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Wie angekündigt hier mal eine genauer Beleuchtung des 83er Stonesalbums Undercover. Wie im Stonesthread schon beschrieben, war es das erste Studioalbum (im Jahr davor gab’s ja die Still Live), das ich bei Erscheinen so richtig mitbekommen habe und auf das ich so sehr gespannt war. Emotional Rescue und Tattoo You und auch die Still Live haben bei mir große Erwartungen erzeugt.
Eine Woche vor dem LP-Release gab es dann die Single mit dem Titeltrack, die ich mir als 12“ Maxisingle kaufte. Und die Maxiversion mag ich noch heute viel lieber als die editierte Album/7“-Version. Die Introriffs sind hier nämlich ungeschnitten und das fand ich auf der editierten Version, die so unelegant gleich zu Beginn zusammen geschnitten wurden, schon immer ärgerlich. Der Song selbst hat seine Reize, er bedient sich bei Elementen, die Sympathy for the devil so unwiderstehlich machten, kann aber dessen Niveau nicht annähernd erreichen. Der politische Text ist sicherlich erwähnenswert, brachte den Stones große Airplay-Probleme in den Staaten, das Video, das ich damals irgendwann mal auf Formel 1 sah, fand ich faszinierend, gefährlich, ich erinnere mich an Keith mit Totenkopfmaske, das war natürlich was für mich! Die Maxi hatte ich damals auch auf ein paar Partys aufgelegt, aber ich musste feststellen, dass von meinen 14-15-jährigen Mitschülern und Freunden nur die wenigsten etwas mit den Stones (jedenfalls mit dieser Single, Satisfaction war naürlich immer ein Kracher!) anfangen konnten.
Jedenfalls hatte ich den Titelsong in der Album-Version sehr schnell über, so dass ich lieber gleich zu She Was Hot vorsprang, bzw. dort die Nadel aufsetzte. She Was Hot ist ein schmissiger Track, von dem ich mich gewundert habe, dass er nie seinen Weg in das Liverepertoire gefunden hat. Die aufsteigenden Akkorde gepaart mit der ebenso spannungsvoll ansteigenden Melodie von Jagger gegen Ende des Liedes fand ich immer toll. Wurde dann auch die zweite Single, die ich mir auch als 12“ holte – leider war darauf „nur“ die gleiche Version wie auf dem Album. Das Video ist in der Tat furzkomisch (die letzten Sekunden!!!!) Die Stones in karierten Anzügen und wenn die scharfe Biene vorbeiläuft dreht sich der Bass oder die Gitarren werden zu Gummi. Echter Comedytrash. MAD-Niveau. Unglaublich.
Dann kommt mein Lieblingssong von der Platte, Tie You Up (The Pain Of Love)! Es war zwar als die Platte damals rauskam für mich eine eher unspektakuläre Nummer, die aber über die Jahrzehnte als einzige von diesem Album richtig gut gealtert ist! Das wäre eine Top-Songauswahl für eine Club- oder Theatreshow!! Da ist alles, was ich an den Stones mag, vorhanden, geschmackvoll umgesetzt und grooven tut das ganze auch. Unbedingter Anspieltipp, mal so ganz losgelöst vom Rest des Albums!
Dann kommt Wanna Hold You mit Keith an den Vocals, ein Song, der nicht nur vom Text her an die frühen Beatles erinnert. Ein wenig albern der Track, aber auch in seiner Art so direkt beinahe naiv, dass er seinen Charme hat. Hat mich sehr gefreut, dass Keith den Song auf der 97/98er Tour mal als Alternative zu Happy oder Before they make me run ins Set holte.
Feel on Baby ist eine recht gelungene Reggaenummer, auf der Flipside der Undercover-12” gar in einer echten Dub-Mix-Version (1983!!!), die vor allem davon lebt, dass Sly Dunbar und Robbie Shakespeare, die Top-Rhythmusgruppe des Reggae, diesem Track den echten Jamaika-Groove verpassen. Großartige Backgroundvocals von Keith und ein tolles Harpsolo von Jagger verfeinern den Track zusätzlich. Auf jeden Fall gelungener als Cherry-o-baby von Black and blue!
Auf Seite 2 geht es dann mit Too Much Blood recht Stones-untypisch weiter. Wieder viel (digitale) Percussion und Drumloops, die heutzutage recht antiquiert und eher peinlich-80s-like klingen. An sich mag ich es, wenn die Stones experimentieren und zeitgemäße Elemente aufgreifen, aber dieser Song ist definitiv sehr, sehr schlecht gealtert.
Pretty Beat Up ist ein 08/15-Grooverocker, der als Song schon damals nicht überzeugen konnte. Wenigstens stößt mir die Produktion heute nicht unangenehm auf, aber der Song ist einfach sehr belanglos.
Die letzten 3 Songs des Albums zitieren jeder für sich in meinen Ohren einen großen Stoneshit ohne allerdings auch nur annähernd das Niveau der Vorlage zu erreichen. Too Tough basiert auf einem Riff, das ein sehr schwacher Abklatsch von Jumpin’ Jack Flash ist. Nur in der „When it comes to fightin’…“-Bridge entwickelt der Song ein wenig Identität. Witzige Textzeile, in Bezug auf Bill and Mandy Wyman auch geradezu prophetisch: „I was married yesterday to a teenage-bride. You say it’s only physical but I love her deep inside!“ Ansonsten auch belanglos.
All the Way Down erinnert vor allem aufgrund der Titelähnlichkeit an All down the line, ist jedoch viel eigenständiger als Song im Vergleich zu Too Tough. Die Strophen haben einen tollen Fluss im Text, es gibt eine interessante middle-8 (Zwischenteil) – das ist auch ein Song, der gut ins Liveset passen würde. Auch heute noch.
Zum Abschluss It Must Be Hell bedient sich in der Strophenbegleitung bei Honky Tonk Woman und Jagger singt über die Ungerechtigkeit der Welt, die Kluft zwischen Arm und Reich. Der Song ist eigenlich okay sieht man mal von dem HTW-Riff ab, aber der Text „Must be hell living in the world like you“ wird auf mich unglaublich zynisch und unstimmig, gerade wenn Jagger so was bringt.Alles in allem ein Album mit wenigen Höhepunkten, einigen interessanten Ansätzen, die jedoch unterschiedlich gut gealtert sind und in der Summe das Album schon als ein über weite Strecken weniger gut gelungenes Experiment klingen lassen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendein Stones-Fan, der alle Alben kennt, Undercover nicht im hinteren Drittel platzieren würde.
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Undercover ist fraglos für mich der Nadir im Œuvre der Rolling Stones (und es hat das hässlichste Albumcover). Ich will hier nichts nonhoffmäßig zurechtstutzen, aber bis auf den Opener, ist doch hier kein einziger Song, der taugt. Vielleicht liegt es an der furchtbaren Produktion, denn Drums und Bass klingen so gruselig wie auf keinem anderen Stonesalbum. Und hat irgendjemand sich mal die Backingvocals angehört? Da passt aber auch nichts, rein gar nichts, auf dem ganzen Album nicht. Soll das wieder rotzig und roh klingen wie früher, als man noch streetfighting war? (Wer das gut oder dufte findet, darf nicht über Linda McCartneys Sangesgestümper wettern!) Sicherlich kann ich das Album nur retrospektiv beschreiben, denn mein erstes miterlebtes Rolling Stones Album war Steel Wheels und das habe ich wahrscheinlich so häufig gehört, wie Jan „Undercover“ (im gleichen Jahr nur übertroffen von Aerosmiths Pump). „She Was Hot“ ist noch ein netter Popsong, aber ab „Tie You Up“ verkommt das Album schlichtweg zu einer miesen Vorstellung. Über die von Keith gesungenen Stücke habe ich mich hier ja schon genügend ausgelassen, da fügt sich hier mit „Wanna Hold You“ nahtlos ein weiteres in das Panoptikum ein. Unfassbar und unerträglich „Feel On Baby“ (selbst der verhunzte Reggae von „Cherry Oh Baby“ ist dagegen famos), „Too Much Blood“ (nein, selbst auf einem Jaggersoloalbum wäre der Song als großer Mumpitz aufgefallen), „Pretty Beat Up“ (soll es ein Anbiedern an New Wave sein? Es ist schlimm und schmerzt an den Ohren) und „Too Tough“ (wie nennt man das Gegenteil von Superlativen? Naja, solche gehen mir gerade beim Beschreiben aus). „All The Way Down“ hat einen Vorteil gegenüber allen anderen Songs. Es ist der kürzeste auf dem Album und also gottseidank schnell vorüber. Und „It Must Be Hell“ bringt zum zweiten Mal das Riff von „Soul Survivor“. Das dritte Mal findet man es dann auf Steel Wheels bei „Rock And A Hard Place“. Ich hatte das Album zwar als schlimm in Erinnerung, aber gerade beim Durchhören empfand ich es als quälend. Sterneverteilung gibt’s im Album-TÜV.
Ich brauche jetzt erstmal einen Fünfsterner aus dem selben Jahr als Ausgleich.--
Dominick BirdseyUnd hat irgendjemand sich mal die Backingvocals angehört?
Klar, höre die immer automatisch mit…
Im Ernst: Sicherlich kein berauschendes Stones-Album, genau so wenig sollte man es aber in der Schärfe verurteilen wie Dominick.
Die Drums waren damals wahrscheinlich dem Geschmack der Zeit geschuldet, haben ja einige andere in den 80ern auch so gemacht. Da ich „Feel On Baby“ mag, muss ich Jan recht geben und sagen, dass hier ein Reggae-Stück besser gelungen ist als seinerzeit auf Black And Blue. Die Backgroundvocals sind ebenfalls eher zu loben als zu beanstanden.Ich möchte mich nicht zu jedem Song äußern, vielleicht noch soviel, dass der wirkliche Tiefpunkt 3 Jahre später kam. „Dirty Work“ verdient in meinen Augen strengste Kritik, wenngleich man nicht vergessen sollte, unter welchen Umständen es zustande kam.
So, und jetzt bitte die Dylan und Neil Young Alben der 80er besprechen.
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Say fear's a man's best friendDirty Work,Emotional Rescue und Undercover alle ** und damit sind sie noch gut bedient.
The Rolling Stones ***
The Rolling Stones No. 2 ***
Out of our heads ***
Aftermath ****1/2 (6)
Between the buttons ***1/2
Their Satanic… ****
Beggars Banquet ***** (4)
Led it Bleed ***** (2)
Sticky Fingers ***** (1)
Exile on Mainstreet ***** (3)
Goats Head Soup **** (9)
It’s only Rock’n’roll ****1/2 (8)
Black and blue ****
Some Girls ****1/2 (7)
Emotional rescue **
Tattoo you **** (10)
Undercover **
Dirty Work **1/2
Steel Wheels ***
Voodoo Lounge ***
Bridges to Babylon****Oh….da hab ich doch tatsächlich **1/2 für Dirty Work gegeben !
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Wenn ich meinen Hund beleidigen will nenne ich ihn Mensch. (AS) „Weißt du, was ich manchmal denke? Es müsste immer Musik da sein. Bei allem was du machst. Und wenn's so richtig Scheiße ist, dann ist wenigstens noch die Musik da. Und an der Stelle, wo es am allerschönsten ist, da müsste die Platte springen und du hörst immer nur diesen einen Moment.“Dominick BirdseyUnd „It Must Be Hell“ bringt zum zweiten Mal das Riff von „Soul Survivor“.
Stimmt, das spielt da neben HTW auch noch mit rein!
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Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Bluepink-niceDirty Work,Emotional Rescue und Undercover alle ** und damit sind sie noch gut bedient.
The Rolling Stones ***
The Rolling Stones No. 2 ***
Out of our heads ***
Aftermath ****1/2 (6)
Between the buttons ***1/2
Their Satanic… ****
Beggars Banquet ***** (4)
Led it Bleed ***** (2)
Sticky Fingers ***** (1)
Exile on Mainstreet ***** (3)
Goats Head Soup **** (9)
It’s only Rock’n’roll ****1/2 (8)
Black and blue ****
Some Girls ****1/2 (7)
Emotional rescue **
Tattoo you **** (10)
Undercover **
Dirty Work **1/2
Steel Wheels ***
Voodoo Lounge ***
Bridges to Babylon****Oh….da hab ich doch tatsächlich **1/2 für Dirty Work gegeben !
Wo ist denn Platz 5?
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SonnyWo ist denn Platz 5?
http://www.rollingstone.de/forum/showpost.php?p=526080&postcount=258
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Wenn ich meinen Hund beleidigen will nenne ich ihn Mensch. (AS) „Weißt du, was ich manchmal denke? Es müsste immer Musik da sein. Bei allem was du machst. Und wenn's so richtig Scheiße ist, dann ist wenigstens noch die Musik da. Und an der Stelle, wo es am allerschönsten ist, da müsste die Platte springen und du hörst immer nur diesen einen Moment.“Gebe mal meine Einschatzung ab:
Undercover Of The Night:
Ein mit hartem Beat und starken Percussions beginnender Song, der einem sofort in den Bauch fährt. Über einem funkigem Rhythmus schebt ein Riff, das den Songtext hervorragend unterstreicht. Einer der politischsten, wenn nicht sogar der politischste, Song Jaggers. In diesem Stück geht es gegen die Diktaturen Mittel-u. Südamerikas, Todesschwadronen und in einer Zeile singt er über US-Soldaten, die sich mit den einheimischen Nutten vergnügen.
She Was Hot:
In diesem Stüch, dreht es sich nur um Sex. Jägger singt von einer Beziehung zu einer Frau, die wie er immer nur Sex möchte, sonst nichts. Musikalisch nicht überragend, aber solide.
Tie You Up:
Voller sexueller Anspielungen. Herrliche Backgroundvocals, schöne Keyboards von Chuck Leavell und im Hintergrund harte Beats von Charlie Watts.
Wanna Hold You:
Keith´s Gesangsauftritt auf dieser Platte. Wahrscheinlich seiner Frau Patti Hansen gewidmet. Er krächzt wie eh und je, aber voller Hingabe. Die Musik ist flott und die Gitarren fetzen.
Feel On Baby:
Der beste Reggae-Song der Stones. Schlägt „Cherry Oh Baby“ um Längen. Das ist wahrscheinlich der damals besten Reggae-Rhythm-Section, Robbie Shakespeare und Sly Dunbar“ zu verdanken.
Too Much Blood:
Ein Song über einen Mann, der seine Freundin getötet und dann verspeist hat. Charlie Watts und Bill Wyman spielen einen schönen, gleichmässigen, dumpfen Rhythmus, dazu eine schöne funkige Gitarre und David Sanborn am Saxophon.
Pretty Beat Up:
Disco. Mehr mag ich dazu nicht sagen.
Too Tough:
Ein Stück, das auf einem typischem Richards-Riff basiert. Nicht mehr, nicht weniger.
All the Way Down:
Durchschnittlicher Rocksong. Erinnert irgendwie an „All Down The Line“.
It Must Be Hell:
Auch ein politischer Song. Jagger singt über soziale Misstände wie Arbeitslosigkeit, hungernde Menschen usw. Und Keith spielt riffs, die an „Soul Survivor“ angelehnt sind.Fazit: So schlecht, wie dieses Album von Manchem gemacht wird, ist es sicherlich nicht. Mehr Licht als Schatten.
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@pink-nice: DANKE!!!
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Schlagwörter: The Rolling Stones, Undercover
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