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Unter der Vielzahl von Definitionsversuchen erscheint mir der von Joachim-Ernst Berendt sehr hilfreich als Basisdefinition.
Jazz ist eine in den USA aus der Begegnung des Schwarzen mit der europäischen Musik entstandene künstlerische Musikweise. Das Instrumentarium, die Melodik und die Harmonik des Jazz entstammen zum größten Teil der abendländlichen Musiktradition. Rhythmik, Phrasierungsweise und Tonbildung sowie Elemente der Blues-Harmonik entstammen der afrikanischen Musik und dem Musikgefühl des amerikanischen Negers (sic!). Der Jazz unterscheidet sich von der europäischen Musik durch drei Grundelemente:
1. durch ein besonderes Verhältnis zur Zeit, das mit dem Wort „swing“ gekennzeichnet wird,
2. durch eine Spontaneität und Vitalität der musikalischen Produktion, in der die Improvisation eine Rolle spielt,
3. durch eine Tonbildung bzw. Phrasierungsweise, in der sich die Individualität des spielenden Jazzmusikers spiegelt. .
Diese drei Grundelemente schaffen ein neuartiges Spannungsverhältnis, in dem es nicht mehr wie in der europäischen Musik – auf große Spannungsbögen, sondern auf eine Fülle kleiner, Intensität schaffender Spannungselemente ankommt, die aufgebaut und wieder abgebaut werden. Die verschiedenen Stile und Entwicklungsstadien , die die Jazzmusik von ihrer Entstehung um die Jahrhundertwende bis heute durchlaufen hat, werden zu einem wesentlichen Teil dadurch gekennzeichnet, dass den drei Grundelementen der Jazzmäßigkeit jeweils verschiedene Bedeutungen zukommt und dass das Verhältnis zwischen ihnen wechselt.Joachim-Ernst Berendt in „Die Story des Jazz“
Weiterhin finden sich im selben Band etliche Aussagen von Musikern zum Thema Jazz, die erneut zeigen, wie diffizil eine Definitionsfindung sein muß.
„Jazz ist nicht, was Du machst, sondern wie Du es tust.“ (Fats Waller)
„Jazz ist schwarze Musik“ (Archie Shepp)
„Jazz ist ein Wort des weißen Mannes“ (Miles Davis)
„Jazz ist nicht besonders afrikanisch. Rabbis in der Synagoge undZigeuner klingen mehr nach Jazz als irgendetwas in Afrika“ (Lennie Tristano)
„Jazz ist, warum dieses Jahrhundert anders klingt als andere“ (Dizzy Gillespie)
„Jazz ist der Klang des Universums“ (Sun Ra)
„Jazz ist Freiheit“ (Archie Shepp)
„Jazz ist die Freiheit viele Formen zu haben“ (Duke Ellington)
„Jazz ist wahrscheinlich die einzige heute existierende Kunstform, in der die Freiheit des Individuums ohne den Verlust des Zusammengehörigkeitsgefühls gibt“ (Dave Brubeck)
„Jazz ist Dein Tod und mein Tod“ (Charles Mingus)
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Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...