… with Strings!

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  • #7655425  | PERMALINK

    katharsis

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    Spannend finde ich ja Alben, bei denen der Leader auf ein eher klassisches Streichinstrument zurückgreift. Sam Jones‘ wunderbares „Soul Society“ oder auch „Soulnik“von Doug Watkins.
    Passt vielleicht am Rande hier rein.

    @clasjaz: Ich gebe Dir Recht, dass „Korsett“ vielleicht nicht das passende Wort ist. Aber was meinst Du damit, dass Streicher oft nicht ernst genommen werden?

    --

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    #7655427  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Na ja, Cello-Alben sind ja schon was anderes… da gibt’s ganz tolle Sachen, von Harry Babasin und Ray Brown über Oscar Pettiford, Sam Jones und Doug Watkins bis zu Abdul Wadud und in der Gegenwart Ernst Reijseger, Erik Friedlander etc etc etc.

    Nicht ernst genommen, ja – leider! Und wohl oft auch von der anderen Seite (der der Streicher) einige Unfähigkeit, adäquat zu spielen, damit das in jazzige Settings überhaupt passt.

    Eine kleine Episode las ich neulich irgendwo in einem Artikel über Daniel Schnyder (aus Anlass eines Konzertes vor ein paar Wochen): er habe ein Stück geschrieben, bei dem die erste Geigerin des Zürcher Opernhaus Orchesters (ich glaub es war Geige und ich glaub es war dieses Orchester, sonst war’s halt die Tonhalle, ähnlich arrivierte Orchester gibt’s hier sonst ja nicht) habe eine Kadenz improvisieren müssen, ihn am Abend vor der Premiere verzweifelt angerufen, mit dem Gedanken gespielt habe, das ganze hinzuschmeissen… so weit ist die Fähigkeit des Extemporierens in der klassischen Musik schon degeneriert, das ist ja eigentlich tragisch!

    Hat zwar wiederum mit der Urnfähigkeit, angemessen zu phrasieren wiederum nichts zu tun… der Mangel an Ernsthaftigkeit kam wohl von beiden Seiten – Mangel an Erfahrung und Wissen auf Seiten der Jazz-Arrangeure (oder Komponisten) und dann wohl eben die Unfähigkeit vieler Streicher, das dann auch angemessen umzusetzen.

    Das McIntyre-Album möchte ich diesbezüglich echt loben. Selwart Clarke ist dort der Konzertmeister (die anderen sind unbekannt, aber allzu gross ist das Streichensemble nicht) und da gelingt es von beiden Seiten ganz schön: also gute Arrangements, die wirklich was machen mit den Streichern (nicht bloss einen Teppich), und zugleich eine der Musik angemessene Umsetzung.

    --

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    #7655429  | PERMALINK

    Anonym
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    redbeansandrice
    ich find Jazz mit Streichersätzen sehr spannend (as opposed to Jazz mit Streicherteppichen ;-) ),

    aber das ultimativ tolle hab ich noch nicht gefunden… am Rande, kennt jemand Faith (manchmal wird es auch „Face“ genannt) von Horace Tapscott? das ist auch mit geige/cello/bass, neulich rausgekommen, leider etwas teuer um es ohne Empfehlung zu kaufen…

    Ich glaube, das meinte ich. Ich würde Tapscott aber auch ohne Empfehlung kaufen, wenn ich gerade Lust zum Kaufen hätte. Also „spannend“ können auch Nebengleise sein.

    Aber die Beteiligung von Geige und Cello (falls das jeweils eine/r ist), ist ja nicht Streicherensemble, das leider oft so teppichartig auftritt. (Würde mir übrigens auch bei jeder sogenannten Ballade auf den Geist gehen, egal wer dazu singt.

    katharsisAber was meinst Du damit, dass Streicher oft nicht ernst genommen werden?

    Na ja, das war eigentlich eine Anspielung auf die Verseuchung durch Klassik – ich würde das aber anders nennen, eher so etwas wie Korrektur oder beiläufige Belebung durch Klassik. Nein, im Ernst, ich frage mich schon, warum es da offenbar Grenzen gibt. Gerade interessanter wäre mir die kleine Besetzung, nicht das Ensemble. Wirklich, ich weiß nicht, warum bei den Alben – auch Pepper, Winter Moon, die Streicher meist nur flächig behandelt werden. Ja, behandelt, als seien die Jazzer Ärzte. Dennoch ist es schön, was sie machen. Nur nicht im Fünfsternebereich, aber warum auch?

    --

    #7655431  | PERMALINK

    Anonym
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    gypsy tail wind
    Nicht ernst genommen, ja – leider! Und wohl oft auch von der anderen Seite (der der Streicher) einige Unfähigkeit, adäquat zu spielen, damit das in jazzige Settings überhaupt passt.

    Sehe es gerade erst: :bier:

    --

    #7655433  | PERMALINK

    katharsis

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    Kann es sein, dass Du mich missverstanden hast?
    Ich meinte nämlich, dass mir das hören eines Jazz-Albums mit Streicherensemble oft schwerfällt, da ich dabei immer an eine Sinfonietta oder ähnliches denken muss. Die Streicher werden nun mal in der „klassischen“ klassischen Musik ganz anders eingesetzt, so dass man sich erst umgewöhnen muss, wenn man auf sie bei einem Jazz-Album trifft. Das klingt dann für meine Ohren oft dissonant und wenig gekonnt, weil oft auch einfach das Verständis der Musiker untereinander fehlt. Zumindest ist das meine Meinung.

    Das McIntyre-Album funktioniert, weil die Streicher eben nicht versuchen, Wohlklang zu zaubern, oder einen Klangteppich zu legen. Sie halten sich durchaus dezent im Hintergrund, klingen zugleich aber ruff und dreckig. McInytre als Multinstrumentalist weiß dann auch damit umzugehen.

    Spannend sind wohl auch die Sessions von Gary McFarland, bei denen Jerome Richardson als „Konzertmeister“ fungiert.
    Dann bin ich noch auf George Shearing gestoßen, kenne aber nichts davon. Sonny Criss fällt mir auch noch ein…

    --

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    #7655435  | PERMALINK

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    McIntyre fehlt mir ja leider. – Ja, vielleicht habe ich Dich missverstanden, oder auch nur anders? Das Flächige ist doch der erste Impuls bei Streichern, auch im Pop. Das irritiert mich aber erst dann, wenn ich „klassische“ (da gibt es aber auch das schlichte Flächige, Teppichartige, nur in anderem Kontext) Maßstäbe anlegen wollte. Manchmal ist mir das nah, manchmal nicht. Ich vermisse also keine Sinfonietta; aber doch, diese Auffassung von Dissonanz ist interessant. Wie ist es denn eigentlich umgekehrt – wenn die Klassiker die Jazzinstrumente hinein holen (oft doch Sax). Ich kenne da nichts wirklich. Nur nebenbei, weil off topic. – McFarland?

    --

    #7655437  | PERMALINK

    katharsis

    Registriert seit: 05.11.2005

    Beiträge: 1,737

    Naja, im Klassikkanon tauchen solche Instrumente erst in der spätromantischen Zeit auf (Trompetenkonzerte der Barockzeit mal aussen vor gelassen). Da gibt es dann immerhin ein paar wenige Stücke für Saxophon, von Debussy oder Glazunov bspw.
    Die tragen aber nicht annähernd jazzige Elemente in sich.

    McFarland?

    --

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    #7655439  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    McFarland, ja… wär ich auch interessiert, was meinst Du denn von ihm konkret?
    Kenn ihn noch fast gar nicht!

    --

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    #7655441  | PERMALINK

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    katharsisNaja, im Klassikkanon tauchen solche Instrumente erst in der spätromantischen Zeit auf (Trompetenkonzerte der Barockzeit mal aussen vor gelassen). Da gibt es dann immerhin ein paar wenige Stücke für Saxophon, von Debussy oder Glazunov bspw.
    Die tragen aber nicht annähernd jazzige Elemente in sich.

    McFarland?

    McFarland hattest Du doch erwähnt – ich kenne ihn nicht.

    An die ganzen Trompeten- und Flötenkonzerte im Barock hatte ich gar nicht gedacht, schon eher Debussy, ob Hindemith da auch etwas gemacht hat, weiß ich nicht einmal. Persönlich fände ich es auch interessanter, neuere Begegnungen zwischen den beiden Kontrahenten J. und K. zu hören. Mir scheint gerade, nach Dixons Tapestries, die ich vor ein paar Tagen zum ersten Mal genauer gehört habe, dass sich das Interessante (bei solchen Begegnungen, Cross-over will mir nicht über die Lippen und jetzt steht’s doch da) eher im Kompositorischen oder meinetwegen der Musik abspielt als im Instrumentellen (und genau das hat jemanden wie Debussy wahrscheinlich gereizt).

    (Übrigens, ganz offtopic, aber drüben in den Mahler-Thread passt es ja auch nicht: Habe heute bestimmt schon sieben Mal Rachmaninovs 2. Klavierkonzert gehört, mit Weissenberg.)

    --

    #7655443  | PERMALINK

    kingberzerk

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    Beiträge: 2,214

    Keith Jarrett – Expectations

    Columbia Records, 1971.

    Das Titelstück „Expectations“ ist einer meiner Favoriten.

    Klick

    --

    Tout en haut d'une forteresse, offerte aux vents les plus clairs, totalement soumise au soleil, aveuglée par la lumière et jamais dans les coins d'ombre, j'écoute.
    #7655445  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    @kingberzerk: Danke für die Erinnerung an „Expectations“, muss ich mal bald wieder auflegen – durch die wechselnden Besetzungen hab ich das als ein tolles Album im Gedächtnis!

    @clasjaz: Kennst Du die Dave Douglas w/Strings Alben (die Strings sind nur drei: Mark Feldman, Erik Friedlander, Mark Dresser an Violine, Cello un Bass, dazu Douglas an der Trompete und der Drummer Michael Sarin). Das Projekt nennt sich Parallel Worlds und ich habe nur die erste, gleichnamige CD (Douglas wäre ein möglicher Kandidat für ein SoulNote/BlackSaint Box-Set, ich kaufe da vorderhand also mal nichts nach). Douglas versucht sich da u.a. auch an Webern und Stravinsky, das wäre wohl etwas, was Du Dir mal anhören solltest! Kann selber nicht viel dazu sagen, da ich einerseits wenig über diese Komponisten weiss, andererseits auch die Douglas-CD nicht grad präsent habe…

    @katharsis: bitte gerne Hinweise zu McFarland!

    @alexischicke: auf dem „Collaboration“ Album, das Helen Merrill nach mehreren Jahrzehnten wieder mit Gil Evans zusammengeführt hat, gibt’s übrigens zwei oder drei Stücke mit Streichern (das Album entstand in drei Sessions, die anderen sind mit den üblichen woodwinds).

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    #7655447  | PERMALINK

    asdfjkloe

    Registriert seit: 07.07.2006

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    Jazz mit Streichern, klar, die ‚Freiheit‘ des Jazz mag dadurch teilweise beschnitten werden, doch bietet diese Variante doch auch interessante Aspekte, um dem Jazz etwas an Zugewinn zu bringen, wenn dann die Arrangements gut gemacht sind.

    Ich meine hier nicht die gelegentliche Hinzunahme von Streichern, die ja gerade im Fusionbereich, gutes Beispiel hier viele Platten auf CTI, öfter vorkamen, sondern wirklich ‚großes Arrangement‘.
    Neben den bereits genannten Produktionen von Clifford Brown und Ben Webster gefallen mir insbesondere auch:

    Oscar Peterson with strings (In A Romantic Mood, 1956) oder die eher ungewöhnliche Einspielung:

    Chico Hamilton – With Strings Attached

    Sehr mag ich auch diesen Versuch, Strings zu integrieren:

    David S. Ware – Threads

    Gut, zuckersüss natürlich die Bemühungen des teils auch zuckersüssen Sounds von Chet Baker, insbesondere

    Chet Baker – With Fifty Italian Strings

    …aber ich mag das, es ist auch stimmungsabhängig, allenfalls halte ich es für hochwertig.

    Charlie Parker with strings, ein Versuch des Meisters, seiner Passion zu frönen, möglicherweise nicht gelungen, bilden diese Aufnahmen für mich einen ganz besonderen Hör-Reiz!

    Eigentlich kein Jazz mehr sind einige ECM-Produktionen:

    Jarrett/Garbarek-Luminescence

    Jarrett – Arbour Zena

    und die Einspielungen von Terje Rypdal, der einiges mit Streichern dort veröffentlichte, ich liebe sie alle, diese Produktionen…

    --

    #7655449  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
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    Registriert seit: 25.01.2010

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    Hamilton muss ich mal wieder ausgraben, hab ich auf irgendeinem CD-Twofer (diese Warner UK CDs mit blauen Hüllen und Karton-Schubern).

    Was Peterson betrifft: „In a Romantic Mood“ hab ich in den letzten Universal-Aktionen jeweils nicht gekauft, muss ich gelegentlich mal nachholen. Sehr hübsch (aber dann doch nicht viel mehr als das) ist „Oscar Peterson & Nelson Riddle“ (auch in der Originals-Reihe zu haben). Zudem ist auch das Album mit Gershwin-Songs von Peterson und Buddy De Franco („Play George Gershwin“, arr. Russ Garcia) ganz schön.
    Aber ich mag Peterson am liebsten im Trio mit b/d (natürlich besonders mit Ray Brown und Ed Thigpen).

    --

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    #7655451  | PERMALINK

    katharsis

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    bzgl. Gary McFarland kann ich vielleicht gar nicht so viel beitragen, da ich eigentlich nur „Essence“ und „Profiles“ kenne und da sind keine Streicher dabei.
    Ich bezog mich hauptsächlich auf „America the beautiful“, welche ziemlich gut, wenn nicht sogar essentiell sein soll. Dann gibt es da noch die unterschiedlichsten Sambaexkursionen; „Soft Samba“ bspw.
    Außerdem zeichnet er sich für „Waiting game“ von Zoot Sims verantwortlich.
    Die Sessions mit Grady Tate, Gabor Szabo oder Gary Burton kenne ich gar nicht.
    Mit Streichern fällt mir noch „Shirley Scott Septet with Strings“ ein, die habe ich aber nicht im Ohr.

    --

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    #7655453  | PERMALINK

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    gypsy tail wind
    @clasjaz: Kennst Du die Dave Douglas w/Strings Alben (die Strings sind nur drei: Mark Feldman, Erik Friedlander, Mark Dresser an Violine, Cello un Bass, dazu Douglas an der Trompete und der Drummer Michael Sarin). Das Projekt nennt sich Parallel Worlds und ich habe nur die erste, gleichnamige CD (Douglas wäre ein möglicher Kandidat für ein SoulNote/BlackSaint Box-Set, ich kaufe da vorderhand also mal nichts nach). Douglas versucht sich da u.a. auch an Webern und Stravinsky, das wäre wohl etwas, was Du Dir mal anhören solltest! Kann selber nicht viel dazu sagen, da ich einerseits wenig über diese Komponisten weiss, andererseits auch die Douglas-CD nicht grad präsent habe…

    Kenne Douglas leider nicht, und deezer liefert ihn doppeltleider auch nicht. Stravinsky ist ja oft die erste Adresse, Webern eher die fünfte. Ich versuche, das aufzutreiben, von Feldman und Stresser habe ich vor paar Monaten mal etwas gehört – aber Musik und Albumtitel vergessen. Mag ein Fehler gewesen sein, ich höre es noch einmal.

    --

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