Thread

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  • #11357565  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 36,942

    atomGlücklicherweise muss ich bei Cyberpunk weiterhin an Neuromancer, Akira oder Blade Runner denken, so dass der Begriff für mich noch nicht deformiert ist.

    Hier ebenso – Gnade der frühen Geburt.

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    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
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    #11357629  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

    Registriert seit: 18.01.2009

    Beiträge: 5,865

    jesseblueCyberpunk. Ich mag diese Bezeichnung einfach nicht. Seit dem Game „Cyberpunk 2077“ wird gefühlt alles damit etikettiert, was optisch an Cyborg und musikalisch an 80er Synthesizer erinnert.

    Wobei die grenzenlose Kommerzialisierung einer positiven Kindheitserinnerung durch globale Konzerne in der „Zukunft“[1] ja doch auch inhaltlich ziemlich cyberpunk ist. ;-)

    [1] Wir sind gerade im Jahr 2 Post-Blade-Runner und Post-Akira…

    zuletzt geändert von nicht_vom_forum

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    Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away.  Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dick
    #11357651  | PERMALINK

    fevers-and-mirrors

    Registriert seit: 28.11.2004

    Beiträge: 1,392

    Ich kenne das Spiel nicht und weiß nicht, was es der Definition hinzufügt, abzieht oder umdeutet, aber generell ist es schon interessant, dass eigentlich klar etablierte und verankerte Begriffe immer mal wieder neu überschrieben werden, oft auch in Unkenntnis (oder Ignoranz?) der ursprünglichen Bedeutung. Vordergründig „lebendige Sprache“, tatsächlich erschwert dies nur Kommunikation und führt zu Missverständinissen sowie Beliebigkeit. „Hey, hab die Band Daft Punk entdeckt – die sind voll Cyberpunk, aber auch irgendwie leicht emo, jedenfalls total indie, mit nem krassen Retro-Touch. Da brauch ich unbedingt die Vinyls von!“

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    #11357661  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

    Registriert seit: 18.01.2009

    Beiträge: 5,865

    fevers-and-mirrorsIch kenne das Spiel nicht und weiß nicht, was es der Definition hinzufügt,

     
    Das Spiel selbst ist die Umsetzung eines Pen-and-Paper-Rollenspiels von Ende der 80er mit Beteiligung des Autors: https://en.wikipedia.org/wiki/Cyberpunk_(role-playing_game)

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    Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away.  Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dick
    #11357679  | PERMALINK

    fevers-and-mirrors

    Registriert seit: 28.11.2004

    Beiträge: 1,392

    Okay, dann fußt es ja zimindest im klassischen Cyberpunk-Terrain. Aber wenn ich jesseblue richtig verstanden habe, ging es ihm ja auch eher um die Benutzung des Wortes im Zuge des Spielerfolgs, oder? Wenn die Umdeutung aber eher danach stattfand, wo steckt dann der Auslöser im Spiel selbst?

    Zumal ich es abseits davon schlicht sehr schade finde, wenn ein sinnvoller und lange etablierter Begriff jemanden wie jesseblue zu nerven beginnt, weil er plötzlich neu (falsch?) benutzt wird. Dann hätten jedenfalls die Falschen gewonnen.

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    #11357721  | PERMALINK

    jesseblue
    emotionsloser neukunde.

    Registriert seit: 14.01.2020

    Beiträge: 4,214

    Ich muss gestehen, dass mir der Begriff erst durch den Erfolg des aktuellen Games wirklich geläufig wurde. Vielleicht stand ich zuvor immer auf der falschen Straßenseite, wenn Cyberpunk das Thema war. Wäre nicht das erste Mal, dass ich aus der Retroperspektive entdecke. Somit kann ich auch nichts zu einer Umdeutung sagen, da ich nicht weiß, ob heutiger Cyberpunk anders als früherer Cyberpunk ist. Mir ist nur aufgefallen, dass beispielsweise auf Instagram jedes futuristische Bild mit Cyberpunk gehashtagt wird oder Playlisten auf YouTube und Spotify nun unter Cyberpunk statt Retro-/Synthwave geführt werden. Mir vielleicht zu viel Namedropping, wenngleich das, für was Cyberpunk steht, auch durchaus gefällt.

    War Cyberpunk in der Popkultur immer ein präsenter Begriff oder stets Nische?

    --

    #11357729  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 36,942

    nicht_vom_forum

    fevers-and-mirrorsIch kenne das Spiel nicht und weiß nicht, was es der Definition hinzufügt,

    Das Spiel selbst ist die Umsetzung eines Pen-and-Paper-Rollenspiels von Ende der 80er mit Beteiligung des Autors: https://en.wikipedia.org/wiki/Cyberpunk_(role-playing_game)

    Wie überhaupt Rollenspiele (Damals noch ohne den Zusatz „pen and paper“) damals eine prägende Rolle spielen, meines Wissens gäbe es ohne Talsorians Castle Falkenstein das Genre Steampunk nicht. Und ich habe mich soeben als Nerd geoutet.

    --

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    #11357749  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 36,942

    jesseblueIch muss gestehen, dass mir der Begriff erst durch den Erfolg des aktuellen Games wirklich geläufig wurde. Vielleicht stand ich zuvor immer auf der falschen Straßenseite, wenn Cyberpunk das Thema war. Wäre nicht das erste Mal, dass ich aus der Retroperspektive entdecke. Somit kann ich auch nichts zu einer Umdeutung sagen, da ich nicht weiß, ob heutiger Cyberpunk anders als früherer Cyberpunk ist. Mir ist nur aufgefallen, dass beispielsweise auf Instagram jedes futuristische Bild mit Cyberpunk gehashtagt wird oder Playlisten auf YouTube und Spotify nun unter Cyberpunk statt Retro-/Synthwave geführt werden. Mir vielleicht zu viel Namedropping, wenngleich das, für was Cyberpunk steht, auch durchaus gefällt.
    War Cyberpunk in der Popkultur immer ein präsenter Begriff oder stets Nische?

    Der war durchaus präsent, aber auch in relativ engen Bahnen. Ursprünglich war das ein Begriff für eine Art von Science Fiction-Literatur die von William Gibson (außerdem Effinger und Sterling) erfunden wurde und eine nahe Zukunft mit Schwerpunkt auf Urbanität, Computerwelten und Mensch-Maschine-Verschmelzung beinhaltete. Das wurde ausgeweitet auf andere Kunstarten wie Film (Blade Runner lieferte die Bilder dazu), später dann auf Spiele, Computer wie andere. Vor allem Gibsons Bücher waren da sehr wirkmächtig, gelegentlich hatte man das Gefühl, dass Entwicklungen in der IT (der Technik generell) Gibson zu folgen schienen (in den 90ern dürfte neben Herr-der_Ringe-Namen „Wintermute“ der bekannteste Servername gewesen sein), wo Gibson eigentlich „nur“ sehr hellsichtig Trends zu Literatur geformt hatte.
    Das Genre ist in den 00ern verschwommen und jetzt wieder aufgetaucht, weil Talsorian die Rechte an seinem Pen-and-Paper-Rollenspiel verkauft hat und das daraus entstandene Computer-Spiel so dicke Werbekampagnen fuhr. Und weil die 80er wohl immer noch in sind.

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    #11357763  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

    Registriert seit: 18.01.2009

    Beiträge: 5,865

    latho

    jesseblueMir vielleicht zu viel Namedropping, wenngleich das, für was Cyberpunk steht, auch durchaus gefällt. War Cyberpunk in der Popkultur immer ein präsenter Begriff oder stets Nische?

    Der war durchaus präsent, aber auch in relativ engen Bahnen. Ursprünglich war das ein Begriff für eine Art von Science Fiction-Literatur die von William Gibson (außerdem Effinger und Sterling) erfunden wurde und eine nahe Zukunft mit Schwerpunkt auf Urbanität, Computerwelten und Mensch-Maschine-Verschmelzung beinhaltete. Das wurde ausgeweitet auf andere Kunstarten wie Film (Blade Runner lieferte die Bilder dazu)[…]

     
    Wobei die Ästhetik ja eigentlich nie wirklich weg war. Um bei den Filmen zu bleiben, spannt sich ja eine direkte Linie von Blade Runner über Terminator 1/2 (Aliens eigentlich auch), Demolition Man und die Matrix-Filme bis in die Gegenwart. Nicht zu vergessen, dass gefühlt die halbe Filmographie von Keanu Reeves aus Cyberpunk besteht. ;-)

    zuletzt geändert von nicht_vom_forum

    --

    Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away.  Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dick
    #11357801  | PERMALINK

    fevers-and-mirrors

    Registriert seit: 28.11.2004

    Beiträge: 1,392

    Kann mich an keine Zeit erinnern, in der der Begriff nicht geläufig war, zurück bis ins Mainstream-Deutschland der 80er. Wobei es da hauptsächlich die Filme waren, die die Masse erreichten (Scotts „Blade Runner“, Camerons „The Terminator“ – millionenfach als VHS ausgeliehen) und den Begriff stets im Schlepptau hatten. CP-Comics und -Romane hingegen waren zumindest damals klar Nische.

    In den 90ern vernahm ich den Begriff komischerweise deutlich seltener bei bspw. „The Matrix“, mag aber auf Zufall gewesen sein.

    --

    #11357809  | PERMALINK

    latho
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    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 36,942

    nicht_vom_forum
    Wobei die Ästhetik ja eigentlich nie wirklich weg war. Um bei den Filmen zu bleiben, spannt sich ja eine direkte Linie von Blade Runner über Terminator 1/2 (Aliens eigentlich auch), Demolition Man und die Matrix-Filme bis in die Gegenwart. Nicht zu vergessen, dass gefühlt die halbe Filmographie von Keanu Reeves aus Cyberpunk besteht.

    Ja, da ist so wie mit Scotts Alien – da war die Bildsprache so mächtig, dass sie das Genre Horror/SF bis heute prägen. Alien ist meines Wissens auch ein Film, der im Gegensatz zu anderen Blockbustern der Zeit nicht als „alt“ gesehen wird.

    fevers-and-mirrorsKann mich an keine Zeit erinnern, in der der Begriff nicht geläufig war, zurück bis ins Mainstream-Deutschland der 80er. Wobei es da hauptsächlich die Filme waren, die die Masse erreichten (Scotts „Blade Runner“, Camerons „The Terminator“ – millionenfach als VHS ausgeliehen) und den Begriff stets im Schlepptau hatten. CP-Comics und -Romane hingegen waren zumindest damals klar Nische.
    In den 90ern vernahm ich den Begriff komischerweise deutlich seltener bei bspw. „The Matrix“, mag aber auf Zufall gewesen sein.

    Das mit der Nische ist auch logisch – Filme und später Computerspiele (gab’s nicht von Cyberpunk noch andere Spiele? Antwort gleich danach: nein, aber Unmengen andere) sind einfach die massenwirksameren Medien.
    Und in dem Maß wie die Computertechnik fortschritt, mussten auch die Phantasien dazu fortschreiten – deswegen ist es bei Matrix schon nicht mehr eine bunte, abstrakte Welt, in der man sich im Netz bewegt, sondern eine absolute Realität.

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    #11357815  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

    Registriert seit: 18.01.2009

    Beiträge: 5,865

    fevers-and-mirrorsCP-Comics und -Romane hingegen waren zumindest damals klar Nische.

    Das gilt aber m. E. für SciFi und Fantasy als Genre generell. Das hat sich m. E. erst Ende der 90er (bei Fantasy z. B. mit Harry Potter und den HdR-Filmen) deutlich geändert.

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    Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away.  Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dick
    #11357821  | PERMALINK

    jesseblue
    emotionsloser neukunde.

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    Beiträge: 4,214

    Okay, dann umschiffte ich das Wort wohl immer. Eventuell auch, da ich Ende der 1980er ein Kleinkind war und der Begriff mich deswegen in seiner Hochphase nie konfrontieren konnte. Aber interessant zu erfahren, dass Cyberpunk schon vor über 30 Jahren etabliert war.

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    #11357823  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 36,942

    jesseblueOkay, dann umschiffte ich das Wort wohl immer. Eventuell auch, da ich Ende der 1980er ein Kleinkind war und der Begriff mich deswegen in seiner Hochphase nie konfrontieren konnte. Aber interessant zu erfahren, dass Cyberpunk schon vor über 30 Jahren etabliert war.

    Doch, definitiv.

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    #11357843  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

    Registriert seit: 18.01.2009

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    Es gab da auch noch dieses Meisterwerk der Musikgeschichte:
    https://www.discogs.com/Billy-Idol-Cyberpunk/master/29647
    Mit der wahrscheinlich schlimmsten Velvet Unterground Coverversion überhaupt.

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