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AutorBeiträge
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Die Frage stell ich mir nun schon ein paar Monaten. Ich spiele ja selbst Klavier und manchmal hör ich mir Jazz-Standards an und versuche sie nachzuspielen. Immer wieder stoße ich auf die Frage, ist das jetzt schon Jazz, was ich da mache ?
Nennt man es erst dann Jazz, wenn ich bestimmte Akkorde und Skalen verwende ?
Oder schon dann, wenn ich oft Vorschlagsnoten und andere leichte Verschnörkelungen einbaue ? Muss ich „schräg“ klingen, damit ich mich Jazz-Musikerin nennen kann ? Und so weiter eben.Bei encarta zum Bsp. heißt es:
Jazz, Musik, die ursprünglich seit etwa 1900 von den Nachkommen der Sklaven in den Südstaaten der USA geschaffen wurde. Der Jazz entwickelte sich seitdem vor allem in den USA, nach dem 2. Weltkrieg auch vermehrt in anderen Ländern weiter. Seine Elemente stammten ursprünglich aus der afrikanisch-amerikanischen und europäisch-amerikanischen Musiktradition. Später nahm er auch Elemente anderer (vor allem lateinamerikanischer und asiatischer) Musikkulturen auf..Aber was macht Jazz aus ? Wenn ihr ein Stück hört, was sagt euch dann, dass es Jazz ist ?
(Mir fällt gerad auf, das bei encarta im gleichen Atemzug gesagt wird, dass..
Eine allgemein gültige, d. h. von den Anfängen bis zu den heutigen Formen und für alle Stile und Musiker zutreffende Definition des Jazz nicht möglich ist. usw. von daher.. ach naja mich interessiert einfach eure Meinung dazu) :)lg,
Julia--
Bin ich jetzt depressiv, weil ich Popmusik höre oder höre ich Popmusik, weil ich depressiv bin ? ;-) (H.F.)Highlights von Rolling-Stone.deSo klingen die größten Schlagzeuger ohne ihre Band
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WerbungWarum muss man dem Kind den unbedingt einen Namen geben?
Nenn es doch Punk oder Volksmusik. Das würde den Song doch auch nicht schlechter machen.
Diese Schubladen sind doch letztlich nur erfunden, um sich das Leben möglichst einfach zu machen. Gebe dem Künstler dem Stempel „Avantgarde“ oder „Pub-Rock“ und man kann ihn lieben oder verdammen. Die Leute haben was, um sich damit zu identifizieren. Eine gewisse Szene wird aufgebaut und man kann sich abgrenzen.
Normalerweise vermischen sich überall, verschiedene Stilrichtungen zu einem ganzen. Und jeder Musiker schafft normalerweise (und idealerweise) seine eigene Musik, die man nicht mit anderen in einen Topf werfen kann. Und das trifft, meiner Meinung nach, gerade auf den Bereich Jazz zu.
Wichtig ist doch letztlich nur, den Gefühlen freien Lauf zu lassen. Welchen Titel man nun dem Ergebnis gibt ist doch zweitrangig.
Jazz habe ich immer als, rein intuitive Musik verstanden. Man setzt sich hin und versucht seinen Geist nach außen zu transportieren. Demnach kann man jede, unabhängige, zwangfreie und spontane Musik als Jazz bezeichnen.--
pavor nocturnusOriginally posted by Bluezifer@15 Oct 2004, 23:11
Warum muss man dem Kind den unbedingt einen Namen geben?
Nenn es doch Punk oder Volksmusik. Das würde den Song doch auch nicht schlechter machen.
Diese Schubladen sind doch letztlich nur erfunden, um sich das Leben möglichst einfach zu machen. Gebe dem Künstler dem Stempel „Avantgarde“ oder „Pub-Rock“ und man kann ihn lieben oder verdammen. Die Leute haben was, um sich damit zu identifizieren. Eine gewisse Szene wird aufgebaut und man kann sich abgrenzen.
Normalerweise vermischen sich überall, verschiedene Stilrichtungen zu einem ganzen. Und jeder Musiker schafft normalerweise (und idealerweise) seine eigene Musik, die man nicht mit anderen in einen Topf werfen kann. Und das trifft, meiner Meinung nach, gerade auf den Bereich Jazz zu.
Wichtig ist doch letztlich nur, den Gefühlen freien Lauf zu lassen. Welchen Titel man nun dem Ergebnis gibt ist doch zweitrangig.
Jazz habe ich immer als, rein intuitive Musik verstanden. Man setzt sich hin und versucht seinen Geist nach außen zu transportieren. Demnach kann man jede, unabhängige, zwangfreie und spontane Musik als Jazz bezeichnen.Sicherlich im grossen und ganzem richtig und wahrlich richig in zusammenhang des Beispiels von Julia. ABer Bluezifer Genreeinteilungen haben schon ihre Wichtigkeit vorallem für Leute die viel über Musik lesen..
Ich bin leider zu wenig informiert um dir weiterhelfen zu können Julia--
Menschen mögen auch Blutwurst, Menschen sind Schwachköpfe.Originally posted by Bluezifer@15 Oct 2004, 23:11
Jazz habe ich immer als, rein intuitive Musik verstanden. Man setzt sich hin und versucht seinen Geist nach außen zu transportieren. Demnach kann man jede, unabhängige, zwangfreie und spontane Musik als Jazz bezeichnen.Das gefällt mir. Ist an sich eine ganz gute Definition. :rolleyes:
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Bin ich jetzt depressiv, weil ich Popmusik höre oder höre ich Popmusik, weil ich depressiv bin ? ;-) (H.F.)Originally posted by Bluezifer@16 Oct 2004, 00:11
Jazz habe ich immer als, rein intuitive Musik verstanden. Man setzt sich hin und versucht seinen Geist nach außen zu transportieren. Demnach kann man jede, unabhängige, zwangfreie und spontane Musik als Jazz bezeichnen.Oder halt auch nicht!
Jazz sollte man schon irgendwo historisch zu verstehen und kennzeichnen versuchen. Aber nicht mehr heute Nacht. So long!!
Neuer Jazz ist mir nicht mehr wichtig. Und heute alten Jazz zu spielen, absurd unwichtig!
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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da hat otis was verwechselt, er wollte glaub ich „Soul“ statt „Jazz“ schreiben…
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Originally posted by otis@16 Oct 2004, 00:54
Neuer Jazz ist mir nicht mehr wichtig. Und heute alten Jazz zu spielen, absurd unwichtig!Wie oft ich das schon aus meinem Mund gehört habe.
Geht mir ganz genau so, otis.--
God told me to do it.Originally posted by otis@16 Oct 2004, 00:54
Jazz sollte man schon irgendwo historisch zu verstehen und kennzeichnen versuchen.Auf jeden Fall. Ich denke nicht, dass jede Musik, die nur leicht spontan ist, automatisch als Jazz zu bezeichnen ist.
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"After four hundread years, we made it!" Coleman said. "You don't think it was too soon?" Duke asked.sollte man hier werbung für 'mingus plays piano' machen? kaufen! ;)
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Originally posted by BlackJack@16 Oct 2004, 08:54
Auf jeden Fall. Ich denke nicht, dass jede Musik, die nur leicht spontan ist, automatisch als Jazz zu bezeichnen ist.Z. B. Giant Sand live war oft Ausdruck spontaner Gefühle, würde aber nie als Jazz durchgehen.
„Neuer Jazz ist mir nicht mehr wichtig. Und heute alten Jazz zu spielen, absurd unwichtig! “
Kann ich nicht nachvollziehen, dann müßte ich ja meine Keith Jarrett Standard Sachen (live at Blue Note Box) wieder verramschen. Gerade die Neuinterpretation alter Standards finde ich sehr spannend.
Meine Lieblingszeit im alten Jazz finde ich von Anfang der 50er bis Anfang der 60er.
Trotzdem gibt es auch heute einige „lebendige“ Künstler die wirklich klasse spielen.
Ein tolles Beispiel aus Deutschland: Lyambiko und Band; waren Live ein echtes Erlebnis.--
“It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike RoykoOriginally posted by mick67@16 Oct 2004, 01:11
was soll so eine Aussage? Es könnte Leute geben, die gern alten Jazz hören und es für sich als wichtig erachten. Absurd sind solche Äußerungen. Welche Musik ist heute überhaupt wichtig? Was ist überhaupt wichtig an Musik? Für mich ist es eine der schönsten Nebensachen der Welt, nicht mehr und nicht weniger.Hören und spielen ist ein Unterschied!
Alten Jazz hören ist völlig ok, nein, ein Muss.
Alten Jazz nachspielen, absurd unwichtig!Was soll an dieser Aussage so falsch sein?
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Originally posted by otis@16 Oct 2004, 14:54
Alten Jazz nachspielen, absurd unwichtig!kannst du alten Jazz nachspielen?
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Unter der Vielzahl von Definitionsversuchen erscheint mir der von Joachim-Ernst Berendt sehr hilfreich als Basisdefinition.
Jazz ist eine in den USA aus der Begegnung des Schwarzen mit der europäischen Musik entstandene künstlerische Musikweise. Das Instrumentarium, die Melodik und die Harmonik des Jazz entstammen zum größten Teil der abendländlichen Musiktradition. Rhythmik, Phrasierungsweise und Tonbildung sowie Elemente der Blues-Harmonik entstammen der afrikanischen Musik und dem Musikgefühl des amerikanischen Negers (sic!). Der Jazz unterscheidet sich von der europäischen Musik durch drei Grundelemente:
1. durch ein besonderes Verhältnis zur Zeit, das mit dem Wort „swing“ gekennzeichnet wird,
2. durch eine Spontaneität und Vitalität der musikalischen Produktion, in der die Improvisation eine Rolle spielt,
3. durch eine Tonbildung bzw. Phrasierungsweise, in der sich die Individualität des spielenden Jazzmusikers spiegelt. .
Diese drei Grundelemente schaffen ein neuartiges Spannungsverhältnis, in dem es nicht mehr wie in der europäischen Musik – auf große Spannungsbögen, sondern auf eine Fülle kleiner, Intensität schaffender Spannungselemente ankommt, die aufgebaut und wieder abgebaut werden. Die verschiedenen Stile und Entwicklungsstadien , die die Jazzmusik von ihrer Entstehung um die Jahrhundertwende bis heute durchlaufen hat, werden zu einem wesentlichen Teil dadurch gekennzeichnet, dass den drei Grundelementen der Jazzmäßigkeit jeweils verschiedene Bedeutungen zukommt und dass das Verhältnis zwischen ihnen wechselt.Joachim-Ernst Berendt in „Die Story des Jazz“
Weiterhin finden sich im selben Band etliche Aussagen von Musikern zum Thema Jazz, die erneut zeigen, wie diffizil eine Definitionsfindung sein muß.
„Jazz ist nicht, was Du machst, sondern wie Du es tust.“ (Fats Waller)
„Jazz ist schwarze Musik“ (Archie Shepp)
„Jazz ist ein Wort des weißen Mannes“ (Miles Davis)
„Jazz ist nicht besonders afrikanisch. Rabbis in der Synagoge undZigeuner klingen mehr nach Jazz als irgendetwas in Afrika“ (Lennie Tristano)
„Jazz ist, warum dieses Jahrhundert anders klingt als andere“ (Dizzy Gillespie)
„Jazz ist der Klang des Universums“ (Sun Ra)
„Jazz ist Freiheit“ (Archie Shepp)
„Jazz ist die Freiheit viele Formen zu haben“ (Duke Ellington)
„Jazz ist wahrscheinlich die einzige heute existierende Kunstform, in der die Freiheit des Individuums ohne den Verlust des Zusammengehörigkeitsgefühls gibt“ (Dave Brubeck)
„Jazz ist Dein Tod und mein Tod“ (Charles Mingus)--
Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...„Jazz ist Musik, wo ich gut finden tue“ (wowee zowe)
„Markus, mach den Computer aus und räum' dein Zimmer auf (Mitbewohnerin)Die Definition der Musiker sind sehr verwirrend. Man muss wohl all die Künstler und deren Spielarten kennen und verstehen, um auch die Sätze der Protagonisten entschlüsseln zu können. Aber sehr reizvoll das Ganze (im Sinne der Beschäftigung damit). :)
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„Jazz is not just music. It´s the definition of the Afro-American black.“ Nina Simone – Paris, December 14, 1970
Atoms Zitatensammlung zeigt die Definitionsschwierigkeiten mehr als deutlich. Behrendt trifft es aber schon relativ griffig.
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God told me to do it. -
Schlagwörter: Jazz
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