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AutorBeiträge
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Nach langer Zeit mal wieder aufgelegt:
Rahsaan Roland Kirk – Does Your House Have Lions: The Rahsaan Roland Kirk Anthology (1961-1976)
Ein Box-Set mit eigentlich nur zwei CDs, aber grafisch schön gemacht, mit ausführlichem booklet und einem so bunten Reigen unterschiedlicher Musik, dass es gefühlt etwa doppelt so groß ist.
Der Anlass, warum ich das aufgelegt habe, ist etwas durchs-Knie-ins-Auge: Ich beackere ja gerade James Brown und wie ich im entsprechenden Thread schrieb, gibt RJ Smiths JB-Biografie beeindruckende Einblicke in das Paralleluniversum Black America mit all seinen Paradoxa und Absurditäten, kurz: in Blackness. Und da fiel mir natürlich RRKs Stück Blacknuss (sic!) ein. Und überhaupt: Vielleicht illustriert RRKs Musik, mit dem wilden Umherspringen zwischen Free Jazz und Broadway, zwischen himmelhohen Jauchzen und abgrundtiefer Traurigkeit, zwischen heiligem Ernst und kindlicher Albernheit die Sache Blackness ganz gut. Die Compi ist offenbar auch absichtlich wild collagiert gesequenzt. Sehr zu empfehlen.
PS.: Weiter oben hatten wir eine etwas spitzfindige Diskussion zum Thema „RRK, ja! Aber ist es Kunst?“ Ich glaube fast, da muss man bei Blackness einen ganz anderen Maßstab anlegen. Sonst fange ich noch an, mich zu fragen, ob James Brown Kunst ist.
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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)Highlights von Rolling-Stone.deSo klingen die größten Schlagzeuger ohne ihre Band
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WerbungLass Dein PS besser stecken. Wenn JB keine Kunst ist, dann gibt es keine Kunst. Und keine Kultur. Und keine Menschheit.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy-tail-windLass Dein PS besser stecken. Wenn JB keine Kunst ist, dann gibt es keine Kunst. Und keine Kultur. Und keine Menschheit.
Den “ “ hast Du natürlich gesehen, oder? Eine Diskussion über „den-Kunstbegriff-an und-für-sich“ fangen war hier besser gar nicht erst an. JB ist „Blackness“ so wie auch RRK und das ist eine Welt für sich – aber mit interessanten Berührungspunkten mit anderen Welten.
Grübel … eigentlich ist das Verhältnis von Blackness zu der sie umgebenden Welt sogar ganz entscheidend für die Identität von Blackness .. grübel …
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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)Natürlich, bei mir zwinkert es ja auch mit …
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaBeschäftige mich (in Vorbereitung für einen Podcast) gerade mit der „3-sided dream“. Diese Samples/Zwischensequenzen sind etwas, das mir aus Rock/Metal etc. sehr vertraut ist, Pink Floyd et al. Aber im Jazz ist das für mich neu. Kennt ihr Jazz-Beispiele vor der 3-sided dream mit ähnlichen Gimmicks? Und wann hat diese Art der „Anreicherung“ wohl in anderen Genres begonnen?
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@dropped-bomb, Du meinst solche Klangschnipsel wie Horses, oder?
Ich kenne 3-sided dream nicht vollständig. Solche Samples sind im Jazz sicher eine große Ausnahme und sehr untypisch. Sie sind ja eigentlich kein „Jazz“, da nicht von echten Musikern echt gespielt, was ja irgendwie Teil des Markenkerns von Jazz ist. Und eigentlich bleiben sie auch bei RRK als etwas fremdes zwischen den „normalen“ Jazzstücken stehen, oder? Gimmicks eben.
Wenn Teo Macero mit Miles Davis Tonbänder zusammengeschnitten hat, kratzt das zwar am Markenkern des Jazz, aber es kratzt eben nur daran.
Mir selbst fallen keine weiteren Beispiele ein. John Zorn hat wahrscheinlich auch mal sowas gemacht. Collage ist eine seiner Spezialitäten.
Programmatisch ist die Verwendung von Geräuschen bei John Cage. Es gibt einen Film, in dem sowohl John Cage als auch RRK auftauchen. Den habe ich aber nie vollständig gesehen. Ob es dort inhaltliche Überschneidungen / gegenseitige Einflüsse von RRK und Cage gibt, weiß ich daher nicht.
Und bei Frank Zappa könnte man auch mal nachschauen / -hören. Ab 12:00 spielt er hier auf einem Fahrrad:
https://www.youtube.com/watch?v=1MewcnFl_6Y
Mit der Erwähnung von Pink Floyd weist Du wahrscheinlich z.B. auf deren Bike hin (ab ca. 1:50):
In Hip Hop und Electronica sind Geräuschschnipsel sicher nichts ungewöhnliches.
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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)Zappa, Beefheart? Da gab es sowas schon, als „3-Sided Dream“ entstand, oder? Das kam ja auch nicht aus dem Jazz sondern … woher eigentlich, Konzeptalben halt, Pop für Erwachsene und dann auch für weniger Erwachsene und so.
(Das Fahrrad-Video von Zappa ist natürlich super!)
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaDanke euch! Ich finde die Schnipsel auf der Platte nicht unbedeutend, auch wenn sie vielleicht kein „Jazz“ sind. Für mich unterstreichen sie die Eigenwilligkeit dieses Musikers. Und da er ja auch seinen Namen und das dreistimmige Spiel geträumt haben will, würde ich interpretieren, dass diese Platte mit ihren „Dreams“ eine Art Vertonung seines musikalischen Traumkosmos bedeutet. Wofür auch der Abwechslungsreichtum spricht, der von Ragtime bis modernem Jazz reicht. Durch die Mühe, solche Samples zu produzieren entsteht für mich der Eindruck, dass diese Platte für Kirk etwas ganz besonderes ist. Ob das auch durch die Musik begründet werden kann, wage ich nicht zu beurteilen.
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Eine kleine Randnotiz von Pete Townshend über seine Begegnungen mit Roland Kirk, entnommen aus seiner Autobiographie
„Who Am I“ erschienen 2012 bei Kiepenheuer und Witsch1969
„The Who fuhren weiter nach Boston, spielten in Don Laws Boston Tea Party, wo sonst eine bunte Mischung aus Rock-und Jazzmusikern auftrat. Roland Kirk absolvierte an drei Abenden das Vorprogramm( im darauffolgendem Jahr nannte er sich zusätzlich „Rahsaan“, nachdem er den Namen im Traum gehört hatte). Ich war ein großer Fan von ihm und hatte ein Jahr zuvor zusammen mit Karen und ein paar Freunden sein Konzert in Ronnie Scott’s Jazz Club in London besucht.Wir hatten an dem großen Tisch links von der Bühne gesessen, ganz weit vorne, während Roland Kirk sein außergewöhnliches musikalisches Können furios vorführte.Seine Spezialität war es, zwei oder drei Instrumente gleichzeitig zu handhaben.Wir waren tief beeindruckt.
Nach zirka fünfundvierzig Minuten schien sich Kirk zu langweilen und erklärte seiner Band, zu der auch der Bassist Malcolm Cecil gehörte, der früher so hervorragende Vorträge am College gehalten hatte, sie könnten erst mal was trinken gehen, während er sich ans Klavier setzte. Rolands Improvisationen waren wundervoll – er hatte eine besondere, an einen verspielten Duke Ellington erinnernde Zwei Finger-Technik. Irgendwann flüsterte ich Karen ins Ohr: „Ich find’s toll, aber ich wäre froh, wenn er jetzt wieder Englischhorn spielen würde.“ Er drehte sich um und starrte wütend in meine Richtung. Er hatte es gehört! Ich weiß ehrlich nicht wie; da er blind war muss sein Gehör ungeheuer ausgeprägt sein gewesen sein, denn ich hatte wirklich nur geflüstert.„Entschuldige, Roland“, rief ich , betonte seinen Namen mit starkem Cockney-Akzent, den wir bei Ronnie Scott alle benutzen, wenn wir über ihn sprachen. Er zog eine verächtliche Miene, stand vom Klavier auf und ging wieder zurück zur Bühnenmitte, wo er sich sechs verschiedene Instrumente in den Mund stopfte und gleichzeitig dazu sang. Ein paarmal drehee er seinen Kopf noch in meine Richtung, als wollte er sich vergewissern, dass es mir auch wirklich genug Blasinstrumente waren.
Nach unserem Tommy -Konzert stand ich erschöpft in der Garderobe, als Roland Kirk reingestampft kam und brüllte: Wo ist dieser kleine weiße Wichserarsch, der das Ding über den tauben, stummen und blinden Jungen geschrieben hat?“ Ich gab keinen Mucks von mir aber er hörte mich atmen, kam zu mir und umarmte mich. „Du weißt nicht, wie das ist, Mann, aber du hast uns Blinden endlich eine eigene Oper geschenkt!Nur stumm bin ich nicht und taub auch nicht.“
„Tut mir leid, Roland“, sagte ich wieder mit dem Cockney Akzent.„Verdammt!“ Roland baute sich wieder vor mir auf und tat, als wäre er stocksauer. „Du bist der weiße Wichser, der letztes Jahr bei Ronnie wollte, dass ich mit dem Klavierspielen aufhöre!“ Ich wurde erneut umarmt und zwar dieses Mal ruppiger, aber er saß an allen drei Abenden, die wir in jener Woche spielten, hinter der Bühne und lauschte Tommy.
Roland Kirk hat mich gelehrt, dass sich Musiker nicht immer mit Applaus, Umarmungen oder Fanpost gegenseitig Respekt erweisen. Manchmal hören sie einfach nur zu. Und wenn sie zufällig auch noch blind sind, dann passen sie besonders genau auf.--
"Sams Songsammelsurium #116" am 26.11.2024 um 21:00 Uhr auf www.radiostonefm.de
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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@ „was“ : Dank fürs Teilen ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)soulpope@ „was“ : Dank fürs Teilen ….
Gerne doch!
Ich las Townshends Autobiographie zum ersten Mal 2013 während meiner Reha in Bad Eilsen und da war ich sehr selten online., geschweige denn im Forum unterwegs.
Und jetzt werde ich die Dinge, die ich für interessant halte, hier mal zitieren. The Who und Pete townshend , das sind ja in der Egel eher musikalische Welten, die man nicht mit Jazz in Verbindung bringt.--
"Sams Songsammelsurium #116" am 26.11.2024 um 21:00 Uhr auf www.radiostonefm.deDanke auch von meiner Seite, schöne Geschichte!
was
The Who und Pete townshend , das sind ja in der Egel eher musikalische Welten, die man nicht mit Jazz in Verbindung bringt.Denke, da war die Musikszene gerade in England aber schon recht durchlässig … Soft Machine/Wyatt gingen ja immer in beide Richtungen. Die Leute aus der Karibik und die Südafrikaner halfen wohl noch zu weiteren Öffnungen. Ein schönes Beispiel ist die gerade erstmals veröffentlichte Session von Dudu Pukwana, auf der auch Richard Thompson mitspielt (#11-19), nicht dass ich ihn klar identifzieren könnte:
https://matsulimusic.bandcamp.com/album/dudu-phukwana-and-the-spears--
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was
soulpope@ „was“ : Dank fürs Teilen ….
Gerne doch! Ich las Townshends Autobiographie zum ersten Mal 2013 während meiner Reha in Bad Eilsen und da war ich sehr selten online., geschweige denn im Forum unterwegs. Und jetzt werde ich die Dinge, die ich für interessant halte, hier mal zitieren. The Who und Pete townshend , das sind ja in der Egel eher musikalische Welten, die man nicht mit Jazz in Verbindung bringt.
Ja, immer wieder erstaunlich was Musiker im „Crossover“ so alles interessiert und mglw beeinflusst hat …..
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)was
soulpope@ „was“ : Dank fürs Teilen ….
Gerne doch! Ich las Townshends Autobiographie zum ersten Mal 2013 während meiner Reha in Bad Eilsen und da war ich sehr selten online., geschweige denn im Forum unterwegs. Und jetzt werde ich die Dinge, die ich für interessant halte, hier mal zitieren. The Who und Pete townshend , das sind ja in der Egel eher musikalische Welten, die man nicht mit Jazz in Verbindung bringt.
Was eben ein großer Fehler ist, generell gesprochen. Rock und Jazz verschränkt/beeinflusst sich häufiger, als es allgemein beschrieben wird. Danke auch von mir fürs Teilen.
Dass da mehr Gemeinsamkeiten bestrehen, sich beide Musikrichtungen auch immer gegenseitig beeinflussen, das sehe ich genauso und halte es für unbedingt positiv. Diese bescheuerten Trenungen in Rock- und Jazz, in U- und E-Musik, die wurde doch von Leuten erfunden, die Angst haben, dass sich genau diese Einflüsse bemerkbar machen. Puristisch und im hohen Grade erzreaktionär!
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"Sams Songsammelsurium #116" am 26.11.2024 um 21:00 Uhr auf www.radiostonefm.de -
Schlagwörter: Bright Moments, Jazz, Rahsaan Roland Kirk, Roland Kirk
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