Antwort auf: Rahsaan Roland Kirk

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You can call me "sam"

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Eine kleine  Randnotiz von Pete Townshend über seine Begegnungen mit Roland Kirk, entnommen aus seiner Autobiographie
„Who Am I“ erschienen 2012 bei Kiepenheuer und Witsch

1969

„The Who fuhren weiter nach Boston, spielten in Don Laws Boston Tea Party, wo sonst eine bunte Mischung aus Rock-und Jazzmusikern auftrat. Roland Kirk absolvierte an drei Abenden das Vorprogramm( im darauffolgendem Jahr nannte er sich zusätzlich „Rahsaan“, nachdem er den Namen im Traum gehört hatte). Ich war ein großer Fan von ihm und hatte ein Jahr zuvor zusammen mit Karen und ein paar Freunden sein Konzert in Ronnie Scott’s Jazz Club in London besucht.Wir hatten an dem großen Tisch links von der Bühne gesessen, ganz weit vorne, während Roland Kirk sein außergewöhnliches musikalisches Können furios vorführte.Seine Spezialität war es, zwei oder drei Instrumente gleichzeitig zu handhaben.Wir waren tief beeindruckt.
Nach zirka fünfundvierzig Minuten schien sich Kirk zu langweilen und erklärte seiner Band, zu der auch der Bassist Malcolm  Cecil gehörte, der früher so hervorragende Vorträge am College gehalten hatte, sie könnten erst mal was trinken gehen, während er sich ans Klavier setzte. Rolands Improvisationen waren wundervoll – er hatte eine besondere, an einen verspielten Duke Ellington erinnernde Zwei Finger-Technik. Irgendwann flüsterte ich Karen ins Ohr: „Ich find’s toll, aber ich wäre froh, wenn er jetzt wieder Englischhorn spielen würde.“  Er drehte sich um und starrte wütend in meine Richtung. Er hatte es gehört! Ich weiß ehrlich nicht wie;  da er blind war  muss sein Gehör ungeheuer ausgeprägt sein gewesen sein, denn ich hatte wirklich nur geflüstert.

„Entschuldige, Roland“, rief ich , betonte seinen Namen mit starkem Cockney-Akzent, den wir bei Ronnie Scott alle benutzen, wenn wir über ihn sprachen. Er zog eine verächtliche Miene, stand vom Klavier auf und ging wieder zurück  zur Bühnenmitte, wo er sich sechs verschiedene Instrumente in den Mund stopfte und gleichzeitig dazu sang. Ein paarmal drehee er seinen Kopf noch in meine Richtung, als wollte er sich vergewissern, dass es mir auch wirklich genug Blasinstrumente waren.

Nach unserem Tommy -Konzert stand ich erschöpft in der Garderobe, als Roland Kirk reingestampft kam und brüllte: Wo ist dieser kleine weiße Wichserarsch, der das Ding über den tauben, stummen und blinden Jungen geschrieben hat?“ Ich gab keinen Mucks von mir aber er hörte mich atmen, kam zu mir und umarmte mich. „Du weißt nicht, wie das ist, Mann, aber du hast uns Blinden endlich eine eigene Oper geschenkt!Nur stumm bin ich nicht und taub auch nicht.“
„Tut  mir leid, Roland“, sagte ich wieder mit dem Cockney Akzent.

„Verdammt!“ Roland baute sich wieder vor mir auf und tat, als wäre er stocksauer. „Du bist der weiße Wichser, der letztes Jahr  bei Ronnie wollte, dass ich mit dem Klavierspielen aufhöre!“ Ich wurde erneut umarmt und zwar dieses Mal ruppiger, aber er saß an allen drei Abenden, die wir in jener Woche spielten, hinter der Bühne und lauschte Tommy.
Roland Kirk hat mich gelehrt, dass sich Musiker nicht immer mit Applaus, Umarmungen oder Fanpost gegenseitig Respekt erweisen. Manchmal hören sie einfach nur zu. Und wenn sie zufällig auch noch blind sind, dann passen sie besonders genau auf.

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