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vorgarten
gypsy-tail-wind … warum es Davis so schwer fiel, nach Frühling 1960 einge gut funktionieriende Band zusammenzustellen, kann ich nur schwer nachvollziehen – vielleicht hatte er ja selbst nicht wirklich Bock bzw. wollte, verständlicherweise, das Trio behalten und fand halt einfach nicht den wirklich passenden Saxer.
ich habe ja mal von KIND OF BLUE aus die folgenden aufnahme-sessions und dokumentierten livekonzerte von miles, coltrane und evans parallel gehört, und das ist schon sehr interessant. bei miles gibt es halt diese stagnation und den offenen bruch zwischen seinem und coltranes weg, der wiederum direkt nach der gemeinsamen europa-tournee mit don cherry ins studio geht und im oktober mit neuem quartett die kelly/chambers/cobb-combo austauscht. und parallel dazu finden sich evans und lafaro. nach dessen tod (juli 1961) stagniert wiederum evans und coltrane rudert stilistisch nach den village-vanguard-aufnahmen mit dolphy (november 1961) zurück (BALLADS usw.). und ab dem frühjahr 1963 ist miles wieder da und hat eine neue rhythm section, die sich vor der coltrane-band nicht mehr zu verstecken braucht. insgesamt eine sehr aufregende zeit, wo es diverse neue ansätze und verunsicherungen der hardbop-formeln, aber keine klaren brüche gibt.
Da kam ja noch was dazwischen – danke, kann ich alles nachvollziehen. Nur beim „Bruch“ von Coltrane 1962 mag ich nicht folgen, denn der war ja rein marktetingtechnisch und wurde nur im Studio vollzogen. Die Konzerte reden da eine andere Sprache, die Aufnahmen von 1962 fügen sich jedenfalls nahtlos zwischen die von 1961 und 1963 ein. Aber klar, es gab ja diese Probleme mit Mundstück (und Zähnen?) und die scheinen ja ein Grund für die „milderen“ Sachen im Studio gewesen zu sein. Wobei auch das nur teilweise passt, wenn Du die gesamten Sessions anhörst (also auch „Coltrane“, das im April und Juni 1962 entstand). Und das erste Konzert der 1962er-Tour in Europa fand wohl nur vier Tage nach der letzten Session für „Ballads“ statt.
Aber klar, das ändert an Deinem Fazit nichts, und da kann ich problemlos mitziehen. Monk kann man dazunehmen, der um die Zeit herum in seine „Formel“ fällt, aus der er nicht mehr findet. Mingus hatte da wohl weiterhin gute Live-Bands, aber wurde erst 1963 wieder adäquat dokumentiert, Taylor war in Europa bzw. wurde am Spielen gehindert … Ein Blick auf die Label bringt auch nichts anderes zutage. Bloss bei Blue Note machte man unbeirrt weiter – aber auch da gibt es neue künstlerische Impulse erst 1963 wieder – okay, grosszügig kann man Jackie McLean schon etwas früher zählen, „New Soil“, „Let Freedom Ring“. Aber 1963/64 mit der sogenannten BN Avantgarde tut sich schon nochmal was neues auf, was ja dann auch bei Coltrane, Mingus, Davis usw. der Fall ist. Und dann die October Revolution, Ayler, ESP-Disk‘ … bei Taylor dauerte es länger (1966), aber das ist ja auch wiederum verständlich, weil er halt nochmal radikaler war.
Aber da kam ja noch ein anderer Impuls aus dem Westen: Ornette Colemans Quartett war ab November 1959 für zweieinhalb Monate im Five Spot – und kehrte im April für weitere vier Monate zurück. Das musste dann wohl auch erstmal verdaut werden …
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaHighlights von Rolling-Stone.deSo klingen die größten Schlagzeuger ohne ihre Band
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Werbung…wofür Miles freilich wenig übrig hatte, zumindest was Ornettes erste Auftritte in NYC angeht.
War übrigens Philly, in dessen nahem Umkreis Heath bleiben musste, nicht New York.
Bewegende Zeiten.
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fevers-and-mirrors…wofür Miles freilich wenig übrig hatte, zumindest was Ornettes erste Auftritte in NYC angeht.
War übrigens Philly, in dessen nahem Umkreis Heath bleiben musste, nicht New York.
Bewegende Zeiten.Danke für die Korrektur … leuchtet natürlich ein, war ja seine Heimat (und auch Coltranes und die von „Philly Joe“ und vielen anderen Grössen aus der Zeit).
Bei Ornette kann ich das ja noch nachvollziehen, aber Davis‘ Abscheu gegenüber Dolphy finde ich nicht nachvollziehbar.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy-tail-wind
Bei Ornette kann ich das ja noch nachvollziehen, aber Davis‘ Abscheu gegenüber Dolphy finde ich nicht nachvollziehbar.ja, man stelle sich das mal kurz vor: dolphy statt adderley auf KIND OF BLUE… gut, da war dolphy noch an der westküste. aber mit coltrane im vanguard wurde ja sofort klar, dass er für modalen jazz prädestiniert war.
danke für die klarstellungen zu coltrane in der zeit, das leuchtet unmittelbar ein. und klar, die atlantic-sessions von ornette waren auch alle 1960/61, das ufo war also auch schon gelandet.
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Sehr lesenswert hier gerade, danke an alle Beitragenden.
Meine Liste kommt kurz vor Schluss, aber, wie ich beim Katalogsichten und Nachhören feststellen muss, immer noch mit großen Lücken.
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God told me to do it.gypsy-tail-wind
fevers-and-mirrors…wofür Miles freilich wenig übrig hatte, zumindest was Ornettes erste Auftritte in NYC angeht. War übrigens Philly, in dessen nahem Umkreis Heath bleiben musste, nicht New York. Bewegende Zeiten.
Danke für die Korrektur … leuchtet natürlich ein, war ja seine Heimat (und auch Coltranes und die von „Philly Joe“ und vielen anderen Grössen aus der Zeit).
Ja, mit einem „Zwangsaufenthalt“ in New York hätte Davis (und die Band) ja noch leben bzw. arbeiten können, von Tourneen einmal abgesehen.
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Das Album „Collectors‘ Items“ mit in die Top 20 aufzunehmen kann ich ganz gut verstehen. Das war eine spannende Phase relativ am Anfang der großen Karriere von Miles, als einiges noch nicht wirklich super lief. Die 53er Session ist wohl die erste mit „Philly“ Joe Jones, dessen Part man auch nicht zu sehr runterspielen sollte. Immerhin kam Coltrane später durch die Mithilfe von Jones ins Quintet. John Gilmore war auch ein Vorschlag von Jones, bevor Coltrane kam. Das Problem einen Tenorsaxophonisten oder Saxophonisten (s. auch Strozier, Rivers, Stitt, Heath, G. Coleman…) zu bekommen, um eine feste Gruppe zu etablieren/stabil zu halten, um Gigs spielen zu können oder aufzunehmen, existierte ja auch schon viel länger. McLean wurde nach „Quintet/Sextet“ mit Milt Jackson nicht mehr engagiert. Sonny Rollins verliess irgendwann die Band und verschwand usw.
zuletzt geändert von thelonica--
hat-and-beardSehr lesenswert hier gerade, danke an alle Beitragenden.
Meine Liste kommt kurz vor Schluss, aber, wie ich beim Katalogsichten und Nachhören feststellen muss, immer noch mit großen Lücken.Bei mir ähnlich. Schön aber der Anreiz, jetzt ein paar Sachen neu kennen zu lernen. Aber auch eigentlich Bekanntes kommt mir teilweise vor wie zum ersten Mal gehört. Da gibt’s mittlerweile die ein und andere enttäuschte Erwartungshaltung – auch im positiven Sinne! Es sortiert sich alles erst ganz langsam (und wahrscheinlich sehr vorläufig) ein, die Liste steht noch überhaupt nicht. Ein Gewinner dieser Hörphase scheint mir aber tendenziell das Second great quintet zu sein. Wurde auch langsam mal Zeit.
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Wie vergleicht man Birth Of The Cool mit On The Corner, wie Ascenseur mit Jack Johnson? Wie Äpfel mit Bananen?
Am liebsten wäre mir eigentlich eine chronologische Aufzählung, aber das lässt das Reglement leider nicht zu. Stattdessen gibt es von mir eine Liste, mit der ich einen Querschnitt meiner teils sich immer wieder änderndernden Vorlieben abzubilden versuche. Die sozusagen rein statistisch gesehen am liebsten / häufigsten gehörten Alben landen dabei weiter oben in der Abschluss-Tabelle.
Wissenslücken habe ich vor allem bei den späten Prestige-Alben (Cookin, Workin‘ usw., die kenne ich nur auszugsweise) und dem Spätwerk ab den 80ern. Davon kann also leider nichts berücksichtigt werden.
01. In a Silent Way (Columbia, 1969)
02. Kind of Blue (Columbia, 1959)
03. Porgy and Bess (Columbia, 1959)
04. On the Corner (Columbia, 1972)
05. Bags‘ Groove (Prestige, 1957)
06. Miles Ahead (Columbia, 1957)
07. A Tribute to Jack Johnson (Columbia, 1971)
08. 1958 Miles (CBS/Sony, 1974 oder 1979)
09. Birth of the Cool (Capitol, 1957)
10. Bitches Brew (Columbia, 1970)11. Miles Smiles (Columbia, 1967)
12. Live-Evil (Columbia, 1971)
13. Miles Davis and the Modern Jazz Giants (Prestige, 1959)
14. Get Up with It (Columbia, 1974)
15. Ascenseur pour l’echafaud (Fontana, 1958)
16. Big Fun (Columbia, 1974)
17. Filles de Kilimanjaro (Columbia, 1968)
18. Agharta (Columbia, 1975)
19. Round About Midnight (Columbia, 1957)
20. Milestones (Columbia, 1958)Chronologisch (grob nach Aufnahmedatum) sieht das so aus. Dabei werden allerdings auch zeitliche Ballungen und Lücken (teils auch weitere Wissenslücken, z.B. erste Hälfte 60er …) erkennbar.
01. Birth of the Cool (1949-50)
02. Bags‘ Groove (1954)
03. Miles Davis and the Modern Jazz Giants (1954)
04. Round About Midnight (1957)
05. Miles Ahead (1957)
06. Milestones (1958)
07. 1958 Miles (1958)
08. Ascenseur pour l’echafaud (1958)
09. Porgy and Bess (1959)
10. Kind of Blue (1959)11. Miles Smiles (1967)
12. Filles de Kilimanjaro (1968)
13. In a Silent Way (1969)
14. Bitches Brew (1970)
15. A Tribute to Jack Johnson (1971)
16. Live-Evil (1971)
17. On the Corner (1972)
18. Big Fun (1969-72)
19. Get Up with It (1970-74)
20. Agharta (1975)--
„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)Faszinierende und tolle Liste – trotz der klaffenden Lücke
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Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...@atomFaszinierende und tolle Liste – trotz der klaffenden Lücke
Vielen Dank! Vor allem aber faszinierende und tolle Musik! Auch und gerade in ihre Verschiedenartigkeit.
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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)Ich weiß nicht, ob ich’s bis Ende November schaffe…
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How does it feel to be one of the beautiful people?atom Faszinierende und tolle Liste – trotz der klaffenden Lücke
Ist in meinem Sinne.
friedrichDabei werden allerdings auch zeitliche Ballungen und Lücken (teils auch weitere Wissenslücken, z.B. erste Hälfte 60er …) erkennbar.
sehr interessant. verrückt, dass du solche (vorläufigen oder entschiedenen?) lücken sowohl beim ersten als auch bein zweiten quintett hast. was ich sehr gut nachvollziehen kann, ist, dass MILES AHEAD und PORGY & BESS soweit oben stehen und dafür SKETCHES OF SPAIN nicht auftaucht – das geht mir auch so. was mich irgendwie wundert, ist, dass FILLES DE KILIMANJARO bei dir nicht weiter oben steht.
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@clauIch weiß nicht, ob ich’s bis Ende November schaffe…
Einfach machen! Und ich empfehle, keine Wissenschaft daraus zu machen. Eine in Stein gemeißelte Liste kann man dabei sowieso nicht erwarten. Ggf. ist es hilfreich, sich diesen riesigen Berg an Musik zunächst in kleinere Pakete aufzuteilen: Welches akustische Combo-Album magst Du am liebsten? Welches mit größerer Besetzung? Welches elektrische? So gewinnt man schon mal etwas Überblick.
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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus) -
Schlagwörter: Jazz-Faves, Jazz-Favoriten, Jazz-Umfrage, Miles Davis
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