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AutorBeiträge
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Originally posted by DR.Nihil@25 Feb 2004, 14:30
Nein, denke ich auch nicht. Wollte ich nur so mal wissen.Ich glaube nicht.
Ist Lyndon dann Historie oder eher „Gesellschafts/Sitten Portrait/Epos“?--
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WerbungOriginally posted by deadflowers@25 Feb 2004, 14:32
Ich glaube nicht.
Ist Lyndon dann Historie oder eher „Gesellschafts/Sitten Portrait/Epos“?Beides, würde ich mal sagen. Sicherlich wird hier eine Gesellschaft mit deren Sitten portraitiert und insofern hat der Film auch seinen historischen Wert. Aber es geht Kubrick wohl kaum wirklich um das Historische. Wir sehen z.B. irgendwelche Kriegsszenen, aber an dem Hintergrund ist man hier abolut nicht interessiert.
Aber ein Gesellschaftsportrait ist er schon. Denken wir nur an die Schlussszene. Auf einem Vertrag, der dort unterzeichnet wird, ist deutlich das Datum der franzöischen revolution zu sehen. Eine Gesellschaft in ihren letzten Atemzügen.--
Originally posted by DR.Nihil@25 Feb 2004, 14:46
Wir sehen z.B. irgendwelche Kriegsszenen, aber an dem Hintergrund ist man hier absolut nicht interessiert.Ist man das beim Historienfilm nicht ohnehin nicht?
Ist doch immer alles „flimisch überzeichnet“.Freiheit
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dead finks don't talkOriginally posted by deadflowers@25 Feb 2004, 14:51
Ist man das beim Historienfilm nicht ohnehin nicht?
Ja, ist auch nicht so wichtig hier bei „Barry Lyndon“. Kubrick geht es hier sicherlich vor allem um das Individuum, das auf diese Gesellschaft trifft (um die es ihm auch geht).
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Ich finde eher das er die Figuren des Films entindividualisiert und entpsychologisiert und die Gesellschaft in den Ritualen, Sitten, Kostümen etc. ihrer Zeit gefangen zeigt. (Gefangen in Bildern – weist wie ich meine?)
Oder ist Lyndon das Individuum, das in diese Gesellschaft stösst?dann wäre es ok, was du da meinst.
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dead finks don't talkOriginally posted by deadflowers@25 Feb 2004, 15:02
Ich finde eher das er die Figuren des Films entindividualisiert und entpsychologisiert und die Gesellschaft in den Ritualen, Sitten, Kostümen etc. ihrer Zeit gefangen zeigt. (Gefangen in Bildern – weist wie ich meine?)
Ja, damit hast du natürlich recht.
Barry trifft auf diese Gesellschaft und geht an ihr kaputt (so wie letztendlich diese ganze Gesellschaft kaputt gehen muss), weil alles auf Äußerlichkeiten und Schein aufgebaut ist (die Glücksspielerei unterstreicht dies z.B.). Und da diese Gesellschaft auf Schein aufgebaut ist, ist sie nicht in der Lage mit wirklichem Unglück, mit wirklicher Emotionalität umzugehen. Die Szene am Bett des sterbenden Sohnes. Unter Tränen muss Barry erneut seine Lügengeschichten vortragen (für mich einer der zwei besten Kubrickszenen überhaupt und die bewegendste auch), denn es gibt nichts anderes, was er zu sagen. Sein Leben ist eine große Lügengeschichte. Aber er ist auch nur ein (gewiss überzeichneter) Mitglied dieser Gesellschaft (zumindest für eine Zeitlang).--
Originally posted by DR.Nihil@25 Feb 2004, 15:11
Sein Leben ist eine große Lügengeschichte. Aber er ist auch nur ein (gewiss überzeichneter) Mitglied dieser Gesellschaft (zumindest für eine Zeitlang).Und steht er somit nicht für diese Gesellschaft?
Weil irgendwie ist er mir zu eigenschaftslos um als Individuum durchzugehen.
Vielleicht als Fremdkörper an dessen Entwicklung und an dessen letztendlichem Verfall sich auch der dieser Gesellschaft zeigt.
Seine streben nach Schein gab ihm nichts und es endet als Lüge und kommt zum Verfall.--
dead finks don't talkVielleicht wieder zurück zu Gibsons Film:
Bevor man irgendwelchen Artikeln in deutschen Zeitungen/Zeitschriften vertraut, die von Leuten stammen, die den Film noch gar nicht gesehen haben (Zitat Andreas Busche/epd Film: „Der Eifer, mit dem Gibson auch im Falle von DIE PASSION CHRISTI seine „Visionen“ verfolgt, erinnert immer weniger an Martin Scorseses in diesem Zusammenhang vielzitierten „Skandalfilm“ DIE LETZTE VERSUCHUNG CHRISTI als vielmehr an ein anderes Herzensprojekt aus der jüngeren Filmgeschichte: John Travoltas desaströse Produktion BATTLEFIELD EARTH, die Verfilmung eines Romans des Scientology-Gurus L. Ron Hubbard.“), oder Aussagen der Anti-Defamation-League glauben schenkt, die auf einer nicht mehr aktuellen, sehr frühen Drehbuchfassung basieren, könnte man sich eventuell auch Kritiken/Stimmen zum Film durchlesen, die auf dem tatsächlichen Endprodukt basieren… (Die Kritik meines Lieblingskritikers, oder die Meinung eines konservativen Rabbi)
Soviel mein Vorschlag zur Güte,
mfG
Anachronist
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Die eigene Schönheit verblasst immerzu im Angesicht der Schönheit der Geliebten.Originally posted by Anachronist@25 Feb 2004, 15:26
Vielleicht wieder zurück zu Gibsons Film:vielleicht….
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dead finks don't talkOriginally posted by Anachronist@25 Feb 2004, 15:26
„Der Eifer, mit dem Gibson auch im Falle von DIE PASSION CHRISTI seine „Visionen“ verfolgt, erinnert immer weniger an Martin Scorseses in diesem Zusammenhang vielzitierten „Skandalfilm“ DIE LETZTE VERSUCHUNG CHRISTI als vielmehr an ein anderes Herzensprojekt aus der jüngeren Filmgeschichte: John Travoltas desaströse Produktion BATTLEFIELD EARTH,Irgendwie finde ich diesen Bezug beängstigend. Ist es nicht arm „Battlefield Earth“ als Referenz zu verwenden?
Auf sowas würde ich nicht eigehen.--
dead finks don't talkOriginally posted by deadflowers@25 Feb 2004, 15:18
Und steht er somit nicht für diese Gesellschaft?
Weil irgendwie ist er mir zu eigenschaftslos um als Individuum durchzugehen.
Vielleicht als Fremdkörper an dessen Entwicklung und an dessen letztendlichem Verfall sich auch der dieser Gesellschaft zeigt.
Seine streben nach Schein gab ihm nichts und es endet als Lüge und kommt zum Verfall.Ja, so in etwa sehe ich das. Sein Schicksal ist sicherlich symbolisch für das der Gesellschaft zu betrachten. Ob man ihn als Individuum bezeichnen kann? Ich würde ihn nicht unbedingt eigenschaftslos bezeichnen, eher emotionslos (darin wird Ryon O´Neill übrigens für mich zum besten Kubrick-Darsteller überhaupt), aber schon als Individuum bezeichnen. Vor allem deshalb weil durchaus so etwas wie eine Entwicklung zu verzeichnen ist: Am Anfang ist er noch nicht dieser Emotionlose. Denken wir nur daran wie aufbrausend und (gesellschaftlich) unangemessen er reagiert, wenn dieser höhere Offizier (oder was auch immer der war) ihm seine Freundin wegnimmt. Im folgenden wird Barry immer kalkulierter und eben emotionsloser. Aber ob er das wirklich ist, das lässt sich bezweifeln, denn er ist nicht so perfekt wie die Gesellschaft selbst. Man merkt, dass es oft ein Unterdrücken ist bei Barry. Einen unterdrücken, das ihm meistens gelingt, aber letztendlich kommt es doch irgendwann – die öffentliche Prügelei mit dem Stiefsohn – zum großen gewaltigen Ausbruch. Und letztendlich kommt wirklich eine Abwendung von dieser Gesellschaft. Wie Joker in „Full Metal Jacket“ am Ende Mitleid zeigt und damit gewissermaßen gegen die inoffiziellen Gesetze des Krieges verstößt, so verstößt ebenso Barry gegen diese „Regeln“ der Gesellschaft, indem auch er Erbarmen zeigt und beim finalen Duell seinen Stiefsohn nicht erschießt, obwohl er könnte. Ein Verstoß der mit Verbannung bestraft wird. Ich denke, in dieser Entwicklung zeigt sich schon etwas durch individuelles.
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Ok. Akzepiere ich. O'Neal halte ich auch für den besten Kubrick darsteller.
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dead finks don't talkOriginally posted by deadflowers@25 Feb 2004, 15:02
Ich finde eher das er die Figuren des Films entindividualisiert und entpsychologisiert und die Gesellschaft in den Ritualen, Sitten, Kostümen etc. ihrer Zeit gefangen zeigtdas war jemand anders!
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A Kiss in the DreamhouseOriginally posted by Napoleon Dynamite@25 Feb 2004, 15:44
das war jemand anders!Sind das jetzte die Parallelen?
Aber Bresson zeigt nicht den Verfall dieser Zeit. Er entrückt sie in unendliche Ferne. Und macht sie noch unbegreifbarer als sie es heute schon ist.
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dead finks don't talkOriginally posted by deadflowers@25 Feb 2004, 15:42
O'NealOh ja, so meinte ich das auch.
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